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·23 de janeiro de 2025

Defensivstarker FC St. Pauli – selbstbewusste Selbstverständlichkeit

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Die zweitwenigsten Gegentore der Liga sind der Grund, warum sich der FC St. Pauli berechtigte Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen darf. Was macht das Team so stark?(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Die Torausbeute des FC St. Pauli ist mit 14 Treffern nach 18 Spieltagen ziemlich dürftig. Weniger als ein Treffer pro Partie ist zumeist ein untrüglicher Indikator, dass der Gang in die zweite Liga bevorsteht. Doch die Situation beim FCSP ist eine andere. Denn auf der anderen Seite des Spielfeldes landete der Ball in diesen 18 Partien erst 21 Mal im Netz – der FC St. Pauli stellt damit die zweitbeste Defensive der Bundesliga und ist aktuell weiter von den Abstiegsrängen entfernt, als es die Anzahl erzielter Treffer vermuten lässt.


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Die Defensive des FC St. Pauli ist also das Prunkstück des Teams. In bereits sechs Spielen gab es sogar kein Gegentor für Torhüter Nikola Vasilj, also in jedem dritten Spiel. Zum Vergleich: Die Torhüter der direkten Konkurrenten wie Kiel, Bochum und Hoffenheim haben maximal zweimal in dieser Saison zu Null gespielt. Aber was macht das Team in der Arbeit gegen den Ball eigentlich so stark?

Es ist kein Glück – Statistiken bestätigen Defensivstärke des FC St. Pauli

Zuerst müssen wir natürlich schauen, ob die Anzahl an Gegentreffern als glücklich oder gerechtfertigt angesehen werden kann. Hätte sich der FC St. Pauli mehr Gegentreffer fangen müssen? Ganz auflösen lässt sich das zwar nicht, aber der Blick in die Statistiken bestätigt zumindest die Richtung: Das Team hat die sechstwenigsten Torschüsse zugelassen und stellt nach xG-Werten die fünftbeste Defensive der Bundesliga. Der fünftniedrigste xG-Wert, aber die zweitniedrigste Anzahl an Gegentreffern? Ja, die Diskrepanz zwischen diesen Zahlen führt direkt zu jemandem, der nur bedingt Einfluss auf die Anzahl und Güte gegnerischer Torschüsse hat, aber entscheidend daran beteiligt ist, ob diese auch im Tor des FC St. Pauli landen.

Es war ein schwieriger Saisonstart für Nikola Vasilj. Die (zu Saisonbeginn gar nicht so) unumstrittene Nummer 1 des FC St. Pauli verpasste nämlich signifikante Teile der Vorbereitung im Sommer und machte dann in den ersten Spielen eine teils unglückliche Figur: Im Pokal in Halle, sowie bei den Partien gegen Heidenheim und Mainz am Millerntor war er an Gegentreffern alles andere als unbeteiligt. Aussagekräftige Statistiken zeigten aber bereits im Herbst, dass Vasilj besser ist, als es der subjektive Eindruck vermuten lässt (Rückhalt für den Rückhalt).

Fast fünf Gegentore weniger dank Nikola Vasilj

Ein paar Monate später ist man von einer Torwart-Diskussion so weit entfernt, dass man sich kaum noch vorstellen kann, dass Nikola Vasilj mal in der Kritik stand. Der 29-jährige hat seine ansteigende Form auch nach der Winterpause bestätigt und sich so zu einem großen Rückhalt des FC St. Pauli entwickelt. Wie groß? Das zeigt der beeindruckende Blick in die Zahlen: Basierend auf den Post-Shot-xG-Werten (PSxG), die man bei fbref findet – ein Wert, der die Qualität des Torschusses berücksichtigt (genauer im oben verlinkten Artikel erklärt) – zählt Nikola Vasilj zu den drei besten Torhütern der Bundesliga.

Einzig Moritz Nicolas (Mönchengladbach) und Kamil Grabara (Wolfsburg) weisen einen höheren Wert auf, wenn man die PSxG-Werte den gefangenen Toren gegenüberstellt. Vasiljs Wert liegt bei +4,5 – was bedeutet, dass er in dieser Saison 4,5 Gegentore weniger zugelassen hat, als nach PSxG wahrscheinlich, in der Torverteidigung also bisher überdurchschnittlich gute Leistungen zeigte. Zum Vergleich: Die Werte von Bochum (-4,4), Heidenheim (-4,6) und Kiel (-11,4!!!) sind deutlich schlechter. Hier geht es ganz konkret um 9 beziehungsweise 15 Gegentreffer, die sich diese Clubs mehr gefangen haben, als der FC St. Pauli – und das ist zu großen Teilen den jeweiligen Torhütern anzurechnen.

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Nikola Vasilj bei der Ausübung seiner Kernkompetenz: Der Torverteidigung. Statistiken zeigen, dass er in dieser Saison bisher ein extrem großer Rückhalt für den FC St. Pauli ist. // (c) Stefan Groenveld

Karol Mets! Zweikampfgott!

Die Qualitäten von Nikola Vasilj in der Torverteidigung sind einer der wichtigsten Gründe, warum sich der FC St. Pauli bisher nur 21 Gegentreffer fing. Doch auch andere Spieler und das Team als Ganzes haben großen Anteil an der erfolgreichen Arbeit gegen den Ball. Innenverteidiger Karol Mets hat zum Beispiel die drittbeste Zweikampfquote der gesamten Bundesliga. Fast 79 Prozent seiner Defensivduelle hat der „Warrior“ (wie ihn Alexander Blessin nannte) in dieser Saison bisher gewinnen können. Auch seine Kollegen in der Innenverteidigung haben gute bis sehr gute Zweikampfquoten, allen voran David Nemeth (der in diesem Bereich einen Schritt nach vorne gemacht hat), während Hauke Wahl und Eric Smith eher mit abgefangenen Pässen positiv herausstechen.

Was alle Innenverteidiger vereint ist die Fairness: Laut Zahlen von Bundesliga.de hat keiner der vier erwähnten FCSP-Innenverteidiger mehr als zehn Fouls in dieser Saison vorzuweisen. Nur die Innenverteidiger des SC Freiburg foulen weniger als die des FC St. Pauli. Dass der FCSP hinter Freiburg nicht das insgesamt fairste Team der Liga ist, hängt übrigens mit Morgan Guilavogui und Jackson Irvine zusammen, die mit 27 beziehungsweise 26 Fouls jeweils in den Top10 der Bundesliga zu finden sind (auch James Sands dürfte in dieser Statistik noch große Schritte nach vorne machen). Die Fairness der Innenverteidiger hat ganz konkrete Auswirkungen auf die Anzahl an Gegentreffern. Denn je weniger Fouls es in Nähe des eigenen Tores gibt, umso geringer die Wahrscheinlichkeit von Standard-Gegentreffern.

Erfolgreiche Defensivarbeit fängt ganz vorne an

Zurück zu den Zweikämpfen: Der FC St. Pauli hat insgesamt die viertbeste Zweikampfquote der Bundesliga vorzuweisen. Das zieht sich durch alle Mannschaftsteile. In vorderster Reihe hat Johannes Eggestein, der eigentlich nicht für Zweikampfstärke bekannt gewesen ist, bisher ganz starke 71 Prozent seiner Defensivduelle gewonnen – nur Harry Kane hat eine bessere Quote unter allen Angreifern der Bundesliga. Doch der Bayern-Stürmer führt auch nur 0,7 Defensivduelle pro Spiel, Eggestein fast drei (2,8).

Noch etwas mehr sticht Morgan Guilavogui heraus: Unter sämtlichen Offensivspielern der Bundesliga gibt es nur einen (Patrick Wimmer vom VfL Wolfsburg), der mehr erfolgreiche Defensivaktionen pro Partie hat als der Sommer-Neuzugang des FC St. Pauli. Und es gibt nur vier Spieler, die (ballbesitzbereinigt) mehr Pässe abfangen als Guilavogui. Genau diese Fähigkeit, dass er oft noch seine Gräten dazwischenbekommt, war bereits in Frankreich ersichtlich. In seinem Spielerprofil hatten wir geschrieben: „Kein Offensivspieler der Ligue 2 hat in der Saison 22/23 pro 90 Minuten mehr gegnerische Pässe abgefangen als Guilavogui. Man könnte sogar soweit gehen und sagen, dass das Pressingverhalten seine größte Stärke ist. Guilavogui antizipiert dabei oft sehr gut, ist auch im Gegenpressing sehr griffig und unangenehm für die Gegenspieler. Das dürfte sehr gut zum ausgeprägtem Fokus von Blessin auf das eigene Pressingverhalten passen.“

Wenig späte Gegentreffer

Auffällig ist auch, dass sich der FC St. Pauli nur selten späte Gegentreffer fängt, was ein Ausdruck körperlicher Fitness und großer Bereitschaft sein kann. Nur fünf Bundesliga-Clubs haben sich diese Saison weniger Gegentore in der zweiten Halbzeit gefangen als in der ersten – der FC St. Pauli ist einer davon. Nur zehn Gegentreffer im zweiten Abschnitt bedeuten auch hier Platz zwei. Und es ist eine klare Entwicklung im Saisonverlauf erkennbar: Zu Saisonbeginn gab es späte Gegentreffer gegen Heidenheim und Augsburg. Den letzten richtig späten Gegentreffer gab es gegen Kiel (in der Nachspielzeit, als das Spiel bereits entschieden war). Davor fing man sich in Dortmund ein Gegentor in der Schlussviertelstunde – das war am siebten Spieltag.

Es ist also eine Leistung des gesamten Teams, dass man sich als FC St. Pauli erst 21 Gegentreffer gefangen hat. Interessant ist, dass dabei gar nicht versucht wird, den Gegner primär am Ballbesitz zu hindern. Gegen kein anderes Team hatten Mannschaften durchschnittlich mehr Ballkontakte als gegen den FCSP. Aber je näher es an das eigene Tor geht, umso weniger lässt der FC St. Pauli den Gegner an den Ball kommen. Im gegnerischen Drittel lässt das Team von Blessin die achtmeisten Ballkontakte des Gegners zu (dort, wo Guilavogui und Eggestein gerne Stress machen), im mittleren Spielfelddrittel sind es sogar ligaweit die meisten – doch im eigenen Spielfelddrittel wendet sich das Blatt: Nur fünf Teams lassen dort weniger Ballkontakte des Gegners zu als der FC St. Pauli. Ein Anzeiger dafür, dass der FCSP eine sehr genaue Idee davon hat, wo auf dem Spielfeld Bälle gewonnen werden sollen beziehungsweise welche Bereiche man abschenkt, um in anderen präsenter zu sein: Entweder soll der Ball im Gegenpressing gewonnen werden oder das Team zieht sich tiefer zurück und erwartet den Gegner im eigenen Spielfelddrittel.

Wichtigste Faktoren? Selbstvertrauen und Eingespieltheit

Die Statistiken liefern also einige Erklärungen und Ansätze für die Defensivstärke des FC St. Pauli: Wenige Fouls in Strafraumnähe, konzentrierte Defensivarbeit bis zum Spielende, defensivstarke Offensivspieler, gute Zweikampfquoten in der Innenverteidigung und ein richtig starker Torhüter. Die beiden wichtigsten Punkte sind aber in Zahlen kaum abbildbar: Die gute Organisation der Defensivarbeit und das Selbstvertrauen, dass man defensivstark ist.

Sie mögen es mir verzeihen, aber die Spieler des FC St. Pauli, die in dieser Saison bisher in der Fünferkette eingesetzt wurden, haben sicher nicht die höchste individuelle Qualitäte (auch wenn es Ausnahmen gibt in Form von Insel-Begabungen, wie die Zweikampfstärke von Karol Mets). Aber alle Spieler, die in dieser Saison bisher zum Einsatz kamen, kennen einander extrem gut. Denn sie haben in der letzten Saison bereits zusammengespielt. Das schließt selbst jene Spieler ein, die letzte Saison wenig Spielzeit sammelten. Die hierbei gar nicht mal so weit hergeholte These: Wenn du Tag für Tag zusammen auf dem Trainingsplatz stehst, dann weißt du irgendwann um die Stärken und Schwächen, um das Verhalten deiner Mitspieler in bestimmten Situationen. Abgesehen von Morgan Guilavogui stehen sowieso zumeist Spieler auf dem Platz, die bereits längere Zeit das Trikot des FC St. Pauli tragen. Das mag nicht dazu führen, dass die individuelle Qualität überbordend ist, aber ein gut eingespieltes Team dürfte oft mehr wert sein, als die Fähigkeiten einzelner Akteure.

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„Zweikampf? Gerne!“ dürfte Karol Mets, drittbester Zweikämpfer der Bundesliga, in diesem Moment denken. // (c) Stefan Groenveld

Der FC St. Pauli ist seit zwei Jahren defensivstark

Sowieso ist die defensive Stärke des FC St. Pauli eigentlich alles andere als verwunderlich. Klar, es ist bemerkenswert, dass man in der Bundesliga die zweitbeste Defensive stellt. Aber dass ein Team, welches personell größtenteils unverändert agiert und letzte Saison die beste Defensive der 2. Bundesliga stellte (sowie in 22/23 in der Rückrunde nur 14 Gegentreffer erhielt), gegen den Ball ganz schwer zu knacken ist, sollte eigentlich nicht verwundern.

Die Defensivstärke hängt sicher – und damit zum zweiten wichtigen Punkt, den man in Zahlen nicht abbilden kann – auch damit zusammen, dass sich das Team genau dieser Stärke bewusst ist. Es war Anfang 2023, als der FCSP unter Fabian Hürzeler plötzlich damit anfing, knappe Vorsprünge in steter Regelmäßigkeit über die Zeit zu bringen. Was anfangs noch massive Schweißausbrüchen am Millerntor verursachte, führte bei stetem Erfolg irgendwann (auf und neben dem Platz) zu der Erkenntnis: „Ok, wir können das. Wir konnten zwar noch nie knappe Vorsprünge über die Zeit bringen, aber das hat sich jetzt geändert.“ Dieses Selbstvertrauen kann erst dazu führen, dass die Spieler des FC St. Pauli so mutig verteidigten, wie es Alexander Blessin immer wieder von ihnen verlangt (und was sie dann noch defensivstärker macht). Weil sie wissen, dass es funktioniert. Es ist ein sich selbst verstärkender Prozess.

Wie so oft ist es also alles andere als einfach, die Ursachen für Erfolg auf dem Fußballplatz genau zu benennen. Weil es in den meisten Fällen eine Vielzahl von Dingen gibt, die genau richtig zusammenlaufen. So auch bei der Defensivstärke des FC St. Pauli. Ob das die gesamte Saison über so bleiben wird? Ausnahmen bestätigen die Regel, würde ich sagen. Doch auch negative Ausreißer dürften nicht dazu führen, dass der FCSP seine Selbstverständlichkeit in der Arbeit gegen den Ball verlieren wird.

// Tim

Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.

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