Schiri-Chef Kircher möchte "Transparenz und Berechenbarkeit" schaffen | OneFootball

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·12 agosto 2025

Schiri-Chef Kircher möchte "Transparenz und Berechenbarkeit" schaffen

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Änderungen im Regelwerk, im Technologiebereich und bei Themen wie der Nachspielzeit sorgen seit dem Start der neuen Saison in der 3. Liga und 2. Bundesliga teilweise für Diskussionen. Rund 20 Journalist*innen folgten am heutigen Dienstag der Einladung der DFB Schiri GmbH zur Pressekonferenz und Medienschulung auf den DFB-Campus, um rechtzeitig vor der ersten DFB-Pokalrunde und dem Beginn der Bundesligaspielzeit Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Dafür standen Knut Kircher, Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH, Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure, und Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Spielbetrieb & Fans, bereit. FIFA-Schiedsrichter Florian Badstübner erläuterte zudem die aktuelle Regelauslegung anhand einiger anschaulicher Videobeispiele. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

Knut Kircher über…

… den Handshake-Dialog: Im Austausch bei Klubbesuchen und mit der Kommission Fußball der DFL ist ein Vorschlag entstanden, der beispielsweise in der Premier League in England schon gang und gäbe ist: Dass sich die beiden Kapitäne und Trainer vor dem Spiel treffen in der Schiedsrichterkabine treffen. Wir erwarten nicht, dass es dadurch zu keiner Kritik mehr kommt – das wäre sehr blauäugig. Es geht darum, solche Sachen wie das Thema Nachspielzeit und andere Erwartungshaltungen zu klären. Was braucht ihr, was brauche ich? Wir als Schiris brauchen keine emotionalen Ausraster, die Trainer brauchen auf der anderen Seite eventuell mal eine Information aus dem VAC. Vielleicht gibt es auch offene Fragen aus einem der letzten Spiele. 70 Minuten vor Anpfiff ist meistens ein guter, noch nicht emotionalisierter Zeitpunkt.


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… die RefCam: Zuletzt gab es eine Pilotphase. Die FIFA und das IFAB haben jetzt grundlegend im Regeltext erlaubt, dass der Schiedsrichter eine Kamera tragen darf. So werden wir die RefCam zukünftig vermehrt einsetzen – immer in Zusammenarbeit mit der DFL oder dem DFB und mit Begleitung unserer Kommunikationsexperten.

… die Länge der Nachspielzeit: Der Vorwurf war oft: Ihr seid zu uneinheitlich. Und das wollten wir ändern, haben jetzt einen Ansatz gefunden, der Nachvollziehbarkeit, Transparenz und Berechenbarkeit schafft. Für jedes Tor mit Jubel und jeden Auswechselslot, in dem durchaus mehrere Wechsel erfolgen können, werden pauschal 30 Sekunden erfasst. Alles andere erfassen wir im VAC. Checks, die das Spiel anhalten lassen, werden zeitlich ebenso erfasst wie sämtliche Verletzungen oder sonstige Unterbrechungen wie Trinkpausen. Wir haben mal die Daten der ersten beiden Spieltage in der 2. Bundesliga analysiert und festgestellt, dass die durchschnittliche Gesamtlänge der beiden Nachspielzeiten im Vergleich zur Vorsaison nur um circa anderthalb Minuten gestiegen ist, von 8:52 Minuten auf 10:35 Minuten.

Ansgar Schwenken über…

… die Nachspielzeiten: In der vergangenen Saison haben wir diese Themen in den Sitzungen der Kommission Fußball und bei der Tagung der Sportverantwortlichen zusammen mit der DFB Schiri GmbH eng diskutiert und haben den grundsätzlichen Kritikpunkt ausgemacht, dass das Empfinden der Klubs nicht so gewesen ist, dass es überall einheitlich und konsistent angewendet wird, was die Nachspielzeit angeht. Deshalb haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir das an dem Punkt deutlich verbessern können. Das ist eher ein Nachschärfen und keine Änderung. Wir kommen so zu klaren, einheitlichen Nachspielzeiten. Verlorene Spielzeit wird vom zweiten Video-Assistenten notiert und dem Schiedsrichter entsprechend mitgeteilt, damit wir eine Verlässlichkeit für die Vereine erreichen.

… die halbautomatische Abseitstechnologie: Wir haben uns mit der Einführung in den letzten anderthalb Jahren ein bisschen zurückgehalten und stattdessen intensiv im Hintergrund getestet. Denn auch hier geht Sicherheit vor Schnelligkeit. An ersten beiden Spieltagen der 2. Bundesliga hat das System richtig gut funktioniert, aus unserer Sicht bringt es eine deutliche Vereinfachung für die Schiedsrichter und Video-Assistenten. Ziele sind die Beschleunigung des Prozesses und mehr Transparenz.

… die Schiedsrichterdurchsagen im Stadion: Nach dem Projektstart im Februar haben wir das Public Announcement durchgängig begleitet und in verschiedenen Gruppen eine Auswertung vorgenommen: 85 Prozent der Stadionbesucher haben bei Umfragen mit über 1000 Personen ihre Zustimmung ausgedrückt. Auch die Schiedsrichter, die Medienpartner und die Klubs wurden abgeholt und hatten eine hohe Zustimmungsrate von bis zu 90 Prozent. Wir sehen das Ergebnis also als positiv, sodass das Präsidium die Entscheidung getroffen hat, das Announcement vollends umzusetzen. Es war aber nicht mehr realisierbar, das an allen Standorten der 2. Bundesliga schon am ersten Spieltag technisch zu schaffen, sodass wir dort erst ab dem 9. Spieltag damit anfangen.

Ronny Zimmermann über…

… die bundesweiten Schedsrichterzahlen: Wir sind total happy über die Trendwende. Das wollen wir natürlich dauerhaft halten, also haben wir harte Arbeit vor uns, um den Trend weiter fortzusetzen.

… das "Jahr der Schiris" und seinen Effekt: Wenn wir auf die Zeitschiene schauen, wäre es leicht zu sagen, dass das "Jahr der Schiris" der Grund für den Aufwärtstrend ist. So weit würde ich aber nicht gehen. Es hat aber sicherlich in vielen Bereichen dazu beigetragen. Das war keine Kampagne, sondern eine Initiative des DFB. Aber am Ende sind die Landesverbände aufgefordert, zu handeln und darauf aufzubauen. Denn von Frankfurt aus kriegst du keine neuen Schiedsrichter in Mecklenburg-Vorpommern oder im südlichen Bayern. Wir können nur das Rüstzeug mit auf den Weg geben – und ich glaube, das hat funktioniert.

Florian Badstübner über…

… die neue Acht-Sekunden-Regel für Torhüter: Die bisherige Strafe, der indirekte Freistoß nach sechs Sekunden, war einfach unverhältnismäßig. Deshalb hat das so gut wie kein Schiedsrichter durchgezogen. (…) Wir sind nicht scharf darauf, künftig ganz viele Ecken deshalb zu geben, daher werden es in Einzelfällen vielleicht auch mal 8,5 Sekunden sein, die der Torwart den Ball in den Händen hält. Entscheidend ist auch nicht nur, ob er ihn kontrolliert, sondern auch, dass er nicht von Angreifern bedrängt wird.

… zur Kapitänsregelung: Eigentlich hat sich nichts geändert, aber wir erinnern nochmal daran, weil es ein super Tool ist. Die Einführung vor einem Jahr hat viel gebracht, seitdem können wir besser auf dem Feld zusammenarbeiten. Das funktioniert bei uns auch besser als in manchen anderen Ligen. Ich verstehe, dass Spieler mal emotional werden. Aber gerade der Kapitän hat eine so wichtige Sonderrolle und Vorbildfunktion und muss deshalb mit Respekt vorangehen. Dieses Bild von umzingelten Schiris wollen wir nicht haben. Wenn wir es schaffen, das zu verhindern, macht es den Fußball auch schöner.

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