MillernTon
·12 giugno 2025
Umbruch? Kann der FC St. Pauli!

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·12 giugno 2025
Der Umbruch im Kader des FC St. Pauli kündigt sich mit einer selten(?) dagewesenen Abschiedswelle an. Das ist alles andere als ein Problem.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Ein Kommentar von Tim
Die Apokalypse ist nah. Mindestens. Zumindest wenn man die Kommentarspalten rund um den FC St. Pauli überfliegt. Ich weiß, sollte man nicht tun. Mache ich trotzdem ab und an. Als Journalist ist es wichtig immer mal wieder die „Betriebstemperatur“ zu checken, auch wenn Kommentarspalten ja nahezu immer komplett überhitzt sind.
Der Grund für die schnell steigende Panik: Der FC St. Pauli hat sich in den letzten Tagen und Wochen von einem Dutzend Spielern verabschiedet. Sie werden in der kommenden Saison nicht (mögliche Ausnahmen bestätigen die Regel) mehr im FCSP-Trikot am Millerntor zu Gast sein. Und um mal ein bisschen Öl ins Feuer zu gießen: Es ist stark davon auszugehen, dass weitere folgen werden. Ist das alles gleichbedeutend mit Null Punkten in der Folgesaison und dem sicheren Abstieg? Natürlich nicht. Ein emotionsloser Blick auf die Situation würde helfen.
Denn schauen wir uns mal an, wer bisher verabschiedet wurde: Mit Sascha Burchert, Eric Oelschlägel, Sören Ahlers und Simon Zoller sind schonmal vier Spieler dabei, die in der letzten Saison keinen einzigen Einsatz verbuchten. Menschlich dürfte da der ein oder andere Charakter fehlen. Aber sportlich sind diese Abgänge, immerhin ein Drittel der gesamten Abgänge, sicher verkraftbar. Mit Robert Wagner und Andreas Albers wurden zudem zwei Spieler verabschiedet, dessen Einsatzzeiten ebenfalls sehr gering waren. Auch hier: Menschlich sicher ein Verlust, sportlich verkraftbar.
Dann sind da noch Johannes Eggestein und Carlo Boukhalfa. Auf den ersten Blick verliert der FC St. Pauli zwei Stammspieler und damit Säulen des Klassenerhalts. Den Status möchte ich beiden auch überhaupt nicht absprechen. Im Fall von Boukhalfa sind die vielen Einsatzminuten aber auch ein Produkt der Verletzungen anderer Spieler und Eggestein verlor gegen Saisonende seinen Stammplatz, war zudem ein Spieler, der beim FC St. Pauli im oberen Gehaltssegment angesiedelt war. Für einen Spieler, der nicht zum Stammpersonal gehört also womöglich auch einfach sehr kostspielig.
Bleiben noch vier Leihspieler. Einer davon: Robert Wagner, der auch aufgrund seiner Verletzung in der Saison keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen konnte. Siebe Van der Heyden hat definitiv einen guten Job als linker Innenverteidiger gemacht. Die Rückkehr von Karol Mets steht aber bevor und mit Jannik Robatsch wurde ein Spieler mit viel Potenzial verpflichtet – seht ihr da noch Platz auf der Position für Van der Heyden? Ich auch nicht.
Die zwei schmerzlichsten Verluste sind sicher jene auf den offensiven Außenbahnen. Noah Weißhaupt war einfach nicht zu halten, eine feste Verpflichtung ist finanziell nicht stemmbar (zumal es auch anderswo Bedarf gibt). In seinem halben Jahr am Millerntor wurde deutlich, dass er dem FCSP weiterhelfen kann, aber eben auch, warum er sich davor in Freiburg nicht durchsetzen konnte. Schwer wiegt aber sicher der Verlust von Morgan Guilavogui (sofern da nicht im Sommer noch wildeste Szenarien eintreten). Ihm war eine große Rolle in der kommenden Saison zugedacht und sein Abgang ist tatsächlich der einzige, bei dem ich sagen würde, dass er aus sportlicher Sicht richtig doll schmerzt.
Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass es noch weitere Abgänge von Spielern geben wird, die der FC St. Pauli gerne behalten möchte. Ist das ein Grund zur Panik? Zumindest ist es der ‚circle of life‘ in der Bundesliga, das schwere Los eines Aufsteigers, der in seine zweite Bundesligasaison geht. Fragt mal bei Heidenheim im Sommer 2024 nach oder bei nahezu jedem Aufsteiger, der die Klasse halten konnte. schaut Euch mal an, was bei Union Berlin nach dem Klassenerhalt 2020 passiert ist und wie erfolgreich das war. Zwar ist das zweite Jahr keineswegs das schwerste, wie das textilvergehen mal ausgearbeitet hat. Doch zusammen mit dem oft notwendigem Umbruch im Kader – weil Aufstiegskader zumeist zusammengehalten werden können, es im Folgejahr aber eben einen Umbruch benötigt bzw. der durch anderweitiges Interesse forciert wird – fühlt es sich extrem schwer an.
So ist es auch beim FC St. Pauli. Zumindest gibt es das Gefühl, wenn die aktuelle Situation betrachtet wird. Der Transfersommer ist sicher einer, der für die Verantwortlichen extrem herausfordernd ist. Allein die Anzahl an Abgängen sollte aber nicht abschrecken. Das ging nicht nur vielen Clubs so, die im ersten Jahr die Klasse hielten – Beispiele aus der zweiten Liga zeigen, dass sie auch für einen Leistungssprung in die richtige Richtung sorgen können. Holstein Kiel hatte im Sommer 2023 gleich die halbe Mannschaft verabschiedet. Auch der FC St. Pauli verabschiedete sich im Sommer 2023 von mehr als einem Dutzend Spielern. Am Saisonende gelang beiden Clubs auch dank vieler neuer Gesichter im Kader der Aufstieg in die Bundesliga. Vor der Fast-Aufstiegs-Saison 2022 verabschiedete der FCSP ebenfalls mehr als ein Dutzend Spieler, in der Saison davor auch. Hat das dem Team geschadet? Nein, vielmehr wurde der Kader immer verbessert. Gestern, nach dem Abschied von Guilavogui, schrieb ich noch davon, welch Mammutaufgabe den FCSP mit dem Umbruch erwartet. Das ist auch so. Aber zur Wahrheit gehört, dass solche Aufgaben in den Vorjahren gemeistert wurden. Ein Umbruch muss beim FC St. Pauli also nichts Schlechtes sein. Vielleicht ist sogar ein „im Gegenteil“ angebracht.
Machen wir uns nichts vor: Es ist egal, was diesen Sommer noch passiert, der FC St. Pauli wird einer der Top-Favoriten auf den Bundesligaabstieg sein. Es ist an uns das Gegenteil zu erreichen. Und warum sollte den Verantwortlichen beim FC St. Pauli hierbei kein Vertrauen entgegengebracht werden, wo sie doch gezeigt haben, dass sie einen wettbewerbsfähigen Kader aufbauen können?Es wird sicher noch einige Auf’s und Ab’s in diesem Transfersommer geben. Es ist alles andere als ausgeschlossen, dass der FCSP den Klassenerhalt kommende Saison nicht schafft. Bereits vor Start der Sommervorbereitung mit Abgesängen starten, ist aber sicher nicht angebracht.// Tim
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