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·01 de julho de 2025
Ich liebe den US-Fußball – nicht nur wegen Messi

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·01 de julho de 2025
Wissen Sie, was ich kommenden Sonntag um 1.30 Uhr morgens mache? Wenn im Stade Saputo in der kanadischen Provinz Quebec 22 Sportler ohne globales Interesse auf dem ehemaligen Trainingsgelände der Olympischen Spiele 1976 einlaufen? Ich werde mir „Soccer“ anschauen, wie die Amerikaner sagen – immer noch, auch trotz der Vokabeln die bei der Klub-WM weltweit benutzt werden.
Die amerikanischen Vertreter beim CWC sind doch längst ausgeschieden, werden sie sagen. Und eine kanadisches Team war ohnehin nicht mit dabei.
Sie haben recht! Mit Inter Miami ist der letzte Repräsentant der US-amerikanischen Profi-Fußballliga Major League Soccer im Achtelfinale ausgeschieden. 0:4 gegen den europäischen Vertreter und aktuellen Champions-League-Sieger Paris St. Germain.
Die MLS hat währenddessen die Geschäfte fortgeführt. Wie jeden Sommer, wenn die Top-Teams europäischen Großgästen den Vorbereitungsgegner macht. Die USA haben ihre normale Liga-Arithmetik wieder. Und ich meine Routine.
Seit dem ersten Pflichtspiel des Club Internacional de Futbol Miami, kurz Inter Miami, versuche ich die Spiele zu sehen. Von Anstoßzeiten ab 21 Uhr deutscher Zeit bis hin zu 3 Uhr war alles dabei. Und sie werden verstehen: nur live ist live.
In den Jahren 2020 bis 2023 – ich möchte offen schreiben – waren die nächtlichen knapp zwei Stunden Zeitverschwendung. Schöne Trikots, wenig Struktur. Diese kam auch nicht mit Lionel Messis Verpflichtung. Aber seine individuelle Klasse und die Folgeverpflichtungen seiner ehemaligen Klasse(n)kameraden machten die Nächte deutlich weniger negativ aufregend.
Viele in Deutschland werden in den letzten 14 Tagen erstmals Miami gesehen haben. Die allermeisten vielleicht sogar erstmals gegen Paris. So jedenfalls erkläre ich mir die vielen Zuschriften, wie „erbärmlich“ die „alten Männer“ doch seien und mehr. Auch ich wusste nicht, wo die MLS-Teams im Vergleich zu europäischen Teams stehen. Oder wie komptetiv Südamerikaner sind. Wo steht der afrikanische Klubfußball?
Diese Vergleiche machen für mich den Reiz des Wettbewerbs aus. Ich habe befürchtet, dass der amerikanische Klubfußball auch nach 25 Jahren MLS noch nicht auf Weltniveau ist. Es passiert etwas – aber das wird noch Jahrzehnte dauern.
Die Liga sei ohnehin nur eine Rentnerliga, in die man zum Aufhören geht. Das sei Verschwendung von Messis letzten Jahren.
Über die Klub-WM können Sie denken, wie sie wollen. Ich bin nicht missionarisch unterwegs. Was sie gebracht hat – und das ist die mir liebste Errungenschaft. Sie zeigte, dass wir Europäer nicht alleine Spitzen(vereins)fußball gepachtet haben. Einige von uns Kontinentalfußballbeobachtenden sitzen auf einem sehr hohen Ross. Auch anderswo wird Fußball gespielt und vor allen Dingen gelebt. Vielleicht sogar oft mehr als bei „uns“.
Und ja, in den Ländern, die uns vor Augen geführt wurden, wird anders gespielt. Anders gearbeitet. Anders organisiert. Vielleicht – das streite ich nicht ab -, ist die Qualität in der Bundesliga höher als in der MLS oder in Ägypten. Sicher sogar in der Champions League im Vergleich zur Copa Libertadores oder gar der CAF Champions League. Aber auch, weil die Begebenheiten anders sind. Deshalb ist ein Triumph oder eine Meisterschaft dort vielleicht sogar noch mehr wert. Die Borniertheit, die das alles oft so abtut, ärgert mich maßlos. Wir alle können nicht alles immer Blick haben. Aber wir können auch mal den Mund halten und mehr Respekt zeigen.
Nur ein Beispiel, weil wir bei den USA waren. In der MLS ist der Kaderbau eine Wissenschaft. Sie können nicht einfach Ausländer nach Ausländer holen. Es gibt Gehaltsobergrenzen und sogenannte Roster-Spots, die Teams ertauschen müssen. Nur Ausgewählte dürfen das Gehaltsgefüge sprengen. Den Rest des Teams müssen Einheimische machen. Es gibt sie, die Teams, die gute Akademien beschäftigen. Und auch ins Profiteam überführen. Es gibt neben den Veteranen wie Messi, Reus oder Lloris zunehmend Zufluss talentierter südamerikanischer Talente und spannende Athleten. Ich sage Ihnen: Messi kommt auch da nicht mehr ausnahmslos an jedem vorbei. Offensichtlich auch nicht gegen PSG. So endete sein letztes großes Hurra auf Weltebene.
Das Turnier Klubweltmeisterschaft schreitet in die entscheidenden Stunden voran. Inzwischen sieht es danach aus, als machen die Südamerikaner und Europäer unter sich aus. (Also doch!)
Die Amerikanerinnen und Amerikaner sind jetzt raus – sie haben den CWC sowieso nie verstanden. Selbst in Miami (Miami Gardens, nicht Fort Lauderdale, wo Inter normalerweise seine Heimspiele austrägt) sind die Spiele partiell ausgebucht gewesen. Seltstam, weil die Heimspiele in der MLS auf Monate ausverkauft sind. Und: weil die Auswärtsauftritte der Herons nicht selten für Zuschauerrekorde sorgen… Die Zahlen des League Pass sind besser denn je. Die Liga ist also heiß.
Jetzt haben sie die ja wieder. Und ich meinen Schlafrhythmus nicht mehr. Ich freue mich auf die Nacht von Samstag auf Sonntag. Denn nicht nur in europäischen Vereine spielen sehenswerten Fußball.