FC Augsburg
·15 marzo 2025
Giannoulis: "Ich spüre ein großes Feuer im Team"

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·15 marzo 2025
Dimitris Giannoulis wechselte im Sommer ablösefrei zum FC Augsburg. Der 29-jährige griechische Nationalspieler zeigt starke Leistungen auf der linken Außenbahn und hat sich einen festen Platz in der FCA-Startelf erkämpft. Vor dem Wolfsburg-Spiel traf er sich mit seinem Landsmann Walter Sianos zum Stadionkurier-Interview.
Langsam wird es unheimlich, der FCA ist seit neun Spieltagen unbesiegt und seit 523 Minuten ohne Gegentreffer. Bist du selber von dieser Situation überrascht? Man konnte jetzt nicht unbedingt von einem Sieg auswärts bei Borussia Dortmund ausgehen. Aber wir sind sehr selbstbewusst in diese Partie gegangen. Als ich im Sommer zum FCA gewechselt bin, habe ich schnell gemerkt, dass viel Qualität in diesem Team steckt. Klar, zurzeit haben wir einen Lauf, aber wenn man so viele Spieltage in der Bundesliga unbesiegt ist, dann ist das kein Zufall. Und ich glaube tatsächlich, dass wir noch einiges erreichen können.
In der Rückrunde zeigt der FCA ein anderes Gesicht. Gerade die Abwehr präsentiert sich unglaublich sattelfest. Habt ihr einfach eine gewisse Zeit gebraucht, um euch einzuspielen? Ich habe nie an der Qualität des Teams gezweifelt, aber wir hatten doch sehr viele Neuzugänge im Sommer, einige Spieler kamen sogar erst kurz vor Transferende dazu und waren auch nicht im Trainingslager dabei. Da ist es ganz normal, dass es einige Wochen dauert, bis alle Zahnräder ineinandergreifen.
Das Spiel gegen Holstein Kiel war der negative Höhepunkt. War diese Niederlage kurz vor Weihnachten ein „Gamechanger“? Normalerweise ist man eine Woche später schon wieder im Einsatz und man hakt solche Dinge schneller ab. In diesem Fall haben wir eine 1:5-Niederlage mit in die Feiertage mitgenommen. Dieses Spiel lag uns allen sehr im Magen und es hat schon einige Zeit gedauert, bis wir das verdaut haben. Nach der Winterpause haben wir uns als Team zusammengesetzt und alles nochmals analysiert und angesprochen. Uns war allen klar, dass es so nicht weitergehen darf. Ich glaube, wir haben als Team daraufhin die richtige Lösung und auch Antwort gegeben. Das zeigt, dass es untereinander bei uns stimmt.
Du bist bei PAOK Saloniki groß geworden und auch ein bekennender Fan der Nordgriechen. Was macht den Klub so besonders für dich? Ich komme aus Katerini und Saloniki ist gerade einmal eine Autostunde entfernt. Mein Vater war schon PAOK-Fan und wir sind immer wieder mal zu den Spielen gefahren. Die Atmosphäre und das Toumba-Stadion sind schon unglaublich, das hat mich irgendwie nie mehr losgelassen.
Du bist mit 18 Jahren zu PAOK gewechselt. Die ersten Jahre waren eine kleine Achterbahnfahrt, denn du wurdest immer wieder ausgeliehen. Deine Stationen waren Pierikos, PAE Veria und Atromitos Athen sowie Anorthosis in Zypern. Es ist gang und gäbe, dass man als junger Spieler ausgeliehen wird, um Spielpraxis zu sammeln. Und ich konnte das für mich nutzen, gerade in meiner Zeit bei Atromitos Athen konnte ich mich super entwickeln und wurde Stammspieler. Aber es kann natürlich auch negativ laufen, meine Zeit in Zypern habe ich nicht so gut in Erinnerung.
2021 folgte dann der Schritt nach England zu Norwich City. Warum England? Nach meiner Rückkehr zu PAOK lief es richtig gut für mich und eines Tages bekam ich das Angebot von Norwich City. Die Premiere League ist für jeden Spieler ein Traum, weil sie doch die beste Liga der Welt ist. Ich bin auf Leihbasis mit Kaufoption gewechselt. Wir sind zwar damals in die 2. Liga abgestiegen, aber trotzdem hat Norwich die Option gezogen und eine hohe Ablöse an PAOK bezahlt.
Die englische Liga ist nicht ohne, eine harte Spielweise und bis zu 50 Spiele in der Saison. Wie hat dir das Leben in England gefallen, wie der englische Fußball? In der Premier League ist das Niveau schon sehr hoch, in der Championship wird mit wesentlich härteren Bandagen gespielt. Aber mir hat es in England gut gefallen, Norwich ist eine ruhige und unaufgeregte Stadt, dort konnte ich mich gut entwickeln. Ich hatte dort mit Daniel Farke und David Wagner auch zwei deutsche Trainer.
Letzten Sommer lief dein Vertrag aus. Du hattest einige Angebote, als Fan von AEK Athen weiß ich, dass dich Präsident Marios Iliopoulos unbedingt haben wollte. Du hast dich für den FCA entschieden, obwohl du in Griechenland viel Geld hättest verdienen können. Was hat dich letztendlich bewogen, nach Augsburg zu kommen? Nach fast vier Jahren auf der Insel wollte ich eine neue Herausforderung. Es stimmt, ich hatte ein Angebot von AEK, aber auch von anderen Klubs. Ich wollte in einem neuen Land spielen und ganz ehrlich, mir hat es imponiert, wie sich der FCA um mich bemüht hat. Ich habe mir relativ viel Zeit gelassen und alle Angebote genau geprüft. Der FCA hat mir ganz ohne Druck den Raum gegeben, mich zu entscheiden. Das rechne ich den Verantwortlichen hoch an und das zeigt, mit welcher Seriosität der Klub agiert.
Konstantinos Stafylidis war ja auch nicht ganz unschuldig, dass dich dein Weg nach Augsburg geführt hat. Ja, das stimmt. Ich kenne Kosta schon lange, wir sind gut miteinander befreundet und er hat mir nur positive Dinge vom FCA erzählt. Das hat natürlich schon auch eine Rolle in meiner Wahl gespielt.
Jess Thorup lässt dich offensiv agieren. Was spielst du lieber, linker Verteidiger oder auf der linken Außenbahn? Ich habe meine Rolle schon immer sehr offensiv interpretiert. Ich persönlich bin sehr glücklich damit, dass wir von der Vierer- auf die Dreierkette umgestellt haben. Das kommt meinem Spiel definitiv zugute.
Du scheinst mit Neuzugang Cédric Zesiger auf der linken Seite sehr gut zu harmonieren. Das stimmt, Cédric ist ja erst einige Wochen bei uns und es ist toll, wie unser Zusammenspiel klappt.
Wann sehen wir dein erstes Tor für den FCA? (lacht) Ich dachte mir schon, dass diese Frage kommt. Mein letztes Tor war 2020 gegen Benfica Lissabon in der CL-Qualifikation. Es ist also höchste Zeit und ich spüre förmlich, wie ich diesem Ziel immer näherkomme. Vielleicht klappt es ja schon gegen Wolfsburg.
Du hast bisher 31 Länderspiele absolviert. In den letzten Jahren hat die griechische Nationalmannschaft in Europa kaum eine Rolle gespielt, aber inzwischen erlebt die „Ethniki“ eine regelrechte Wandlung. Wie groß ist der Anteil des neuen Trainers Ivan Jovanovic? Einen großen Anteil am neuen Erfolg hat unser früherer Nationaltrainer John van‘t Schip. Er hat viele neue Spieler nominiert, auch viele junge. Und er hat ein gutes und harmonisches Klima geschaffen. Unser neuer Trainer Ivan Jovanovic fährt genau diesen Kurs weiter. Noch dazu kennt er die griechische Liga sehr gut, er lebt schon lange in Griechenland und hat auch große Klubs wie Panathinaikos trainiert.
Heute kommt es in der WWK ARENA zum Duell mit dem VfL Wolfsburg. Mit welchem Ziel geht ihr in die restliche Saison? Die Mannschaft ist sehr geerdet, keiner nimmt sich wichtiger als er ist. Auch wenn das jetzt eine typische Fußball-Floskel ist, aber wir denken im Moment tatsächlich von Woche zu Woche. Ich spüre jedenfalls ein großes Feuer im Team.