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·13 de dezembro de 2024
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·13 de dezembro de 2024
WM-Vergabe, Diktatoren, Geldgier – Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel hat erst mal genug vom Weltfußball und bevorzugt die 2. Liga
Die jüngsten Ereignisse treiben mich in die Arme der 2. Liga. Hier gilt wirklich noch die Unschuldsvermutung. Niemand versucht, Zweitligaspiele an Saudi-Arabien zu vergeben. Kein als Zweitligapräsident getarnter Diktator treibt in Regensburg, Magdeburg oder Paderborn sein Unwesen. Die Relegationsspiele am Saisonende werden nicht in Mexiko-City, Seoul, Miami und Elversberg ausgetragen.
Die 2. Liga leidet auch nicht unter Sponsoren, die Panzer bauen, und abgestimmt wird normalerweise nach heftigen Geschäftsstellen-Diskussionen basisdemokratisch mit Handzeichen und nicht remote per Fifa-Applausometer. In Liga 2 ist die Welt noch in Ordnung.
Und es gibt Klubs wie den Hamburger SV, 1. FC Köln und FC Schalke 04. Tradition pur.
Ja, in Liga 2 passieren die wirklich herzbewegenden Dinge. Der HSV zum Beispiel nähert sich an diesem Wochenende der Schwelle zu einer neuen Dimension: Mit einem Sieg in Ulm könnte der frühere Bundesliga-Dino auf Platz 50 der ewigen Zweitligatabelle vorrücken, habe ich gelesen. Das ist zwar nicht das, wovon der HSV-Fan seit Jahrzehnten träumt, aber immer noch besser als ein Sponsorenvertrag mit Rheinmetall oder eine WM in Katar.
Nein, in der 2. Liga wird brav für HanseMerkur (HSV) geworben, für regionale Autoverkäufer (CheckCars24/Hertha BSC). Oder wie auf Schalke für die Sun AG – das ist eine Firma, die sich um „Herstellung, Vertrieb und Handel von kalorienreduzierenden Vollkostbioceuticals“ kümmert.
Schöne, heile Zweitligawelt!
Hier regiert kein geistig verarmter Handtaschennapoleon, und es fließt statt Schwarzgeld nur guter, sauberer Schweiß.
In die 2. Liga kommen nicht die Mannschaften mit dem meisten Geld wie bei der Klub-WM, sondern die, die schlicht und ergreifend zu doof für erste Liga sind. Es herrscht deshalb konstant nachhaltige Spannung im deutschen Unterhaus: Aktuell spielen elf, zwölf Klubs um den Aufstieg mit.
In der 2. Liga geht’s enger zu als am Freibierstand einer FC-Bayern-Mitgliederversammlung.
Dazu ein faszinierendes Beispiel: Als der Hamburger SV am vergangenen Wochenende gegen Darmstadt mit 1:0 in Führung ging, schossen die Rothosen in der Livetabelle auf Platz 2 hoch. Als das 1:1 fiel, stürzte der HSV auf Platz 7 (!) ab.
Kaiserslautern! Düsseldorf!! KÖLN!!! Welche Fußballnation kann es sich leisten, so viele Traditionsklubs in Liga 2 zwischenzulagern? Keine.
Der 1. FC Nürnberg hat sogar den besten WM-Torschützen aller Zeiten auf der Trainerbank. Dass in Liga 2 jeder dritte Ball ungewollt im Seitenaus landet? Scheiß drauf! In Fürth, Braunschweig und Münster werden die ehrlichsten Fehlpässe der Welt gespielt.
Nach all den erschütternden Ereignissen der Woche (WM-Vergabe per Dekret an Saudi-Arabien, Duckmäusertum beim DFB, eisiges Schweigen in der Liga, langweilige Milliarden-Königsklasse) fühle ich mich morgen sehr gut aufgehoben bei Magdeburg-Paderborn, UIm-HSV und Schalke-Düsseldorf. Die 2. Liga wird meine Wellness-Oase.
Und das bleibt auch so, denn 2. Liga ist wie Coca-Cola: Die Zusammensetzung wird sich nie ändern. Der HSV kann einfach nicht aufsteigen, Köln scheitert immer wieder an sich selbst, und die Schalker möchten zwar unbedingt ins Oberhaus, würden das aber nicht mal hinkriegen, wenn die 2. Liga nur aus drei Mannschaften bestünde. Aber sie ernähren sich wenigstens gut.