Real Madrid leitet umstrittenen Prozess ein – die letzten Wahlen im „Verein“? | OneFootball

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·8 gennaio 2025

Real Madrid leitet umstrittenen Prozess ein – die letzten Wahlen im „Verein“?

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Manche Real-Fans befürchten nicht nur, dass Florentino Pérez 2025 erneut im Amt bestätigt wird, sondern danach den Wahlprozess ganz abschafft – Fotos: getty images, realmadrid.com

Real Madrid leitet Prozess für Wahlen ein

Bei Real Madrid tut sich etwas. Ein bisschen zumindest. Denn nachdem der Verein zu Jahresbeginn bekannt gab, demnächst einen Prozess zu initiieren, so ist es am Dienstag passiert: der Weg für Wahlen (theoretisch) geebnet. Denn alle vier Jahre soll es beim spanischen Rekordmeister, der seit seiner Gründung vor 123 Jahren eigentlich den Socios (Mitgliedern) gehört, zu Wahlen kommen. Oder zu einer weiteren Amtsbestätigung von Florentino Pérez, der schon 2017 und 2021 quasi konkurrenzlos im Amt bestätigt wurde. So auch 2025?


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An den theoretischen Voraussetzungen des Klubs sollte es eigentlich nicht mangeln, auch wenn die Praxis ganz anders aussieht. Zwar hat Real Madrid am Dienstagabend bekannt gegeben, dass der interne Wahlausschuss sich einverstanden erklärt hat, Wahlen für die Präsidentschaft und den Verwaltungsrat einzuberufen. Aber zu Wahlen kommt es eben nur, wenn sich neben Florentino Pérez noch ein weiterer Kandidat aufstellen lässt. Und die Bedingungen dafür, so der Tonus in weiten Teilen des Madridismo, hat der 77-järige Spanier in den letzten Jahren mehr und mehr erschwert. Bis fast unmöglich gemacht. Einerseits müssen Gegenkandidaten nicht nur eine langjährige Mitgliedschaft als Socio aufweisen können (angeblich mindestens 20 Jahre), sondern auch ein erhebliches Eigenkapital – angeblich zehn bis 15 Prozent des jährlichen Umsatzes. Gemessen am letztjährigen Umsatzrekord von 1,07 Milliarden Euro wären das rund 130 Millionen Euro, mit denen ein Präsident im „Worst Case“ haften würde. Aber auch hier, so heißt es, wurden die Zahlen in Pérez‘ zweiter Amtszeit leicht angehoben, auch um es möglichen Herausforderern schwieriger zu machen. Dazu kommen weitere politische Hürden mit gewissen Personen im Wahlvorstand und in anderen Funktionen – teils mehreren Funktionen gleichzeitig – , die Florentino Pérez seit seiner Rückkehr im Sommer 2009 nach und nach aufgestellt haben soll.

Gegenkandidaten haben bis 18. Januar Zeit

In der Theorie kann es jetzt aber zu Wahlen kommen. Real Madrids Bedingungen dafür: Vom 9. bis 18. Januar müssen sich Gegenkandidaten intern vor- und aufstellen lassen. Kommt es dann intern zu keinen Einsprüchen, wird der Gegenkandidat aufgelistet – erst dann käme es zu einer Wahl, zu dem der Klub noch einen eigenen Termin nennen würde. Brisant: Vor vier Jahren lag es auch an dem eher kurzfristigen Zeitraum, weswegen mit Enrique Riquelme, ein spanischer, 36-jähriger Unternehmer, seine Kandidatur zurückzog. Das tat er aber auch aufgrund der nahezu Aussichtslosigkeit gegen Pérez, der nicht nur sein Lebenswerk verwirklichte, den Umbau des Estadio Santiago Bernabéus, sondern den Klub auch vergleichsweise ruhig durch die Corona-Pandemie schiffte.

Reals erfolgreichste Präsidenten

  • Florentino Pérez: 36 Titel
  • Santiago Bernabéu Yeste: 29 Titel (+ 4 inoffizielle)
  • Ramón Mendoza: 12 Titel

Die letzte Wahl ever?

Bei einer möglichen Wahl wären aber nicht alle aktuell 95.612 Mitglieder wahlberechtigt, sondern nur die rund 75.000 volljährigen. Darunter auch die „Socios Compromisarios“, quasi stellvertretende Wahlmänner, die bei der jährlichen Mitgliederversammlung als einzige stimmberechtigt sind und alle vier bis fünf Jahre gewählt werden. Das sind rund 2.000 Socios, die dann über die Zukunft des Vereins entscheiden können. Wobei auch hier das mit dem Begriff „Verein“ scheinbar so eine Sache ist. So heißt es im Madridismo, dass 2025 zum letzten Mal überhaupt ein Präsident bestimmt werden könnte. Anders gesagt: Sollte Pérez erneut im Amt bleiben, fürchten manche eine Abschaffung der (ohnehin mehr oder weniger redundanten) Wahlen, sodass sich Real Madrid noch mehr zu einem globalen Konzern („SAD“) statt eines mitgliedergeführten Vereins entwickelt. Das ist zwar auch eine düstere Zukunftsprognose, aber komplett abwegig ist diese nicht angesichts der immer mehr voranschreitenden Internationalisierung des Klubs, den Pérez eben führt wie ein globales Unternehmen.

„Madrid wird immer seinen Mitgliedern gehören“, heißt es regelmäßig vom Spanier selbst, aber auch das ist für viele Socios schon lange eine Lüge. So wurden auch die Bedingungen, um ein „Socio Compromisario“ zu werden, nach und nach erschwert, speziell für unabhängige und kritische Fans, die – so heißt es – unter Florentino Pérez nicht gern gesehen sind. Ein Beispiel aus diesem teils dubios anmutenden und öffentlich kaum bekannten Prozess: Um sich als „Socio Compromisario“ zur Wahl aufstellen zu lassen, braucht es zwar nur Unterschriften von drei anderen Socios, aber um schlussendlich bei der Wahl gewählt zu werden, braucht es (mindestens) 30 andere Socios. Der „Trick“ des Klubs: Diese 30 Socios müssen die gleichen Anfangsziffern einer fünfstelligen Nummer („Millar“) haben – nicht die Mitdliedsnummer, sondern eine fortlaufende Liste aller Socios, die sich regelmäßig ändert (unter anderem durch Verstorbene und aufgrund nicht-wahlberechtigter Minderjähriger). Warum? Das ist nicht ganz klar. Einerseits, um pro tausender eine Wahlgruppe zu bilden, aber möglicherweise auch, um den Prozess zu erschweren. Denn eine einsehbare Liste mit allen Mitgliedern und diesen fortlaufenden Nummern gibt es scheinbar nicht (unter anderem aus Datenschutzgründen), weswegen es für interessierte, bemühte Socios umso schwieriger ist, Unterstützer für sich zu finden und dann aufgestellt zu werden. Simmenfang wird so zum Fischen im Trüben an Spieltagen vorm Bernabéu, um Socios mit den passenden Nummern zu finden. Wie die Nadel im Heuhaufen. Und: Sollte die maximale Anzahl an „Socio Compromisarios“ dann überschritten sein, kommt es zu einem weiteren Prozess des Klubs, um auf die Maximalzahl zu kommen. Auch hier der Verdacht: unerwünschte Socios könnten auch hier durch einen mehr oder weniger intransparenten Prozess ausgesiebt werden.

Von Hürden über Opposition bis Diktatur

Aber: bei der Präsidentschaftswahl dürfen alle volljährigen Socios wählen. Und: Noch sind Wahlen in der Theorie möglich, auch wenn hier unklar ist, ob Gegenkandidaten die klubinternen Hürden schaffen – sowohl Wahlbedingungen als auch interne, politische Gegenspieler. Bei Riquelme wäre das wohl möglich, wohingegen beispielsweise Rafael Nadal noch gar nicht so lange Socio und ohnehin eher ein Pérez-Freund statt -Konkurrent ist. Vor vier Jahren hatte auch Vicente Boluda, der 2009 interimsmäßig Präsident war, seinen Hut kurzzeitig in den Ring geworfen, aber auch er zog seine Kandidatur wie Riquelme zurück. Riquelmes damaliger Twitter-Account ist inzwischen gelöscht, der Spanier findet öffentlich kaum noch statt, zumindest nicht in Form einer Pérez-Opposition, ähnliches bei Boluda. Oder sonstigen kritischen Stimmen gegen Real Madrids Oberhaupt, das selbst auf Medien gewisse Einflüsse zu haben scheint, denn derartige kritische Themen, wie die teils dubiosen Wahlvorgänge, findet man fast keine.

Florentino Pérez' Amtszeit

2000 – 2006 und 2009 – heute:

  • 7 x Champions League
  • 7 x Klub-WM respektive Weltpokale
  • 5 x UEFA Super Cup
  • 7 x LaLiga
  • 3 x Copa del Rey
  • 7 x Supercopa de España
  • Außerdem: 27 Titel mit Reals Basketballern

Also: Traut sich 2025 überhaupt jemand zu, Pérez herauszufordern, möglicherweise ein allerletztes Mal? Für die Marke Real Madrid und den jährlichen Umsatz mag Pérez, der mittlerweile der titelreichste Präsident in Real Madrids Historie ist, der bestmögliche Mann sein. Ob das auch für den Verein und seine jahrelangen Socios gilt, das darf allerdings bezweifelt werden, und wird seit über zehn Jahren schon von vielen Socios kritisch gesehen, und das nicht nur, weil manche schon kaum Einfluss hatten auf die Wahl beziehungsweise Entscheidung zum Stadionumbau, dessen Kosten von anfangs 575 Millionen auf über 1,3 Milliarden Euro gestiegen sind. Wie REAL TOTAL weiß, glauben nicht mehr viele Socios an eine Besserung, eher könnte es noch „schlimmer“ werden, also weniger demokratischer Verein, mehr korrupter Konzern – so der Ton. Von Diktatur-ähnlichen Verhältnissen ist sogar die Rede, „alles wird kontrolliert“ hört man oft, „ich wurde rausgeworfen“, berichtet ein ehemaliger „Socio Compromisario“. Ein anderer: „Der Klub gehört nicht den Mitgliedern, sondern Florentino.“ Bei Real Madrid tut sich also nur bedingt etwas – seien es nur die möglicherweise allerletzte Wahl, oder die letzten Versuche einer scheinbar längst unterdrückten Opposition.

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