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·07 de agosto de 2025

FC Bayern München: Die Mär von zu schwachen Talenten

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Der FC Bayern München steht immer wieder in der Kritik, wenn es um seinen Campus geht. Warum ein häufiges Gegenargument schnell verschwinden sollte.

„Wer von denen hat sich denn in den letzten Jahren wirklich im Profifußball durchgesetzt?“ Diese Frage erhält man oft als Gegenrede, wenn man den FC Bayern München für seinen Umgang mit den eigenen Talenten kritisiert.


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Der Gedanke dahinter: Oft werden junge Spieler in München in der Vorbereitung hervorgehoben und gelobt. Immer wieder wird gefordert, dass sie ihre Chance bekommen sollten. Dann aber verschwinden sie schneller von der Bildfläche als sie gekommen sind.

Grund genug für einige, die generelle Qualität dieser Spieler zu hinterfragen und zu behaupten, dass es bei ihnen eben nicht gereicht habe. Doch dieses Argument funktioniert in dieser Form nicht.

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FC Bayern Campus: Sind die Spieler nicht gut genug für einen Topclub?

Denn es klammert zu viele Faktoren aus, die bei der Entwicklung von jungen Menschen wichtig sind. Wenn ein 16-Jähriger als eines der größten Talente seiner Altersklasse gilt, dann kommt es in erster Linie natürlich darauf an, wer das behauptet. Mit dem Begriff „Top-Talent“ oder Superlativen wird meist nicht gespart und die Gründe dafür sind bekannt.

Zumindest wir bei Miasanrot versuchen aber, unsere Bewertung darauf zu stützen, was wir von Expertinnen und Experten vernehmen, die die Spieler über lange Zeit verfolgt haben und denen wir zutrauen, eine Bewertung vorzunehmen. Was uns dabei in den letzten drei bis vier Jahren auffiel, ist ein Anstieg jener Spieler, denen am Campus großes Talent nachgesagt wird. Bei denen die Hoffnung da ist, dass sie den Durchbruch schaffen könnten, weil sie enorme Qualität mitbringen.

Auch hören wir von Scouts oder Beratern, dass dieser Trend kein Hirngespinst ist, sondern Realität. Wer sich mit dem Nachwuchsleistungszentrum des FC Bayern befasst, wird diesen qualitativen Sprung ebenfalls festgestellt haben. Natürlich ist das kein Zufall. Der Campus wurde vor rund acht Jahren eröffnet. Mit etwas Verzögerung tragen die Modernisierung und die Veränderungen Früchte.

FC Bayern: Drei Spieler haben es zuletzt geschafft

Wirklich geschafft haben es in München zuletzt aber nur drei Spieler: Jamal Musiala, Josip Stanišić und Aleksandar Pavlović. Und selbst diese drei Spieler brauchten einiges an Glück, um den Sprung zu packen. Bei Musiala gab es intern damals kritische Stimmen, was seine Physis und sein Defensivverhalten anbelangt. Durch eine Aneinanderreihung von Zufällen konnte er sich in einem gemeinsamen Training mit den Profis aber derart beweisen, dass Hansi Flick verwundert darüber war, nie vorher von diesem Spieler gehört zu haben.

Bei Pavlović berichtete der kicker jüngst darüber, dass er mehrfach kurz davor gestanden habe, im Jugendbereich aussortiert zu werden. Miasanrot kann bestätigen, dass es durchaus Zweifel an ihm gab, ob er eine entsprechende Entwicklung durchlaufen könne. In seiner Debüt-Saison profitierte er von einer ungewöhnlich hohen Anzahl an Ausfällen, im Sommer zuvor rückte er quasi in letzter Sekunde für das Trainingslager nach. Er nutzte seine Chancen, aber man könnte bei ihm durchaus sagen, dass er sie gegen die internen Widerstände nutzte.

Stanisic wiederum ist ein besonderer Fall. Im Jugendbereich haben ihm nur wenige zugetraut, dass er seine Defizite allein mit seiner hervorragenden Einstellung und seinem Fleiß wird ausgleichen können. Ein paar Jahre später hat er es allen Kritikern – unter anderem dem Autoren dieses Artikels – gezeigt.

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So gut ihm seine Leihe nach Leverkusen auch tat, so sehr hätte dieses Vorgehen aber auch nach hinten losgehen können. Einerseits fehlte den Bayern seine Qualität in der Breite des Kaders und andererseits wäre es nach den Erfahrungen, die er beim FCB gemacht hat, nicht überraschend gewesen, hätte er wechseln wollen.

Dennoch sind diese drei Spieler jeweils aus ganz unterschiedlichen Perspektiven gute Beispiele dafür, dass der Campus eine gewisse Qualität hat. Musiala als Scoutingerfolg, Pavlovic und Stanisic als langjährige Campus-Spieler. Wirklich interessant aber ist, dass vor allem Letztgenannte am Campus nie als absolute Top-Talente gesehen wurden.

Potenzial von Talenten: Ein Gedankenspiel

Was die Frage aufwirft: Warum haben es dann „nur“ diese drei Spieler geschafft und andere nicht? Die Antwort darauf ist nicht etwa, dass die Spieler nicht genug Talent, Qualität oder Einstellung hatten. Jedenfalls nicht pauschal. Die Kritik an den Spielern, die jetzt im Profibereich wahlweise Probleme haben oder sich nicht so entwickelt haben, wie man sich das einst bei ihnen vorgestellt hatte, ist unfair.

Um das zu erläutern, lohnt eine kurze fiktive Spielerei. In Fußball-Simulationen wie dem ehemals als „FIFA“ bekannten „EA Sports FC“ gibt es Gesamtpunkte, die die Stärke eines Spielers darstellen. Außerdem wird bei jedem Spieler ein Potenzial festgelegt. Jüngere Spieler liegen logischerweise oft noch deutlich unter ihrem Potenzial. Bei Managerspielen wie dem „Football Manager“ von SEGA werden diese Potenzialwerte gleich als Bereich angegeben – und das aus gutem Grund.

Nimmt man beispielsweise den damals 16-jährigen Paul Wanner, dann hatte der im „Football Manager 23“ eine auf das bekanntere System zwischen 1 und 100 normalisierte Stärke von 56. Sein Potenzial? Dynamisch. Die Entwickler*innen haben also im Spiel definiert, dass er im schlechtesten Entwicklungsfall eine Stärke von 70 erreicht, im besten Fall aber eine von 90. Das ist eine große Spanne. Aber eine, die perfekt aufzeigt, warum retrospektive Bewertungen unsinnig sind.

Sollte es Wanner beim FC Bayern nicht schaffen, was nach aktuellem Stand zumindest nicht unwahrscheinlich zu sein scheint, ist die Bewertung, dass er überbewertet war oder es sowieso nicht gepackt hätte, schlicht unterkomplex.

FC Bayern Campus: Entwicklung junger Spieler ist fragil

Diese Art der Bewertung klammert so viele wichtige Einflüsse aus. Unter den offensichtlichen befinden sich neben genereller Fitness und Gesundheit auch das Umfeld des Spielers – privat und im Club, private Vorkommnisse und eventuell prägende Ereignisse, Karriereentscheidungen wie Leihe oder im Stammclub spielen, Vertrauen und Unterstützung durch Jugendtrainer*innen auf unterschiedlichen Ebenen, Rückhalt, Umgang mit Fehlern oder Fehlentwicklungen, Qualität der Trainingsarbeit, und so vieles mehr.

Die Entwicklung junger Spieler ist extrem fragil. Sie ist natürlich bis zu einem gewissen Grad auch davon abhängig wie es um die Resilienz eines Spielers bestellt ist und ob er bereit ist, viele Opfer zu bringen, um sich bestmöglich zu entwickeln. Gleichzeitig haben der Club und das beratende Umfeld die Pflicht, den Spieler so zu unterstützen, dass ihm das gelingt. Und das eben nicht nur auf dem Fußballplatz.

Jeder Jugendspieler ist dabei ein Einzelfall, weshalb erfahrene Trainer*innen und Scouts auch in aller Regelmäßigkeit daneben liegen können, wenn es um die Bewertung eines 16-Jährigen geht. Mal scheint es ganz offensichtlich zu sein, dass jemand durchstartet und kommender Weltfußballer wird – und dann stürzt er plötzlich ab. Ein anderes Mal kämpft sich jemand wie Stanisic durch bis zu den Profis, obwohl darauf kaum jemand gewettet hätte.

Hätte sich Paul Wanner besser entwickeln können?

Im konkreten Fall von Wanner könnte es eine Möglichkeit sein, dass seine Leihen zwar gut, aber nicht optimal für seine Entwicklung waren. Auf der Habenseite stehen mittlerweile 1.701 Minuten für die SV Elversberg in der 2. Bundesliga und 2.405 Minuten für den 1. FC Heidenheim in Bundesliga, Pokal und Conference League. Erfahrungen, die zweifelsfrei wichtig für ihn waren.

Und auch die Phase bei Heidenheim, in der er oft nur auf der Bank saß, muss nicht zwingend als negativ bewertet werden. Das sind Rückschläge, mit denen junge Spieler umgehen und daraus lernen müssen. Gleichwohl ist die Frage berechtigt, ob die Dauer der Leihen insgesamt zu lang war und ob es nicht besser gewesen wäre, zwischendrin einen ernsthaften Versuch mit ihm inklusive regelmäßiger Spielzeit zu starten.

Im Schnitt kam Wanner in den beiden Spielzeiten rund 2.000 Minuten zum Einsatz. Hätte es der FC Bayern darauf angelegt, hätten sie ihm mindestens 800-1.000 Minuten in einer Hinrunde geben können, um zu testen, wie weit er ist. Den sportlichen Erfolg hätte das wohl kaum gefährdet. Dafür hätte man dem Spieler Vertrauen signalisiert und ihm die Chance gegeben, in dem Umfeld erste ernsthafte Spielzeit zu sammeln, in dem er mal dauerhaft spielen soll. Wäre das „Experiment“ nach hinten losgegangen, hätte man ihm im Winter erneut verleihen können.

Da es kein Paralleluniversum gibt, in dem sich testen lässt, was besser für Wanner gewesen wäre, ist das eine rein spekulative Diskussion. Geht man aber vom dynamischen Potenzial zwischen 70 und 90 aus, scheint der heute 19-Jährige bisher auf einen soliden Mittelwert zuzusteuern – also weder der schlimmste Entwicklungsfall, noch der beste.

FC Bayern: Zu viele Einzelfälle

Und das ist der Punkt, an dem die Kritik am FC Bayern auch dann richtig sein kann, wenn sich am Ende kein einziges Top-Talent auf höchstem Niveau durchsetzen würde – was beim Blick auf die vielen FCB-Jugendspieler, die in den Top-5-Ligen unterwegs sind, sowieso nicht richtig ist.

Am Campus gab es in den letzten Jahren einige Spieler, deren dynamisches Potenzial ähnlich einzuschätzen war wie das von Wanner. Einige von ihnen nahmen Kurs auf den Worst Case, andere entwickelten sich solide, aber kamen dennoch nicht in die Nähe ihres Maximalpotenzials. Selbstverständlich kann man für jeden dieser Einzelfälle Gründe finden.

Manchmal ist es auch gar nicht die Schuld des FC Bayern, wenn ein Spieler beispielsweise eigenständig falsche Karriereentscheidungen trifft und sich selbst überschätzt. Manchmal muss man sich beim Rekordmeister aber doch fragen, ob es nicht zu viele Einzelfälle sind, die in den vergangenen Jahren zusammenkamen. Und wie gut sich einige Spieler wohl entwickelt hätten, wenn man bei ihnen die Phasen mitgenommen hätte, in denen sie auf einer Art Euphoriewelle ritten.

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Es braucht dabei gar keine konkreten Beispiele, die am Ende ohnehin wieder auf individueller Ebene diskutiert werden. Viel mehr ist es die Gesamtheit der Spieler, bei denen die These eine Berechtigung hat, dass von denen zu wenige jenen Sprung geschafft haben, zu dem sie zweifelsfrei in der Lage waren. Deshalb sollte die Frage nicht lauten, wer sich denn jetzt eigentlich alles durchgesetzt hat.

Die eigentliche Frage ist: Wie will der FC Bayern es in Zukunft schaffen, dass mehr seiner Talente in den oberen Bereich ihres dynamischen Potenzials kommen? Die bisherigen Ansätze haben jedenfalls nicht optimal funktioniert. Schaut man sich die Qualität an, die Lennart Karl und Cassiano Kiala beispielsweise mitbringen – und das sind nur zwei der bekannteren Namen –, dann braucht es schnellstmöglich neue Ideen im Umgang. Vielleicht schafft man es dann auch, das dynamische Potenzial der Spieler besser auszureizen.

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