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·24 de janeiro de 2025
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·24 de janeiro de 2025
Die Frauen-Bundesliga kommt aus der Winterpause zurück, und alles ist angerichtet für eine spannende Rückrunde. Nach zwölf Spieltagen ist an beiden Enden der Tabelle noch alles offen: Vorne können sich mit Frankfurt, Bayern, Wolfsburg und Leverkusen gleich vier Teams Hoffnungen auf den Titel ausrechnen. Im Tabellenkeller kämpfen Potsdam, Jena und Köln um den Klassenerhalt. Und auch im Tabellen-Mittelfeld hat diese Saison schon einige spannende Geschichten geschrieben. In keiner anderen Frauenfußball-Liga Europas ist das Rennen um die Meisterschaft ansatzweise so eng wie in Deutschland. Aber wer macht's am Ende? Das und vieles mehr verraten die vier Thesen zur Rückrunde.
Potsdam hatte auch gegen Bayern München mit Klara Bühl keine Chance / Mark Wieland/GettyImages
Bei Turbine Potsdam läuft diese Saison einfach gar nichts zusammen. Dabei schien die Spielzeit 2024/25 wie der ideale Zeitpunkt für die Rückkehr in die Bundesliga, denn bekanntlich gibt es ausnahmsweise nur einen statt zweier Absteiger. Aber auch das wird Potsdam voraussichtlich wenig helfen. Nur ein Pünktchen haben die Brandenburgerinnen bisher eingefahren. Und das, obwohl Jena (drei Punkte) und Köln (fünf) sich diese Saison ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert haben. Aber Jena hat immerhin eine sehr solide Defensive (20 Gegentore), und Köln hat sein größtes Problem - die Torhüterinnen-Position - in der Winterpause mit dem Transfer der norwegischen Nationalspielerin Aurora Mikalsen angegangen. Es fehlt an Fantasie, wie Potsdam einen Sieg erringen soll. Individuell ist die Turbine auf nur wenigen Positionen erstklassig besetzt, und auch von einem erfolgreichen Underdog-Fußball, mit Defensivriegel und Kampfgeist, ist wenig zu sehen. Mit dem voreiligen Rauswurf von Turbine-Legende Dirk Heinrichs und Marco Gebhardt nach nur fünf Spieltagen tat sich die Vereinsführung auch keinen Gefallen. Der neue Trainer Kurt Russ konnte das Blatt nicht wenden, fiel aber stattdessen mit der These "Frauen sind einfach fehleranfälliger“ auf. Sein Job ist natürlich kein leichter, zwischendurch trainierte die Turbine mit nur vierzehn Spielerinnen, da der Rest verletzt war. Es braucht ein kleines Wunder an der Havel für den ersten Sieg oder gar den Klassenerhalt.
Die SGS Essen ist der Unglücksrabe der Saison. Eigentlich macht die Elf aus dem Ruhrpott wenig falsch, hatte keinen einzigen Totalausfall. Im Vergleich zur letzten Saison, als Essen spektakulär Vierter wurde, hat sich gar nicht so viel geändert. Bis auf Katharina Piljić konnten alle Leistungsträgerinnen gehalten werden. Und doch steht Essen nach zwölf Spielen mit mageren acht Punkten auf Rang neun - letzte Saison hatten sie insgesamt noch 35 Zähler geholt. Viermal verlor Essen knapp mit einem Tor Unterschied, nur gegen die vier besten Teams gab es eine Niederlage mit zwei Toren Unterschied - und auch da schlug sich Essen meist passabel. Das große Problem der SGS war in der Hinrunde die Chancenverwertung: Nur neun Tore machte das Team von Markus Högner, da wäre deutlich mehr drin gewesen. Große Sprünge in der Tabelle sind unrealistisch: Vom Tabellennachbarn Hoffenheim trennen Essen schon sieben Punkte. Außerdem darf auch nicht verschwiegen werden, dass die Defensive zu viele Chancen zuließ, die grandiose Torhüterin Sophia Winkler bewahrte Essen oft vor Schlimmerem. Das war aber auch dem Ausfall von einigen bewährten Defensiv-Spezialistinnen geschuldet. Die SGS wird daher in der Rückrunde wieder auf den richtigen Weg zurückkommen und die Saison versöhnlich abschließen.
Jubel bei Nicole Anyomi, Laura Freigang und Co. / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages
Ist es tatsächlich schon so weit? Über Jahre hat sich Eintracht Frankfurt geduldig an die zwei besten Teams der Liga herangepirscht, sich in Lauerstellung begeben und ab und an einen kräftigen Tatzenhieb ausgefahren. Schon in den letzten Saisons gelang der Eintracht der ein oder andere Achtungserfolg. Diese Saison dann der Frontalangriff auf Bayern und Wolfsburg. Das Timing scheint perfekt, denn die Top-Teams schwächeln. Frankfurt dagegen ist in Topform, oft sind die Adlerträgerinnen kaum mehr zu stoppen, wenn einmal die ersten Tore gefallen sind. Wie arg man gegen die SGE unter die Räder geraten kann, davon können Turbine Potsam (0:6), der SC Freiburg (0:6) und der 1. FC Köln (0:8) ein Liedchen singen. Frankfurt hat mit einer Tordifferenz von +33 mit Abstand den besten Wert der Topteams, ist sowohl offensiv als auch defensiv spitze. Es gibt keine Hinweise darauf, dass das nur Glück war. Allerdings war Frankfurt auch sehr effizient - bei den Expected Goals ist Wolfsburg sogar vor ihnen, aber der VfL vergab viele Chancen. Und defensiv ließ Bayern eigentlich weniger zu. Es wird also durchaus ein enges Rennen werden für die Eintracht. Doch in der Champions League sind sie nicht vertreten, und im DFB-Pokal nach dem Auswärtsspiel bei Bayern München womöglich bald auch nicht mehr. Die kleinere Belastung im Vergleich zu Bayern und Wolfsburg ist der größte Trumpf der Eintracht. Wenn sie das Verletzungspech nicht erwischt und sie sich von der Pole Position nicht nervös machen lassen, dann ist Frankfurt Meisterkandidat Nummer Eins.
In der Liste der besten Torschützinnen thront Laura Freigang mit elf Treffern ganz oben. Die Frankfurterin zeigt diese Spielzeit das, was viele schon lange in ihr gesehen hatten. Freigang ist das Gesicht der Eintracht schlechthin, die Anführerin und Antreiberin, ein Freigeist zwischen den Ketten und doch stets präsent. Dennoch hat auch eine andere Spielerin gute Karten für den Titel der besten Torjägerin: Lineth Beerensteyns neun Tore können sich ebenfalls sehen lassen. Die Niederländerin ist eine der Überraschungen der Saison. Ihr Wechsel zu Wolfsburg wurde im Sommer kritisch betrachtet, aber der VfL hatte den richtigen Riecher. Beerensteyn hatte von 2017 bis 2022 bei Bayern gespielt, war dort selten über den Status als Ergänzungsspielerin herausgekommen und hat teils beste Chancen vergeben. Bei Juventus Turin lief es danach besser, aber nicht herausragend. Ob das wirklich die Nachfolgerin von Ewa Pajor sein sollte? Beerensteyn hat mit ihren Toren eine klare Antwort gegeben. Ihre neun Treffer kommen nicht aus dem Nichts, sondern entsprechen genau ihrem Expected-Goals-Wert. Beerensteyn war also nicht nur effizient, sondern brachte sich tatsächlich in gute Schusspositionen. Laura Freigang dagegen machte aus weniger Expected Goals (8.1) mehr Tore, war eiskalt vor dem Tor. Es ist also gut möglich, dass Freigang in der Rückrunde etwas weniger over-performed, und Beerensteyn sich den Titel als beste Torschützin sichern kann.