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·9 luglio 2025
Wer ist Andréas Hountondji? – Ein Spielerprofil

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·9 luglio 2025
Mit Andréas Hountondji hat der FC St. Pauli einen temporeichen und wuchtigen Angreifer ausgeliehen, der immer dort sein wird, wo es brennt.(Titelfoto: FC St. Pauli)
Andréas Hountondji ist der siebte Sommer-Neuzugang des FC St. Pauli. Zuvor wurden bereits Joel Chima Fujita, Ricky-Jade Jones, Mathias Pereira Lage, Jannik Robatsch, Simon Spari und Arkadiusz Pyrka vorgestellt. Zu all diesen Spielern haben wir jeweils ausführliche Profile erstellt und es ist für uns eine der Lieblingsaufgaben beim MillernTon, genau das zu tun. Das ist unser Job und da sind wir auch sehr stolz drauf. Ihr wisst aber sicher genauso gut wie wir, dass es (gute und weniger gute) Gründe gibt, warum andere Medien das nicht so machen, nicht so tief reingehen in die Profile. Einer davon: Gewissenhafte Spielerprofile mit zuverlässig weit mehr als 12.000 Zeichen zu erstellen, kostet Zeit. Daher möchten wir an dieser Stelle sehr gerne darauf hinweisen, dass ihr unsere Arbeit unterstützen könnt. Vielen Dank! Und jetzt rein ins Spielerprofil von Andréas Hountondji:
Bereits am Dienstag haben wir die Einschätzung des Global Soccer Network geteilt. Diese zeigt, dass Hountondji aufgrund seiner physischen Fähigkeiten (Körpergröße und Geschwindigkeit) durchaus besonders ist, weil er sowohl in Kontersituationen seine Stärken hat, aber auch als Fixpunkt in der Offensive agieren kann // „Nicht nur Wandspieler, sondern auch Tiefenläufer“
Andréas William Edwin Hountondji wurde am 11. Juli 2002 in Montry, Frankreich geboren (ein Ort östlich von Paris), feiert also in diesen Tagen seinen 23. Geburtstag. Der Name wird „Andraß (H)un-ton-ji“ ausgesprochen. Das Fußballspielen erlernte er bis 2018 bei CS Meaux, ehe es zu US Torcy ging, beides im weitesten Sinne Vorstadtclubs von Paris.
Im Sommer 2019 unterschrieb Hountondji dann seinen ersten Profivertrag, bei SM Caen im Nordosten des Landes. Dort kam er zuerst hauptsächlich in der zweiten Mannschaft zum Einsatz (fünfte Liga). In der Folgesaison 20/21 feierte er im Alter von 18 Jahren sein Debüt in der Ligue 2 und traf auch direkt in seinem zweiten Einsatz. Die Ligue 2 sollte auch in den drei folgenden Saisons seine Heimat bleiben. Auf satte 25 Einsätze brachte Hountondji es in der Spielzeit 21/22.
Doch das klingt nach mehr als es war, denn er kam in der Saison kaum über Jokereinsätze hinaus. Im Jahr darauf wurde zu Ligakonkurrent Quevilly-Rouen verliehen. Doch das Leihgeschäft ging nicht auf: Nach einigen Startelfeinsätzen zu Beginn der Saison verbrachte Andréas Hountondji das Ende der Hinrunde nahezu komplett auf der Bank. Es ging einen Schritt zurück, also eine Liga tiefer: Anfang 2023 wechselte er zu US Orléans in die dritte Liga. Dort konnte er auf Anhieb überzeugen, traf in 15 Spielen sechsmal (plus zwei Vorlagen). Anfang des Sommers 2023 lief er dann erstmals für die Nationalmannschaft Benins auf, für die er seitdem regelmäßig spielt. Daher auch gleich ein Hinweis: Wenn alles seinen gewohnten Gang geht, dann wird Hountondji kommenden Winter beim Africa-Cup (21. Dezember bis 18. Januar in Marokko) im Einsatz sein.
Mit dem Empfehlungsschreiben von sechs Treffern in der Rückrunde ging es dann im Sommer 2023 zurück in die Ligue 2, allerdings nicht nach Caen. Hountondji fand bei Rodez AF ein fußballerisches Zuhause und fühlte sich dort offensichtlich sehr wohl, zumindest lassen 16 Treffer und sieben Vorlagen in 37 Einsätzen das vermuten. Für Caen lohnte sich dieses Leihgeschäft, denn im Sommer 2024 wechselte Andréas Hountondji für die stattliche Ablöse von vier Millionen Euro nach England zum FC Burnley.
Für Hountondji ging es also in der zweiten Englischen Liga weiter. Dort kam er in der Hinrunde 24/25 allerdings nur zu neun Einsätzen, zwei davon von Beginn, ein Treffer gelang ihm nicht. Im Winter folgte daher die nächste Leihe. Dieses Mal ging es nach Belgien zu Standard Lüttich. Dort kam er in der Ligaphase in allen zehn Spielen zum Einsatz (zweimal Startelf, ein Treffer). In der folgenden Qualifikationsrunde für das internationale Geschäft war Andréas Hountondji dann Stammspieler, erzielte in acht Partien drei Treffer – für Lüttich war diese Phase der Saison aber nicht sonderlich erfolgreich, da das Team insgesamt überhaupt nur fünf Tore erzielte.Und nun gibt es da nächste Leihgeschäft. Es ist schon bemerkenswert, dass Andréas Hountondji in seiner Profilaufbahn bisher nur bei zwei Clubs fest unter Vertrag stand, aber der FC St. Pauli bereits sein siebter Arbeitgeber ist.
Andréas Hountondji im Spiel von Burnley bei Millwall, 3. November 2024. // (c) Joe Toth / Shutterstock 14850555 via Imago & OneFootball
Vor allem in seiner letzten Saison in der Ligue 2 hat Andréas Hountondji mächtig Eindruck hinterlassen. Wie beeindruckend er dort gespielt hat? Schaut euch mal das Highlight-Video an, bei dem ihm der gar nicht mal so unpassende Beinamen „A Powerful Machine“ verpasst wurde.Um einen Eindruck von Hountondjis Wirken bei seinem letzten Club, Standard Lüttich, zu bekommen, haben wir mal die Ultra-Kontakte nach Lüttich genutzt und eine kurze Einschätzung erhalten.
Was sind die Stärken von Andréas Hountondji auf dem Platz?Alles in allem hat er ein gutes Stellungsspiel, weiß seinen Körper einzusetzen und hat einen guten Zug zum Tor. Seine Größe ist gerade im Zweikampf von Vorteil.
In welchen Bereichen kann er sich noch verbessern? Was können wir nicht von ihm erwarten?Ihm fehlt einfach irgendwie eine Gesamtsicht auf das Spiel. Gleichzeitig sollte er sich mehr trauen und stärker/öfter zum Abschluss kommen. Manchmal denke ich, hätte er vielleicht mehr Trainingseinheiten im Thema Abschluss gebraucht.
Der FC St. Pauli setzt kommende Saison einen Fokus auf Umschaltmomente – passt Hountondji da mit seinem Spielstil hinein?Alles hängt davon ab, wer ihn begleitet und mitzieht, alleine wird er nichts erreichen. Er braucht Mitspieler, die ihn mitziehen/anleiten. Ich denke nicht, dass er seinen Platz alleine finden wird in diesem Spielstil.
Der Sprung aus Belgien in die Bundesliga ist groß. Traust Du ihm das zu?Nein, ich denke nicht, dass er auf diesem Leistungsniveau passt. Allerdings hat er bei uns auch nicht sehr viel gespielt und war dabei auch nicht in bester Verfassung. Ich denke nicht, dass er ein Stürmer ist, den St. Pauli braucht, gerade nicht in der ersten Liga.Vielleicht kann der Trainer ja etwas rausholen. Er kennt ja den belgischen und den deutschen Fußball in der höchsten Liga.
Die Einschätzung aus Lüttich ist sicherlich eher ernüchternd, was aber womöglich auch negativ eingefärbt ist durch das eher nicht zufriedenstellende Abschneiden des Clubs in der letzten Saison. Der (objektive) Blick in die Zahlen zeigt, dass Andréas Hountondji ein Spieler ist, der nicht nur an eigenen Abschlüssen interessiert ist, sondern auch am Kombinationsspiel beteiligt ist.
Kern-Statistiken von Andreas Houtondji der Saison 23/24 (Ligue 2, Rodez AF) und 24/25 (Jupiler Pro League, Standard Lütttich), dargestellt als Perzentile im Vergleich zu allen Mittelstürmern der jeweiligen Liga. (Erklärung: Die Länge des dunkel gefärbten Teils des Pizzastücks zeigt, wie viele Prozent der anderen Spieler auf dieser Position schlechtere Werte oder oder maximal den gleichen Wert haben. Komplett dunkel heißt: Keiner ist besser. Zudem sind die Absolutwerte in Zahlen angegeben.)
Natürlich ist die Ligue 2 nicht das Maß der Dinge. Aber die Zahlen, die Hountondji im Trikot von Rodez AF in der Saison 23/24 produziert hat, sind schon echt beeindruckend. Sowohl bei den Abschlüssen, den Ballkontakten im gegnerischen Strafraum, aber auch den „Expected Assists“ (xA) gibt es jeweils nur einen Spieler in der Liga, der bessere Zahlen vorzuweisen hat. Auch in der belgischen Jupiler League hat Hountondji hier überdurchschnittliche Zahlen vorzuweisen, ist allerdings deutlich seltener zum Abschluss gekommen und ganz allgemein ist in vielen Kategorien ein deutlicher Abfall im Vergleich zur Vorsaison ersichtlich. Allerdings: In seinem halben Jahr in Lüttich ist er zum Ende hin immer besser geworden.
Nicht in Zahlen abbildbar ist die Defensivarbeit von Hountondji. Besonders im Gegenpressing ist er gut, erzeugt sehr schnell intensiven Druck auf die Gegenspieler nach Ballverlusten. In Mannschaftsverbund ist das dann aber teilweise etwas zu wild. Hountondji ist sehr engagiert in der Abwehrarbeit, zu oft aber unkoordiniert unterwegs. Das Gute: Effiziente und effektive Defensivarbeit kann man lernen. Neben den technischen Skills ist das die größte Baustelle für Hountondji, um die Lücke zum Bundesliga-Level zu schließen.
Schönheit liegt ja im Auge der/des Betrachter*in, aber es wäre schon eher eine Besonderheit, wenn jemand den Spielstil von Hountondji als ästhetisch bezeichnen würde. Er kommt etwas klobig daher, was natürlich auch an seiner Körpergröße liegt. Ein Henk Veerman oder Nick Woltemade ist er auf keinen Fall. Aber nur weil etwas klobig aussieht, muss es nicht gleich schlecht sein.
Der visuelle Eindruck, den ich von Andréas Hountondji gewonnen habe, ist gut. Er kann eine Rolle einnehmen, die dem FC St. Pauli bisher im Kader gefehlt hat (auch letzte Saison): Hountondji agiert oft als Wandspieler und macht das gut. Er weiß seinen Körper einzusetzen, schirmt die Bälle ab, behauptet und verteilt sie oft präzise – so wie ein Wandspieler es tun sollte. Das auch bei schwierigen Zuspielen, wenn auch mit teils deutlichen Abstrichen, da flippert der Ball schon mal deutlich weg vom Fuß. Hountondji ist technisch sicher für seine Körpergröße gut, seine große Stärke ist das aber nicht. Die Schwächen bei Ballan- und -mitnahme macht er oft mit Tempo wett, weil er um Beispiel mit schnellem ersten Schritt den Ball wieder einfängt.
Trotz technischer Limitierung würde ich das Dribbling als eine Stärke von Hountondji bezeichnen. Auch das ist zwar kein Wunderwerk, aber es ist schwer zu verteidigen. Denn Hountondji setzt im direkten Duell zumeist sein Tempo ein. Er ist ein schneller Spieler und besonders sein schneller Antritt mit langen Schritten dürfte auch in der Bundesliga Gegenspieler vor Probleme stellen. Auffällig beim Videostudium war auch, dass er nicht nur als Wandspieler präzise Pässe spielt, sondern auch im vollen Lauf gute und scharfe Flanken schlagen kann.
Ja, Flanken. Andréas Hountondji weicht gerne von seiner Position als zentrale Spitze ab, sein Aktionsradius ist riesengroß und da er im Dribbling weniger fintenreich, sondern lieber mit Tempo an den Gegenspielern vorbeizieht, kann er sicher auch als wuchtiger Rechtsaußen spielen. Von einem guten Wandspieler darf man auch erwarten, dass er in Sachen Kopfballspiel gut dabei ist. Das ist Andréas Hountondji nicht unbedingt. Seine Erfolgsquote bei Kopfballduellen ist in allen Saisons, die bei Wyscout in Datenform zur Verfügung standen, im letzten Viertel aller Mittelstürmer einzuordnen.
Auffällig beim Videostudium war zudem, dass Andréas Hountondji ein gutes Raumgefühl besitzt (hier möchte ich dem Experten leicht widersprechen). Das zeigt sich nicht nur im Kombinationsspiel, sondern vor allem, wenn es richtig brenzlig wird. Die hohe Anzahl an Ballkontakten im gegnerischen Strafraum kommt nämlich auch dadurch zustande, dass Hountondji sehr oft gut in Position ist, wenn es darauf ankommt. Entsprechend kommt er auf viele Abschlüsse und eine Sache dürfte ihn deutlich von all seinen neuen Mitspielern unterscheiden: Hountondji besitzt einen extremen Drang zum Tor und ich würde ihn auch als Spieler beschreiben – das gerät ja bei all den Aufgaben für Mittelstürmer manchmal etwas in den Hintergrund, ist aber eine Kernkompetenz – der sich sehr zuverlässig seine Chancen erarbeitet und diese auch nutzt.
Der visuelle Eindruck von Andréas Hountondji ist also positiv. Er dürfte aufgrund seiner physischen Fähigkeiten ziemlich gut als Mittelstürmer in die Spielidee und das System des FC St. Pauli passen. Ich finde es wirklich bemerkenswert, wie gut dieser Fit ist. Es bleibt aber mindestens ein richtig fettes Fragezeichen: Wie gut/schlecht lassen sich die Leistungen aus der Ligue 2 oder der Jupiler League in die Bundesliga übertragen? Das Leistungsniveau in der Bundesliga ist deutlich höher und bei Hountondji konnte man erkennen, dass für ihn der Sprung von der Ligue 2 hin zur englischen Championship und belgischen Jupiler League etwas groß gewesen ist. Nun geht es noch ein Level höher und wie gut er da mithalten kann, wird sich erst so wirklich zeigen, wenn Hountondji das erste Mal für den FC St. Pauli auf dem Rasen stehen wird.
Aber es gibt Hinweise zur Übertragbarkeit: Der FC St. Pauli hat letzte Saison eine gute Erfahrung mit einem Spieler gemacht, der vor allem in der Ligue 2 richtig erfolgreich war: Morgan Guilavogui. Sowieso ist der Vergleich zwischen Hountondji und dem wieder nach Frankreich abgewanderten Guilavogui durchaus zielführend. Beide Spieler sind sich vom Spielstil, der Körpergröße und von den Fähigkeiten her nicht unähnlich. Hountondji ist etwas wuchtiger, kann deshalb seinen Körper besser einsetzen. Dafür fehlt ihm die Agilität, die Guilavogui seine Stärke nennen kann. Genau aufgrund dieses körperlichen Unterschieds, Agilität vs. physische Präsenz, würde ich auch die beste Position der Spieler unterschiedlich benennen: Hountondji kann zwar auch auf der Außenbahn agieren, ist aber als Mittelstürmer deutlich besser aufgehoben. Bei Guilavogui ist es genau umgekehrt.
Der FC St. Pauli hat nun drei Mittelstürmer im Kader: Abdoulie Ceesay, Ricky-Jade Jones und Andréas Hountondji. Alle drei Spieler haben durchaus das Potenzial, um der gewünschte „15-Tore-Stürmer“ zu werden. Aber hinter allen steht auch ein fettes Fragezeichen, ob sie dieses Level wirklich erreichen. Das kann klappen und dann richtig, richtig gut werden. Aber es kann eben auch schiefgehen. Das Risiko (aber auch der mögliche Ertrag) ist groß, weil alle drei noch keine oder kaum Erfahrung auf diesem hohen Level besitzen. Kurzum: Der FC St. Pauli hat aktuell drei Wundertüten im Angriff. Ob dieses Risiko bewusst eingegangen wird (weil man davon überzeugt ist, dass diese Spieler das Level erreichen) oder noch ein weiterer, Bundesliga-erfahrener Mittelstürmer zum FCSP kommen wird? Keine Ahnung. Aber vorerst freue ich mich über noch mehr Tempo im Kader des FC St. Pauli.
Herzlich Willkommen am Millerntor, Andréas Hountondji!// Tim
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