Rund um den Brustring
·11 de janeiro de 2025
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·11 de janeiro de 2025
Es ist (noch) Winterpause für den VfB und damit traditionell Zeit, um auf die Halbjahresbilanz der Leihspieler zu blicken. Einmal mehr eine überwiegend ernüchternde Zusammenfassung.
Zum mittlerweile achten Mal erscheint dieser winterliche Überblick über die verliehenen Spieler des VfB auf diesem Blog. Es gab Zeiten, da suchten nur zwei Spieler — Pablo Maffeo und Niko Nartey — woanders neue Perspektiven, im Winter 2022 befassten wir uns hingegen mit gleich neun verliehenen Akteuren: Alexis Tibidi, Clinton Mola, Leonhard Münst, Mateo Klimowicz, Mohamed Sankoh, Momo Cissé, Ömer Beyaz, Roberto Massimo und Wahid Faghir. Während man Maffeo damals wegen, nunja “atmosphärischer Störungen” vom Hof haben wollte und Nartey einfach noch Spielpraxis brauchte, stehen von den neun eben genannten Spielern nur noch drei beim VfB unter Vertrag und werden in der Rückrunde gemeinsam für den VfB II in der dritten Liga auflaufen. Das verdeutlicht exemplarisch: Die wenigsten Leihen haben wirklich einen Perspektivwechsel herbei geführt, der dem VfB genutzt hat.
Die letzte wirklich erfolgreiche Leihe war womöglich die von Orel Mangala zum HSV, auch wenn der VfB 2019 ohne ihn abstieg. Meistens ging es jedoch in den letzten Jahren darum, Spieler ohne wirkliche Perspektive für ein Jahr bei einem anderen Verein zu parken, in der Hoffnung, dass dieser auch nach der Leihe Verwendung für sie habe. Oder Talenten Spielpraxis zu verschaffen, die zu gut für die Regionalliga oder gar Oberliga waren, aber nach einhelliger Meinung noch nicht gut genug für die Profimannschaft des VfB. So auch in diesem Jahr: Juan Perea und Luca Pfeiffer haben beim VfB überhaupt keine Perspektive mehr und sind dementsprechend schon im zweiten Jahr in Folge verliehen. Silas und Jeong Woo-Yeong sahen zumindest kurzfristig in dieser Saison keine Perspektive für sich angesichts eines großen und teilweise gut besetzten Kaders. Jovan Milosevic, Laurin Ulrich und mit Abstrichen Mohamed Sankoh sind immer noch nicht weit genug für die Bundesliga, wobei man bei Sankoh schon überlegen muss, ob seine Zukunft überhaupt beim VfB liegt. Aber der Reihe nach, wie immer alphabetisch:
Jeong bei Union Berlin © Maja Hitij/Getty Images
kam erst im Sommer 2023 vom SC Freiburg zum VfB und war deshalb auch der Spieler, bei dem mich die Leihe im vergangenen Sommer am Meisten überraschte. Sicherlich war er in der Vizemeister-Saison eher Ergänzungs- denn Stammspieler, was aber auch daran lag, dass er unterm Strich vermutlich mehr Minuten für die südkoreanische Nationalmannschaft auf dem Platz stand als im Trikot mit dem Brustring. Zu Saisonbeginn stand er nämlich in allen drei Spielen vor seiner ersten Abstellung zu den Asian Games in der Startelf, danach nur noch zwei Mal, zumal er dann im Winter wegen der Asienmeisterschaften erneut fehlte. Gegen Saisonende traf er überraschend gegen die Bayern und Mönchengladbach. Vermutlich blieb für ihn mit der Verpflichtung von Jamie Leweling, Deniz Undav, Ermedin Demirovic, der Leihe von Fabian Rieder sowie angesichts der Spielstärke von Chris Führich und Enzo Millot vorne einfach kein Platz mehr, um regelmäßig auf Einsätze zu kommen.
Also ging er den umgekehrten Weg von Jamie Leweling und wechselte leihweise zum 1. FC Union Berlin, die in der vergangenen Saison trotz oder vielleicht gerade wegen der Teilnahme an der Champions League gegen den Abstieg kämpften und diesen gerade so verhindern konnten. Wie uns Union-Fan Sebastian vom Podcast Textilvergehen erklärt, habe der FCU dabei vor allem Probleme gehabt ins Offensivdrittel zu kommen. Jeong sollte hingegen mit seinen Dribblings für Unruhe sorgen und das Spiel Unions weniger berechenbar machen. Auch Jeongs Laufstärke sei für den mittlerweile Ex-Trainer Bo Svensson wichtig gewesen, was dazu führte, dass er außer am ersten Spieltag, als er noch für den VfB spielte und am 15. Spieltag, als ihn eine Blessur außer Gefecht setzte, in jedem Spiel auf dem Platz stand, meistens mindesten 60 Minuten.
Sportlich läuft es für Union nach einem ordentlichen Saisonstart nicht mehr so gut, seit dem 20. Oktober wartet man mittlerweile auf einen Sieg, womöglich kommt jetzt gegen Bochum noch eine Niederlage am grünen Tisch hinzu. Das führte letztlich auch zur Entlassung von Svensson, der geholt worden war, um die Offensive wiederzubeleben, so Sebastian. Das gelang überhaupt nicht, auch wenn die Ergebnisse lange Zeit aufgrund der stabilen Defensive dennoch gut waren. Svenssons hohes Angriffspressing, das man bereits aus Mainz kannte, habe die Mannschaft ihrer Kompaktheit beraubt und die Abwehrspieler in Eins-gegen-Eins-Duelle gezwungen, die nicht immer gut ausgingen. Dennoch sieht Sebastian vor allem eine Ergebniskrise.
Wie man aus dieser Beschreibung schon ablesen kann, konnte die Offensive Unions in der bisherigen Saison nicht glänzen, auch Jeong machte da trotz zwei Treffern und einer Vorlage (gegen den VfB) keine Ausnahme. Bisher spielte er in einem Dreier-Angriff auf einer der Außenpositionen, Sebastian vermutet, dass er durch eine Umstellung des neuen Trainers Steffen Baumgart auf eine Viererkette profitieren könnte. Generell wird nicht nur für Jeong, sondern für die gesamte Mannschaft viel vom neuen Trainer abhängen, dem es gelingen muss, “ein erkennbares und erfolgreiches Offensivspiel” zu etablieren, so Sebastian. Dann könne er sich auch bei Jeong vieles vorstellen, zum Beispiel dass der FCU die Kaufoption zieht.
Auch wenn es schade wäre Jeong nach nur einer Saison schon wieder zu verlieren und man sich natürlich auch langfristig fragen muss, wer eventuell für abwandernde Spieler nachrücken könnte, scheint diese Leihe trotz der letzten Ergebnisse Unions noch am erfolgreichsten zu verlaufen. Jeong kriegt auf Bundesliga-Niveau die Spielpraxis, die er in Freiburg und dann auch beim VfB nicht mehr hatte. Vielleicht ist er dadurch für die kommende Saison doch wieder eine Alternative. Es wird auf jeden Fall interessant sein zu sehen, was Baumgart bei Union ändert und wie sich das auf Jeong auswirken wird.
Weiter geht es mit
Milosevic in St. Gallen. © Carsten Harz/Getty Images
der bereits in der Rückrunde der vergangenen Saison verliehen wurde und zwar zum liebsten Leihpartner des VfB, dem FC St. Gallen, bei dem bereits Leonhard Münst und Matej Maglica Spielpraxis sammelten. Milosevics Debüt in St. Gallen verlief vor einem Jahr ziemlich kurios. Er traf direkt im ersten Spiel, verletzte sich kurze Zeit später und fiel vier Spiele lang mit einem Bänderriss aus. Auch Leonhard Münst hatte in St. Gallen schon mit Verletzungssorgen zu kämpfen, auch wenn das wohl nichts mit dem Verein an sich zu tun hat. Als Milosevic, einst von Sven Mislintat aus Novi Sad zum VfB gelotst und von Fabian Wohlgemuth als eine der ersten Amtshandlungen verpflichtet, wieder spielen konnte, traf er in den verbleibenden zehn Spielen noch zwei Mal und verhalf damit dem FC St. Gallen mit zur Teilnahme an der Qualifikation zur Conference League — “eines der großartigsten, wenn nicht das Großartigste für Verein und Fans in den letzten Jahren”, wie uns FCSG-Fan Marco vom Magazin SENF verrät. In diese Euphorie passte auch die erneute Leihe von Milosevic, der die Stammstürmer der Mannschaft (unter anderem Ex-VfB-Spieler Chadrac Akolo) entlasten und mehr Akzente setzen sollte, als im vom Verletzungen geprägten ersten Halbjahr.
Leider läuft es aktuell nicht wirklich besser für Milosevic, der schon elf Liga-Spiele verletzungsbedingt verpasste und seit Anfang Oktober nicht mehr auf dem Platz stand. Im August bereitete er gegen Grasshoppers Zürich ein Tor vor, im Pokal hat er ein Assist und ein Tor und im für die Qualifikation zur Conference League-Ligaphase entscheidenden Elfmeterschießen versenkte er seinen Strafstoß gegen Trabzonspor. Dementsprechend könne man außer dem Potenzial, dass er aufblitzen lässt, aus dn insgesamt 286 Spielminuten auch nicht viel zu seiner Entwicklung ablesen, erklärt Marco. Immerhin ist er aktuell wieder fit und auch im Trainingslager mit dabei. Marco hofft, dass er in der Rückrunde verletzungsfrei bleibt und die Offensive des FCSG verstärken kann. Für den läuft es nämlich in der aktuellen Saison auch noch nicht optimal, in 18 Ligaspielen stehen erst sechs Siege zu Buche. Das habe einerseits durchaus mit den vielen Spielen zu tun, erklärt Marco, aber auch damit, dass man Führungen häufig nicht über die Zeit bringen konnte. Wenn Milosevic regelmäßig spiele, würde er ihn auch gerne in St. Gallen behalten, denn das Talent sei durchaus vorhanden.
Milosevic, das darf man nicht vergessen, wird in diesem Sommer erst 20 Jahre alt und hatte beim VfB zunächst keine Perspektive und dann in St. Gallen wirklich Pech mit Verletzungen. Ob er sich dahin entwickelt, dass er für die Bundesliga eine Alternative ist, bleibt abzuwarten. Regelmäßige Spielpraxis in einer hoffentlich verletzungsfreien Rückrunde würde da schon enorm helfen. Hoffen wir, dass ihn nicht das Schicksal von Mohamed Sankoh ereilt, für den die 3. Liga vorerst die Endstation zu sein scheint — der aber natürlich auch eine ganz andere Krankheitsgeschichte hat. Für Milosevic war die Hinrunde jedenfalls ziemlich verlorene Zeit, von der er aber auch noch genug hat. Schauen wir im Sommer noch mal drauf.
Ebenfalls in der Schweiz spielt in dieser Saison
und zwar beim FC Zürich. Bereits vergangenes Jahr hatte man für den wuseligen, aber wenig effektiven Stürmer beim VfB keinen Platz mehr, der stattdessen mit Hansa Rostock aus der 2. Bundesliga abstieg, wobei er vier Tore erzielte. Wie uns Lukas vom Podcast Züri Live erklärt, waren die Erwartungen an Perea vor seiner Ankunft in Zürich trotzdem relativ hoch. Der FCZ habe ein ähnliches Budget zur Verfügung wie Rostock in der zweiten Liga, setze bei der Kaderplanung also vor allem auf den eigenen Nachwuchs oder Talente aus dem Ausland, die in Zürich ihren Durchbruch schaffen. Lukas führt dabei Assan Ceesay und Wilfried Gnonto an, mit denen der Verein 2022 überraschend Schweizer Meister wurde und die im Anschluss in die Serie A und die Premier League wechselten. Angesicht von Pereas Erfahrung in den deutschen Bundesligen und der griechischen Liga und der Tatsache, dass er trotz Rostocks spielerischer Schwäche vier mal traf, war er laut Lukas “mal einer, bei dem die Hoffnung bestand, dass er schon in der ersten Saison auf eine gewisse Torquote kommen könnte.”
Die sieht mit sechs Treffern in 14 Spielen gar nicht mal so übel aus. Perea habe gut Anschluss gefunden, habe gute Verbindungen zu Spielern wie dem ebenfalls neu verpflichteten Argentinier Mariano Gomez, Co-Trainer Johan Vonlanthen, der in Kolumbien aufgewachsen ist und Vize-Kapitän Antonio Marchesano. Auch mit den Fans verstehe er sich gut, erzählt Lukas und zitiert Perea: “Ich weiss zu 100%, dass sie ‘loco’ sind, so wie ich.” Dass Perea ein bisschen “loco” sei, zeige sich allerdings auch in seiner Spielweise. Zum einen hat er bereits vier Spiele wegen Sperren verpasst, darunter wegen einer roten Karte gegen Lugano. Viele Verwarnungen fängt sich Perea gegen Ende des Spiels oder in der Nachspielzeit ein. Das liege vor allem daran, dass er meistens gegen Ende der Partie kaum noch gefährlich vors Tor kommt und bei ihm durchaus ein wenig Frust mitschwingt dann, erklärt Lukas. Gleichzeitig hofft man beim FCZ, dass er dann zum Beispiel nach einem Standard immer noch für ein Tor gut ist. Außerdem entstünden Pereas Tore weniger wegen seiner Technik oder seiner Zweikampfstärke, sondern einfach nur aus purem Willen. Lukas führt die Tore gegen Yverdon und in Basel an und fasst zusammen: “Perea hat dann seine besten Szenen, wenn Chaos herrscht und der Ball beispielsweise wegen Unebenheiten im Rasen unkontrolliert in verschiedene Richtungen aufsetzen kann. In solchen Situationen reagiert er häufig am schnellsten und kann dann diesen kleinen Vorsprung nutzen. Bei normalen, kontrollierten Situationen hat er hingegen Mühe, sich durchzusetzen.”
Was bei ballbesitzorientierten Mannschaften wie dem FCZ und dem VfB eher weniger funktioniert, wie Lukas anmerkt, zumal Perea sehr viel Energie in einzelne Situationen stecke, dann aber bei der Defensivarbeit nachlasse.
Auch bei der Mannschaft läuft es nicht optimal: Nach einem guten Saisonstart wartet Zürich bereits seit Anfang November auf einen Sieg. Lukas zufolge liegt das vor allem daran, dass einzelne Spieler im Laufe der Vorrunde abbauten und dass die Ergebnisse zu Saisonbeginn besser waren als die Leistungen. Der Vorteil einer früh zusammengestellten Mannschaft habe sich schnell verflüchtigt, auch weil Trainer Ricardo Moniz noch nicht die richtige Taktik gefunden habe: “[Er] hat als Holländer und Johan Cruyff-Jünger sein Leben lang immer mit Viererabwehr spielen lassen. Nun stellte er im Verlauf der Vorrunde zwischenzeitlich einige Wochen vorwiegend auf Dreierabwehr um. Er hatte kaum Erfahrung mit den Anforderungen an die einzelnen Rollen in so einem System und setzte einzelne Spieler falsch ein. Dies während viele Gegner sich im Verlauf der Vorrunde personell und taktisch immer besser einspielten.” Moniz sei anders als sein pragmatischer Vorgänger Breitenreiter ein Idealist, der hohe Anforderungen habe und neben der Profimannschaft den Nachwuchwuchsspieler auch noch Spezialtrainings angedeihen ließe. Langfristig bringe das vielleicht Erfolge, kurzfristig sei es aber schwierig.
Und auch Perea sollte seiner Meinung nach eher kurzfristig beim FCZ bleiben, weil seine wenigen Stärken einfach nicht zum Spielstil passten. Lukas sieht ihn in der Rückrunde eher als Joker und sieht für ihn auch beim VfB keine Perspektive. So geht es mir auch. Das wilde, ungestüme Spiel konnten wir auch in Stuttgart schon beobachten, ein wirklicher Vorteil ist es für uns nicht. Pereas Vertrag läuft 2026 aus, was eine weitere Leihe unmöglich macht, eine Verlängerung ist indes unwahrscheinlich. Ich hoffe, dass man im Sommer einen neuen Verein für ihn findet, der besser zu seiner Spielweise passt.
Ein weiterer Spieler, der von einer Leihe in die nächste ging, ist
Luca Pfeiffer, hier noch im VfB-Trikot. © Thomas Niedermueller/Getty Images
, der sich im Sommer dem immer noch zweitklassigen Erzrivalen aus Karlsruhe anschloss und mit dem zur Winterpause auf Platz 2 steht. Luca Pfeiffer stand dabei nur einmal in der Startelf und spielte in elf Einsätzen nur einmal mehr als 45 Minuten. Immerhin gelangen ihm gegen Ende der Hinrunde im Spiel gegen Regensburg zwei Vorlagen.
Wie uns Niklas vom Podcast Die Wildparkbruddler verrät, erwartete man von Pfeiffer, auch wenn er mit Darmstadt in der vergangenen Saison abstieg, dass er im Sturm recht schnell eine Hilfe sein könne. Bisher sei das noch nicht eingetreten, könne sich aber durch den Wechsel von Zivzivadze nach Heidenheim ändern. Li Egloff übrigens hat bisher noch Schwierigkeiten, sich in einem stark besetzten Mittelfeld durchzusetzen. Vorbehalte gegenüber Pfeiffer gab es jedenfalls aufgrund seiner Vergangenheit beim VfB nicht, erzählt Niklas Die geringe Einsatzzeit von nur 300 Minuten liegt Niklas zufolge einerseits an der starken Konkurrenz, andererseits habe Trainer Christian Eichner auch moniert, dass die zweite Reihe nicht genügend Druck mache. Pfeiffer sei eigentlich ein klassischer Stürmer, so Niklas, beim bereits erwähnten Sieg gegen Regensburg sei er jedoch als Zehner aufgelaufen, was in Zukunft eine Option sein können. Neben ihm habe der KSC aktuell mit Fabian Schleusener nur einen fitten Stürmer, man erwarte aber noch in der Winterpause einen Ersatz für Zivzivadze. Ob Pfeiffer auch langfristig eine Option für den KSC ist, möchte Niklas daher erst in ein paar Monaten beurteilen.
Für Luca Pfeiffer gilt das gleiche wie für Juan Perea: Sein Vertrag läuft 2026 aus, beim VfB hat er keine Perspektive und auch bei einem ambitionierten Zweitligisten scheint er es schwer zu haben. Auch hier muss man hoffen, dass das Kapitel beim VfB im Sommer endet und er einen festen neuen Verein findet, möglicherweise in der zweiten Liga.
Runter in die dritte Liga geht es für
Mo Sankoh, hier ebenfalls noch im VfB-Trikot: © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
, nachdem dieser sich beim derzeit Tabellenletzten Serie B, Cosenza Calcio nicht durchsetzen konnte. In Süditalien — Cosenza ist die Haupstadt Kalabriens an der Stiefelspitze des Landes — kam er auf insgesamt neun Einsätze, nur einmal stand er in der Startelf und insgesamt etwa 250 Minuten. Salvatore Cozza, Fan von Cosenza, zufolge war er für die Offensivrototation eingeplant, konnte aber den Trainer offenbar wenig überzeugen. Für Cosenza läuft es wie bereits angesprochen auch nicht gut. Die Mannschaft ging mit vier Strafpunkten wegen Verwaltungsverstößen in die Saison und hat einen schlechteren Kader als im vergangenen Jahr, so Salvatore. Sankoh kam meist nur für die letzten zwanzig bis dreißig Minuten rein, konnte aber für eine Mannschaft, die nur vier von 20 Spielen bisher gewonnen hat, nicht viel ausrichten. Dementsprechend wenig traurig ist man bei Cosenza über das Ende der Leihe.
Mo Sankoh ist wirklich ein tragischer Fall. Vor dem Zusammenstoß mit Sascha Burchert war er auf dem Weg in die Bundesliga-Mannschaft des VfB, die lange Verletzungspause und die drohende Sportinvalidität scheinen körperlich und auch seelisch Spuren hinterlassen zu haben bei ihm. Weder in der Eredivisie noch in der zweiten italienischen Liga konnte er dieses Potenzial je wieder andeuten und steht nun auch eineinhalb Jahre vor seinem Vertragsende beim VfB. Vielleicht kann er sich, der auch erst 21 Jahre alt ist, nochmal über eine gute Rückrunde in der dritten Liga empfehlen, dass es für den VfB in der derzeitigen Verfassung noch einmal reicht, bezweifle ich aber leider.
Eine ebenso emotionale Geschichte hat
Silas bei Roter Stern © Srdjan Stevanovic/Getty Images
beim VfB, wenn auch aus anderen Gründen. Die Meinungen dazu, warum er den VfB vor der Saison leihweise gen Belgrad verließ, gehen auseinander. Ein Auslöser wird auf jeden Fall die schon feststehende Nicht-Nominierung für den Champions League-Kader gewesen sein, vielleicht hat man ihm auch unabhängig davon deutlich gemacht, dass es für ihn im System von Sebastian Hoeneß derzeit nicht viele Chancen auf Spielzeit gibt. Sicherlich auch nicht hilfreich war der Auftritt im Supercup, wobei das weniger am verschossenen Elfmeter lag, sondern mehr an der fehlenden Defensivarbeit, die bei Silas schon immer ein Manko war.
In Belgrad seien die Erwarteungen im Sommer sehr hoch gewesen, erklärt uns Cvrena zvezda-Fan Denis, der auch schon bei uns im Podcast zu Gast war: “Silas kommt aus der Bundesliga, vom deutschen Vizemeister, also sollte er vom Rest der Mannschaft herausstehen.” Insgesamt absolvierte Silas für Roter Stern acht Liga- und alle sechs bisherigen Champions League-Partien, traf in der Liga vier Mal und international zwei Mal — gegen Barcelona und den VfB. Dieses Spiel sei quasi die Blaupause dessen gewesen, was man von Silas sehen wolle, so Denis, nämlich hohes Anlaufen der Abwehrreihe, schnelle Sprints und Tore. Auch gegen Lokalrivalen Partizan habe er ein gutes Spiel gemacht und beim 4:0 ein Tor erzielt. Roter Stern führt die Tabelle der serbischen Super Liga mit 19 Siegen und einem Unentschieden unangefochten an, dementsprechend einseitig sind viele Spiele, was Denis zufolge bei Silas mitunter zu Leichtsinnigkeiten führe: “Gegen schwächere Mannschaften sieht man leider öfter das er zu viel dribbelt und zu oft in die Duelle geht, wo ein Pass die einfachere Lösung wäre. Manchmal hat man das Gefühl er geht nicht an sein Maximum.”
Zuletzt kam er im Dezember gar nicht mehr in der Liga zum Einsatz, lief aber für Roter Stern in der Champions League gegen Milan auf. Warum er zuletzt nicht mehr im Kader war, konnte Denis auch nicht herausfinden, gerüchteweise wurde er für die Nationalmannschaft freigestellt. Aber auch schon vorher habe Luka Ilić ihm auf der rechten Seite, auf der er auch für Belgrad spielt, den Rang abgelaufen. Silas müsse sich anstrengen, um seinen Stammplatz zu behalten, so Denis. Er sei aber dennoch wichtig für die Mannschaft, gerade durch sein Stellungsspiel und sein Pressingverhalten. Gleichzeitig offenbare er auch in Serbien Schwächen in der Defensive, Belgrads Trainer Vladan Milojević lege aber viel Wert auf eine mannschaftsdienliche Spielweise auch der Offensivspieler. Fraglich sei auch, wie groß Silas’ Motivation ist, sobald Crvena zvezda sich erwartbarerweise nicht für die KO-Phase der Champions League qualifiziert: “Ich persönlich würde mir wünschen das Silas mehr beißt und kämpft. Man hat oft das Gefühl das bei ihm die Gier fehlt.”
Auch die Zukunft von Silas bleibt spannend. Belgrad hat eine Kaufoption in Höhe von 10 Millionen Euro, die sie aber nur bezahlen können, wenn sie Silas direkt weiterverkaufen. Das ist für Denis aber auch nachvollziehbar, da ein Wechsel nach Serbien für Silas in seinem Alter ein Rückschritt wäre. Beim VfB läuft sein Vertrag ebenfalls 2026 aus und man muss sich beim VfB in diesem Frühjahr Gedanken darüber machen, ob man ihm einen Verbleib in Stuttgart nahelegt oder die 10 Millionen + x aus Belgrad mitnimmt, auch angesichts der Tatsache, dass er seine Schwächen bisher noch nicht verbessert hat. Schmerzlich wäre ein endgültiger Abgang allemal, eine Vertragsverlängerung mit Gehaltsanpassung sehe ich aber auch nicht als zielführend an.
Wie Mo Sankoh ist auch
Laurin Ulrich in Ulm. © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
bereits nach Stuttgart zurückgekehrt. Beim Zweitliga-Aufsteiger Ulm kommt er auf ganze fünf Einsätze mit insgesamt 70 Spielminuten. Leider konnte ich niemanden finden, der mir dazu etwas erzählen konnte, was angesichts der Rückkehr aber auch halb so tragisch ist. Ulrich wollte im Sommer den nächsten Schritt gehen, der offensichtlich noch zu früh kam. Jetzt kann er als Stammspieler unter Markus Fiedler dem VfB II helfen, die Klasse in der dritten Liga zu halten.
Und hat damit fast noch die beste Perspektive aller Leihspieler. Milosevic und mit Abstrichen Jeong und Silas traue ich noch eine Rückkehr in den VfB-Kader zu, der Rest wird sich im Sommer einen neuen Verein suchen müssen. Immerhin war der VfB in dieser Saison klüger bei der Auswahl der Leihvereine und schickte seine Spieler nicht zu Abstiegskandidaten, die in der größten Not nicht unbedingt auf Leihspieler oder Talente setzten: Silas und Pfeiffer stehen mit ihren Vereinen gut da und müssen sich dort durchsetzen und auch Perea, Milosevic und Jeong können eine gute Rolle spielen. Im Fall von Sankoh und Ulrich hat man kurzfristig reagiert. Und trotzdem läuft auch diese Leihperiode vor allem unter der Überschrift “Kaderbereinigung”:
Wie es unseren aktuell fünf Leihspielern in der Rückrunde ergeht, könnt Ihr übrigens wöchentlich in unserem Blog lesen!