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·23 de dezembro de 2024
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Das Tor für Cottbus, die nicht gegebenen Elfmeter für Ingolstadt, Mannheim, Bielefeld (2), Essen, Dortmund II, Aue und Hannover II, die gelbe Karte gegen Slamar, ein Handspiel von Dammeier, die Platzverweise gegen Lofolomo und Lang, ein Rückpass von Bielefeld, sowie Foulspiele von Kanuric, Schumann und Töpken. Am 19. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de 17 strittige Szenen genauer angeschaut.
Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga- & FIFA-Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 54-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter seit März 2015 jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf arbeitet Rafati heute als Mentalcoach für Profifußballer und Manager und ist ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, unter anderem bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation. Mehr Infos unter babak-rafati.de.
Szene 1: Für ein vermeintliches Foulspiel an Sebastian Grönning (Ingolstadt) sieht Dennis Slamar (Cottbus) von Schiedsrichter Sören Storks die gelbe Karte. [TV-Bilder – ab Minute 48:25]
Babak Rafati: In dieser Szene Foulspiel zu pfeifen, ist okay. Slamar grätscht zum Ball und verfehlt zwar das Spielgerät, aber es liegt lediglich ein Allerweltsfoul vor, sodass die gelbe Karte eine Fehlentscheidung ist. Er trifft Grönning nicht mit dem ausgestreckten Bein, vielmehr dreht sich Grönning geschickt in den Gegenspieler, fällt über den Rücken von Slamar und kommt dann zu Fall.
Szene 2: Im Mittelfeld geht Sebastian Grönning (Ingolstadt) gegen Dominik Pelivan (Cottbus) zu Fall, das Spiel läuft weiter. Aus dem Angriff fällt das 1:0 für Cottbus und zählt. [TV-Bilder – ab Minute 0:40]
Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf im Mittelfeld ist Grönning in der besseren Position zum Ball und wird von Pelivan zu Fall gebracht, weil sich die Laufwege kreuzen. Dabei wird Grönning im Rücken getroffen, und es kommt unten zu einem Fußkontakt. Der Ball wird überhaupt nicht gespielt. Das Fallmuster ist typisch für ein Foulspiel, wobei Grönning den Kontakt auch dankend annimmt. Auch wenn keine Absicht von Pelivan vorliegt, handelt es sich um ein Foulspiel. Somit hätte es einen Freistoß geben müssen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, weiterlaufen zu lassen.
Szene 3: Einen Schuss von David Kopacz (Ingolstadt) bekommt Dennis Slamar (Cottbus) im Strafraum an die Hand, einen Elfmeter gibt Storks nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:38:50]
Babak Rafati: Einen Schuss von Kopacz bekommt Slamar aus kurzer Entfernung an den angelegten Arm, sodass kein strafbares Handspiel vorliegt. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben.
Szene 4: Bei einem Zweikampf mit Dominic Kanuric (Ingolstadt) wird Yannik Möker (Cottbus) an der Wade getroffen und muss vom Platz. Dennoch gibt es Freistoß für Ingolstadt. [TV-Bilder – ab Minute 2:07:50]
Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf kurz vor dem Strafraum spielt Kanuric zuerst den Ball, und trifft anschließend trifft Möker in die Beine. Da es durch den normalen Bewegungsablauf zum Ball, der auch klar gespielt wird, zum anschließenden Kontakt kommt, hätte der Schiedsrichter besser weiterspielen lassen sollen, da kein Foulspiel vorliegt. Daher liegt zumindest eine richtige Entscheidung vor, keinen Freistoß für Ingolstadt zu pfeifen. Dass es anschließend zu einer Verletzung von Möker kommt, ist sicherlich sehr unglücklich.
Szene 5: Arminia-Keeper Kersken nimmt einen Pass von Joel Felix auf, Mannheim moniert Rückpass. Schiedsrichter Martin Petersen pfeift nicht. [TV-Bilder – ab Minute 17:15]
Babak Rafati: Felix trifft einen langen Ball zunächst einmal nicht. Anschließend spielt er den Ball zu seinem Torwart. Hierbei ist zu bewerten, ob ein kontrolliertes Zuspiel vorliegt. Für mich ist das der Fall, denn wenn Felix seinen Torwart nicht gesehen hätte und zu ihm passen wollte, würde er den Ball wegschießen und nicht so genau zum Torwart zuspielen. Unmittelbar nach dem Zuspiel deutet er zudem in Richtung seines Keepers, dass er den Ball nehmen soll. Es hätte in dieser Situation einen indirekten Freistoß dort, wo der Torwart den Ball aufnimmt, geben müssen. Eine Fehlentscheidung, diesen nicht zu geben.
Szene 6: Im Strafraum bekommt Joel Felix (Bielefeld) den Ball an den Arm, auf den Punkt zeigt Petersen aber nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:00]
Babak Rafati: Felix bekommt den Ball aus kurzer Entfernung an den Arm. Dabei ist der Arm in natürlicher Haltung, sodass der Ball zur Hand geht und nicht andersherum. Somit liegt kein strafbares Handspiel vor. Damit eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.
Szene 7: Bei einem Torschuss wird Samuel Abifade (Mannheim) von Mael Corboz (Bielefeld) umgegrätscht. Erneut gibt es keinen Elfmeter. [TV-Bilder – ab Minute 2:10]
Babak Rafati: Nachdem Abifade auf das Tor schießt, kommt Corboz etwas zu spät in den Zweikampf, trifft Abifade klar und deutlich in die Beine und bringt ihn zu Fall. Das ist ein klares Foulspiel, sodass es einen Elfmeter hätte geben müssen. Zudem hätte es für das Foulspiel die gelbe Karte gegen Corboz geben müssen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen.
Szene 8: Im Strafraum wird Daniel Sumbu (Bielefeld) von Marcel Seegert (Mannheim) am Trikot gezogen. Petersen ahndet die Szene nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:01:20]
Babak Rafati: Auch wenn Seegert Gegenspieler Sumbu am Trikot hält, reicht es für ein Foulspiel einfach nicht aus. Nicht jedes Halten ist ein Foulspiel. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, weiterspielen zu lassen.
Szene 9: Für ein Foulspiel gegen Julian Eitschberger (Essen) kommt Frederik Schumann (Stuttgart II) bei Schiedsrichter Felix Grund mit Gelb davon. [TV-Bilder – ab Minute 2:00]
Babak Rafati: Natürlich hat das Bein von Schumann im Zweikampf mit Eitschberger so weit oben nichts zu suchen, sodass ein Foulspiel vorliegt. Allerdings wird aus dem Foulspiel kein Treten, vielmehr ein Zufallbringen, sodass die gelbe Karte eine richtige Entscheidung ist. Für eine rote Karte fehlt ein Trefferbild.
Szene 10: Im Strafraum geht Ramien Safi (Essen) gegen Dennis Seimen (Stuttgart II) zu Fall, einen Elfmeter gibt Grund nicht. [TV-Bilder – ab Minute 4:20]
Babak Rafati: Keeper Seimen springt mit der rechten Hand zum Ball, trifft allerdings Gegenspieler Safi am linken Fuß und bringt ihn dadurch aus der Balance und schlussendlich zu Fall, sodass ein Foulspiel vorliegt und es folglich einen Elfmeter hätte geben müssen. Eine gelbe Karte hätte es nicht geben müssen, da die Aktion ballorientiert ist. Dennoch eine Fehlentscheidung, keinen Elfmeter zu geben. Hätte sich Safi unmittelbar nach dem Kontakt fallen lassen, hätte es womöglich den Elfmeter gegeben, wenn der Schiedsrichter den Treffer gesehen haben sollte. Ein Kompliment an Safi, der einen Zwischenschritt macht, um den Ball weiter passen zu können und nicht gleich zu Fall geht.
Szene 11: Eine Flanke von Baran Mogultay (Dortmund II) bekommt Joel Bichsel (Saarbrücken) im Strafraum an den Arm, einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Nico Fuchs nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:20]
Babak Rafati: Der Ball ist nach einer Flanke von Mogultay lange in der Luft, anschließend springen zwei Spieler zum Kopfball hoch und verfehlen das Spielgerät. Bichsel verspekuliert sich und geht davon aus, dass die zwei Spieler vor ihm den Ball erreichen. Da das aber nicht geschieht, ist er überrascht, nimmt daher den Arm heraus und spielt den Ball mit der Hand. Das ist ein absichtliches Handspiel, sodass es einen Elfmeter hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, den fälligen Elfmeter nicht zu geben. Eine gelbe Karte ist hierbei nicht vorgeschrieben. Dafür müsste der Ball auf das Tor befördert werden und mit der Hand abgewehrt werden. Bei Torverhinderung wäre sogar die rote Karte vorgeschrieben.
Szene 12: Im Strafraum geht Borys Tashchy (Aue) gegen Florian Bähr (München) zu Fall. Statt Elfmeter gibt Schiedsrichter Marc Philip Eckermann Freistoß. [TV-Bilder – ab Minute 2:35]
Babak Rafati: Es liegt unumstritten ein Foulspiel von Bähr an Tashchy vor, jedoch ist der Fußtreffer innerhalb des Strafraumes, sodass es anstatt eines Freistoßes einen Elfmeter hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, keinen Elfmeter zu geben. Hätte der Schiedsrichter antizipiert und sich weiter auf die rechte Seite orientiert, hätte er den Vorgang richtig einordnen können. Der Assistent kann aus seiner Position auch nicht helfen. Das hätte er, wenn das Foulspiel an der Strafraumlinie, die parallel zur Torlinie läuft, passiert wäre, weil er hierzu seitlichen Einblick hat.
Szene 13: Nach einem Freistoß bekommt Sigurd Haugen (Rostock) den Ball im Strafraum an den Arm, Schiedsrichter Justin Hasmann lässt weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 1:00]
Babak Rafati: Haugen spielt den Ball erst mit der Brust und bekommt unmittelbar danach den Ball an den Unterarm. Dadurch, dass er vorher diesen Arm zur Vergrößerung der Körperfläche einsetzt, liegt ein absichtliches und strafbares Handspiel vor, sodass es einen Elfmeter hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben.
Szene 14: Der bereits verwarnte Michel Dammeier (Hannover) blockt einen Ball an der Seitenauslinie mit der Hand, geahndet wird die Szene aber nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:25:50]
Babak Rafati: Dammeier begeht ein absichtliches Handspiel an der Seitenlinie, das richtigerweise mit einem Freistoß geahndet wird. Allerdings ist dieses Handspiel eine Unsportlichkeit, sodass die gelbe Karte vorgeschrieben ist. Somit hätte der bereits verwarnte Dammeier in der Folge die Ampelkarte sehen müssen. Eine Fehlentscheidung, diese Karte nicht auszusprechen.
Szene 15: Nach einem Zweikampf mit Marco Schikora (Sandhausen) schubst Enrique Lofolomo (Köln) seinen Gegenspieler weg und sieht dafür von Schiedsrichter Felix Weller Rot. [TV-Bilder – ab Minute 2:00]
Babak Rafati: Im Zweikampf fühlt sich Lofolomo von Schikora bedrängt, und nachdem er den Ball abgespielt hat, schubst er seinen Gegenspieler einfach weg, indem er ihn mit beiden Händen vor die Brust stößt und dieser zu Boden geht. Diese Selbstjustiz ist eine Tätlichkeit, und daher ist die rote Karte gegen Lofolomo eine richtige Entscheidung.
Szene 16: Für ein Foulspiel gegen Albion Vrenezi (Köln) sieht der bereits verwarnte Niklas Lang (Köln) Gelb-Rot. [TV-Bilder – ab Minute 1:36:10]
Babak Rafati: Der bereits gelb-verwarnte Lang verliert den Ball auf der linken Angriffsseite des Gegners an Vrenezi und hält diesen fest, sodass dieser nicht weiterlaufen kann. Das ist ein Foulspiel, und da eine gute Angriffssituation unterbunden wird, ist die gelb-rote Karte eine folgerichtige Entscheidung. Das anschließende Ballwegschießen hätte theoretisch eine weitere gelbe Karte nach sich gezogen. Das heißt, selbst wenn dieses Foulspiel nicht gelbwürdig gewesen wäre, hätte dann das Ballwegschießen die gelb-rote Karte gerechtfertigt.
Szene 17: Thilo Töpken (Aachen) geht mit dem Ellenbogen in einen Zweikampf gegen Orestis Kiomourtzoglou (Stuttgart), kommt bei Schiedsrichter Martin Specknert aber mit Gelb davon. [TV-Bilder – ab Minute 0:20]
Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf orientiert sich Töpken erst zu Gegenspieler Kiomourtzoglou, weiß genau, wo dieser steht, nimmt anschließend im Luftduell den Ellenbogen heraus und trifft diesem mit einem kurzen und ansatzlosen Schlag ins Gesicht. Dieser Schlag ist eine Tätlichkeit, sodass es eine rote Karte hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, es nur bei der gelben Karte zu belassen. Man muss aber dazu sagen, dass diese Szene in Gänze unmöglich für den Schiedsrichter auf dem Platz erkennbar ist. Das ist insbesondere dem Stellungsspiel des Schiedsrichters geschuldet, wobei dieser richtig steht. Daher kein Vorwurf.
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