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·28 agosto 2025
Wolfsburgs Minge vor Google Pixel Supercup: "Der Boom hält nicht nur einen Sommer"

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·28 agosto 2025
Im Google Pixel Supercup der Frauen zwischen Doublesieger FC Bayern München und Vizemeister VfL Wolfsburg wird am Samstag (ab 14 Uhr, live im ZDF und bei MagentaSport) im Karlsruher BBBank Wildpark der erste Titel der neuen Saison 2025/2026 vergeben. Im DFB.de-Interview spricht Wolfsburgs 26 Jahre alte Nationalspielerin Janina Minge mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Duell mit dem Titelverteidiger.
DFB.de: Im Duell um den Supercup treffen Sie mit dem VfL Wolfsburg auf Doublegewinner FC Bayern München. Worauf dürfen sich die Fans in Karlsruhe freuen, Frau Minge?
Janina Minge: Auf jeden Fall eine coole Atmosphäre und hoffentlich auf ein attraktives und sehr spannendes Spiel. Die beiden besten deutschen Teams stehen sich gegenüber und sind immer in der Lage, auch einige Tore zu erzielen.
DFB.de: Welchen Stellenwert hat diese Partie zu Saisonbeginn grundsätzlich für das Team?
Minge: Wir haben einen großen Umbruch im Kader und viele neue Spielerinnen. Allzu viele Testspiele konnten wir nicht zusammen bestreiten. Von daher wissen wir noch nicht genau, wo wir stehen. Umso besser, dass wir direkt gegen den FC Bayern antreten. Einen cooleren Start in die neue Saison kann es kaum geben.
DFB.de: Wird Ihnen durch die Teilnahme am Supercup noch mal bewusst, wie wichtig es war, beim Saisonfinale der vergangenen Spielzeit den zweiten Tabellenplatz vor Eintracht Frankfurt zu behaupten?
Minge: Für uns war die Vizemeisterschaft in erster Linie wichtig, um möglichst nah an der Spitze zu sein und uns auf dem direkten Weg für die Champions League zu qualifizieren. Dass wir dadurch auch den Supercup spielen dürfen, ist ein gewisses Extra, das wir gerne mitnehmen.
DFB.de: In Ihrer ersten Saison beim VfL hat es für Sie nicht zu einem Titel gereicht. Sind Sie deshalb ganz besonders motiviert?
Minge: Ich bin ganz klar nach Wolfsburg gekommen, um Titel zu gewinnen. Zugegeben: Der Supercup ist jetzt vielleicht nicht der wichtigste Wettbewerb von allen. Dennoch werden wir alles geben, um das Spiel für uns zu entscheiden und mit dem Pokal nach Hause zu fahren.
DFB.de: Glauben Sie, dass die Partie schon erste Hinweise liefern wird, wie sich die Kräfteverhältnisse während der Saison entwickeln könnten?
Minge: Schwierig. Die Saison ist viel zu lang, um aus einem Spiel Rückschlüsse darauf zu ziehen, wer vielleicht Deutscher Meister wird. Wir haben jetzt mehr Partien, auch sonst kann im Laufe eines Jahres viel passieren. Deshalb werden wir den Supercup, unabhängig vom Ergebnis, nicht überwerten. Klar ist aber auch, dass ein Erfolg auf jeden Fall einen Schub geben kann. Wir wollen definitiv zeigen, dass mit uns in dieser Saison zu rechnen ist.
DFB.de: Sie werden auf zahlreiche Spielerinnen treffen, mit denen Sie zuletzt bei der Europameisterschaft gemeinsam auf dem Platz gestanden und viele besondere Momente erlebt haben. Können Sie diese Gedanken vor dem Anpfiff in der Kabine zurücklassen?
Minge: Ich denke, das ist kein Problem. Vereinsfußball und Nationalmannschaft sind zwei verschiedene paar Schuhe, die ich schon immer ganz gut trennen konnte. Außerdem habe ich ähnliche Situationen - genau wie viele andere Spielerinnen - ja schon oft erlebt.
DFB.de: Das gesamte DFB-Team, aber auch Sie persönlich standen bei der EM sehr im Fokus. War dieser Hype für Sie auch nach dem Turnier zu spüren?
Minge: Obwohl wir bisher noch keine Pflichtspiele bestritten haben, kann ich die Frage nur mit Ja beantworten. Ich denke, wir haben dafür gesorgt, dass der Stellenwert des Frauenfußballs in Deutschland noch einmal gestiegen ist und noch mehr Fans in die Stadien kommen werden. Ich bin mir sicher, dass der Boom nicht nur einen Sommer anhält.
DFB.de: Wie gehen Sie mit der gestiegenen Popularität um?
Minge: Es ist in der Tat so, dass ich auch privat häufiger angesprochen und nach Fotos oder Autogrammen gefragt werde. Ich mache das sehr gerne. Wenn ich spüre, dass ich ein Vorbild für kleine Kinder sein kann, dann macht mich das stolz.
DFB.de: Das EM-Halbfinale liegt noch keine sechs Wochen zurück. Hat die Zeit ausgereicht, um die Akkus wieder aufzuladen und Lust auf die neue Spielzeit zu bekommen?
Minge: Ich muss sagen, dass ich extrem viel Lust auf die neue Saison verspüre. Klar, etwas fußballfreie Zeit hat auch gutgetan. Aber jetzt kann es gerne wieder losgehen. Ich bin selbst sehr gespannt, was uns erwartet.
DFB.de: Beim VfL Wolfsburg arbeiten Sie mit zahlreichen neuen Spielerinnen und auch mit einem neuen Trainer zusammen. Stephan Lerch war während seiner ersten Amtszeit äußerst erfolgreich. Wie sind die ersten Eindrücke, und wie läuft der Austausch?
Minge: Ich würde sagen, dass wir super miteinander klarkommen. Dass es einige taktische Veränderungen und auch sonst einige Neuerungen gibt, gefällt mir.
DFB.de: Sie sind sehr vielseitig einsetzbar. Wo sehen Sie Ihre Rolle im Team?
Minge: Es ist kein Geheimnis, dass ich am liebsten im zentralen Mittelfeld auf der Sechser- oder Achterposition spiele. Ich habe inzwischen aber auch viele positive Erfahrungen in der Innenverteidigung gesammelt. Von daher möchte ich mich da gar nicht festlegen, zumal es im Laufe einer Saison immer mal wieder Situationen geben kann, in denen Umstellungen notwendig sind.
DFB.de: Im Titelrennen gelten die Wölfinnen als Jägerinnen des Titelverteidigers aus München. Wie lautet Ihre Zielsetzung mit dem Team und auch persönlich?
Minge: Wie schon gesagt: Ich möchte mit dem VfL Wolfsburg Titel gewinnen. Zuletzt hatte der FC Bayern einen gewissen Vorsprung. Den wollen wir aufholen und ganz oben mitspielen. Dazu ist es unser Anspruch, auch international möglichst lange dabei zu sein.
DFB.de: Seit der Saison 2012/2013 gab es keinen anderen Deutschen Meister als Bayern oder Wolfsburg. Wird es auch in dieser Spielzeit dabei bleiben?
Minge: Wenn wir den Titel holen, soll es mir recht sein. (lacht) Ich glaube aber nicht, dass nur zwei Mannschaften die Meisterschaft unter sich ausmachen werden. Da gibt es noch einige Teams, die ebenfalls oben angreifen können und wollen.
DFB.de: Wie gut ist Ihre Mannschaft auf den Supercup und den Saisonstart vorbereitet?
Minge: Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Wir haben ein sehr gutes Trainingslager hinter uns. Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass beide Mannschaften nach der recht kurzen Vorbereitungszeit vermutlich noch nicht bei 100 Prozent sind. Umso spannender könnte es in Karlsruhe werden.
DFB.de: Worauf wird es ankommen, um sich am Ende die Trophäe zu sichern?
Minge: Topspiele werden in der Regel durch Kleinigkeiten entschieden. Wir müssen von Beginn an hellwach und sehr konzentriert sein, denn gerade gegen den FC Bayern werden Fehler sofort bestraft. Wenn wir defensiv stabil stehen, dann sind wir mit unseren offensiven Qualitäten immer in der Lage, dem Gegner Probleme zu bereiten. Ich gehe davon aus, dass es von Beginn an ein sehr offenes und spannendes Spiel sein wird.