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·26 agosto 2025
Kovac und die Frage nach dem „Warum jetzt“ – Ein Kommentar

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·26 agosto 2025
Niko Kovac verlängert vorzeitig bei Borussia Dortmund. Die langfristige Planung sorgt kurzfristig für Unruhe. Ein Kommentar.
Mit einer wichtigen Personalentscheidung hatten die BVB-Fans am Dienstagmorgen zwar gerechnet, um halb elf war die Überraschung bei den Anhängern dann aber doch sehr groß. Denn der Bundesligist bestätigte nicht etwa den langersehnten Transfer von Carney Chukwuemeka oder die Leihe von dessen Chelsea-Kollegen Aaron Anselmino, sondern die Vertragsverlängerung von Trainer Niko Kovac. Bis 2027 steht der Kroate nun bei den Schwarz-Gelben in Lohn und Brot.
Für Begeisterungsstürme sorgte der BVB mit der Personalie nicht. Ohne Frage: Kovac hat seit seinem Amtsantritt im vergangenen Winter gute Arbeit geleistet, das launische Team stabilisiert und mit einem wahnsinnigen Schlussspurt doch noch in die finanziell so wichtige Champions League geführt.
Den Nachweis, ob er den Bundesligisten spielerisch weiterentwickeln und wieder als ernsthaften Bayern-Verfolger etablieren kann, hat der gebürtige Berliner jedoch noch nicht erbracht. Beim Saisonauftakt auf St. Pauli stotterte der schwarz-gelbe Motor noch gewaltig, das 3:3 war die erste herbe Enttäuschung der noch jungen Spielzeit.
Foto: Getty Images
Nach seinem erfolgreichen Engagement in Frankfurt, das er 2018 mit dem Pokalsieg krönte, stieß Kovac immer dann an seine Grenzen, wenn es darum ging, seine Mannschaft nach dem Abflachen des Trainerwechseleffekts nach seinen Vorstellungen weiterzuentwickeln. In München passte es nie so ganz zwischen Trainer und Mannschaft, in Wolfsburg wurde der Fußball immer biederer und vorhersehbarer.
Genau jetzt – in der Phase, in der sich Kovac in Dortmund erst so richtig beweisen muss – verlängert der BVB den Vertrag mit seinem Übungsleiter. Was auf den ersten Blick nach einem Vertrauensbeweis und Planungssicherheit im unsichersten Job im Profifußball aussieht, bringt die Borussia in eine unnötig verzwickte Lage.
Denn der Zeitpunkt der Vertragsverlängerung gibt Rätsel auf. Der BVB hätte warten sollen, wie sich die erste komplette Saison unter Niko Kovac entwickelt. Gerät die Saison ähnlich aus den Fugen wie die Hinrunde der vergangenen Spielzeit, wird ein Trainerwechsel im Winter unweigerlich wieder zum Thema. Für den Verein wäre eine Entlassung durch den längeren Vertrag nun deutlich kostspieliger, auch das Ansehen des Klubs würde wenige Monate nach der Vertragsunterschrift leiden.
Überzeugt die Mannschaft dagegen bis zur Winterpause, hätte man mit einer Kovac-Verlängerung zum Jahresbeginn für Euphorie in der entscheidenden Phase der Saison sorgen können. Die Entscheidung, Kovac schon jetzt länger als 2026 an den Verein zu binden, ist völlig verfrüht.
„Diese Klarheit ist für alle wichtig, um den Fokus voll auf die Saison und die anstehenden Aufgaben zu richten“, begründete Sportdirektor Sebastian Kehl die Ausweitung der Zusammenarbeit. Doch die Rechnung des Funktionärs geht nicht auf. Selten war es so ruhig um einen BVB-Trainer, wie zuletzt. Die plötzliche Vertragsverlängerung nach dem ärgerlichen Saisonstart sorgt nun wieder für ordentlich Diskussionsstoff in Dortmund.
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