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·23 de maio de 2024

Kommentar: Warum reden wir nur über Leverkusen?

Imagem do artigo:Kommentar: Warum reden wir nur über Leverkusen?

Bayer Leverkusen unterliegt Atalanta mit 0:3 und kassiert damit ausgerechnet im Finale der Europa League die erste Pleite seit über einem Jahr. Dass der Fokus der Ursachenforschung auf dem frisch gebackenen deutschen Meister liegt, ist logisch. Gleichzeitig wird zu wenig über den Gegner aus Bergamo gesprochen, was seiner herausragenden Leistung und einem historisch wichtigen Titel nicht gerecht wird. Eine kommentierende Analyse.

Aus Dublin berichtet Michael Bojkov.


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Die Spurensuche missachtet einen wichtigen Faktor

Sicherlich, die Leverkusener Fehlerkette war an diesem Abend eine lange. Sie fing im eigenen Spiel an. „Wir hatten im Aufbau nicht die Überzeugung“, meinte Jonas Hofmann nach der bitteren Finalpleite, Simon Rolfes monierte „ein zu geringes Balltempo“. An die ungewöhnlich zähe Spielanlage der Leverkusener reihten sich vermeidbare Fehlpässe und individuelle Fehler, besonders bei den Gegentoren. Beim 0:1 verlor Exequiel Palacios Torschütze Ademola Lookman aus den Augen, der beim 0:2 von einem Ballverlust Amine Adlis profitierte. Edmond Tapsoba hatte an gleich zwei Gegenoren seine Aktien, ließ Dreierpacker Lookman sowohl beim 0:2 als auch beim dritten Treffer gewähren. „Wir waren nicht auf unserem besten Niveau – alle, auch ich selbst“, konstatierte Xabi Alonso.

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War die Werkself zu nervös? Schließlich ist die Mannschaft in großen Teilen noch jung und hat trotz der Wahnsinnssaison keine Finalerfahrung. Oder waren die Spieler gedanklich schon einen Schritt weiter? Die Tatsache, dass nach der Schalenübergabe binnen sieben Tagen zwei weitere Pokale und damit das Triple winkte, hätte zumindest dazu verleiten können. Die Ursachenforschung ist umfangreich, doch erwähnt sie einen ganz entscheidenden Faktor nur am Rande: Den Gegner.

Die Leistung Atalantas gehört mehr gewürdigt

„Atalanta hat weniger Fehler gemacht als wir. Wir haben mehr Fehler gemacht als Atalanta“, versuchte es Xabi Alonso simpel auf den Punkt zu bringen. Doch es war viel mehr als das. Atalanta hat ein schlichtweg herausragendes Spiel abgeliefert und war Bayer 04 in allen Belangen überlegen. Besonders das Pressing der Norditaliener war phänomenal. Vorne gingen Charles De Katelaere, Gianluca Scamacca und Dreierpacker Lookman aggressiv auf die letzte Kette der Leverkusener, dahinter wurde konsequent nachgeschoben. Im Zentrum lief insbesondere Éderson immer wieder explosiv an und sprintete im Falle einer misslungenen Pressingsequenz im Eiltempo nach hinten, und das praktisch über 90 Minuten – eine Leistung, die an N’Golo Kante zu seinen besten Zeiten erinnert.

Die Gasperini-Elf presste so hoch, dass ihr letzter Feldspieler teilweise auf Höhe der Mittellinie positioniert war, Leverkusen wurde im eigenen Ballbesitz regelrecht eingeschnürt. Gegen eine Mannschaft, die seit über einem Jahr kein Pflichtspiel mehr verloren hat, so eine Herangehensweise an den Tag zu legen, erfordert Mut – und dieser machte sich bezahlt. All das war mindestens ein Teilgrund, weshalb ein ballsicherer und im Normalfall auch ein extrem pressingresistenter Spieler wie Granit Xhaka ungewöhnlich viele Fehlpässe spielte.

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Gian Piero Gasperini gewinnt seinen ersten Titel mit Atalanta. (Photo by Michael Regan/Getty Images)

Atalantas Erfolg ist kein Zufallsprodukt

So beeindruckend die Art und Weise war, so wenig überraschend ist sie doch zugleich. Es sind über Jahre hinweg konsequent einstudierte Prinzipien, mit denen Gasperini mit seiner Ankunft 2016 die Wände Bergamos bemalte und aus einer vom Abstieg bedrohten Mannschaft einen Europa-League-Sieger formte. Dass es vor Dublin nie zu einem Titel reichte, gründet auch darin, dass die Bergamaschi in Finals häufig unter ihren eigenen Möglichkeiten spielten, die fehlende Kaltschnäuzigkeit vermissen ließen. So verloren sie in den letzten sechs Jahren drei Endspiele in der Coppa Italia, zuletzt vergangene Woche gegen Juventus. Doch mit jeder bitteren Finalpleite wurde die Mannschaft ein Stück weit reifer – und entwickelte schrittweise einen Jetzt-erst-recht-Spirit, der sich in Dublin vollumfänglich entfaltete.

Die Mannschaft von Gian Piero Gasperini stellte die pralle Wucht, die seit Jahren in ihnen schlummert, auf der großen europäischen Fußballbühne zur Schau. Mitsamt einem Ademola Lookman, der an diesem Abend messieske Züge aufwies. Unterm Strich steht der erste Titelerfolg seit dem Gewinn der Coppa Italia 1963. Und er ist mehr als verdient. Weil der Tabellenfünfte der Serie A in einem natürlich wachsenden Prozess über Jahre hinweg darauf hinarbeitete und in Dublin auf den Punkt ein herausragendes Spiel ablieferte. Die Gründe für den Erfolg Atalantas in der Leverkusener Fehlerkette zu finden, wird der Storyline und der Wichtigkeit dieses Pokals für die Norditaliener nicht gerecht. Der Europa-League-Titel ging nicht an die fehlerfreiere Mannschaft, sondern an jene, die sich die Früchte exzellenter Arbeit erntete und sich damit selbst endgültig zu einer heißen Aktie des europäischen Fußballs machte.

(Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

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