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·27 de junho de 2025
Fünf Gründe, warum ich bisher keine Sekunde Klub-WM geguckt habe

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·27 de junho de 2025
Bevor ich meine Kolumne zur Klub-WM starte, möchte ich etwas Wichtiges sagen: Ich liebe Fußball trotzdem.
Diese Liebe habe ich den Big Five des Sports zu verdanken: Bundesliga, Europapokal, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften, DFB-Pokal. Ich verfolge sie seit Jahrzehnten mit großer Begeisterung und Herzklopfen und habe als Kind natürlich immer alles zuvor Gesehene auf dem Bolzplatz in für mich machbare Bewegungsabläufe runtergerechnet.
Dass es jetzt noch eine zweite Weltmeisterschaft geben soll, ergibt für mich keinen Sinn und nagt an meiner Liebe. Ich bezweifle übrigens auch, dass heutzutage Kinder zum Kicken auf die Straße gehen und schreien: Ich bin Ulsan HD!
Irgendwo hört der Spaß nämlich auf. Konkret: Er hört bei dieser „Klub-WM“ auf. Eine WM ist eine WM und keine Klub-WM und damit basta. Danke, Fifa!
Ich habe bisher keine Sekunde dieser angeblichen WM live gesehen. Die sich ins Endlose ziehende Gruppenphase in halbleeren Stadien übte auf mich denselben Reiz aus wie knittrige Leinenhemden bügeln müssen oder eine Pazifisten-Darts-EM mit Pfeilen aus Blumen.
Ich bin aber sicher, dass in Deutschland Menschen nachts um drei den Schocker Urawa Red Diamonds gegen CF Monterrey gesehen haben. Die Zuschauerzahlen gingen bestimmt in die Dutzende.
Trotzdem habe ich das Ganze – zumindest lesend – verfolgt. Allein schon aus Respekt vor meinem Fever Pit’ch-Kollegen Pit Gottschalk, der extra in die Hitze rübergeflogen ist, um über das Turnier zu berichten.
Gottschalk hat in den USA sechs Spiele live im Stadion gesehen, und drei endeten 0:0. Seine CO2-Bilanz pro Tor ist verheerend. Gleichzeitig hat er die hervorragende U21-EM in der Slowakei verpasst, die mit einer eher sportlichen Herangehensweise punktet. Deutschland steht da im Finale.
Apropos: Was ist aus der eisernen Fifa-Regel geworden, dass während einer WM alles andere ruhen muss?
Ich beneide Pit Gottschalk also nicht. Oder vielleicht doch – um den Strand und den Lifestyle in Miami.
Ich will aber die Klub-WM in den USA niemandem verbieten. Es ist schließlich ein freies Land. Also ich meine Deutschland. Dass Ausrichternationen Probleme mit der Demokratie haben, ist ja nicht neu im Fußball.
Fünf Dinge haben mir die Klub-WM in den USA jedenfalls besonders vermiest.
Erstens: Dass die Bayern Leroy Sané mitgenommen haben, obwohl er nur bis zum Achtelfinale spielen darf, weil er danach Galatasarayaner ist, zeigt, wie krank das Geschäft geworden ist. Wie kann man ein Turnier ernstnehmen, in dessen Verlauf Profis den Klub wechseln dürfen?
Zweitens: Niemand versteht, welche Mannschaft warum mitspielen darf – ich finde partout keine Qualifikationsergebnisse. Was womöglich damit zu tun hat, dass die Qualifikation im Kopf von Fifa-Chef Donaldino, oder wie er heißt, stattgefunden hat.
Drittens: Cristiano Ronaldo. Wenn selbst CR7 keinen Bock auf Klub-WM hat, sagt das eigentlich schon alles.
Viertens: Kommerz. Klar, Kommerz war schon vorher ein gern gesehener Gast im Weltfußball, aber die Klub-WM haut selbst einen geldgierigen Schwaben wie mich aus den Latschen. Das Turnier verzerrt andere Wettbewerbe. Wie bitte soll der SC Freiburg kommende Saison die Champions League erreichen, wenn die Fifa neuer Hauptsponsor von Borussia Dortmund ist und dem BVB das Geld dermaßen vorn und hinten reinschiebt, dass sogar Generaldirektor Heinrich Haffenloher verschämt wegsieht?
Fünftens: Ich kann einfach nicht mehr. Die Überbelastung der Fußballprofis aufgrund von 24/7-Spielplänen wird inzwischen weltweit bereits fast so sorgenvoll beklagt wie hierzulande die 40-Stunden-Woche, und auch ich stoße jetzt an meine Grenzen. Ich habe einen Ermüdungsbruch in den Augen und schaue deshalb Klub-WM frühestens ab Viertelfinale – und zwar nur, wenn BVB oder Bayern mitspielen.
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