
Miasanrot
·8 agosto 2025
FC Bayern: Lennart Karl verlängert – und könnte zum Präzedenzfall werden

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·8 agosto 2025
Lennart Karl wird wohl seinen Vertrag beim FC Bayern München verlängern. Warum das Top-Talent so wichtig für den Rekordmeister ist.
Lennart Karl bleibt beim FC Bayern München! Das berichten mehrere Medien übereinstimmend. Demnach soll der 17-Jährige einen Dreijahresvertrag bis 2028 unterzeichnen. Wenn der Linksfuß am 22. Februar 2026 18 wird, soll ein länger datierter Profivertrag folgen.
Der Hintergrund: U18-Spieler dürfen für maximal drei Jahre unterschreiben. Karl zögerte lange mit seiner Entscheidung, was vor allem daran lag, dass er und sein Umfeld genau evaluieren wollten, wie seine Perspektive in München aussehen könnte. In diesem Sommer gab es dann einen Stimmungswechsel.
Beim FC Bayern scheint man auch aufgrund der schwierigen Situation auf dem Transfermarkt gewillt zu sein, einigen Talenten eine Chance zu geben, sich einen relevanten Kaderplatz zu erspielen. Karl bekam in den bisherigen Testspielen der Vorbereitung viele Minuten und traf gegen Tottenham sogar sehenswert.
Dass er nun verlängert, ist als Zeichen zu werten, dass es den Münchnern gelang, ihm einen guten Plan für die Zukunft zu skizzieren. Und dass Karl zweifelsfrei eines der größten Talente am Campus war und ist, zeigt allein seine vergangene Saison – für die er von der unserer Redaktion einstimmig den Miasanrot-Award für den Jugendspieler des Jahres erhält.
Am Ende war die Wahl zum Jugendspieler des Jahres eindeutig. Zwar spielte auch ein Felipe Chávez eine beeindruckende Saison, doch Lennart Karl war außergewöhnlich – und zu beeindruckend, um auch nur irgendwelche Zweifel daran zu haben, wer diesen Titel verdient hat.
Erst das Tor für die Profis im Testspiel gegen Tottenham, dann die Vertragsverlängerung beim FC Bayern. Für Karl läuft es derzeit wie am Schnürchen. Der 17-Jährige wird in der kommenden Saison fest für die Profis eingeplant und soll erster Ersatz für Michael Olise sein. Ein Rückblick auf seine bisherige Zeit am Campus zeigt, warum er diesen Platz verdient hat.
Dass Lennart Karl überhaupt beim FC Bayern spielt, ist noch dem Team um den längst abgewanderten früheren Nachwuchschefscout Max Legath zu verdanken. Dieses hatte den Mittelfeldspieler von Eintracht Frankfurt schon zu U12- und U13-Zeiten auf dem Schirm. Mit Beginn der U14-Saison gelang es den Münchner Verantwortlichen dann, Karl von einem Wechsel nach München zu überzeugen.
Ein Wechsel, der den Verantwortlichen der Frankfurter so gar nicht schmeckte. Das führte dazu, dass Karl nochmal aus organisatorischen Gründen ein halbes Jahr zurück zu seinem Stammverein Viktoria Aschaffenburg wechselte, weil die Frankfurter ihn weder für die verbleibende Zeit fördern, noch dem FC Bayern die vorzeitige Freigabe erteilen wollten.
Mit Beginn der Saison 2022/23 spielte er dann unter Trainer Alex Moj in der U15 des FC Bayern und entwickelte sich recht schnell zum zentralen Spieler seines Jahrgangs. Das Team spielte die Regionalliga Bayern mit 57 von 63 möglichen Punkten in Grund und Boden und sicherte sich auch mit einem 3:1 über den VfB Stuttgart die süddeutsche Meisterschaft, den höchstmöglichen Titel in diesem Altersbereich.
Wie auch im Folgejahr in der U16 kam Karl jedoch nahezu nie beim nächsthöheren Jahrgang zum Einsatz. Der Grund dafür ist die qualitative Breite in der Offensive beim 2007er Jahrgang. Erst im Winter 24/25 reagierte der Verein hier, indem er Juniorennationalspieler Tim Binder zu den Amateuren hochzog und somit Platz für Lennart Karl schuf.
Ein Schritt, den viele am Campus und im Umfeld als zu spät bewertet haben, war doch Karl seit geraumer Zeit in seinem eigentlichen Jahrgang unterfordert. In der regionalen Vorrundengruppe der U17-Bundesliga erzielte er 23 Tore und bereitete zehn Treffer vor – und das in lediglich 14 Spielen. Zwar sind diese Werte aufgrund des komplett neuen Formats der Nachwuchsliga schwer mit Statistiken anderer Spieler aus der Vergangenheit vergleichbar, aber trotzdem phänomenal. Dass sie aber freilich keine Garantie sind, im Männerbereich erfolgreich zu sein, zeigt nicht zuletzt und gerade Youssoufa Moukoko.
Mit der angesprochenen Beförderung Binders machte Karl zum Jahreswechsel 2024/2025 den überfälligen Schritt in die U19. Mit seinem Berater Michael Ballack kommunizierte er dem Rekordmeister frühzeitig, dass eine Verlängerung des bis 2026 laufenden Vertrags nur dann in Frage kommt, wenn man ihm eine ernsthafte Perspektive bieten kann.
Dass der FC Bayern in den letzten Jahren viele Nachwuchsspieler mit Versprechungen zu Vertragsunterschriften bewegte, ohne diese hinterher halten zu können, hatte Karl am Campus hautnah miterlebt. Mit der dauerhaften Integration ins Profitraining machten die Münchner dann ein erstes Zugeständnis.
Allerdings führte das auch dazu, dass Karl nur noch unregelmäßig in der Rückrunde spielte. Neun Einsätze für die U19, vier für die U17 und ein paar Kadernominierungen bei den Profis – das Nachwuchstalent sprang munter zwischen den verschiedenen Mannschaften hin und her.
Für Aufsehen sorgte er nochmal im Viertelfinale um die deutsche U19-Meisterschaft. Beim 4:2-Sieg über Borussia Dortmund gelangen ihm zwei Treffer, ehe im Halbfinale bei Bayer Leverkusen das Aus folgte. Kurz vor der Club-WM verstärkte er die B-Junioren nochmal im Halbfinale beim späteren Meister Borussia Mönchengladbach, schied jedoch auch dort mit dem Team aus.
Dann ging es mit den Profis in die USA, wo er sich durchaus ein paar Einsätze erhoffte. Für mehr als 45 Minuten reichte es dort aber nicht. Auf dem Papier waren die Statistiken in der Rückrunde nicht mehr so überragend, jedoch darf die Belastung für den Spieler auch nicht unterschätzt werden.
Mit U17, U19, Profis und Juniorennationalelf pendelte er zwischen vier Teams an drei Standorten, hinzu kamen die schulischen Verpflichtungen. Sein Werdegang ist jedoch ebenso bemerkenswert wie die Klarheit, mit der er und sein beratendes Umfeld dem Rekordmeister signalisiert haben, dass sie die Entwicklung anderer Top-Talente in den letzten Jahren zur Kenntnis genommen haben – und entsprechend handeln, wenn sich das bei ihnen ähnlich andeutet.
Karl ist ohne Zweifel ein hochveranlagter Offensivspieler, der seine Qualitäten in den wenigen Minuten für die Profis bisher auch schon andeuten konnte. Fast schon unfreiwillig könnten er in den kommenden ein bis zwei Jahren zum Präzedenzfall für andere Talente am Campus werden. Denn an seiner Entwicklung und seinen Einsatzzeiten wird sich zeigen, ob der FC Bayern tatsächlich seine Herangehensweise bei jungen Spielern verändern wird.