Wohin geht's bei den HSV-Frauen? So will Hamburg den Aufstieg packen | OneFootball

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·25 ottobre 2024

Wohin geht's bei den HSV-Frauen? So will Hamburg den Aufstieg packen

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Dieser Artikel ist Teil unserer Serie "Wohin geht's?", bei der wir Frauenfußball-Verantwortliche von verschiedenen Klubs zu ihren Zukunftsplänen befragen. Die bisherigen Artikel:- Wohin geht's, 1. FC Nürnberg? - Die Zukunft der Club-Frauen- Leverkusen-Frauen: Wohin geht's? Schritt für Schritt weg vom Graue-Maus-Image

Vielleicht kommt auf die Informatiker beim HSV bald Arbeit zu. Aktuell ist es nämlich so: Wer sich über die Frauen beim Hamburger SV informieren will, stößt auf die Seite amateurfussball.hsv.de. Aktuell spielen die HSV-Frauen in der zweiten Bundesliga - das klingt nicht nach Amateuren, ist es im Frauenfußball aber doch.


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Ob die Infos zu Kader, Spielplan und Anfahrt bald auch auf der Hauptseite hsv.de zu lesen sind? Bei einem Aufstieg wäre das womöglich der Fall. Die erste Bundesliga ist in Hamburg das erklärte Ziel, zumindest mittelfristig.

90min hat mit der Koordinatorin für Frauenfußball, Saskia Breuer, über die Zukunftspläne der Rothosen gesprochen. Breuer hat ihr Amt im August angetreten. Seitdem hat die 41-Jährige, die früher bereits als U23-Trainerin und im Nachwuchsleistungszentrum an selber Stelle tätig war, alle Hände voll zu tun.

Breuer und der HSV wollen aufsteigen. Allerdings nur mittelfristig, eins der Lieblingswörter von Fußball-Verantwortlichen. Mehr wäre vorerst vielleicht aber auch vermessen, denn der HSV ist im Frauenfußball längst kein Dino, sondern ein Küken.

HSV: Turbulente Geschichte im Frauenfußball - vom Dino zum Küken

2023 stiegen die Hamburgerinnen erst in die 2. Bundesliga auf, und spielten dort prompt um den Aufstieg mit. "Das letzte Jahr war für manche schon überraschend gut. Seit wir unser Engagement im Frauenbereich intensiviert haben, sind wir sportlich schnell gewachsen", sagt Breuer: "Wir müssen aber auch im Blick behalten, dass die Infrastruktur entsprechend mitwächst."

Vor vier Jahren fing der HSV ganz von vorne an, zum zweiten Mal in der Geschichte. Eigentlich hatten die Norddeutschen gute Voraussetzungen, auch im Frauenfußball ein Dino zu werden. 1970 startete das erste Frauenteam, lange vor heutigen Topklubs wie dem VfL Wolfsburg. Hamburg spielte in den 2000er-Jahren in der Bundesliga mit, dann folgte 2012 die Auflösung der Abteilung.

Finanzielle Probleme waren der Hintergrund, das Frauenteam als Belastung. Bei anderen Teams war es ähnlich, Anfang der 2010er-Jahre glaubten nicht viele, dass der Frauenfußball je rentabel werden könne. Es ist nicht so lange her. Saskia Breuer sagt dazu: "Die Geschichte ist jetzt über zehn Jahre her. Wir sind heute ganz anders zusammengewachsen." Jetzt wolle sie den Frauenfußball beim HSV "infrastrukturell und sportlich auf gesunde Füße stellen".

Verbesserungen bei der Infrastruktur: "HSV-Mythos" wird neu gelebt

Am offensichtlichsten ist der Punkt Infrastruktur stets beim Stadion. Zeig mir, wo du spielst, und ich sag dir, wer du bist. Noch letzte Saison spielten die HSV-Frauen vorrangig auf der Paul-Hauenschild-Sportanlage, die nur wenige Fans beherbergen kann und außerhalb von Hamburg liegt. "In Norderstedt war es für die Fans nicht so attraktiv", räumt Breuer ein. Einige Partien konnte der HSV in Eimsbüttel austragen, aber dort wird nun renoviert.

Jetzt spielen die Hamburgerinnen im Schatten des großen Stadions, auf einem Trainingsplatz der Männer. Breuer schwärmt von den Bedingungen: "Wir wollen mehr Sichtbarkeit schaffen und auch mehr Nähe. Das gelingt auf jeden Fall, indem wir hier an den Volkspark gekommen sind", sagt sie.

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Das Volksparkstadion: Die HSV-Frauen spielen direkt daneben / Reinaldo Coddou H./GettyImages

Die Verbindung zum Verein sei durch den Umzug nochmal stärker geworden: "Das ist das absolute Herzstück vom HSV, und es ist eine unfassbar schöne Atmosphäre, auf dem Platz zu stehen und auf das Volksparksstadion zu blicken. Man spürt und lebt den HSV-'Mythos'e nochmal ganz anders und intensiver." Ideal wäre für die HSV-Frauen langfristig ein Stadion eines Drittligisten, aber das fehlt in der Hafenstadt.

Wichtiger als der Spielort ist aber noch, was hinter den Kulissen passiert. Breuer lobt die Entwicklungen der letzten Jahre, in den vier Saisons habe sich bereits viel verändert. Gerade beim Staff wolle der HSV aber noch professionellere Bedingungen schaffen. "Wir werden in den nächsten Jahren gerade den athletischen Bereich und physiotherapeutischen Bereich ausbauen müssen", so Breuer.

Nachwuchsarbeit als Alleinstellungsmerkmal des HSV

Einen gut gepflegten Platz und professionelle Bedingungen haben jedoch auch andere. Was ist das Alleinstellungsmerkmal des HSV? Breuer führt den Nachwuchs ins Feld. 28 der 30 Spielerinnen aus dem zweiten Team seien im Klub ausgebildet worden, sagt sie. Im ersten Team ist es immerhin noch knapp die Hälfte. Damit biete der HSV seinen Talenten eine Chance, die es nicht überall gibt.

Der Sprung von Team zwei zu Team eins soll leicht gelingen, die Durchlässigkeit ist hoch. Dafür haben sie beim HSV sogar ein neues Wort erfunden: Perspektivis. Breuer erklärt, dabei handele es sich um "sechs, sieben Perspektivspielerinnen, die sowohl bei den Ersten Frauen aber auch in unserer U20 dabei sind, je nachdem, wo sie gerade am besten gefordert und gefördert werden."

Auch wenn der Schritt zu den Ersten Frauen möglichst reibungslos verlaufen soll, sieht die Realität teils anders aus. Anders als Topteams wie Bayern und Frankfurt hat der HSV nicht den Luxus, die U20 hochklassig in der zweiten Liga spielen zu lassen. Daher ist die Umstellung groß, vor allem im körperlichen Bereich.

"Manchmal haben wir eine junge Spielerin, die vielleicht vom fußballerischen Niveau her schon zweite Liga zocken könnte, aber gegen eine gestandene 25-jährige Spielerin, mit sehr viel Erfahrung und einer anderen Athletik, noch Schwierigkeiten hat, sich durchzusetzen", so Breuer.

Weil es aktuell nicht genug Spielerinnen gibt, hat der Frauenfußball kein A-Jugendkonstrukt. Nicht nur für die Hamburger bedeutet das einen großen Aufwand bei der Heranführung von Talenten an die ersten Spielklassen.

Nachhaltige Entwicklung - oder zu langsam?

Eine solide Nachwuchsarbeit, bessere Infrastruktur und Sichtbarkeit: Das sind die Ziele von Saskia Breuer, um dann irgendwann das oberste Ziel, den Aufstieg, zu erreichen. Mittelfristig. Der HSV setzt damit auf ein ähnliches Konzept wie viele dieser aufstrebenden Vereine in der zweiten Bundesliga. Eine nachhaltige Entwicklung ist das Credo.

Reicht das? Stichwörter wie "Nachhaltigkeit" fallen gerne bei Verantwortlichen. Oft fallen sie aber auch, um zu erklären, warum es aktuell nicht schneller geht. Nicht immer ist tatsächlich das gesunde Wachstum die einzige Sorge, sondern im Hintergrund stehen vielmehr die Finanzen. Nachhaltige Entwicklung oder fehlender Mut, all-in zu gehen: Der Grat ist oft schmal.

Saskia Breuer nimmt ihre Mission beim HSV ernst, das ist ihr im Gespräch anzumerken. Die gebürtige Hamburgerin ist mit viel Herzblut dabei, hat viele Pläne. Unendlich viel Zeit für einen Aufstieg gibt es aber nicht. Von unten drängen bereits weitere Teams: Mainz, Stuttgart, Hertha BSC, und natürlich die Ruhrpottgrößen Borussia Dortmund und Schalke. Einfacher wird es in Zukunft nicht, aufzusteigen.

Saskia Breuer lehnt es aber ab, nun den Vorsprung zu nutzen und einen Aufstieg zu forcieren. "Sicherlich ist es eine Möglichkeit, größtenteils etablierte Spielerinnen einzukaufen, um einen Aufstieg vielleicht schneller zu schaffen. Aber dann würden wir dem widersprechen, was wir die letzten Jahre aufgebaut haben", sagt sie.

Der HSV wolle sich treu bleiben: "Wir wollen mit unseren eigenen Talenten diesen Weg bestreiten und uns dann punktuell durch etablierte Spielerinnen verstärken. Jetzt so ein Hauruck-Verfahren zu machen, von seinen Werten abzuweichen, das ist für uns nicht der passende Weg."

Konzept des HSV wäre bei Erfolg einzigartig

Die Zeit wird schließlich zeigen, ob Breuer recht behält. Gelingt es dem HSV, mit vielen eigenen Talenten aufzusteigen, wäre das ein großer Erfolg. Die Rothosen könnten damit sogar zum Vorbild für weitere Klubs werden.

Schaut man sich die Aufsteiger in die Frauen-Bundesliga in den letzten Jahren an, die sich tatsächlich etablieren konnten, war deren Vorgehensweise anders. Nur RB Leipzig gelang das in den letzten Jahren. Leipzig verstärkte sich dafür mit prominenten - und sicherlich nicht ganz günstigen - Namen, wie der Ex-Wolfsburgerin Sandra Starke.

Allen anderen gelang höchstens eine Existenz als Fahrstuhlklub. Der HSV könnte damit, falls der Plan Früchte trägt, ein Vorreiter für eine nachhaltigere, in den Augen vieler Fans wohl auch sympathischere, Herangehensweise werden. Bleibt der HSV aber stecken, wird es auch kritische Fragen geben.

Aktuelle Saison: Gemischte Bilanz - aber Liga liegt eng beisammen

In dieser Saison muss es aber erstmal nicht um den Aufstieg gehen, der HSV liegt aktuell auf Platz vier. Die Bilanz ist mit drei Siegen, drei Unentschieden und zwei Niederlagen gemischt. Die Liga scheint diese Saison nochmal enger zusammengerückt, alle mussten mindestens zweimal Punkte liegenlassen.

Sportlich ist die Verbesserung der Infrastruktur für den HSV Fluch und Segen zugleich, erklärt Breuer. Durch die höhere Aufmerksamkeit steigt auch die Nervosität: "Am Wochenende spielen wir hier zu Hause jetzt vor fast 500 Zuschauerinnen und Zuschauern direkt am Volkspark, das macht natürlich auch nochmal etwas mit einer jungen Spielerin."

Im Schatten des Volkparkstadions spielen, das ist ein schönes Bild. Es zeigt, wie der Frauenfußball mehr mit dem restlichen Verein zusammengewachsen ist, mit dem HSV-"Mythos", wie es Breuer ausgedrückt hat.

Im Schatten von etwas stehen, das bedeutet aber auch, nicht die Priorität Nummer Eins zu sein. Gleichzeitig ist das Volksparkstadion, direkt neben dem jetzigen Platz, ein Versprechen. Eines Tages könnten auch die HSV-Frauen dort auflaufen, für ein Highlight-Spiel in der Frauen-Bundesliga.

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