Rebellisch seit 100 Jahren: Der SC Rapid Osnabrück – und was die Osnabrücker Brauerei mit ihm zu tun hatte | OneFootball

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VfL Osnabrück

·1 luglio 2025

Rebellisch seit 100 Jahren: Der SC Rapid Osnabrück – und was die Osnabrücker Brauerei mit ihm zu tun hatte

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Wer die Gründungsgeschichte von Borussia Dortmund kennt, hat sicherlich schon einmal die Anekdote zur Wahl des Vereinsnamens gehört: Weil an der Wand des Gründungslokals „Zum Wildschütz“ ein Schild der bereits Jahre zuvor Konkurs gegangenen Borussia-Brauerei hing und es aufgrund der spontanen Gründung an vorbereiteten Vorschlägen mangelte, wurde dieser Name gewählt. Dass auch ein „verlorener“ und später zurückgekehrter Sohn des VfL eine ähnliche Anekdote erzählen könnte, ist hingegen erst seit kurzer Zeit bekannt.

Wer etwas über die Geschichte des SC Rapid Osnabrück erfahren möchte, dem sei an dieser Stelle das Buch „125 Jahre VfL Osnabrück“ von Harald Pistorius ans Herz gelegt, in dem es zur Gründung des Vereins im Jahr 1925 heißt: Es ist nicht allein die Konkurrenz zu spielstarken Lokalrivalen, die der junge VfL 1925 zu meistern hat. Im Frühjahr setzt sich ein Teil seiner Fußballer ab und gründet den SC Rapid Osnabrück. Der Anlass sind Meinungsverschiedenheiten, die aus den alten Rivalitäten zwischen den Gründungsvereinen resultieren. In seinen Erinnerungen schildert der langjährige VfL- und Rapid-Spieler und spätere Vereinswirt Heinrich Hüggelmeyer als zentralen Konflikt, dass in den neuen Mannschaften von „Spiel und Sport“ und BVO 1899 eine Fülle spielstarker Kicker zusammenkam – zu viele. Plötzlich verfügt der VfL über zwei Liga- und fünf Herrenmannschaften. Hüggelmeyer verweist auf die talentierten jungen Spieler, die ungeduldig auf ihre Einsätze warten: „Junge Talente kamen nicht zum Einsatz. Diese meuterten, schlossen selbst Spiele ab und wurden deshalb vom Verein mit jeweils 20 Reichsmark in Strafe genommen.“ Darum gründete ein Teil dieser Spieler aus dem Schinkeler Raum im Jahre 1925 einen Verein, den sie Sport-Club Rapid tauften – inspiriert zwar von der Fußballkultur des Sport-Klubs Rapid Wien, in jener Zeit einer der berühmtesten Clubs der Welt. Doch das hatte nichts mit einer angeblichen Deutschland-Tournee der Fußballer aus dem Stadtteil Hütteldorf zu tun – die gab es nicht, wie das Archiv von Rapid Wien bestätigt hat. So wird der 29. Juni 1925 zum Gründungsdatum des SC Rapid. Unter denen, die den VfL damals im Groll verließen, waren etliche ehemalige Spieler, die ihre Wurzeln im Ballspielverein 1899 hatten. Denn bei der Wahl ihrer Farben entscheiden sich die Rapid-Rebellen für die aus ihrem alten Verein bekannte Kombination Lila-Weiß, die nun zum Markenzeichen eines Vereins wird, der eine sensationelle Entwicklung nimmt.


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Und in der Tat: Der SC Rapid spielt sich mit fünf Aufstiegen in fünf Jahren bis in die zweithöchste Liga und rückt damit an den VfL heran. Doch sowohl der VfL als auch die „Abtrünnigen“ schaffen es in der Folge nicht, sich einen großen Namen zu machen: Zu schwer wiegt die Spaltung, die dem VfL vor allem seinen aussichtsreichen Nachwuchs genommen hat, sodass sich in den kommenden Jahren Tristesse auf den Sportplätzen in Osnabrück breit macht. Und dennoch: Bevor es im Juni 1938 schließlich zur Wiedervereinigung zwischen Rapid und dem VfL kommt, die ein Produkt des Drucks der Nationalsozialisten zur Schaffung von „Großvereinen“ ist, schafft der SC Rapid in seiner kurzen Vereinsgeschichte noch etwas Großes, ohne das unser Verein heute ein anderer wäre: Die Bremer Brücke. Zusammen mit den Vereinsfarben bringt Rapid damit zwei Dinge mit in die Verschmelzung, die noch heute wie die 13 Jahre „Rebellion“ zu unserer Vereinsgeschichte gehören. Viele Geschichten gäbe es an dieser Stelle noch zu erzählen – vom Bau der Brücke, der ohne Mitwirkung der Städtischen Müllabfuhr nicht denkbar gewesen wäre, von der Vereinswirtin, die einen Kredit gewährte, wenn man denn im Gegenzug die Vereinsversammlungen bei ihr abhielt oder von Heini Hüggelmeyer selbst, der nie um eine Anekdote aus der Frühzeit des Fußballs in Osnabrück verlegen war und dem der VfL viel mehr zu verdanken hat, als er es ihm je gedankt hat.

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Doch nur auf die eingangs erwähnte Geschichte wollen wir uns an dieser Stelle konzentrieren: Zur Wahl eines Vereinsnamens gehört in der Folge auch das Erstellen eines Vereinswappens. Beim SC Rapid könnte es – so die Theorie – relativ ähnlich abgelaufen sein wie in Dortmund. Vielleicht war es ein Bierdeckel auf dem Tisch der Gründungsversammlung, ein Glas oder ein Blechschild wie das unten gezeigte, welches die Inspiration für das Zeichen des SC-Rapid darstellte. Während die Osnabrücker Aktien-Brauerei ein auf der Spitze stehendes Dreieck mit einem weiteren kleineren Dreieck auf der Oberseite kombinierte und diese Form mit dem Stadtrad und den Buchstaben OAB füllte, drehte der SC Rapid die Form schlichtweg auf den Kopf und setzte seinen Vereinsnamen hinein. Was herauskam, war vor allem eins: ungewöhnlich. Wie auch das VfL-Wappen, dessen erstes Auftreten ebenfalls im Jahr 1925 liegt, ist das Emblem einmalig und so in Fußballdeutschland nicht noch einmal zu finden. Nur ein einziges Exemplar der Rapid-Vereinsnadel ist bisher in der VfL-Sammlung vorhanden. Ob die Rapidler trinkfeste Sportler waren oder ob sich die Wahl der Form eher an der Geometrie als an der inhaltlichen Nähe orientierte, wissen wir nicht. Doch in jedem Fall ist das VfL-Museum mit dieser Kuriosität um eine interessante Anekdote reicher geworden. Das angeschaffte Blechschild, das aus einem Jahrhundertfund alter Werbung aus Berlin stammt, ist dabei eine der letzten Neuerwerbungen, die Bernhard Lanfer vor seinem Tod für die Sammlung tätigen konnte. Auch um diese Arbeit fortführen zu können, laufen derzeit die Vorbereitungen zur Gründungsversammlung der neuen Museumsabteilung im VfL Osnabrück. Der VfL lädt alle Interessierten ein, sich schon jetzt für die Abteilung anzumelden, um als Gründungsmitglied hieran teilnehmen zu können. Das Buch zu 125 Jahren VfL ist derweil weiterhin im Fanshop an der Bremer Brücke sowie im Onlineshop des VfL erhältlich.


Text: David Kreutzmann

Fotos: VfL Museum, David Kreutzmann

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