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·17 novembre 2024
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Er galt als Jahrhunderttalent des deutschen Fußballs und Thronfolger von Franz Beckenbauer, doch Depressionen beendeten eine Weltkarriere, die in den Startlöchern stand. Sebastian Deisler war wohl eines der größten Talente des deutschen Fußballs, doch sein kometenhafter Aufstieg fand ein ebenso schnelles wie trauriges Ende.
Aus der Jugend des FV Lörrach schaffte Sebastian Deisler 1995 den großen Sprung in die Jugend von Borussia Mönchengladbach, wo er 1998 auch als Profi debütierte und zum hellsten Stern am deutschen Fußballhimmel aufstieg. In einer Zeit, in der der deutsche Fußball vor allem in der Nationalmannschaft schwere Stunden durchlebte, war er der große Hoffnungsschimmer und sollte ihm wieder zu altem Glanz verhelfen. Nach 19 Bundesligaspielen für die Gladbacher Fohlen folgte nach dem Gladbacher Abstieg 1999 der polarisierende Wechsel zu Hertha BSC. In Gladbach wurde Deisler schon mit Vereinslegende Günter Netzer verglichen. Für die alte Dame aus der Hauptstadt bestritt Deisler 82 Pflichtspiele, in denen er zehnmal selbst traf und 13 weitere Tore vorbereitete. Seine feine, elegante, fast brasilianisch anmutende Spielweise, seine brandgefährlichen Standards und seine herrlichen Freistoßtore am Fließband machten den deutschen Fußballstar schnell weltweit bekannt. Internationale Topklubs wie der AC Mailand, Real Madrid, der FC Barcelona und Bundesliga-Größen wie Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund und der FC Bayern waren schon vor seinem Wechsel zu den Berlinern an ihm dran, doch Deisler entschied sich bewusst für Hertha und reifte mit der Zeit zum Superstar der Liga. "Ich habe nie einen besseren Spieler wie Sebastian trainiert. Das war unfassbar", schwärmte einst sein Trainer in Berlin, Jürgen Röber, vom Mittelfeldspieler. "Er hatte alles. Schnelligkeit, Sprungkraft ohne Ende und Technik sowieso und dazu diesen rechten Fuß", so Röber über Deislers unglaubliche Fähigkeiten.Im Jahr 2007 wagte Deisler dann doch den großen Sprung zum FC Bayern München, wo er seinem außergewöhnlichen Talent den letzten Schliff geben und zum Weltstar reifen sollte.
90 Pflichtspiele (13 Tore, 23 Vorlagen) bestritt Deisler für den deutschen Rekordmeister, mit dem er insgesamt drei deutsche Meisterschaften und drei DFB-Pokalsiege feierte und die Fans mit seiner eleganten Spielweise begeisterte. Sein rechter Zauberfuß schien wie geschaffen für den größten deutschen Fußballverein. Doch es kam plötzlich alles anders als erwartet.
Deisler erlitt im März 2006 einen Knorpelschaden und fiel mehrere Monate aus. Erst im November 2011 feierte er gegen den VfB Stuttgart sein Comeback, eine Woche später gegen den HSV gelangen ihm in 45 Minuten Spielzeit zwei Torvorlagen. Doch am 16. Dezember erlitt Deisler gegen den FSV Mainz 05 einen Muskelfaserriss und fiel erneut aus. Es sollte das letzte Bundesligaspiel seiner Karriere bleiben. Auch Deislers Trainer beim FC Bayern, Ottmar Hitzfeld, schwärmte in höchsten Tönen von dem Mittelfeldstrategen. "Ich habe mit vielen hochbegabten Spielern gearbeitet aber kaum einer war so herausragend wie Sebastian Deisler", lobte die Münchner Trainerlegende. Depressionen aufgrund hartnäckiger Verletzungen (bereits drei Knieoperationen vor seinem 22. Geburtstag) und das große öffentliche Interesse an seiner Person führten schließlich dazu, dass Deisler seine Karriere beendete. Bereits 2003 hatte er mit Depressionen zu kämpfen und sich in Behandlung begeben. "Ich kann nicht mehr, ich bin fertig", soll er damals zu Uli Hoeneß gesagt haben, dem er sich regelmäßig anvertraute. 2004 kehrte Deisler zunächst zurück. Doch zwei Jahre später zog er im Trainingslager in Dubai die Notbremse und verabschiedete sich endgültig von der großen Fußballbühne. Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager nach München verkündete Deisler auf einer Pressekonferenz mit nur 27 Jahren sein Karriereende.
Deislers Markenzeichen war neben seiner Rückennummer 26 und seiner mitreißenden Spielweise auch seine herausgestreckte Zunge. Anfang 2000 erhielt Deisler seine erste Einladung zur deutschen Nationalmannschaft, für die er gegen die Niederlande debütierte und später die altehrwürdige Nummer 10 erhielt. Insgesamt absolvierte Deisler 36 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft und erzielte dabei drei Tore mit dem Bundesadler auf der Brust. 2004 verzichtete Deisler aufgrund seiner Depressionen und nach Rücksprache mit Bundestrainer Rudi Völler auf die Teilnahme an der Europameisterschaft, die DFB-Elf scheiterte bereits in der Vorrunde. Die WM 2006 im eigenen Land verpasst Deisler nach starken Leistungen beim FC Bayern verletzungsbedingt.
Der magische rechte Fuß, die Trikotnummer 26 und die herausgestreckte Zunge: Die großen Markenzeichen von Sebastian Deisler / Etsuo Hara/GettyImages
Über Sebastian Deisler ist heute wenig bis gar nichts bekannt. Nach verschiedenen Quellen soll der mittlerweile 44-Jährige zurückgezogen in der Nähe von Freiburg leben. Trotz zahlreicher Verletzungen und einem viel zu frühen Karriereende zählt Sebastian Deisler wohl dennoch zu den größten und besten Spielern, die die deutsche Fußball-Bundesliga je gesehen hat und ist wohl der vermeintlich unvollendetste Spieler der Bundesliga-Geschichte. Unvergessen bleibt sein großes Talent aber auf jeden Fall.
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