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·30 de maio de 2025
Liebe, Hoffnung, Tod und Glauben: Die emotionale Saison-Analyse

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·30 de maio de 2025
Und wir Fans? Wir saßen vor dem Fernseher und hofften, dass unser Erzfeind in der Relegation absteigt, während wir es in den letzten zwei Jahren nicht einmal selber geschafft haben, diese Affenbande zu besiegen. Einen Tag später drückten wir einem Team im Pokalendspiel die Daumen, das uns humorlos bereits in der ersten Runde aus dem Wettbewerb gekickt hat. Das beschreibt unseren aktuellen Status schon sehr gut… Erfolgserlebnisse müssen uns andere liefern, denn Hannover 96 trabt nur halbherzig hinterher. Wie oft wurde diese Saison auf die Ergebnisse anderer Teams geschielt und Chancen erkannt, nur um am Ende wieder kein Profit zu schlagen.
Ich muss echt gestehen, dass mich die letzten zehn Monate an meine Grenzen gebracht haben und ich mich gerade nur noch leer fühle. Neben viel Energieaufwand in der Liebe und großer Unruhe im Job, musste ich meine ganze Kraft nach dem Tod eines Elternteils aufbringen. Da rückten die Geschehnisse auf den Sportplätzen plötzlich in den Hintergrund und konnten auch ergebnistechnisch kaum für Ablenkung sorgen. Es war zwischendurch eine echt miese Zeit.
Sportliche Versprechen platzten nebenbei wie Seifenblasen. Auch wenn man als Fan von Hannover 96 so einiges gewohnt ist, so brachte der Zeitraum seit Sommer ’24 doch enorm viele und intensive Emotionen mit sich. Für mich, aber sicher auch für unzählige andere 96-Fans. Das Klima in der Welt, der Gesellschaft und Politik ist noch ungemütlicher geworden und unseren Ausgleich am Wochenende, im Stadion oder vor dem TV, konnte man sich irgendwann nicht mehr schön trinken. Dabei haben wir das starke Gefühl, dass wir ganz dringend mal wieder ein größeres Erfolgserlebnis bräuchten.
Ich fühle mich enorm ausgebrannt und zögere noch, mir zum Abschluss der Saison ein Trikot zu gönnen, so wie ich es in den letzten Jahren eigentlich immer tat. Während die Welt da draußen immer noch krasser wurde, war auch die Erwartung an meinen Lieblingsverein brutal in die Höhe gejazzt. Eben auch, weil man mit einem 3-Jahresplan Augenwischerei betrieb. Wie eklatant es um unsere Profiabteilung tatsächlich stand, wurde ersichtlich, als in letzter Sekunde ein fehlender Geschäftsführer Sport installiert und damit die Lizenz gerettet werden konnte.
Wir schmunzeln immer noch hochnäsig über Vereine wie Heidenheim und Elversberg, hinken diesen aber inzwischen sportlich wie strukturell hinterher. Eigentlich war mit Marcus Mann jemand gekommen, der unsere Profisparte samt U23 und Akademie mal wieder zeitgemäß flott machen wollte. Doch wird seine immer wieder angedeutete Masterclass bis dato von höherer Stelle ausgebremst. Kollege Henrik mahnte neulich an, dass Mann nun endlich mal liefern müsse, um nicht mit den eigenen Ansprüchen unterzugehen. Dazu müsse aber auch endlich die Kasse geöffnet und mal groß aufgetischt werden. Keine Ausreden mehr und kein Klein-Klein! Da hat unser Chefredakteur völlig recht!
Die Ausrufung des 3-Jahres-Plans im Sommer 2022 stellte so etwas wie eine Inhaftnahme der Fans dar, in deren Folge es 36 Monate lang erstmal nicht möglich war, aus der Nummer herauszukommen. Vielleicht ist es 2024/25 dann diese Fallhöhe gewesen, aus der wir, trotz großer Hoffnung, am Ende doch wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet sind. Der Fußball von Hannover 96, der sicher nicht nur bei mir als Ventil für das Private genutzt wird, bot leider auf Länge nicht viel Anlass zur Freude.
Der Verschleiß von drei Trainern in nur einer Saison war ein Novum und spricht Bände. Keiner der drei Übungsleiter schaffte es, den Kader „am Peak spielen“ zu lassen, wie es Stefan Leitl immer wieder anmahnte. Die von uns über die Saison beobachteten Werte waren oft ok, aber zu selten über längere Phasen herausragend. Andere Teams spielten in einem festen Mannschaftsgefüge konstanter, oder wie der 1.FC Köln mit individueller Klasse und einer Menge Lucky Punch. Da Hannover 96 in den Transferphasen nicht gut nachlegte, traten die Vorhersagen vieler Fachleute ein und man versackte im gesicherten Mittelfeld.
Unsere Roten liefen nicht genug und verloren durch unsaubere Pässe beziehungsweise Annahmen zu oft den Ball schon im Aufbauspiel. Als unter André Breitenreiter endlich auch Torchancen kreiert wurden, konnten diese viel zu selten genutzt werden. Sich drei Jahre lang über Topwerte bei verwandelten Elfmetern oder Standardsituationen zu freuen, ist auf Dauer einfach zu wenig. Zudem hatten wir in der ganzen Zeit nie einen echten Leader im offensiven Mittelfeld, auf der 10 oder im Sturm. Man hatte es drei Jahre lang kritisiert, aber es wurde eben nichts unternommen…
Dieser Text fing sehr düster an, wobei es rein auf unseren Verein bezogen ja irgendwie Jammern auf hohem Niveau ist. Wir haben uns in diesen drei Jahren deutlich stabilisiert und konnten neue, sinnvolle Strukturen im Profibereich installieren. Es gibt jetzt einen „96 Weg“, der mit dem Aufstieg der U23 bereits zu blühen begann. Jetzt müssen die Talente zwar nochmal eine Runde in der Regionalliga drehen, doch der beschrittene Weg wird weitere Früchte tragen. Wir waren in Liga drei eine von nur drei B-Mannschaften aus den deutschen Profiligen. Und wir werden zurückkommen!
Auch die erste Mannschaft hat nun drei Jahre ohne ernsthafte Abstiegssorgen hinter sich, zum Teil mit ansehnlichem Offensivfußball. Ich bin positiv gestimmt, dass Trainer und Spieler schon bald wieder so zusammen funktionieren, dass man oben anklopfen wird. Dieser Moment ist halt auch eine Glückssache, ein Momentum, aus denen ein Lauf entsteht. Diese 2. Liga ist total „Gaga“ und unvorhersehbar geworden. Ein geiles Team und eine starke Spielidee wären aber ein guter Anfang.
Es tut gut, gerade mit etwas Abstand durchatmen zu können. Wobei Marcus Mann mit der Verpflichtung unseres neuen Sturmtanks schön an der Sommerruhe gezündelt hat. Auch der Krimi um die Verpflichtung von Youssef El Kachati und die Frage danach, wann die neuen Trikots mit Flock von Marius Wörl endlich bestellbar sein werden, sorgen für Kurzweiligkeit.
Ach ja, de facto haben wir Ende Mai auch noch keinen Trainer! Hieran merke ich, dass mich die letzten Monate zwar Körner gekostet haben. Beim genaueren Hinsehen kann ich es aber erneut nicht abwarten, dass die nächste Saison beginnt. Neue Namen, neue Chancen, alte Liebe. In guten wie in schlechten Zeiten, für immer HSV!
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