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·17 luglio 2025

FC Bayern und Christoph Freund: fünf unerfüllte Versprechen

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Beim FC Bayern München agiert Christoph Freund meist im Schatten von Max Eberl. Dabei trägt auch der Sportdirektor Verantwortung für ausbleibende Transfer-Coups, fehlende Kaderentwicklung und strategische Defizite. Warum es Zeit ist, auch Freunds Bilanz kritisch zu hinterfragen.

Beim FC Bayern wird viel spekuliert, vor allem über mögliche Transfers und immer stärker auch über die Zukunft von Sportvorstand Max Eberl. Zuletzt machten überraschend Gerüchte die Runde, auch Sportdirektor Christoph Freund könne vor einem Tapetenwechsel stehen.


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Doch Freund selbst bezeichnete diese Gerüchte umgehend als Ente. Anders als sein Chef Max Eberl steht Freund bisher seltener im öffentlichen Fokus. Über Freund selbst, seine Rolle, seine Arbeit – herrscht oft auffällige Ruhe.

Freund kam im September 2023 zum FC Bayern mit dem Ruf eines Transferflüsterers, als einer der Kaderarchitekten der Red-Bull-Schule. Er wirkte von Beginn an motiviert, kompetent und kommunikativ. Doch fast zwei Jahre später stellt sich die Frage: Welche Ergebnisse hat er geliefert?

Miasanrot wirft einen Blick auf die bisherige Bilanz von Christoph Freund.

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Freunds Bilanz beim FC Bayern messen

Die Bewertung sportlicher Entscheider ist notorisch schwierig. Schon bei Spielern und Trainern sehen wir vieles nicht: etwa die Trainingsqualität oder interne Vorgaben zum Matchplan. Bei Managern wird es noch intransparenter. Wer trägt welchen Anteil an welchem Transfer? Welche Optionen wurden abgelehnt – und warum? Wo beginnt die Verantwortung von Freund, wo endet sie?

Was sichtbar und bewertbar ist, sind Ergebnisse: Kader, sportliche Bilanz, Vorgehensweise. Auch Ergebnisse, sowohl auf dem Platz als auch in der Kaderplanung sind abhängig von Zufällen und nicht komplett messbar. Aber auf lange Sicht setzen sich Strukturen, Konzepte, Strategien durch – oder eben nicht.

Die Bewertung von Christoph Freund setzt deshalb dort an, was von einem Sportdirektor bei einem Klub wie dem FC Bayern erwartet werden sollte, gerade mit Blick auf Freunds Erfahrungen, sein Profil und sein mögliches Zusammenspiel im Team mit Max Eberl.

Erwartungen an Christoph Freund als Sportdirektor

Was nicht die Erwartung an einen Sportdirektor sein kann: Dass jeder Transfer sitzt. Scouting ist für alle schwierig, Fehlgriffe sind normal. Fußballer sind Menschen, ihre zukünftige Leistung in einer neuen Umgebung ist immer mit einer Unsicherheit verbunden.

Selbst Liverpool als Branchenprimus für State-of-the-Art-Kaderplanung und modernes, datenbasiertes Scouting investierte 140 Millionen Euro in Darwin Núñez und Naby Keïta. Dass also Sacha Boey oder Bryan Zaragoza beim FC Bayern bisher nicht eingeschlagen haben: geschenkt. Wichtiger ist der Prozess dahinter. Nach welchem Konzept tätigt der FC Bayern seine Transfers? Wo wollen Eberl und Freund den Kader hin entwickeln? Schaffen sie das? Ist das stimmig?

In dieser Logik könnten folgende Erwartungen an Sportdirektor Freund beim FC Bayern gestellt werden, an denen er gemessen werden kann:

  • Transfer-Coups à la Red Bull landen
  • Campus-Einbindung ins Profiteam erleichtern
  • Profi-Kader verbessern 
  • Sportliche Strategie entwickeln und umsetzen
  • Sportlich erfolgreich sein

Transfer-Coups fehlen noch

Als Sportdirektor von RB Salzburg holte Freund Spieler wie Dominik Szoboszlai, Erling Haaland und Benjamin Šeško jung und günstig ins RB-Universum. Spieler, die jung, unter dem Radar, mit viel Entwicklungspotenzial kamen – und deutlich teurer weiterzogen.

Zum vollständigen Bild der Arbeit bei Red Bull gehört auch: RB scoutet mit Schrotflinte. Für jeden Treffer gehen zehn Versuche daneben. Und erzwingen lässt sich ein solcher Transfer-Coup nicht.

Aber es war genau dieser Track Record, der Freund für den FC Bayern so interessant machte. Top-Talente finden und von einem Wechsel überzeugen, bevor sie von allen gefunden werden. Erfahrene Bundesliga- oder Premier-League-Spieler konnte der FC Bayern auch vorher scouten.

Nach knapp zwei Jahren im Amt kann für diese Erwartung an Freund nur ein Zwischenfazit gezogen werden. Doch dieses fällt negativ aus. Zwar hat Freund noch einige Eisen wie Jonah Kusi-Asare im Feuer, aber die Erwartung an einen Transfer-Coup à la Red Bull hat er bisher nicht erfüllt.

Die Campus-Einbindung bleibt eine offene Baustelle

Freund schaffte früh neue Positionen für Richard Kitzbichler und René Marić für die Leihspielerbetreuung, Talenteentwicklung sowie Trainerentwicklung und Spielidee am Campus. Plausible Maßnahmen, wenngleich Marićs Position nach seinem Wechsel ins Trainerteam von Vincent Kompany vakant blieb.

Doch nach zwei Jahren scheint sich immer stärker zu zeigen: Maßnahmen am Campus selbst greifen am falschen Ende der Schnittstelle ein. Dem FC Bayern mangelt es nicht an Talenten, dem FC Bayern mangelt es an einem stringenten Konzept und Anreizen fürs Trainerteam, Talente ins Profiteam zu integrieren.

Die einzige große Campus-Erfolgsstory der letzten beiden Jahre ist Aleksandar Pavlović. Dessen Aufstieg aber war kein konzeptionell geplanter, sondern in ersten Linie einer Verkettung von Zufällen geschuldet: Zunächst zerschlug sich in letzter Minute der Palhinha-Transfer, dann überwarf Tuchel sich mit Kimmich und schließlich kamen Sperren und Verletzungen dazu, sodass Platz für Pavlović war.

Eine strukturell verbesserte Einbindung der Campus-Talente ins Profiteam ist nach zwei Jahren Freund bisher nicht sichtbar.

Der Profi-Kader ist weder besser noch jünger geworden

Was hat sich im Kader in knapp zwei Jahren Freund getan? Wenig. Der Kader ist älter geworden – und das ohne sportlich klaren Zugewinn. In der Saison 2024/25 stand im Durchschnitt über alle Pflichtspielminuten eine 28,2 Jahre alte Mannschaft auf dem Rasen. Das ist die älteste Mannschaft des FC Bayern seit 2016/17 und eine um über ein Jahr ältere Mannschaft als beim Champions-League-Sieg 2020 (zur Abbildung). Umbruch sieht anders aus.

Freund hat bisher drei Transferfenster begleitet, um den Kader zu verändern, das aktuelle Sommertransferfenster noch außen vor. Von sieben Neuzugängen fürs Profiteam (Dier, Zaragoza, Boey, Urbig, Ito, Palhinha, Olise) hat hat mit Olise bislang nur ein Neuzugang der Ära Freund voll eingeschlagen. Die Säulen der Mannschaft – Upamecano, Davies, Kimmich, Musiala, Kane – waren ebenso schon vorher da, wie die weiteren Stammspieler wie Kim, Laimer, Goretzka, Coman und Co.

Der Marktwert des Kaders lag im Herbst 2023 unmittelbar nach Freunds Amtsantritt laut “Transfermarkt” bei 898 Millionen Euro. Trotz Netto-Investitionen von etwa 60 Millionen Euro in den drei folgenden Transferfenstern sank der Marktwert bis zum Frühjahr 2025 um 40 Millionen auf 859 Millionen. Dem Marktwert-Rückgang des FC Bayern von rund 4% steht ein Marktwert-Wachstum von über 23% der restlichen Bundesligisten im gleichen Zeitraum gegenüber. Der FC Bayern schneidet also deutlich schlechter ab als seine nationalen Konkurrenten.

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Mit Jonathan Tah und Tom  Bischof haben Freund und Eberl bereits zwei Spieler mit einem Marktwert von je 30 Millionen Euro günstig eingekauft. Weitere Transfers werden folgen, sodass die Bilanz nach dem Sommertransferfenster besser aussehen dürfte.

Eine stringente Strategie ist nicht erkennbar

Transfer-Coups à la Red Bull, eine bessere Verzahnung vom Campus mit dem Profiteam, eine verbesserte und jüngere Mannschaft durch kluge Transfers in entwicklungsfähige Spieler: alles Teile des großen Ganzen, der sportlichen Strategie.

Diese sucht der FC Bayern seit Jahren. Und auch hier darf man von einem Sportdirektor mit Freunds Vita erwarten, dass er eine klar erkennbare sportliche Handschrift ausarbeitet. Welche Art Fußball will der FC Bayern spielen? Welche Spielertypen passen dazu? Mit welcher Transferstrategie schafft der FC Bayern das?

Eberl als Gesicht, Freund als Gehirn des neuen FC Bayern. Die großen Artikel in Sportmedien würden sich von selbst schreiben: „So bastelte Freund den neuen FC Bayern“, „Exklusiv enthüllt: Das ist Freunds radikaler Plan für den FC Bayern“. Diese Artikel wurden bisher nicht geschrieben.

Denn bislang ist ein sportlich-strategischer Plan über Allgemeinplätze hinaus, ein neuer FC Bayern nicht erkennbar. Weder in Interviews noch in Transfermustern noch in strukturellen Entscheidungen ist eine kohärente Strategie erkennbar. Freund wirkt eher wie ein stiller Verwalter als wie der Mastermind eines sportlichen Neuaufbaus.

Die sportliche Bilanz: deutlich unter Plan

Der direkte, kurzfristige Einfluss eines Sportdirektor auf den sportlichen Erfolg ist begrenzt. Aber mittelbar kann er eine Wirkung haben: durch Transfers, durch Trainerentscheidungen, durch Impulse in der Kommunikation nach innen und außen, wie Matthias Sammer sie einst setzte.

Am Ende des Tages prägt die sportliche Bilanz auch die Ära von Managern. Alle Konzepte, Transfers und Strategien sind Werkzeuge, sind Mittel zu diesem Zweck: sportlich maximal erfolgreich sein in den gegebenen Umständen.

Die Zahlen in den zwei Saisons Freunds sprechen eine klare Sprache:

  • Nur eine von zwei möglichen Meisterschaften gewonnen
  • Null von fünf möglichen Titeln in DFB-Pokal, Champions League und Klub-WM geholt
  • Kein einziges Finale und nur ein Halbfinale in diesen fünf Wettbewerben erreicht 
  • Immerhin dreimal Stand der FC Bayern unter den letzten Acht

Auch wenn Freund nur eine Mitverantwortung trägt: Unter dem Strich bleibt das zu wenig. Ein FC Bayern, der sich mit Viertelfinals begnügt, ist sportlich auf dem Rückzug.

Fazit: Auch von Freund muss mehr kommen

Kritik an Verantwortlichen ist mit Vorsicht zu genießen – zu komplex und vertraulich sind die internen Abläufe. Die öffentliche Bewertung kann sich nur an dem orientieren, was sichtbar ist.

Christoph Freund wurde geholt, um Best Practices von Red Bull beim FC Bayern zu adaptieren: smarte Transfers, Talente mit Perspektive, strategischer Weitblick. Bisher ist davon wenig zu sehen. Keine Transfer-Coups, keine Campus-Revolution, kein erkennbarer Plan. Und sportlich: zu viele verpasste Chancen.

Am 25. August tagt der Aufsichtsrat des FC Bayern und soll dort die sportliche Führung umfassend bewerten. Vielleicht gehört dort neben Max Eberl auch die Bilanz von Christoph Freund auf den Prüfstand.

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