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·03 de fevereiro de 2025

Mislinmuthige Transfers?

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Was Sebastian Hoeneß von seiner Mannschaft verlangt, zeigt Fabian Wohlgemuth bei seiner Kaderplanung: Mut. Nachdem Anthony Rouault den VfB in Richtung Stade Rennes verlässt, holt der Sport-Vorstand in Finn Jeltsch (18) und Luca Jaquez (21) gleich zwei junge Innenverteidiger mit enormem Potential. An wen erinnert uns das? An Sven Mislintat.

Dem ehemaligen VfB-Sport-Direktor und (Noch-)Technischem Direktor von Borussia Dortmund wurde oft vorgeworfen, er würde zu oft riskante Wetten abschließen. Wetten darauf, dass sich Spieler wie Enzo Millot, Naouirou Ahamada, Clinton Mola, Mo Sankoh, Wahid Faghir, Mo Cissé, Mateo Klimowicz oder Tanguy Coulibaly beim VfB kontinuierlich verbessern, zu gestandenen Spielern werden und dann hohe Ablösesummen bringen. Alles natürlich verbunden mit dem Risiko, dass sich sehr junge Spieler nicht so entwickeln wie gewünscht. Und dass die sehr jungen Spieler doch nicht sehr gut sind.


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Wobei Jeltsch und Jaquez keine Jugendspieler mehr sind und über Profi-Erfahrung verfügen. Sie sind eher mit Can Unzun (19) zu vergleichen. Der wechselte vor der Saison von Nürnberg nach Frankfurt. Er kostete über 10 Millionen und wird nach einem halben Jahr immer mehr ein Faktor bei der Eintracht. Von Jeltsch heißt es, er sei ein unglaubliches Talent. Bei Jaquez sind sich alle einig, dass er brutal schnell sei – im Kopf und in den Beinen und er hätte das Herz am richtigen Fleck.

In Nürnberg schwärmen sie vom U17-Welt- und Europameister Jeltsch: Mit 17 debütierte er in der zweiten Liga, er absolvierte bis heute 31 Zweitliga-Spiele. Alle sind sich sicher, dass er eine große Karriere machen wird. In Luzern sind sie stolz, dass ihr Eigengewächs Jaquez in die Bundesliga wechselt. Er wird als bodenständig, fleißig und lernwillig beschrieben. „Wir trauen ihm zu, dass er uns sofort helfen kann“, sagt Wohlgemuth über den 1,87 Meter langen Schweizer. Auch bei Jeltsch ist die Erwartung da, in der Rückrunde ein Faktor zu sein.

Beide brauchen natürlich Zeit und Eingewöhnung und deshalb hätten viele lieber eine Soforthilfe gehabt: einen gestandenen Bundesligaspieler à la Marvin Friedrich, einen “fertigen Spieler“ wie Danilho Doeki. Diese Forderungen kommen ebenso zuverlässig wie die Dystopie, dass der VfB untergehen würde nach drei Niederlagen in Folge. Schwieriges Umfeld eben. Genauso die Skepsis, dass man auf die eigenen Talente nichts geben würde. Was passiert jetzt mit Anrie Chase? Warum wechselt das junge VfB-Innenverteidiger-Talent Elijah Scott zum Serie A-Club US Lecce? Und hat der VfB nicht mit Max Herwerth schon einen U17-Weltmeister?

So wie Mislintat angeblich nur auf französische Talente setzte, wurde Wohlgemuth lange ein Faible für deutsche Spieler nachgesagt, die ihren großen Durchbruch noch nicht geschafft haben, aber eine gewisse Leistungskonstanz anbieten: Maxi Mittelstädt, Jamie Leweling, Yannik Keitel, Nick Woltemade. Jakob Bruun Larsen gehört ebenfalls dazu, auch wenn er Däne ist. Aber natürlich stimmt das nicht: Leonidas Stergiou und Ramon Hendriks sind Entwicklungsprojekte. Auch Jovan Milosevic zählt dazu, selbst Anthony Rouault, der jetzt für 15 Millionen zurück in seine Heimat wechselt.

Im Moment sind die beiden Transfers natürlich ein Risiko. Die Vizemeister-Defensive ist mit der Verletzung von Daxo und dem Abgang von Antony Rouault endgültig Geschichte. Mit Jeff Chabot steht nur ein erfahrener Innenverteidiger zur Verfügung, daneben Chase und/oder Hendriks, die beide zuletzt nicht den stabilsten Eindruck hinterließen. Ameen Al-Dakhil ist mindestens die nächsten zwei Wochen verletzt – also während der entscheidenden Spiele gegen Augsburg, Dortmund und Wolfsburg.  Mit den beiden Neuverpflichtungen bietet der VfB in Zukunft einen Kinderriegel in der Abwehr auf.  Individuelle Fehler müssen bei den Kids eingepreist werden – und das, bei einer Abwehr, die in der gesamten Saison schon alles andere als ein Bollwerk war. Jeltsch und Jaquez sind beide überdies noch nicht vertraut mit den Prinzipien des Trainers. Aber: In Hoeneß we trust!

Finn Jeltsch und Luca Jaquez haben auch deshalb Mislintat-Vibes, weil niemand im Vorfeld etwas zu den Transfers hörte und viele die Spieler nicht kennen beziehungsweise nicht auf dem Schirm hatten.

Fabian Wohlgemuth schaut mit den beiden Transfers über den Tag hinaus, er denkt mittel- und langfristig. Er hatte die Gelegenheit schon länger, die zwei Talente zu verpflichten, der Rouault-Transfer gab ihm jetzt auch die finanzielle Möglichkeit. Der Sport-Vorstand denkt an die Zukunft, hofft bei beiden Perspektivspielern aber auch auf Verstärkungen in der Gegenwart.

Wohlgemuth setzt weiter auf die VfB-DNA „jung und wild“ Statt westfälischer Hausmannskost tischt uns Fabian Mislinmuth mittlerweile innovatives Fusion Food auf. Er läßt sich nicht von einem kurzfristigen personellen Engpass leiten. Das geht selten gut. Auch ein erfahrener Verteidiger muss ankommen und sich mit dem Hoeneß-Ball vertraut machen. Ich erinnere mich an eine Personalnot bei Bayern München: Medhi Benatia, Jérôme Boateng und Javi Martínez waren zum Jahresanfang 2016 ausgefallen und der schlaue Herr Reschke verpflichtete Serdar Tasci aus Moskau. Der konnte sich am Ende zwar deutscher Meister nennen, absolvierte aber lediglich drei Spiele für den Rekordmeister.

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