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·24 de setembro de 2024

Honajzer und Rehuš: Die Tschechoslowaken

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Der eine ist Tscheche, der andere Slowake. Wären Alex Honajzer (U19) und Milan Rehuš (U23) 15 Jahre früher geboren, kämen sie aus demselben Land – doch die Tschechoslowakei, oder ČSSR, gibt es seit 1992 nicht mehr. Wir haben uns mit den beiden Akademie-Spielern getroffen und mit ihnen über ihren sportlichen Werdegang sowie die Vergangenheit ihrer Heimatländer gesprochen. Und über ihre herausragenden Leistungen in der Deutsch-Prüfung.

Michael Heitz gerät ins Schwärmen, wenn er seine ehemaligen Schüler sieht. „Die Zwei haben die beste Deutsch-Prüfung aller ausländischen Akademie-Spieler hingelegt“, sagt der Nachhilfelehrer von Anpfiff ins Leben, der die Nachwuchsfußballer der TSG seit vielen Jahren begleitet. Mit seiner Frau Margit betreute er auch Honajzer und Rehuš, die beide sagen: „Als wir nach Hoffenheim kamen, konnten wir kein Wort Deutsch. Margit Heitz war eine große Hilfe für uns. Die deutsche Sprache zu beherrschen, hilft uns auch auf dem Platz enorm weiter.“


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Margit Heitz gibt die Komplimente gerne zurück. „Es hat viel Spaß gemacht, mit den beiden zu lernen, denn der Wille war deutlich zu erkennen. Sie waren immer pünktlich, vorbereitet und sehr motiviert.“ Dabei waren die Anfänge alles andere als leicht, denn sie fielen in die Corona-Zeit, als viel online gemacht werden musste.

Im Mai, zwischen den beiden Finalspielen um den DFB-Pokal und die Deutsche Meisterschaft, unter großem Druck also, legten Honajzer und Rehuš im Pädagogium in Heidelberg ihre Prüfungen ab – und erwarben das Zertifikat „tel Deutsch A2“ mit der Bestnote „sehr gut“. Sie holten 95,5 bzw. 95 von 100 möglichen Punkten. Bei der mündlichen Prüfung räumten sie die volle Punktzahl ab. „Auch die Teamkollegen, die es vermieden haben, Englisch mit den Jungs zu reden, haben ihren Anteil daran, dass die beiden so gut abgeschnitten haben“, sagt Michael Heitz.

„Für meine Minuten gekämpft“

Der Slowake Milan Rehuš, Jahrgang 2005, wurde in der Hauptstadt Bratislava geboren. Sein Vater spielte Feldhockey und ließ dem Sohn die Wahl, ob er lieber mit oder ohne Schläger dem Ball nachjagen wollte. Milan entschied sich für den Fußball, wo er schließlich als Fünfjähriger bei Slovan, dem größten Klub des Landes (Europapokalsieger 1969), begann.

Dass er ein ordentlicher Kicker ist, wurde dem Offensivspieler spätestens in der U15 klar, als er in die Juniorennationalmannschaft seines Landes berufen wurde, für die er dann auch bis zur U19 alle Altersstufen durchlaufen hat. Als B-Jugendlicher hatte er unter anderem auch ein Angebot von Sparta Prag, doch er zog die TSG vor. „Ich wollte etwas Neues probieren und unbedingt nach Deutschland“, so Rehuš, der sich nach einem Jahr in der U17 als Jungjahrgang in der U19 erst durchbeißen musste: „Ich hatte nicht so viel Spielzeit wie erhofft, bin aber immer positiv geblieben, habe hart trainiert und dafür gekämpft, meine Minuten zu kriegen.“ Diese Disziplin zahlte sich im zweiten Jahr aus. Er verdoppelte seine Einsatzzeiten und feierte mit seinen Kollegen das historische Double – Deutscher Meister und Pokalsieger der A-Junioren.

Tränen schnell getrocknet

Der Tscheche Alex Honajzer ist ein Jahr jünger als Rehuš, er kam 2006 in Ostrau zur Welt und wuchs im Stadtteil Vítkovice auf, wo auch sein Vater Petr und sein Onkel Marek als Jugendliche erfolgreich Eishockey spielten. Petr Honajzer meldete seinen fünfjährigen Sohn eines Tages einfach im Fußballverein an. „Ich wollte eigentlich gar nicht“, sagt Alex heute lachend, „und habe bei den ersten Trainingseinheiten immer geweint.“

Doch die Tränen trockneten schnell. Beim Traditionsklub Baník Ostrau wuchs er zu einem über die Grenzen der Bergbaustadt hinaus bekannten Spieler heran, der wie Rehuš in die U15-Nationalmannschaft seines Landes berufen wurde und Begehrlichkeiten weckte – unter anderem bei Slavia Prag und in Salzburg. Doch wie sein slowakischer Freund entschied sich Honajzer für Deutschland – und die TSG. „Wir kannten uns schon vorher, weil wir auf internationaler Ebene gegeneinander gespielt haben.“ Als er in der U17 nach Hoffenheim ins Spielerwohnheim zog, erleichterte ihm der Fast-Landsmann Rehuš den Einstieg.

„Tschechisch und Slowakisch sind nicht zu 100 Prozent identisch, aber es ist wie Deutsch und Österreichisch“, bestätigen beide. „Manche Wörter sind unterschiedlich, manche Aussprache anders, aber man versteht alles.“ Dass ihre Heimatländer von 1918 bis 1992 eine Nation waren, ehe sie sich – im Gegensatz zu anderen Staaten – friedlich trennten, wissen sie natürlich. Aber mit der Fußballhistorie der ČSSR haben sie sich bislang nicht so vertraut gemacht. Beim Namen Antonín Panenka klingelt es zwar („Natürlich kennen wir ihn!“), bei der Jahreszahl „1976“ aber nicht. Jetzt wissen sie es: In jenem Jahr wurde die Tschechoslowakei gegen die Bundesrepublik Deutschland Europameister, Panenka verwandelte im Elfmeterschießen den entscheidenden Strafstoß, sein frecher Lupfer ging in die Geschichte ein. Im Kader damals: Acht Tschechen (u.a. Panenka) und 14 Slowaken (sieben von Slovan Bratislava).

Wissenslücke geschlossen, zurück zur Gegenwart. Aktuell spielt Honajzer regelmäßig in der U19. Auch er war Teil der Double-Truppe, kam aber verletzungsbedingt nur auf zwei Einsätze. Auch in der U17 verpasste er die Halbfinal-Begegnungen gegen den VfL Wolfsburg, weil er sich bei der Nati eine Patellasehnenverletzung zugezogen hatte. Die Leidenszeit soll nun vorbei sein. „Ich will fit bleiben und so viele Spiele wie möglich machen“, sagt Honajzer, der die Titelverteidigung in beiden Wettbewerben für möglich hält und als sein Ziel ausgibt.

Hohe Ziele und Vollgas

Für Rehuš könnte es derzeit besser kaum laufen. Den schwierigen Übergang vom Jugend- in den Herrenfußball scheint er mühelos gemeistert zu haben. Mit der U23 steht er bei fünf Toren und vier Assists in acht Spielen. Darauf angesprochen, kann er sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich habe eine gute Vorbereitung absolviert, bin gut in Form und ja: Ich habe ein paar Tore geschossen.“ Natürlich sei es jetzt das Ziel, oben dranzubleiben und so lange wie möglich um die Meisterschaft zu spielen. Torschützenkönig werden? „Das wäre nicht schlecht, aber ich bleibe da am Boden.“

Milan Rehuš hat seit diesem Sommer seinen Schulabschluss in der Tasche, Alex Honajzer wird in zwei Jahren seine Abiturprüfung ablegen. In der freien Zeit ist chillen angesagt. Zum Beispiel beim Kaffeetrinken mit Freunden. Honajzer verbringt auch gerne die eine oder andere Minute an der Play Station, während Rehuš mit einigen U23-Kollegen gelegentlich pokert. Über die Einsätze wird nicht gesprochen. Aber der Slowake sei etwas im Minus, munkeln Mitspieler.

Es ist ein guter Moment für die „Tschechoslowaken“, auf und neben dem Platz. Dabei spielen auch die wenigen Heimaturlaube eine wichtige Rolle, beide genießen die Zeit mit Familie und Freunden und verfolgen auch den Werdegang ihrer Ex-Klubs Baník und Slovan. Aber Heimweh im klassischen Sinne haben sie nicht. „Wir fühlen uns sehr wohl in Hoffenheim und wollen hier noch einiges erreichen. Dafür geben wir Vollgas.“ Wie im Deutschunterricht.

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