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·12. September 2021

Unverständliche Pfiffe gegen Gikiewicz

Artikelbild:Unverständliche Pfiffe gegen Gikiewicz

Vor dem Spiel dachte ich noch, dass ich keine Lust auf das typische Augsburg-Spiel habe, in dem Union das Spiel und der Gegner dafür die Tore macht. Deshalb dachte ich, dass ein 0:0 das Ergebnis sei, mit dem ich am ehesten zufrieden wäre. Als es nach 90 Minuten 0:0 stand, war ich allerdings nicht zufrieden. Oder eben nur halb.

Gut war: Augsburg hatte nur wenige Chancen und scheiterte mit diesen entweder am hervorragend reagierenden Andreas Luthe (der dafür zurecht abgefeiert wurde, aber auch bei jedem erfolgreich verarbeiteten Rückpass mit Luthe-Sprechchören bedacht wurde) oder an sich selbst. Dass da kein Tor fiel, war tatsächlich positiv. Augsburg bekam nur wenig Gelegenheiten zum Kontern, weil Union lieber den Ball noch einmal zirkulieren ließ, wenn wieder alles dicht war.


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Artikelbild:Unverständliche Pfiffe gegen Gikiewicz

Fussball, Herren, Saison 2021/2022, 1. Bundesliga (4. Spieltag), 1. FC Union Berlin – FC Augsburg, v. l. Paul Jaeckel (1. FC Union Berlin), Torwart Andreas Luthe (1. FC Union Berlin), Marvin Friedrich (1. FC Union), Jubel nach dem Abpfiff, 11.09. 2021, Foto: Matthias Koch

Was mich dagegen unzufrieden zurückließ, war Unions Chancenverwertung. Drei Alutreffer in einem Spiel. Ich kann mich echt nicht erinnern, wann das zuletzt passiert ist. Jedenfalls waren es mehr Chancen, als ich gegen ein Team wie Augsburg erwartet hätte und auch in einer sehr hohen Qualität. Alleine Niko Gießelmann …

Hat sich die Erwartungshaltung verschoben?

Ein wenig ein Downer war für mich schon vor dem Spiel, wie ich allenthalben hörte, Union würde Augsburg aus dem Stadion schießen. Drei oder vier Tore wären mindestens drin. Ich weiß echt nicht, woher diese Erwartungshaltung kommt. Zwar hat Union mittlerweile dem Namen nach einen Kader, der solides Bundesliga-Niveau verspricht. Aber erstens muss der noch weiter zueinander finden.

Und zweitens kann Augsburg wie so ziemlich jedes Bundesliga-Team einen Gegner wie Union mindestens mit einer Defensive vor große Herausforderungen stellen, denn ein konstantes Ballbesitzspiel können in der Liga gar nicht so viele Teams bewerkstelligen. Ich hoffe, dass solche Aussagen gestern eher aus dem Wunsch heraus gesprochen wurden und sich die Anspruchshaltung nicht in Höhen verabschiedet hat, die das Team nicht erfüllen kann.

Die Geste des Spiels kam vom Schiedsrichter

Der zweite negative Aspekt des Spiels war Schiedsrichter Martin Petersen, dessen Zweikampfbeurteilungen mich etwas ratlos zurückließen. Selbst mit Abzug der Stadionperspektive erschlossen sich mir nicht alle Pfiffe. Und ich hatte das Gefühl, dass spätestens beim Foul vor der Unionbank, mit dem Augsburg einmal den Ball eroberte und einen eigenen Konter einleitete auch bei den Verantwortlichen von Union die Geduld zu Ende war. Hätte Schiedsrichter Martin Petersen noch einmal die Ball-gespielt-Geste gemacht …

Ganz ehrlich: Ich habe überhaupt nichts gegen hartes Spiel. Und das gehört zum Konzept, um Gegner aus dem Rhythmus zu bringen Aber wenn es null gegen den Ball geht oder der schon weg ist, hört bei mir das Verständnis auf. Mir ist es ein absolutes Rätsel, wie Augsburg aus der gestrigen Partie mit nur zwei Gelben Karten gehen kann.

Pfiffe gegen Rafal Gikiewicz

Was mich bereits während der Verlesung der Aufstellung irritiert hat, waren die Pfiffe gegen Rafal Gikiewicz. Die waren sehr gut hörbar, machten aber bei weitem nicht den Großteil der Zuschauer aus. Auch während der Partie gab es die bei Ballberührungen des früheren Union-Keepers. Dass er nicht nur Freunde im Union-Anhang hat, ist keine Neuigkeit. Sein Instagram-Post auf dem Kapo-Podest vor dem Spiel gegen Rasenballsport, in dem er dafür warb, die Stimmung nicht in den ersten 15 Minuten zu boykottieren, ist sicher noch allen im Gedächtnis. Oder das Kicker-Interview, in dem er meinte, er sei der König von Köpenick. Dazu das immerwährende Sprechen davon, dass er zu wenig Geld verdienen würde bei Union.

Rafal Gikiewicz kann nerven. Manchmal dachte ich mir: Hier hättest du mal einfach die Klappe halten können. Aber was auch dazu gehört: Er hat dabei immer das Herz auf dem rechten Fleck. Vor allem hat er im vergangenen Jahr in Augsburg so oft von Union gesprochen, dass Khedira keine extra Informationen vor seinem Wechsel nach Berlin einholen musste.

Rafal Gikiewicz hat bei Union einen Eindruck hinterlassen mit seiner Leistung, er hat auch einen Eindruck hinterlassen bei Personen und Beziehungen bei Union aufgebaut. Zuletzt war er extra zum Pokalspiel nach München gefahren, um Union zu sehen. Jetzt den offen zur Schau gestellten Ehrgeiz kritisieren, für den wir ihn bei uns abgefeiert haben? Kurzum: Ich verstehe es, wenn man kein Gikiewicz-Fan ist. Aber ich verstehe die Pfiffe nicht. Rafal hat immer alles gegeben. Das zählt. Und dafür hat er auch einen Platz in meinem Union-Herz gefunden. Der Rest ist Fußball-Business.

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Fussball, Herren, Saison 2021/2022, 1. Bundesliga (4. Spieltag), 1. FC Union Berlin – FC Augsburg, v. l. Torwarttrainer Michael Gspurning (1. FC Union), Torwart Rafal Gikiewicz (Augsburg) nach Abpfiff, 11.09. 2021, Foto: Matthias Koch

Das schreiben die Berliner Medien

Aufgrund des torlosen Spiels und der vielen sehr guter Keeper-Aktionen stehen natürlich die beiden Torhüter im Fokus der Medien-Berichte vom Spiel:

  • Union im Alu-Pech in engem Spiel gegen Augsburg (Kicker)
  • Union Berlin nutzt seine Chancen nicht (RBB)
  • Luthe-Paraden nerven Augsburg (Bild)
  • Kein Sieger im Keeper-Kampf (Kurier)
  • Viele Chancen, keine Tore – Unions Fans feiern Torwart Luthe (BZ)
  • Das Remis gegen Augsburg: Ein Gewinn für Union (Morgenpost, Bezahl-Link)
  • Union Berlin muss sich gegen starke Augsburger mit einem Punkt begnügen (Berliner Zeitung)
  • Gutes Spiel, aber keine Tore gegen Augsburg (Tagesspiegel)

Was war sonst noch wichtig?

So wie es bei Baustellen Schilder gibt wie “Seit xy Tagen unfallfrei” hätte man bei Union den Zähler für “Kader seit 2 Tagen verletzungsfrei” gestern nach der frühen Auswechslung von Kevin Möhwald wieder auf null setzen müssen. Sehr schade. Einerseits hätte ich gerne mehr von ihm gesehen und gerade in den Englischen Wochen ist die Breite des Kaders wichtig. Hoffentlich ist die Muskelverletzung (jedenfalls dem Anschein nach) nicht so gravierend.

Schön war dagegen die Einwechslung von Grischa Prömel, der so motiviert war, dass er als erstes mit Taiwo Awoniyi in einen Zweikampf gegangen ist. Im Ernst, ich habe mich sehr für ihn gefreut und hoffe, dass er nun endlich gesund bleibt.

Auf den anderen Plätzen

Die U17 der Männer hat gestern gegen Aue mit 0:1 verloren (Details hier), während die U19 gegen Wolfsburg 2:2 spielte (Details hier).

Die Frauen spielen heute um 14 Uhr im Katzbachstadion gegen Türkiyemspor. Dort gibt es ein Wiedersehen mit Josephine Bonsu, die zur neuen Saison von Union dorthin gewechselt ist. In der Saisonvorbereitung gab es ein 2:5 gegen Türkiyemspor. Ich bin gespannt, wie das unter Wettkampfbedingungen läuft.

Das zweite Frauen-Team spielt in der Berlin-Liga heute um 12 Uhr gegen Lichtenberg 47 und die U17 tritt in der Bundesliga in Meppen an.

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