FC Bayern München
·06 de março de 2025
Verbunden fürs Leben - Bayern und der VfL

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·06 de março de 2025
Der 33-fache Meister und der sechsfache Absteiger. Auf den ersten Blick haben der FC Bayern und der VfL Bochum wenig gemein. Vor dem anstehenden Duell blicken wir mit dem Mitgliedermagazin „51“ auf die Ursprünge der legendären Fanfreundschaft zwischen Rot und Blau zurück - verbunden fürs Leben!
Die besten Freundschaften reichen oft so weit zurück, dass man sich kaum noch an den Moment erinnern kann, in dem alles begann: Vielleicht hat man einmal im Sandkasten dem Nachbarsjungen die Schaufel geliehen, und darum fährt man nun seit Jahrzehnten gemeinsam in den Urlaub. So ähnlich ist das auch mit der Fanfreundschaft der Bayern zum VfL Bochum: Die Freundschaft der roten Bayern mit den Blauen aus dem Ruhrpott geht so weit zurück, dass man sie als eine echte Sandkasten-Freundschaft der Bundesliga bezeichnen darf.
Endgültig besiegelt wurde die Freundschaft am 3. November 1973, dem 14. Bundesliga-Spieltag. Die Bayern hatten beim VfL einen mühsamen 1:0-Pflichtsieg eingefahren und dachten vielleicht schon an das Achtelfinal-Rückspiel im Landesmeister-Cup bei Dynamo Dresden, das am folgenden Mittwoch wartete. Als die Bayern-Fans das Stadion verließen, wurden sie auf der Castroper Straße von Bochumer Fans attackiert (Schlägereien im und um das Stadion herum kamen damals wesentlich häufiger vor als heute). Die Bayern-Fans bekamen besonders viel ab, weil ihr Team die Liga nach Belieben beherrschte. Auch an diesem Tag waren die Roten klar in der Unterzahl, doch dann passierte etwas noch nie Dagewesenes: Die „Bochumer Jungen“, einer der ältesten Fanclubs überhaupt, kamen den Bayern zu Hilfe und vertrieben die Angreifer. Der Abend blieb nicht nur friedlich, er mündete in einer feuchtfröhlichen Zusammenkunft in der „Gaststätte Beckporte“, der Heimat des Fanclubs. Manche sagen, dass auch noch im „Haus Frein“ angestoßen wurde – die Bayern tranken tatsächlich Pils, freilich nur das in Bochum verehrte „Fiege“. Wenig später bekamen die „Jungen“ eine Mitteilung von HSV-Fans, zu denen zuvor eine lose Freundschaft bestand. Die Hamburger waren empört: „Wir oder die“, lautete ihre Aufforderung. Da war für die „Bochumer Jungen“ schnell klar: „Wir lassen uns auf keinen Fall erpressen.“
Bayern-Fahne und Schals zur Fanfreundschaft in der Ostkurve des Ruhrstadions - seit vielen Jahren verbindet Bayern und Bochum eine besondere Beziehung.
Erstmals trafen der VfL und der FCB im September 1971 aufeinander, nachdem die Bochumer in die Bundesliga aufgestiegen waren. Die Bayern gewannen 2:0 in Bochum. Und Fans beider Lager berichten heute, dass man sich sofort sympathisch fand. Womöglich war das erste Kennenlernen ja auch der Grund dafür, warum man 1973 den Bayern zu Hilfe eilte. Aus dem Abend heraus entstanden Freundschaften fürs Leben. Erstmals in der Öffentlichkeit zelebriert wurde die Fanfreundschaft im Frühjahr 1974 im Münchner Olympiastadion: Obwohl die Münchner 4:0 gewannen, drehten Bochumer Fans nach dem Spiel eine Runde auf der Tartanbahn. In den Händen: ein Plakat mit Grußbotschaft.
Trotz der Fanfreundschaft waren Auswärtsreisen nach Bochum nicht immer ungefährlich. Nach einem souveränen 3:1-Auswärtssieg 1981 gingen Bochum- und Bayern-Fans nach dem Schlusspfiff gemeinsam zur nahe gelegenen Kirmes und trafen dort auf einige frustrierte Bochumer. Es folgte eine Schlägerei. Der Vorfall schweißte die Protagonisten aber noch enger zusammen. Jetzt wurden Adressen und Telefonnummern ausgetauscht, vor allem unter den „Bochumer Jungen“ und dem FCB-Fanclub „Red Angels“. Die meisten von ihnen bekamen für die Kirmesschlägerei Sozialstunden aufgebrummt. Doch das gehört heute zu den belächelten „Weißt du noch“-Anekdoten.
So entwickelten sich in den frühen Achtzigern gemeinsame Fangesänge („Wir gehören zusammen/wie der Wind und das Meer/der VfL Bochum/und der FCB“), die Treffen wurden regelmäßiger. Denn jetzt besuchte man auch die Auswärtsspiele des anderen. Selbst dann, wenn die Bochumer Fahrstuhlfahrer mal wieder in die zweite Liga abgestiegen waren und zum Beispiel gegen 1860 München spielten.
Vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Bochum in der Saison 2022/23 feierten die Fans das 50-jährige Bestehen der Fanfreundschaft.
Fans in einer anderen Stadt zu kennen, das hatte auch logistische Vorteile. Man musste dann nicht mehr unbedingt den Nachtzug nehmen, sondern konnte bis Sonntagmorgen bleiben. In Bochum sah ein Aufeinandertreffen dann meistens so aus, dass sich vor und nach dem Spiel alles in der heimischen Kneipe der „Bochumer Jungen“ sammelte (wo abgesehen von den Bayern übrigens niemals die Fans anderer Mannschaften hineindurften). Übernachtet wurde bei „Mama Scholler“ - wie Heiko, ein Bayern-Fan aus Penzberg, erzählt - eine offenkundig sehr stressresistente Mutter eines Bochumer Fans, die ihr „sehr schönes Haus“ zur Verfügung stellte und den Burschen auch noch Brezen, Semmeln und Bier besorgte. Ein anderer Bochumer, Martin, hatte zu Hause in Witten-Stockum jede Menge Platz. Bis zu 40 Leute übernachteten bei ihm, sodass für den einen oder anderen nur noch Platz auf dem nackten Boden oder in der Badewanne war. In München ließ man den Spieltag gerne im „Lustigen Bauern“ nahe dem Olympiastadion ausklingen, eine der Stammkneipen der damaligen Fanszene.
Von außen betrachtet schlief die Fanfreundschaft in den 1990er Jahren ein wenig ein, wirklich unterbrochen war sie allerdings nie. „Wir waren selbst in den elf Jahren, in denen wir in der zweiten Liga spielten, immer sehr aktiv“, sagt Kerstin, die VfL-Anhängerin war eine der treibenden Kräfte im Aufbau der Fanfreundschaft. Dass es kurze Zeit ruhiger war, hatte natürlich einen guten Grund: Es war die Zeit, „in der alle heiraten und Kinder kriegen. Da geht man zwar immer noch ins Stadion, aber viel mehr macht man in dieser Lebensphase nicht.“ Deshalb ist Kerstin auch „megastolz“, dass die nächste Generation den Staffelstab übernommen hat. Wie es heißt, lernten sich die Ultras beider Clubs bei einem Fan-Fußballturnier näher kennen. Aus der „Schickeria“ ist zu hören, dass selbst während der Pandemie die Kontakte nie zum Erliegen kamen. Spruchbanner zum Geburtstag oder auch eine kleinere Choreografie sind schon seit Längerem gang und gäbe.
Die erste Generation der Fan-Freundschaft zwischen Bayern und Bochum schläft heute natürlich nicht mehr in Badewannen, man ist altersbedingt bequemer geworden: Für eine Zusammenkunft nimmt man sich gerne auch mal ein paar Tage Urlaub und reist mit der Familie an – mittlerweile sind in einigen Familien bereits die Kinder miteinander befreundet. Leider haben aber die Treffen immer öfter auch einen traurigen Anlass: Beerdigungen der Haudegen aus der Urzeit der Fankultur gibt es leider doch recht regelmäßig. Wenn dann auf dem Grabstein eines Bayern-Fans ein Bochum-Schal niedergelegt wird, zeigt sich spätestens: Hier handelt es sich um eine tiefe Verbundenheit. Es geht um unzählige gemeinsame Erinnerungen, um einen bedeutenden Lebensabschnitt, den man gemeinsam beschritten hat.
Bayern und Bochum: Verbunden fürs Leben.
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