Die Analyse zum Wahnsinn von Basel: DFB-Team zieht in Unterzahl ins Halbfinale ein | OneFootball

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·20 de julho de 2025

Die Analyse zum Wahnsinn von Basel: DFB-Team zieht in Unterzahl ins Halbfinale ein

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Es grenzte an ein Wunder, was sich am Samstagabend in Basel ereignete. Im Wolfgang-Petry-Sprech sollte man wohl eher sagen "so ein Wahnsinn". Doch statt in die Hölle geht es nun ins Halbfinale gegen Spanien - es wird sich zeigen, wie das zu bewerten sein wird.

Was die Mannschaft von Christian Wück in Unterzahl bis hin zum Elfmeterschießen an Leidenschaft und Laufleistung auf den Platz des St. Jakob-Park brachte, erweckte neue Hoffnungen auf den zeitweise verloren geglaubten Titeltraum. Nach einem umkämpften 1:1 rettete das DFB-Team das Ergebnis über die Zeit, worauf Torhüterin Ann-Katrin Berger ein weiteres Mal zur Elfmeter-Heldin mutierte und den entscheidenden Schuss der Französinnen halten konnte.


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Umstellungen in Startelf zahlen sich aus: Hoffmann und Kett glänzen

Im Vergleich zum 1:4-Debakel gegen Schweden stellte Bundestrainer Christian Wück auf gleich drei Positionen um. Im Sturm fiel die Wahl auf Giovanna Hoffmann statt Lea Schüller, wodurch sich Wück mehr Körperlichkeit in den Zweikämpfen erhoffte. Um gegen die starke französische Offensive - und speziell deren Schnelligkeit - gewappnet zu sein, starteten die Rekord-Europameisterinnen mit einer deutlich defensiveren Ausrichtung, bei der Kathrin Hendrich und Franziska Kett die Viererkette ergänzten, während Janina Minge den defensiven Part im zentralen Mittelfeld gab. Blöd nur, dass diese Herangehensweise nach nur 13 Spielminuten schon wieder komplett über den Haufen geworfen werden musste.

Wenn man denkt, man hätte schon alles gesehen, dann hat das DFB-Team da ein Wörtchen mitzureden. Erst im letzten Spiel gegen Schweden verteidigte Carlotta Wamser per Hand auf der eigenen Torlinie und sah dafür die Rote Karte. Am Samstagabend war es dann Hendrich, die für Wirbel sorgte, als sie sich mit Frankreich-Kapitänin Griedge Mbock Bathy wortwörtlich in die Haare kriegte. Die Verteidigerin, die im Sommer zu den Chicago Red Stars wechselt, zog die Gegenspielerin bei einer Ecke an den Haaren, was nach VAR-Überprüfung zum nächsten glattroten Karton für eine deutsche Spielerin und zum Gegentor führte. Grace Geyoro brachte die Französinnen mit ihrem verwandelten Elfmeter in Führung (15.).

Und erstaunlicherweise setzte genau das bei der deutschen Mannschaft, die bereits zuvor solide ins Spiel gestartet war, noch mal neue Kräfte frei. Man könnte sogar argumentieren, ohne die Rote Karte wäre die deutsche Mannschaft nie zu der darauf folgenden Hochform aufgelaufen. Auf allen Positionen konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer die schon mehrfach angesprochene deutschen Tugenden beobachten, in jeden Zweikampf und jedes Laufduell mit hundertprozentiger Leidenschaft und Entschlossenheit zu gehen.

Besonders die Einwechselspielerinnen zeichneten sich hier aus. Während Hoffmann im Sturmzentrum stets lange Bälle festmachen konnte, womit sie für wichtige Entlastungen sorgte, und defensiv unermüdlich Wege bis tief in die eigene Hälfte machte, verliehen Kett und die für Sarai Linder eignewechselte Kleinherne mehr Stabilität in der Verteidigung. Und das ausgrechnet gegen die pfeilschnellen Französinnen, die in Form vom Delphine Cascarino und Kadidiatou Diani ein ums andere Mal an der der deutschen Defensive verzweifelten.

Unermüdliche Defensivbemühungen in allen Mannschaftsteilen

Das sowieso schon defensiver als normal ausgerichtete DFB-Team nahm sich durch die Rote Karte Möglichkeiten in der Offensive und schaffte es doch, vereinzelt Chancen auszuspielen. Dies gelang vor allem über Konterangriffe oder lange Pässe hinter die Abwehr. Hoffmann gelang es häufig mit ihrem Körpereinsatz, die Bälle zu sichern und weiterzuverwerten. Auch Räume für Tiefenläufe ergaben sich, etwa als Hoffmann auf einmal allein vor Frankreich-Torhüterin Pauline Peyraud-Magnin auftauchte, aber nur knapp zu spät kam.

Und auch Jule Brand und Klara Bühl kamen zu Chancen über die Außenbahnen. Bei schnellen Gegennangriffen boten sich Räume zum Belaufen, welche die beiden dribbelstarken Spielerinnen für Offensivaktionen nutzen konnten. Gerade Brand suchte immer wieder das Eins-gegen-Eins beziehungsweise Eins-Gegen-Drei, wobei des Öfteren die idealen Abspielzeitpunkte verpasst wurden. Die einzigen zielführenden Versuche gelangen durch Nüsken, die erst noch per Kopf zum Ausgleich traf (25.), in der zweiten Hälfte allerdings einen Elfmeter vergab (69.).

Das Herzstück des deutschen Sieges war jedoch ohne Zweifel die Defensivleistung, die in vorderster Reihe mit der Stürmerin begann und erst knapp vor der eigenen Torlinie endete. Kein Ball wurde aufgegeben und Gegenspielerinnen so lange verfolgt, bis der Ball gewonnen war oder im Aus landete. Die zuletzte häufig - auch zu Recht - kritisierte deutsche Verteidigung um Innenverteidigung und Torhüterin Berger lieferte gegen die Französinnen den Beweis, welche Leistung bei voller Ausschöpfung des Potenzials möglich ist.

Obwohl die Innenverteidigung über 120 Spielminuten sämtliche Höhen und Tiefen durchlief, blieb unter dem Strich nur ein Gegentor durch den Elfmeter von Geyoro. Auch wenn man einbeziehen muss, dass Les Bleues sämtliche weitere Möglichkeit gehabt hätten samt zweier aberkannter Tore aufgrund von Abseitspositionen. Darüber hinaus musste man erst den Platzverweis von Hendrich und nur kurze Zeit die Verletzung von Linder verkraften.

Gerade Berger erwies sich als Schlüsselspieler. Nicht nur im Elfmeterschießen blieb die Keeperin aus der NWSL gewohnt cool, sondern trat auch im vorherigen Spielverlauf als (fast) unüberwindbare Instanz mit ihrer Präsenz im Strafraum auf. Speziell ihre Parade aus der 103. Spielminute wird wohl als die Szene des Spiels in Erinnerung bleiben. Mit einem großen Rückwärtssatz kam die Torhüterin noch mit den Fingerspitzen an das Leder, das von Minge gefährlich abgefälscht worden war.

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Die Szene der Partie: Ann-Katrin Berger kratzt das Leder von der Linie / Charlotte Wilson/GettyImages

In der Schlussphase war sämtlichen deutschen Spielerinnen anzusehen, dass sie körperlich nach der enormen Laufleistung auf dem Zahnfleisch liefen. Kett musste nach Krämpfen durch Selina Cerci ersetzt werden, Kleinherne hielt sich vermehrt den rechten Oberschenkel und die eingewechselte Lea Schüller lief nach einem harten Zweikampf auch nicht mehr rund. Und trotzdem blieb der Wille bis zum Ende ungebrochen, das Spielfeld nur als Siegerinnen verlassen zu wollen.

Eiskalt vom Punkt - Berger hält und trifft

Dass man so eine spielerische Leistung auf das Feld bringt, nur um darauf im Elfmeterschießen zu verlieren, war keine Option für das DFB-Team. Die insgesamt sehr sicheren Schützinnen - nur Sara Däbritz schoss an die Latte - legten vor, während Berger den Rest übernahm. Die Torhüterin vom Gotham FC wuchs ein weiteres Mal über sich hinaus, indem sie die Elfmeter von Amel Majri und Alice Sombath hielt und zudem den fünften deutschen Versuch selbst verwandelte.

Zum Schluss gewann nicht die Mannschaft mit mehr Ballbesitz oder den besseren Einzelspielerinnen, sondern das Team, welches das eigene Herz auf dem Platz gelassen hat. Demnach steht die deutsche Mannschaft im Halbfinale der EM und hat die eigenen Titelchancen gehörig nach oben geschraubt. Nach diesem Abend in Basel scheint es auch nicht mehr unmöglich, selbst Weltmeister Spanien irgendwie zu schlagen - hoffentlich dann auch mal über die erste Halbzeit hinaus mit elf Spielerinnen auf dem Feld.

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