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TSG Hoffenheim

·10 gennaio 2025

Jürgen Ehrmann: „Eine der besten Adressen Deutschlands“

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Mit der Anerkennung als Leistungszentrum wurde die TSG Hoffenheim vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) für ihre hervorragende Arbeit in der weiblichen Talentförderung ausgezeichnet. Seit Anfang des Jahres ist das Mädchen- und Frauenförderzentrum der TSG in St. Leon-Rot einer von drei anerkannten Standorten. Im Interview spricht Jürgen Ehrmann, Sportlicher Leiter Juniorinnen und ehemaliger Bundesliga-Trainer, über die Auszeichnung, das Hoffenheimer Förderkonzept und die Entwicklung der Talentförderung.

Jürgen, seit Anfang des Jahres ist die TSG Hoffenheim eines von drei „DFB-Leistungszentren weiblich“. Welche Bedeutung hat diese Anerkennung?


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„Die Anerkennung als Leistungszentrum ist eine Auszeichnung für die Arbeit, die wir bereits über viele Jahre hinweg geleistet haben. Viele Anforderungen hatten wir schon erfüllt, die offizielle Würdigung ist für uns nun nochmal die Bestätigung, dass wir in der weiblichen Talentförderung eine der besten Adressen Deutschlands sind. Das bedeutet uns sehr viel.“

Bereits Anfang 2024 startete das Projekt mit einer Pilotphase, die Prüfung und Anerkennung erfolgte in engem Austausch mit dem DFB über mehrere Monate hinweg. Gab es einen besonderen Moment, der dir während des Prozesses in Erinnerung geblieben ist?

„Der vom DFB angestoßene Bewerbungsprozess hat uns bei der TSG Hoffenheim veranlasst, uns noch intensiver mit unserem eigenen Förderkonzept auseinanderzusetzen. Das Konzept für die Förderung im Frauen- und Mädchenfußball hatte sich zuvor aus verschiedenen Ansatzpunkten aus dem Junioren-Fußball zusammengesetzt. Mit unserem Juniorinnen-Koordinator Carsten Lehmann und U20-Trainer Rico Weber haben wir über Monate hinweg daran gearbeitet, das Konzept genau auf die Anforderungen bei uns anzupassen. Dieses Förderkonzept ist nun vollständig auf die Bedürfnisse im Frauen- und Mädchenfußball bei der TSG Hoffenheim zugeschnitten.“

Welche Entwicklungen in der Talentförderung  hat der Anerkennungsprozess mit sich gebracht?

„In vielen Bereichen haben wir die Vorgaben des DFB bereits vor Start des Anerkennungsprozesses übertroffen. Wir waren bereits sehr gut aufgestellt, entsprechend mussten wir nur an wenigen Stellschrauben drehen. Insbesondere im Altersbereich U17 haben wir die Professionalisierung im vergangenen Sommer durch die Beschäftigung einer hauptamtlichen Trainerin vorangetrieben. Dadurch können wir die Spielerinnen  noch intensiver fördern. Durch Fort- und Weiterbildungen wollen wir die Trainerinnen und Trainer unserer Juniorinnen noch besser machen und befähigen, höhere Lizenzen anzustreben. Auch den Bereich Sportpsychologie haben wir erweitert, um die gesteigerte Nachfrage abdecken zu können. Bereits hervorragend aufgestellt waren wir beispielsweise im Themenfeld Umweltmanagement, denn den pädagogischen Anforderungen werden wir mit der Förderung durch „Anpfiff ins Leben e.V.“ mehr als gerecht. Sehr gut aufgestellt sind wir zudem im medizinischen Bereich, gleichzeitig streben wir danach, die Betreuung der Juniorinnen noch zu verbessern. Infrastrukturell bietet unser Trainingszentrum bereits sehr gute Bedingungen, um sportliche und persönliche Entwicklung möglich zu machen. Aber auch hier gibt es immer wieder Ansatzpunkte, wie wir noch besser werden können: Wir wollen zum Beispiel einen Soccercourt integrieren, um den Spielerinnen das freie Fußballspiel, das zur Entwicklung technischer Fähigkeiten beiträgt, zu ermöglichen.“

Was unterscheidet die TSG Hoffenheim von den anderen anerkannten Leistungszentren bei der SGS Essen und dem FC Bayern München?

„Unter dem Strich mussten beide Vereine die gleichen Anforderungen erfüllen wie wir. Ich gehe dennoch davon aus, dass sich die Ziele und Ansätze in allen drei Leistungsförderzentren voneinander unterscheiden. In Essen ist die Durchlässigkeit von der Jugend zur Bundesliga beispielsweise sehr hoch, in München strebt man hingegen nach dem Gewinn nationaler und internationaler Titel. Hinzu kommen mit dem VfL Wolfsburg, dem SC Freiburg und Eintracht Frankfurt drei DFB-Talentförderzentren, die sich von den Leistungszentren vor allem in den strukturellen Voraussetzungen und Mindestanforderungen im Personalbereich unterscheiden.“

Du bist schon lange im Frauenfußball tätig und hast die TSG-Frauen als Trainer von der Oberliga bis in die Bundesliga geführt. Wie haben diese Erfahrungen deine Herangehensweise an die Talententwicklung geprägt und vielleicht sogar zur Anerkennung der TSG Hoffenheim als Leistungsförderzentrum beigetragen?

„Im Entwicklungsprozess unseres neuen Konzepts haben wir drei Werte definiert, an denen wir unsere Philosophie ausrichten wollen: Resilienz, Demut und Geduld. Diese spiegeln sicherlich auch die Vorstellung von Talententwicklung und -förderung von uns, die das Konzept entworfen haben, wider. Nur als Beispiel: Unser U20-Trainer Rico Weber, hat sich hier im Verein zu dem Trainer entwickelt, der er heute ist. Über die U11, die U15 und die U17 bis hin zur U20 hat er viele Erfahrungen gesammelt und ist ein Vorbild dafür, wie Vereinswerte gepflegt und mitentwickelt werden können. Das ist Gold wert und diese klare Vorstellung kann uns dabei helfen weiterhin als Topadresse in der Nachwuchsförderung wahrgenommen zu werden. Damit bleiben wir in einem von immer mehr Vereinen beachteten Markt auch interessant für neue Talente.“

Hättest du dir gewünscht, dass es ein solches Programm schon vor ein paar Jahren gegeben hätte, um die Entwicklung des Frauenfußballs schon früher vorantreiben zu können?

„Die Struktur im Mädchen- und Frauenfußball war vor ein paar Jahren noch eine ganz andere: Man hatte mehr Zeit, die Spielerinnen zu entwickeln. Deshalb ist es uns im Vergleich zu heute auch häufiger gelungen, Nachwuchsspielerinnen in die erste Mannschaft zu integrieren. Durch die im Frauenfußball stattfindende Professionalisierung wurde dieser Sprung jedoch immer schwieriger. Toptalente drängen heute gleichzeitig immer früher darauf, zu Einsätzen in den Profiligen zu kommen, obwohl sie im jungen Alter oftmals noch nicht die körperlichen Voraussetzungen haben, um auf diesem Niveau mitzuhalten. Die Anforderungen an die Talententwicklung und -förderung haben sich also geändert, weshalb wir unsere Arbeit darauf anpassen mussten. Damit wir wieder vermehrt auf selbst geformte Spielerinnen setzen können, ist es notwendig, diese noch besser und strukturierter auszubilden.“

Wie plant die TSG Hoffenheim, ihre Talententwicklungsstrategien weiterzuentwickeln, um mit der Vision des DFB für den Frauenfußball in Einklang zu stehen?

„Für die Anerkennung als Leistungszentrum muss man sich jährlich neu bewerben. Die Anforderungen und Ziele werden ständig neu überprüft. Wir sind immer auf der Suche nach den nächsten Ansatzpunkten und passen unser Konzept in einem laufenden Prozess an. Dafür sprechen wir auch mit unseren Trainerinnen und Trainern und nehmen diese auf dem Weg mit. Vielleicht bietet das System der Leistungszentren auch eine Lösung im Altersbereich U17, die aktuell gegen Jungenmannschaften antreten, was wir aber nicht als Ideallösung sehen. Wir müssen uns mit unserer Nachwuchsarbeit zu einem Punkt entwickeln, an dem wir eine schlagkräftige erste und eine gute zweite Mannschaft stellen können. Es wird uns immer wieder passieren, dass uns die besten Spielerinnen verlassen. Das sollten wir jedoch als Anerkennung für unsere Arbeit sehen. Die Ausbildung und Unterstützung entwicklungsfähiger Spielerinnen sollte unser Aushängeschild sein.“

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