MillernTon
·12 de maio de 2025
Eintracht Frankfurt vs. FC St. Pauli 2:2 – Ein Punkt ist ein Punkt ist ein Klassenerhalt!

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·12 de maio de 2025
Gegen Eintracht Frankfurt zeigt der FC St. Pauli nicht nur eine starke Defensivleistung, sondern auch, dass er Umschaltfußball richtig gut beherrscht – und hält damit die Klasse!(Titelfoto: Christof Koepsel/Getty Images/via OneFootball)
„Alles muss der FC St. Pauli selber machen!“ schrieb ich am späten Samstagnachmittag mit einer Mischung aus Trotz und Enttäuschung aufgrund des Heidenheimer Erfolgs in Berlin. Nichtsahnend, dass es der FCSP tatsächlich wahr machen würde. Nichtsahnend, dass knapp 26 Stunden später der ganze Druck abfallen wird, weil das Team – verdammt nochmal, wie großartig! – in Frankfurt punkten würde. Das tut soo gut. Und es ist soo verdient.
Wie erwartet gab es drei personelle Veränderungen beim FC St. Pauli. Für die gesperrten Nikola Vasilj und Siebe Van der Heyden starteten Ben Voll und Lars Ritzka. Nicht aufgrund einer Verletzung oder Sperre notwendig, aber trotzdem erwartet werden konnte eine Veränderung in der Offensive: Dapo Afolayan startete anstelle von Noah Weißhaupt vorne links.
Bei Eintracht Frankfurt gab es ebenfalls keine Überraschungen. Das Team von Dino Toppmöller startete unverändert im Vergleich zur Vorwoche. Die SGE startete also mit einer Dreierkette, möglich wäre auch eine Variante mit Uzun anstelle von Brown und dann einer Viererkette gewesen. Auf dem Platz sah man dann zu Beginn trotzdem eine Viererkette, zeitweise nur eine Zweierkette – und genau das war für Frankfurt ein Problem.
Positionierungen bei Ballbesitz Eintracht Frankfurt
Links: In der Anfangsviertelstunde schob Tuta bei SGE-Ballbesitz immer in den rechten Halbraum vor, beide Außenverteidiger zudem sehr hoch. Diese Passwege konnte der FC St. Pauli mit den äußeren Offensivspielern gut zustellen. Kristensen, Tuta und Brown verschwanden allesamt im Deckungsschatten von Afolayan und Guilavogui, auch Skhiri (hinter Sinani) war für seine Mitspieler nicht anspielbar.
Rechts: Nach dem 1:2 stellte die SGE um: Tuta verblieb im Aufbau nun wieder in der Dreierkette, die Außenverteidiger ließen sich etwas fallen. Der FC St. Pauli reagierte darauf mit einem tiefen 5-4-1. Das führte zu sehr viel Frankfurter Ballbesitz, doch diesen hatte die SGE in uninteressanten Räumen. Dem Heimteam fehlten Kreativität und Räume, um gefährlich zu werden.
Gerade einmal 24 Sekunden hat es gedauert, ehe genau das passierte, was nicht passieren sollte. Nach dem Anstoß für den FC St. Pauli folgte ein langer Ball – und innerhalb weniger Momente wurde das Team ausgekontert, wie man es sich nicht schlimmer hätte ausmalen können. Hugo Ekitiké war links durch, verschleppte das Tempo aber. Sortiert war der FCSP dann aber noch nicht, unter anderem Philipp Treu war noch nicht voll da, ließ Kristensen in seinem Rücken laufen, der den Ball dann ins FCSP-Tor einschob – 0:1 nach nicht einmal einer halben Minute.
Treu erklärte nach Abpfiff angenehm offen, dass dieser Treffer auf sein Konto gehe, weil er gegen Kristensen nicht gut verteidigt habe in dieser Situation. Das ehrt ihn natürlich, aber das gesamte Team hat in der ersten Situation der Partie, in der es überhaupt möglich gewesen ist, genau das zugelassen, was gegen umschaltstarke Frankfurter nicht passieren darf: Man hat sich völlig ohne Not auskontern lassen, genau davor hatte Alexander Blessin vor Anpfiff explizit gewarnt.Doch Treu betonte im Interview auch, welch brutal gute Entwicklung der FC St. Pauli in dieser Saison genommen habe. Ein Bereich in dem sich das Team weiterentwickelt hat, brachte in Frankfurt die Wende: Denn auch der FCSP kann erfolgreichen Umschaltfußball spielen.
Gegen den Ball schien sich Eintracht Frankfurt einem etwas offensiveren Stil verschrieben zu haben. Das Team von Toppmöller presste gegen den FC St. Pauli sehr hoch, agierte teilweise mannorientiert. Genau das führte aber nicht zum Erfolg, sondern zu Problemen: Keine drei Minuten nach der Frankfurter Führung zeigte der FCSP, wie man gegen diese SGE-Spielweise erfolgreich sein kann. Unter höchstem Druck kombinierten sich Hauke Wahl, Carlo Boukhalfa, Philipp Treu und Lars Ritzka auf der linken Seite nach vorne. Spätestens der lange Ball von Ritzka erwischte die SGE-Defensive dann völlig auf dem falschen Fuß. Die Szene war bis dahin schon richtig gut, wurde in der Folge aber noch besser.
Denn Danel Sinani hatte zusammen mit Morgan Guilavogui richtig viel Platz und wenig Gegnerdruck – Eintracht Frankfurt war plötzlich in Unterzahl. Da Sinani aus dem Mittelfeld startete (und Tuta in der Kette fehlte – gleich mehr dazu), zeigte die Dreierkette der SGE Auflösungserscheinungen. Der Querpass von Sinani auf Guilavogui war dann leider einen Tick zu nahe ans SGE-Gehäuse gespielt. Doch der FCSP-Angreifer erlief den Ball und legte ihn zurück zu Manos Saliakas, der diesen rechts am Strafraumeck erwartete. Und vermutlich hat der Rechtsverteidiger des FC St. Pauli am Vorabend in einem Frankfurter Hotel 2. Bundesliga geschaut, wo ein ganz ähnlicher Treffer fiel – denn er lupfte den Ball traumhaft über SGE-Torhüter Trapp hinweg ins Tor. Ein toller Treffer!
Alles auf Anfang also. Während sich viele Teams in den ersten Minuten erstmal vorsichtig an ein Spiel herantasten, erzielten Eintracht Frankfurt und der FC St. Pauli in dieser Zeit jeweils einen Treffer aus Umschaltsituationen. Also genau aus solchen Situationen, die Teams eigentlich unbedingt vermeiden möchten und was sie normalerweise zu Spielbeginn auch schaffen. Doch Blessin hatte es vor dem Spiel betont: Eintracht Frankfurt ist extrem stark in offensiven Umschaltmomenten – und anfällig in defensiven Umschaltmomenten.Erst im Anschluss an das 1:1 konnte man wirklich etwas von den Strukturen beider Teams im Spielaufbau erkennen. Und in dieser zeigte sich Frankfurt nicht optimal auf das Spiel des FCSP eingestellt – oder/und andersrum.
Denn Eintracht Frankfurt agierte zwar gegen den Ball mit einer Dreierkette, mit Ball löste sich diese aber teilweise auf. Der rechte Innenverteidiger Tuta schob in den rechten Halbraum vor. Zusammen mit Ellyes Skhiri und Hugo Larsson bildete er ein Dreier-Mittelfeld. Und damit zumindest in der Theorie eine Überzahl im Zentrum. Denn Boukhalfa und Smith hatten es mit drei Spielern zu tun. Doch da war auch noch Dapo Afolayan, der im Fünferblock des FC St. Pauli links vorne agierte und sehr achtsam mit der Positionierung von Tuta umging, ihn stets im Deckungsschatten zu halten versuchte (was ihm gut gelang). Gleiches galt für Danel Sinani, der immer darauf achtete, wie Skhiri in seinem Rücken positioniert war. Nur so gelang es in dieser Spielphase, konstant in Unterzahl im Mittelfeldzentrum zu agieren, ohne dass dabei Gefahr entstand. Hätte sich der FC St. Pauli für eine mannorientierte Spielweise entschieden oder hätten Sinani und Afolayan (wie auch der Rest des Teams) nicht so umsichtig gegen den Ball gearbeitet, wäre das vermutlich eine ziemlich schwierige Angelegenheit geworden.
Hat der FC St. Pauli aber nicht. Das Verhalten von Tuta wurde nicht zum Problem. Und da sich die beiden Frankfurter Außenverteidiger zu hoch positionierten – fast auf einer Linie mit den drei Offensivspielern, die SGE agierte im Aufbau also in einem 2-3-5 – waren sie für die beiden verbliebenen Innenverteidiger nur selten anspielbar. Der direkte Passweg auf die Außenbahnen wurde nämlich von Guilavogui und Afolayan zugestellt und ich habe es überhaupt nicht verstanden, warum die SGE das lange so gespielt hat, es erst gegen Spielende anpasste. So hatte Eintracht Frankfurt zwar viel Ballbesitz, doch diesen nahezu ausschließlich in Zonen, die für den FCSP uninteressant waren.
Auf dem Weg zum 2:1 für den FC St. Pauli wurde Morgan Guilavogui erst einmal von Lean-Matteo Bayoha gestoppt, erhielt aber eine zweite Chance.
(Christof Koepsel/Getty Images/via OneFootball)
Und ehe die SGE sich von dieser Idee mit dem Vorschieben von Tuta wieder verabschiedete, zeigte der FC St. Pauli noch einmal, dass er umschalten kann: Nach einem Eckball schlug Ben Voll einen Abschlag aus der Hand in einer Art und Weise und Qualität, wie man es so beim FCSP wohl noch nie gesehen hat. Kurz nachdem er den Ball aufnahm, beförderte er ihn mit dem Fuß, fast flach, links raus in Richtung Guilavogui, der bereits durchgestartet war. Später erklärte Voll, dass man diese Variante genau so einstudiert habe. Was sie dabei aber nicht geplant haben dürften, ist das falsche Verhalten von Larsson in dieser Situation. Denn statt Guilavogui zu stellen, versuchte er, den Ball per Grätsche zu erwischen. Der FCSP-Angreifer lupfte den Ball aber technisch hochwertig über den grätschenden Larsson hinüber – und war auf und davon. Sollte man zumindest meinen. Doch Jean-Mattéo Bahoya ist bekanntlich der schnellste Spieler der Bundesliga. Er holte Guilavogui tatsächlich noch ein, blockte den Abschluss, allerdings konnte er nicht entscheidend klären. Guilavogui kam erneut an den Ball und schob ihn ins leere Tor ein. Keine Viertelstunde nach dem Tiefschlag hat der FC St. Pauli die Partie gedreht. BÄM!!!
Mit der Führung im Rücken konnte der FC St. Pauli das Spiel noch etwas destruktiver gestalten. Für Eintracht Frankfurt war es das schlimmstmögliche Szenario. Denn ein tiefstehender Gegner ist für eine Offensive, die vor allem Tempo besitzt und dafür Raum braucht, total kontraproduktiv. Das Team von Toppmöller stellte nun wieder um: Erst ließ sich Skhiri für einige Minuten konsequent im Aufbau zwischen die beiden Innenverteidiger fallen. Später agierte Tuta auch im Ballbesitz wieder von der angestammten Position hinten rechts. Zudem agierten die beiden Außenverteidiger, Kristensen und Brown, nun etwas tiefer. Gebracht hat es der SGE lange nichts, weil der FCSP auf diese Umstellung gut reagierte, indem sich der vordere 2-3-Block in ein 4-1-Block verwandelte und leidenschaftlich die Räume verteidigte, die für sie interessant waren. Aber auch, weil Frankfurt im Spiel mit dem Ball ziemlich wenig einfiel. Dem Team fehlte jegliche Kreativität (und abseits des eigenen Tempos wohl auch die Idee), um das nun sehr tiefe 5-4-1 des FC St. Pauli in Verlegenheit zu bringen.
So ging es mit einer nicht unverdienten 2:1-Führung für den FC St. Pauli in die Pause. Eintracht Frankfurt sollte am Ende doppelt so viele erfolgreiche Pässe allein in der gegnerischen Hälfte gespielt haben wie der FCSP insgesamt. Gebracht hat es lange nichts, weil es dem Team komplett an Torgefahr mangelte. Zwischen der 20. und 65. Minute brachte die SGE gerade mal einen xG-Wert von 0,1 zustande. Ein für Frankfurt indiskutabler Wert – und ein großes Lob für die Defensive des FC St. Pauli.
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Zwar hatte der FC St. Pauli zwei Treffer aus Umschaltsituationen heraus erzielt und somit nachgewiesen, dass er auch diese Spielphase jetzt beherrscht. Aber Wasser in den Wein: Im zweiten Abschnitt gab es Ballgewinne, aus denen das Team eigentlich viel mehr hätte machen müssen. Meist waren aber die Pässe in die Spitze, sei es durch Smith oder Boukhalfa, nicht genau genug dosiert. Sonst hätte Guilavogui zwei weitere Situationen gehabt, in denen er alleine auf das Frankfurter Tor zugelaufen wäre. Hatte er aber nicht. Und eine dritte vielversprechende Situation führte dann leider zum Torerfolg für Frankfurt.
In der 71. Spielminute gewann der FC St. Pauli den Ball und setzte zum Konter an. Sinani hatte die Möglichkeit, mit einem Pass eine 3vs2-Situation herzustellen. Sein Pass landete aber in den Füßen (und auch an der Hand) von Larsson, sodass die SGE direkt umschalten konnte. Es folgte eine Kombination der Joker: Über Uzun und Chaibi gelangte der Ball zu Batshuayi, der eng bedrängt zum Ausgleich einschob. 20 Minuten noch zu spielen – und plötzlich wurde aus einer Partie, in welcher der FC St. Pauli zwar extrem wenig Ballbesitz hatte, die er aber trotzdem sehr gut kontrollierte, ein Spiel, in dem man richtig zittern musste.
Ich verstehe nicht, warum Eintracht Frankfurt es erst nach dem Ausgleich ernsthaft versuchte, aber gegen das tiefe 5-4-1 des FC St. Pauli gab es in dieser Saison eigentlich immer eine Lösung, die zwar nicht sicher zum Torerfolg führt, aber zumindest für Torgefahr sorgt. Und die fehlte der SGE bis zum Ausgleich schon sehr. Doch nach dem 2:2 setzte Frankfurt nahezu ausschließlich auf Flanken aus dem Halbfeld. Besonders gerne über die eigene rechte Seite, vermutlich, weil die linke Seite des FC St. Pauli aufgrund von Müdigkeit und Verletzungen (Afolayan, Ritzka, Treu) mit Dźwigała, Metcalfe und Weißhaupt komplett neu zusammengesetzt war.
Den Ball vom rechten Strafraumeck über den Torwart hinweg lupfen? Nichts leichter als das, dachte sich wohl Manos Saliakas vor dem 1:1 des FC St. Pauli in Frankfurt.
(Christof Koepsel/Getty Images/via OneFootball)
Doch abgesehen von der Chance durch Kristensen (85.) und Batshuayi tief in der Nachspielzeit kam Eintracht Frankfurt nicht mehr zu auch nur ansatzweise zwingenden Torgelegenheiten. So musste zwar gezittert werden, wenn man es mit dem FC St. Pauli hält. Das Spiel selbst lieferte aber, abgesehen von viel Frankfurter Ballbesitz, wenig Anlass dazu, sich Sorgen zu machen. Stattdessen hatte der FCSP durch Weißhaupt in der 91. Minute selbst die Möglichkeit zu gewinnen. Dieser tolle Angriff, bei dem man trotz Nachspielzeit und hohem Gegnerdruck flach von hinten aufbaute – hätte einen Treffer verdient. Schade…
…aber auch scheißegal! Denn selten schmeckte ein Punktgewinn so süß wie dieser. Der FCSP hat sich selbst darum gekümmert. Er wird auch kommende Saison zum Auswärtsspiel nach Frankfurt reisen, hoffentlich auch kommende Saison gegnerischen Trainern solche Fragezeichen auf die Stirn tackern, wie man sie in den letzten Wochen zu sehen bekam. Und dafür sorgen, dass ich Spielanalysen mit einem Lächeln im Gesicht schreibe.Der FC St. Pauli wird auch kommende Saison in der Bundesliga spielen. Das ist soo verdient.Immer weiter vor!// Tim
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