Der-Jahn-Blog
·16 settembre 2024
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HSV-Trainer Steffen Baumgart nahm nach dem 4:1-Sieg gegen Aufsteiger Preußen Münster zwei Änderungen in seiner Startformation vor. In der Abwehr kehrte Kapitän Schonlau nach abgesessener Sperre zurück, während Sommerneuzugang Richter weiter vorne sein Debüt in der Startelf feierte. Karabec (nicht im Kader) und Pherai mussten dafür weichen. Regensburgs Coach Joe Enochs änderte seine Aufstellung nach der bitteren 0:4-Heimniederlage gegen die SpVgg Greuther Fürth nur minimal: Ziegele rückte für den nicht im Kader stehenden Saller in die Startelf. Dejan Galjen fehlte krankheitsbedingt im Kader. 53.779 Zuschauer sollten einen Auftritt ihrer Heimelf geboten bekommen, der der Jahnelf deutlich die Grenzen aufzeigte und einen Klassenunterschied spürbar werden ließ. „Wir hatten uns viel vorgenommen, um dann nach 50 Sekunden ein Gegentor zu kassieren.“ So lässt sich dieser Nachmittag wohl leider auch zusammenfassen: viel vorgenommen, wenig erreicht.
Keine 50 Sekunden nach Spielbeginn lag der Ball bereits im Netz der Jahnelf, was einen langen Nachmittag für Felix Gebhardt einleiten sollte. Auf der linken Seite war Baldé gegen Ziegele durchgebrochen, der während des gesamten Spiels kaum bis gar keine Mittel gegen den Flügelspieler fand. Baldé flankte auf den völlig frei stehenden Königsdörffer, der mühelos zum 1:0 ins rechte untere Eck einköpfte.
Der HSV zeigte keine Gnade mit der Jahnelf und machte unbeirrt weiter. In der 5. Minute hätte es eigentlich schon 2:0 stehen müssen, doch mit einer Co-Produktion retteten Gebhardt und Kother den Ball irgendwie noch von der Linie. Doch plötzlich lag der Ball im Tor des HSV: Nach einem schweren Fehlpass im Spielaufbau schaltete die Jahnelf schnell um und Kother zwang den Ball nach einem Duell gegen Hadzikadunic über die Linie. Die Freude währte jedoch nur kurz, da der VAR einschritt und den Treffer aufgrund einer hauchdünnen Abseitsposition von Kother aberkannte.
Dieser kurze Schock brachte den HSV nicht aus der Ruhe, wie das 2:0 durch Robert Glatzel in der 14. Minute zeigte. Baldé, der sich erneut durchsetzte – eine bittere Erkenntnis bereits nach dieser kurzen Zeit –, legte den Ball flach auf den HSV-Stürmer, der gegen Breunig leichtes Spiel hatte und den Ball über die Linie drückte.
Sichtlich überfordert tat sich die Jahnelf nach dieser katastrophalen Startphase schwer und fand bis zur Halbzeit nicht mehr ins Spiel. Der HSV verwaltete das 2:0 bis zum Halbzeitpfiff ohne großen Aufwand.
Einige Jahnfans hofften auf eine bessere zweite Hälfte, mussten jedoch schnell erkennen, dass der ehemalige Bundesligadino aus Hamburg auch nach der Pause nicht mehr tat als nötig und das Spiel kontrollierte. Gefahr sollte keine aufkommen, wenngleich die Jahnelf Königsdörffer fast zum 3:0 einlud, nachdem ein Fehlpass im Aufbau den HSV-Angreifer in eine gefährliche Position gebracht hatte. Diesmal konnte sich Gebhardt jedoch auszeichnen und vereitelte die vorzeitige Entscheidung.
Nach dieser Großchance tauchte der Jahn immerhin das ein oder andere Mal vor dem Tor des HSV auf und zwang Hadzikadunic beinahe zu einem Eigentor nach einer scharfen Hereingabe von Pröger. Auch Heuer Fernandes musste nach einem Abschluss von Viet einmal eingreifen. Diese kurze „Drangphase“ fand jedoch ein jähes Ende durch das 3:0 des eingewechselten Dompé. Der Offensivspieler setzte sich, was sich leider bis zum Spielende durchzog, auf der linken Seite durch und ließ Gebhardt mit einem Schuss durch Ziegeles Beine ins kurze Eck alt aussehen. „Wir waren heute nicht in der Lage, kollektiv die Außenspieler in den Griff zu bekommen“, resümierte Joe Enochs nach dem Spiel auf der Pressekonferenz.
Danach schien es, als sei der Jahnelf endgültig der Zahn gezogen, und der HSV ließ es sich nicht nehmen, seinem Heimpublikum etwas zu bieten. Ein 4:0 durch Selke und das 5:0 von Dompé, der damit einen Doppelpack nach seiner Einwechslung erzielte, rundeten einen für unsere Jahnelf gebrauchten Nachmittag im Volksparkstadion ab.
Mitarbeit: Zeiller
Frage: Hast du eine Erklärung für die Niederlage? War das Drumherum einfach zu groß?
Antwort: Die Atmosphäre hier ist natürlich beeindruckend, aber ich denke, man kann diese auch als Gegner positiv nutzen. Es ist etwas Besonderes, hier spielen zu dürfen. Wir haben uns diesen Auftritt hart erarbeitet. Wenn wir unsere Grundprinzipien auf den Platz bringen, können wir gegen solche Teams auch bestehen. Doch wenn man so früh und so leicht in Rückstand gerät, wird es extrem schwierig. Man spielt dem Gegner damit in die Karten. Zudem verfügen sie über Einzelspieler, die man nicht immer optimal in den Griff bekommt. Das wirkt sich auch auf das Ergebnis aus.
Frage: Was sind jetzt die großen Stellschrauben, an denen gedreht werden muss?
Antwort: Wir müssen verhindern, dass wir so schnell in Rückstand geraten, kompakter stehen und von Anfang an wach sein. Ein frühes Gegentor kann das gesamte Spiel beeinflussen, besonders gegen solch starke Mannschaften. Wenn man dann nicht das umsetzen kann, was man sich vorgenommen hat, wird es schwer.
Frage: Gegen den Ball gab es Probleme: Deine Rolle war es, mannorientiert aus der Kompaktheit herauszuschieben. Wie war diese Rolle für dich, besonders in den direkten Duellen?
Antwort: Im Laufe des Spiels hatte ich viele verschiedene Rollen. Ich habe versucht, jede Rolle so gut wie möglich auszufüllen. Als rechter Bahnspieler hatte ich Dompé und Baldé vor mir. Ich habe ihnen keinen Raum nach innen gelassen, sondern sie an der Außenlinie gehalten. Das macht sie weniger gefährlich, als wenn sie in den Halbraum ziehen könnten. Ich habe versucht, auf jeder Position das Beste zu geben.
Frage: Kannst du das frühe Gegentor erklären? Es zeigt sich in dieser Hinsicht ein Muster in dieser Saison.
Antwort: Es war heute so wie vor zwei Wochen gegen Fürth. Erklären kann ich es nicht. Wenn ich es ändern könnte, würde ich es sofort abstellen. Wir haben dem Gegner die Möglichkeit gegeben, zu flanken, und dann stand er ziemlich frei in der Box. Das darf uns so früh im Spiel nicht passieren.
Frage: Glatzel hat immer den Zwischenraum zwischen dir und Ballas gesucht. Gab es deswegen eine Änderung, sodass du näher an Glatzel bist?
Antwort: Die Stürmer, Zehner und Achter haben sich oft in die Zwischenräume bewegt, aber auch nah an ihre Viererkette fallen lassen. Als Innenverteidiger muss man abwägen, ob man den gesamten Weg mitgeht und den Raum hinter der Kette freilässt. Das ist auch eine Frage der Kommunikation mit den Vorderleuten. Nach dem 2:0 haben wir auf eine Fünfer- bzw. Dreierkette umgestellt und Mann gegen Mann gespielt. Phasenweise lief es dann besser, weil wir aggressiver waren und den Gegnern das Leben schwer machten.
Frage: Als nächstes kommt Preußen Münster, ein Duell gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt. Spürst du den Druck davor?
Antwort: Gar nicht! Wir werden auf keinen Fall aufgeben. Wir wussten, dass die zweite Liga schwierig wird. Wir werden zusammenhalten, auch wenn es sich gerade heute und vor zwei Wochen schlecht liest. Ich kann versprechen, dass jeder sein Bestes gibt, wir als Team zusammenhalten und in den nächsten Spielen, insbesondere zu Hause mit unseren tollen Fans, alles geben werden, um zu gewinnen.
Frage: Extrem bitter! Nach 30 Sekunden ein Gegentor ist natürlich immer schlecht. Wie hast du das frühe Gegentor wahrgenommen?
Antwort: Es ist extrem bitter. Wir hatten uns mehr vorgenommen als das, was am Ende herausgekommen ist. Ein Gegentor nach 30 Sekunden ist das Schlimmste, was dir in einem solchen Stadion gegen eine Mannschaft wie den HSV passieren kann. Trotzdem haben wir weitergemacht, auf das 1:1 gespielt und das Tor, das minimal abseits war, erzielt. Leider haben wir dann wenige Minuten später das 2:0 kassiert, was es extrem schwierig machte, zurückzukommen. Der HSV ist eine erfahrene Mannschaft mit großer Qualität. Wir müssen aus der zweiten Halbzeit positive Schlüsse ziehen. Wir sind besser ins Spiel gekommen, hatten einige Chancen, wenn auch keine 100-prozentigen. Auch wenn die Niederlage verdient war, müssen wir verhindern, dass wir so auseinanderfallen und mit einem höheren Ergebnis verlieren.
Frage: Du hast die zweite Halbzeit angesprochen. Habt ihr da etwas umgestellt oder war die mentale Ebene der Faktor?
Antwort: Wir haben in der Halbzeit tatsächlich ein paar Anpassungen vorgenommen und es war sichtbar, dass wir dann besser im Spiel waren.
Frage: Wie ist es, gegen die Einzelkönner Dompé und Baldé zu spielen, die technisch enorm stark sind?
Antwort: Es ist extrem schwer. Die Qualität der Spieler, die sie auf der Bank haben, ist beeindruckend. Man hat gesehen: Dompé kommt rein, schießt zwei Tore und legt noch eines auf. Das ist ein anderes Level. Wir haben versucht, dagegenzuhalten, was uns leider nicht gelungen ist. Jetzt müssen wir den Fokus auf die kommenden Wochen und Heimspiele legen und versuchen, diese besser zu gestalten.
Mitarbeit: Kurmler
Durch einen starken Auftritt im Volksparkstadion gewann der HSV zum vierten Mal in dieser Saison und steht damit aktuell auf Platz vier der Tabelle. Über sein Pressing kontrollierte der Favorit das Spiel gegen den SSV Jahn fast die komplette Spielzeit und bereitete dem Gastgeber vor allem durch das Provozieren von 1v1-Situationen am Flügel Probleme.
HSV-Trainer Steffen Baumgart nahm nach dem 4:1-Erfolg gegen Preußen Münster zwei Anpassungen an seiner Startformation vor. Kapitän Sebastian Schonlau kehrte nach seiner Sperre in die Dreierkette zurück, während Sommerneuzugang Marco Richter sein Startelfdebüt als hängende Spitze hinter Robert Glatzel und neben Ransford-Yeboah Königsdörffer gab. Karabec (nicht im Kader) und Pherai machten dafür Platz.
Auf der anderen Seite veränderte Regensburgs Coach Joe Enochs nach der 0:4-Niederlage gegen Greuther Fürth lediglich eine Position: Robin Ziegele ersetzte den fehlenden Benedikt Saller auf der rechten Abwehrseite. Formationstechnisch blieb man im 4-2-3-1, doch Ziegele agierte deutlich defensiver als Linksverteidiger Schönfelder, sodass phasenweise der Eindruck einer breiten Dreierkette entstand, während Schönfelder in einer Position in der Höhe der zweiten Linie rund um das zentrale Mittelfeld agierte.
Die Norddeutschen operierten in einem klar strukturierten System mit zwei Linien, die sowohl vertikal als auch horizontal sauber abgestimmt waren. Die Halbraumspieler positionierten sich an der Außenseite des Halbraums und fächerten mit Ballbesitz weiter auf, während die Sechser tendenziell auf der Innenseite des Halbraums agierten. Interessanterweise übernahmen die Sechser ein flexibles Positionsprofil, um sich aus dem Deckungsschatten der Regensburger Stürmer zu befreien. Sie wichen immer wieder auf die Seite aus, um sich anspielbar zu machen und das Angriffsspiel dynamisch zu gestalten.
Die Hamburger Schienenspieler rückten konsequent in die letzte Linie auf und hielten die Breite extrem hoch, sowohl auf der ballnahen als auch auf der ballfernen Seite. Diese taktische Maßnahme zwang die Abwehrkette des Jahn Regensburg, sich weit auseinanderzuziehen, wodurch größere Abstände zwischen den Verteidigern entstanden. Diese Lücken nutzten die Halbraumspieler, insbesondere Marco Richter und Ransford-Yeboah Königsdörffer, die gezielt aus der Tiefe in die freien Räume stießen.
Ein Paradebeispiel dafür war das frühe 1:0 nach nur 50 Sekunden. Königsdörffer startete aus der Tiefe, positionierte sich geschickt zwischen Ballas und Breunig und nutzte den Raum für einen explosiven Lauf, den er per Kopfball erfolgreich abschloss. Grundsätzlich bereitete das Pärchen Königsdörffer und Robert Glatzel der Jahn-Abwehr enorme Probleme, speziell im Strafraum. Die Abstimmung innerhalb der Regensburger Abwehrkette wirkte oft unsicher, was Glatzel durch seine Positionierung im Zwischenraum zusätzlich erschwerte.
Glatzels clevere Raumwahl, meist zwischen zwei Verteidigern, führte regelmäßig zu Zuordnungsproblemen. Da seine Positionierung situatives Handeln erforderte, war die Zeit, um eine klare Zuteilung zu finden, oft zu knapp. Glatzel nutzte diese Unsicherheit konsequent aus und war beim 2:0 in der Box den entscheidenden Schritt schneller, wodurch er erneut profitierte und seine Präsenz über das gesamte Spiel in den gefährlichen Zonen, gerade beim Einlaufen auf den kurzen Pfosten, unterstrich.
Im eigenen Ballbesitz formierte sich der HSV häufig in einem 3-2-2-3, was dem Regensburger Pressing, insbesondere in den hohen Flügelzonen, erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Die Außenverteidiger des Jahn, Schönfelder und Ziegele, mussten wiederholt auf die Bewegungen der Hamburger Schienenspieler reagieren. Wenn diese tiefer standen, wirkte die Regensburger Außenverteidiger oft unsicher in der Frage, ob sie die weiten Wege mitgehen oder die Kompaktheit halten sollten. Diese Unentschlossenheit führte zu Lücken, die der HSV gezielt ausnutzte.
Beispiel 1: Hamburgs grundsätzliches Aufbauschema gegen Hamburgs Pressing. Vorteile in hohen Flügelzonen.
Ein ähnliches Dilemma ergab sich, wenn Richter oder Königsdörffer, teils in Verbindung mit dem Abkippen der Schienenspieler, in die letzte Linie vorstießen und der Regensburger Sechser nicht folgen konnte. In diesen Situationen musste der Jahn plötzlich im 4-gegen-4 verteidigen, was die individuelle Klasse der Hamburger Angreifer durch direkte Mannorientierungen begünstigte. Diese taktischen Probleme stellten die Regensburger Abwehr vor eine kaum dauerhaft lösbare Aufgabe, da die flexible Positionierung des HSV immer wieder für situative und dynamische Überzahlmomente sorgte und das Pressing der Gäste damit unterlief.
Das Interessante an der defensiven Anordnung des Jahns war, dass sie in dieser Phase ein 3-gegen-2 gegen die zweite Aufbaureihe des HSV herstellten. Zwar setzten die Regensburger dabei auf Mannorientierungen, jedoch nicht auf eine strikte Manndeckung. Dies zeigte sich besonders, wenn der ballführende Halbraumverteidiger der Hamburger ins Spiel eingebunden wurde: Die Sechser des Jahn lösten sich dann aus ihrer direkten Zuordnung zu den offensiven Halbraumspielern, um eine Raute um die HSV-Sechser zu bilden.
Diese Raute sollte verhindern, dass die Sechser des HSVs – etwa Elfadli – sich nach einem Zuspiel aufdrehen und das Spiel beschleunigen konnten. Sobald der Ball in die Mitte gespielt wurde, zog sich die Raute zusammen, um den Spielmacher der Hamburger von allen Seiten unter Druck zu setzen und so entweder das Spiel zu verzögern oder idealerweise einen Ballgewinn in einer hochgefährlichen Zone zu erzwingen – daraus fiel das aberkannte 1:1. Diese adaptive Raumverdichtung sorgte dafür, dass der HSV gezwungen wurde, auf weniger zentrale Lösungen auszuweichen, was die Regensburger Defensive für kurze Phasen stabilisierte, auch wenn es letztlich nicht dauerhaft funktionierte.
Beispiel 2: Raute gegen den Sechser, Hefti kann den Ball von außen kommend mit Raum entgegennehmen, Richter schiebt aus dem Halbraum durch
Das zentrale Problem bei dieser Anordnung lag darin, dass der zusätzliche Spieler in der Zugriffslinie des Mittelfelds in der ersten Pressinglinie fehlte. Dadurch musste Kühlwetter alleine gegen die Dreierkette des HSV anlaufen, was sich als äußerst schwierig erwies. Die Hamburger Dreierkette fächerte situativ breit auf, und Kühlwetter konnte diese Wege nicht effizient mitgehen, wodurch die Halbraumverteidiger der Hamburger häufig von den Regensburger Außenspielern angelaufen werden mussten. Gleichzeitig übernahm Viet eine mannorientierte Deckung gegen den Sechser des HSV, der durch das Herausschieben der Außenspieler auf den Halbraumverteidiger nun offener war. Dabei musste Viet teils enorme Wege mitgehen, was auch Passwege in die letzte Linie öffnete.
In den Aufrückmomenten der Regensburger Außenspieler versuchte der ballnahe Sechser – in diesem Fall Geipl – die Anbindung an die zweite Pressinglinie herzustellen, um die zentrale Überzahl aufrechtzuerhalten und ein flexibles Pressing zu ermöglichen. Das führte jedoch dazu, dass man die Mannorientierung auf die Halbraumspieler um Richter aufgeben musste. Dies erhöhte die Anfälligkeit in der Abwehr, da die HSV-Spieler in den Halbräumen indessen häufiger ungestört agieren konnten. Die Regensburger Abwehrkette stand dadurch vermehrt unter Druck, besonders wenn die Halbraumspieler des HSV den Raum zwischen den Linien besetzten und aus der Tiefe attackierten.
Der HSV zeigte daraufhin immer wieder neue Anpassungen in seiner Positionierung, insbesondere im tiefen Spielaufbau. So formierte sich die typische Aufbauraute aus Heuer Fernandes, Hadzikadunic, Schonlau und Muheim, wodurch eine 5-gegen-4-Situation im tiefen Aufbau der Hamburger entstand. Diese strukturelle Überzahl verstärkte die Ballzirkulation und ermöglichte es der ersten Aufbaulinie, die faktisch im 4-gegen-1 gegen Kühlwetter agierte, ohne großen Druck Angriffe einzuleiten.
Ein wiederkehrendes Muster war das horizontale Verschieben des Balls innerhalb der Viererkette, inklusive Heuer Fernandes, von einem Außenverteidiger zum anderen. Aufgrund der eher reaktiven Zugriffsmuster der zweiten Pressinglinie des Jahn und ihrer engen Staffelung hatte der ballführende Verteidiger dabei häufig sehr viel Raum zum Andribbeln. Das führte dazu, dass die Verteidiger des HSV – speziell Muheim und Hadzikadunic – immer wieder die Linie des Regensburger Pressings nach flachen Verlagerung der Seite überdribbeln konnten, wodurch sie ohne einen einzigen Pass nach vorne erheblichen Raumgewinn erzielten. Diese Situation brachte die Defensive des Jahn in große Bedrängnis, da das Pressing kaum effektiv greifen konnte und der HSV so tief in die gegnerische Hälfte vordringen konnte, ohne große Risiken einzugehen.
Beispiel 3: 5v4 im tiefen Aufbau, 2 2v1-Situationen am Flügel, welche die Sechser zu mehr Breite verleiten und Königsdörffer so Raum schenken
In dieser Phase fehlte der Jahnelf zunehmend die strategische Weitsicht in ihren Bewegungen. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht dies: Kother und Kühlwetter liefen Hadzikadunic an, obwohl dieser sich in einer Position befand, die ihm einen erheblichen Vorteil gegenüber den Pressingspielern verschaffte. Gleichzeitig driftete Elfadli nach links aus, um die 2-gegen-1-Situation auf der Seite auszugleichen. Geipl und Ernst orientierten sich ebenfalls breiter, was zu einem erheblichen Loch im Zentrum führte. Königsdörffer nutzte dieses Loch gezielt, positionierte sich bewusst und erhielt den Ball.
In der Folge musste Ernst riskant auf Königsdörffer herausrücken, kam jedoch zu spät gegen den dynamischen Hamburger. Dieser konnte sich durchsetzen und den Ball auf den Flügel bringen. Diese mangelnde Feinabstimmung führte dazu, dass der HSV kontinuierlich Überzahlsituationen sowohl im tiefen Aufbau als auch auf den Flügeln schuf. Dies ermöglichte es Spielern wie Baldé und später Dompé, ihre Qualität und Dynamik durch Dribblings auszuspielen. Die daraus resultierenden Überzahl- und Raumvorteile nutzte der HSV effektiv, um die defensive Ordnung des Jahn weiter zu destabilisieren.
Ein zentrales Problem des SSV Jahn war, dass das zentrale Mittelfeld sich oft zur falschen Zeit herausziehen ließ oder sich in unvorteilhaften Momenten am Ball orientierte. Ein grundlegender Fehler war, dass sich die Spieler häufig dorthin bewegten, wo der Ball gerade war, statt dorthin, wo der Ball potenziell hinkommen könnte. Darüber hinaus reagierten die Jahn-Mittelfeldspieler nicht schnell genug auf Verlagerungen, was dazu führte, dass sie nach Ballverlagerungen nicht zügig auf ihre Positionen zurückkehrten. Diese fehlende Reaktionsschnelligkeit und die suboptimale Positionierung führten zu zusätzlichen Raumgewinnen für den HSV und trugen zur weiteren Schwächung der Defensivordnung bei.
Der HSV dominierte das Spiel, indem sie dem SSV Jahn Regensburg kaum Progressionsmöglichkeiten boten und deren Aufbau effektiv unterbanden. Regensburg agierte in einer 3-3-2-1-Anordnung, bei der Linksverteidiger Schönfelder offensiv vorrückte, während Ziegele rechts neben Ballas in der Dreierreihe agierte. Kother rückte dabei etwas enger ein und bildete mit Kühlwetter und Viet eine enge Angriffsformation. Diese Anordnung sorgte dafür, dass der Jahn immer wieder eine hohe personelle Präsenz im ballnahen Halbraum hatte. Doch der HSV schaffte es, durch intelligentes Nach-Vorne-Verteidigen aus der letzten Linie und eine Überzahl im Mittelfeldzentrum die Abkippbewegungen von Kother, Viet oder Kühlwetter zu isolieren und ihre Verbindung zur Spielfeldmitte zu unterbinden.
Besonders auffällig war die Rolle von Hefti, dem ballnahen Schienenspieler des HSV. Er antizipierte die Passwege des Jahn hervorragend und rückte explosiv auf Schönfelder heraus, um ihn an Pässen auf Kother zu hindern. Mehrmals musste Schönfelder den Ball im ersten Kontakt weiterleiten, wodurch er den Ballbesitz nicht kontrollieren konnte. Gleichzeitig schoben die Sechser des HSV konsequent nach und die Halbraumspieler rückten eng an ihre Gegenspieler heran, um sie in den Deckungsschatten zu stellen und weitere Passoptionen zu versperren. Hier war es für den Jahn enorm schwierig, in die direkten Duelle zu kommen, geschweige denn, diese Zweikämpfe erfolgreich zu bestreiten. Die ständigen Ballverluste in diesen Situationen machten es dem Jahn nicht nur physisch schwerer, sondern führten auch zu einem mentalen Abnutzungseffekt. Wenn man immer wieder diese Zweikämpfe verliert, beeinflusst das zwangsläufig die Psyche und das Selbstvertrauen der Spieler.
Beispiel 4: Hamburgs Flügelfokus im Pressing
Ein weiterer Vorteil des HSV war die ständige Absicherung von Rückpassoptionen, insbesondere durch Königsdörffer, der konsequent den Passweg zu Breunig versperrte. Gleichzeitig wurden ballferne Optionen clever abgedeckt, was es dem HSV ermöglichte, fünf Spieler aktiv am Flügelpressing zu beteiligen, ohne dabei die Möglichkeit einer schnellen Verlagerung zu vernachlässigen. Diese strategische Balance sorgte dafür, dass die Hamburger weiterhin Druck ausüben konnten, ohne dabei ihre defensive Stabilität zu verlieren.
Wenn der SSV Jahn gefährlich wurde, lag es oft an der engen und variablen Spielweise von Schönfelder und Kother, die 2-gegen-1-Situationen gegen den Hamburger Schienenspieler erzeugen konnten. Allerdings zeigte sich auch hier die defensive Cleverness des HSV: Sobald Kother nach innen zog, verschob sich die Hamburger Verteidigung so, dass der Dynamikvorteil des Regensburgers durch geschicktes Verzögern und das Zustellen von Pass- oder Schusswegen neutralisiert wurde. Der HSV drängte die Aktionen des Jahn dadurch immer weiter nach außen, sodass Kother, umgeben von Hamburger Spielern, kaum noch Raum oder Optionen hatte, den Ball gefährlich weiterzuverarbeiten.
Generell verpasste es der Jahn, gegen den aggressiv verteidigenden HSV jene Momente zu erkennen und zu nutzen, in denen ein schnelles Vertikalspiel Erfolg versprochen hätte. Stattdessen spielte man oft zurück zu Überzahlspieler Gebhardt gegen den Doppelsturms des HSVs. Der Keeper spielte hingegen vermehrt lange Bälle auf eng stehende Duos, etwa Kother, der auf Kopfballverlängerungen aus war, und Kühlwetter, der in die Tiefe startete. Doch aufgrund der kompakten Formation des HSV, speziell der engen Abstände zwischen der Dreierkette und den Sechsern, blieb das Spiel auf den zweiten Ball nahezu ohne Ertrag.
Mit der Führung im Rücken reagierte Steffen Baumgart in der Schlussphase und nahm mehrere personelle Wechsel vor: Pherai, Reis, Selke und Dompé kamen ins Spiel. Obwohl das grundsätzliche System unverändert blieb, brachte diese Frische, kombiniert mit der hohen individuellen Qualität der Einwechselspieler, dem HSV noch mehr Stabilität. Die Neuzugänge fügten sich nahtlos in die bereits funktionierende Struktur ein, was es dem HSV ermöglichte, das Spiel kontrolliert zu verwalten und weiterhin Druck auf die Regensburger Defensive auszuüben. Die Stabilität in der Defensive und das konstant hohe Niveau im Umschaltspiel blieben somit auch in der Schlussphase erhalten.
Beispiel 5: Der HSV mit frischen Kräften, der Jahn in neuer Anordnung
Der SSV Jahn stellte zur Halbzeitpause auf ein 5-3-2 um, das auf Mannorientierungen über das gesamte Spielfeld setzte. Die Defensivspieler gingen sogar so weit, dass sie lange Laufwege aus der letzten Linie mitgingen, um etwa das Abkippen der gegnerischen Innenverteidiger zu verfolgen. Interessanterweise führte dies dazu, dass zeitweise Innenverteidiger höher agierten als die zentralen Mittelfeldspieler des Jahn. Die Übergaben in diesen dynamischen Situationen funktionierten größtenteils sauber zwischen den Linien, da die Spieler die Übernahme des Gegenspielers meist rechtzeitig erkannten. Gelegentlich geschah dies jedoch einen Tick zu spät, was aber auch auf die Qualität des Gegners zurückzuführen war.
Der HSV konnte durch die Einwechslungen von Pherai, Reis, Selke und Dompé das Tempo nochmals dynamisch anziehen. Besonders die provokanten Rotationen und unkonventionellen Freilaufbewegungen des HSV stellten den Jahn vor Herausforderungen. Das Hauptziel der Norddeutschen blieb weiterhin, Überladungen auf den Flügeln zu kreieren, um ihre Flügelspieler in 1v1-Situationen zu bringen. Dies gelang ihnen weiterhin gut, obwohl die Mannorientierungen des Jahn den Hamburgern zwar immer einen Gegner im Rücken verschafften, der Jahn jedoch zunehmend Schwierigkeiten hatte, diese Duelle erfolgreich zu führen – vor allem gegen physisch überlegene Gegenspieler.
Ein strukturelles Problem der strikten Mannorientierung des Jahn war, dass die Abstände zwischen den verteidigenden Spielern größer wurden. Dadurch gewannen Dribblings an Wert, was besonders Spielern wie Dompé und Baldé zugutekam. Diese Dribbelmöglichkeiten entstanden jedoch nur, weil sich die Hamburger Flügelspieler konsequent vor den Flügelverteidigern des Jahn positionierten. So hatten sie ausreichend Raum, um sich aufzudrehen und in das direkte Duell zu gehen.
Das Spiel zwischen dem HSV und Jahn Regensburg war eine klare Demonstration der taktischen Überlegenheit der Norddeutschen, gepaart mit einer besseren individuellen Klasse. Der HSV nutzte geschickt die Schwächen im Regensburger Spielaufbau, indem er konsequent die Halbräume überlud und mithilfe von Rückpassabsicherungen sowie cleverem Pressing die Flügel isolierte. Die Mannorientierungen der Regensburger konnten zwar in einzelnen Momenten für defensive Stabilität sorgen, jedoch fehlte es ihnen an der Feinabstimmung, um die dynamischen Rotationen und Tempowechsel des HSV zu kontrollieren. Entscheidend war auch die Flexibilität des HSV, der sowohl in der ersten Pressinglinie als auch im tiefen Aufbau immer wieder Überzahlsituationen herstellte. Dies führte dazu, dass Spieler wie Baldé und Dompé in ihren Dribblings glänzen und durch die entstandenen Räume gefährliche Offensivaktionen einleiten konnten.
Während der SSV Jahn versuchte, über platzübergreifende Mannorientierungen und eine kompaktere Grundordnung in der zweiten Halbzeit zu reagieren, zeigte sich, dass die Hamburger nicht nur individuell überlegen waren, sondern auch strategisch besser auf das Spielgeschehen und die Fünferkette eingestellt waren. Die defensive Kompaktheit des Jahn reichte nicht aus, um das präzise und flexible Offensivspiel des HSV entscheidend zu stören. So war es letztlich die Mischung aus taktischer Finesse und physischer Dominanz, die dem HSV einen verdienten Sieg sicherte.