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·16 de maio de 2025
Saison-Analyse 2024/25: Diese Party ist längst nicht vorbei

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·16 de maio de 2025
Ich mache jetzt einen gedanklichen Fehler, aufgepasst! Ich analysiere die Fußballsaison. War es eine gute, eine schlechte? Die Sache ist die: Wenn wir dieses Jahr etwas gelernt haben, dann: Es gibt keine Fußballsaison mehr. Bundesliga-Finale, Pokal-Finale, Nations League, Klub-WM, Vorbereitung, Ligastart – im Reich von Uefa und Fifa geht die Sonne nicht mehr unter.
Weiterkicken, immer weiterkicken!
Es ist, als würde ich an der Supermarktkasse zahlen und mit den Einkäufen direkt rüber zum Eingang gehen und mich wieder in der Lebensmittelabteilung umschauen.
Die Folgen dieser Entwicklung sind unübersehbar, es passieren die seltsamsten Dinge. Nehmen wir die Party-Bayern. Sie feierten vor dem Saisonende ausgiebig, nachdem sie gemerkt hatten, dass es keins mehr gibt. Nur für die Hoffenheimer gibt es womöglich eins, denn wenn die verkaterten und entmotivierten Bayern dort morgen nicht hoch gewinnen, wie man das erwarten könnte, sind sie gerettet, und die armen Heidenheimer müssen in die Relegation.
Die Schwaben wären das erste Opfer der nicht mehr endenden Fußballsaison.
Merke: Wir brauchen eine Urlaubssperre für Bundesligaprofis. Und staatlich festgelegte Erholungspausen für Fußballfans.
Ich stehe dieser Saison wirklich mit gemischten Gefühlen gegenüber. Sie war, machen wir uns nichts vor: langweilig. Schulnote ausreichend. Der Tiefpunkt: Bayer Leverkusen, das Viagra des Fußballs 2024, wurde 2025 wieder zum Nahrungsergänzungsmittel. Das Angriffslustigste an Borussia Dortmund war Rheinmetall. Der BVB spielte Zickzack, weil einige Profis schon den Januar gedanklich auf Wasserrutschen und im Pacha verbrachten. RB Leipzig war schlecht wie eine Dose leer und hielt viel zu lange an Trainer Marco Rose fest.
Die Bayern: Wurden Meister wie in 92,86 Prozent der Fälle seit 2013. Und spielten so, wie sie die letzte Woche gestalteten: Nur berauscht, wenn es um nichts ging. Sie verabschiedeten sich früh aus Pokal und Champions League. Lame, sagt man heute dazu.
Die größte Leistung von Vincent Kompany: Dass es kleine schlechte Stimmung in der Mannschaft gab. Das Anforderungsprofil für neue Bayern-Trainer war schon ausgefeilter in München.
Die größten Gewinner der letzten Zeit: Der Königsklassenluft schnuppernde SC Freiburg – und alle HSV-Fans, weil sie nach sieben dunklen Jahren endlich nicht die Asche sind, sondern einmal auch der helle Schein. Als sie gerade aufgestiegen waren, stand übrigens in der ersten WhatsApp-Nachricht eines Fans, die mich erreichte, nur ein Wort: „Europapokal!“ Manche Dinge ändern sich nie.
Die weiteren Tiefpunkte: Klar, wie immer Mönchengladbach. Ich habe vor Saisonbeginn mit einem Fever Pit’ch-Leser um 50 Euro gewettet, dass Borussia nicht mal Neunter wird. Es sieht ganz danach aus, als hätte ich (wieder mal) recht gehabt. Nach zwischenzeitlichen Europapokalträumen sind die Fohlen natürlich erneut eingeknickt. Warum Gladbach nie auf die Beine kommt und das auch nicht verdient hat: Ich glaube, die Antwort fängt mit „S“ an und hört mit „e“ auf.
Wer nicht drauf kommt: Einfach „Trainer Mönchengladbach“ googeln.
Ach, es ist alles so frustrierend.
Aber zumindest auf den VfL Wolfsburg konnte man sich verlassen: Für mich ist das der Kneipen-Spielautomat unter den Vereinen: Oben steckst du Kohle rein, unten kommt nichts raus, aber ständig rollt was.
Ich setze jetzt voll auf die nächste Saison. Nein, ich meine natürlich: auf die Fortsetzung der nicht endenden Saison. Auf eine Nationalmannschaft vor allem, die endlich mal wieder was reißen soll, und damit meine ich nicht die Nations League, sondern die WM 2026 in USA, Kanada, Mexiko und Grönland.
Wir deutschen Fans brauchen unbedingt wieder Erfolgserlebnisse, damit wir ein bisschen stolz sein können nach all den Rückschlägen. Ich war wie elektrisiert, als ich diese Woche las, dass die neuen argentinischen Personalausweise drei Sterne vorne draufhaben: für jeden WM-Titel einen. That’s the spirit!
In diesem Sinne: Ich wünsche uns allen eine wunderbare Saison 2025/3025!
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