
Textilvergehen
·10 aprile 2024
Der Parensen-Abgang nervt, weil er so unwürdig erscheint

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·10 aprile 2024
Als Union am Sonntag mitteilte, die Zusammenarbeit mit Michael Parensen sei beendet, kam das überraschend. Denn dass Manager Oliver Ruhnert gehen könnte, wurde immer mal wieder gerüchtet. Dann übernimmt der ewige Micha wahrscheinlich den Posten, dachten sicher die meisten. Aber laut Medienberichten (Bild, Kicker) hatte Union entschieden, dass Parensen in dieser Besetzungsrunde (wenn Oliver Ruhnert tatsächlich seine Aufgabe abgibt) nicht Nachfolger würde, sondern weiter Technischer Direktor bliebe, also Nachfolger im Wartestand. Das wiederum hätte Parensen nicht gepasst. Soweit die Berichte.
Choreo vom 1. Spieltag der Saison mit Münzen, auf denen Michael Parensen und Sebastian Bönig dargestellt sind. Beide üben am Ende der Saison ihre Positionen nicht mehr aus, Foto: Matthias Koch
Wir schauen jetzt mal kurz hoch und sehen das Schild „Achtung! Sie verlassen den Sektor der gesicherten Informationen“. Es kommt jetzt meine persönliche Wahrnehmung der Dinge. Wer den Film „Union – die besten aller Tage“ gesehen hat, wird spätestens seitdem wissen, wie Präsident Dirk Zingler Führung interpretiert. Das kann man gut oder schlecht finden, aber darum soll es hier nicht gehen. Es zeigt vor allem, dass es ihm wichtig zu sein scheint, dass Personen mit Führungsverantwortung präsent sind und diese Verantwortung übernehmen, sich mit vollem Einsatz ihrer Aufgabe widmen (ungeachtet persönlicher Kosten wie Überstunden etc.) und damit erfolgreich sind. Kurzum, erwartet von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dasselbe, was er selbst gibt.
Zum Ende des vergangenen Jahres hatte ich das Gefühl, Michael Parensen hätte präsenter sein können. In der Phase rund um den Trainerwechsel. Vielleicht ist das ungerecht von mir. Denn ich schaue von außen darauf. Aber gerade wenn man eine Position übernehmen möchte, in der man so im Brennglas der Öffentlichkeit sitzt, muss man sich aktiv in dieser Öffentlichkeit bewegen.
Scheinbar erfüllte Michael Parensen noch nicht alle Erwartungen, Foto: Matthias Koch
Man muss sich vielleicht vor die Mannschaft und den ganzen Sport stellen. Man muss die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen, damit alle anderen in Ruhe arbeiten können. Vor allem muss man ausstrahlen, dass man keine Zweifel daran hat, dass die selbst getroffenen Entscheidungen die richtigen sind. Auch was jeden einzelnen Transfer betrifft.
Mein Gedanke ist, dass dieses sich komplett in die Öffentlichkeit Stellen möglicherweise nicht der Stil von Michael Parensen ist, aber das von ihm erwartet wurde. Das bedeutet nicht, dass er mit seinem Stil nicht erfolgreich sein kann (denn ich kann seine Arbeit null bewerten), aber vielleicht passt der nicht in die Erwartungen der Organisation oder des Präsidenten.
Michael Parensens Perspektive kennen wir nicht, da er sich nicht dazu äußert, Foto: Matthias Koch
Nun könnte man einwerfen, dass Michael Parensen eine riesige Chance wegwirft, wenn er bei Union aufhört. Denn ihm wurde laut Medienberichten nicht die Perspektive genommen, einmal die Managerposition bei Union zu übernehmen, sondern lediglich mitgeteilt, dass man ihn noch nicht so weit sehen würde. Andere haben auch gewartet: Simon Rolfes vier Jahre bei Leverkusen, Michael Preetz sechs Jahre bei Hertha und Sebastian Kehl vier Jahre bei Dortmund.
Also Chance weggeworfen? So einfach sehe ich das nicht. Wenn man in seiner Einschätzung der eigenen Fähigkeiten zu einem anderen Schluss kommt als die Organisation, in der man arbeitet, dann ist es besser, diese zu verlassen. Dieses Gefühl, übergangen worden zu sein, ist schon ein sehr starkes negatives Gefühl. Vor allem, wenn man vielleicht woanders schon signalisiert bekommen hat, dass man möglicherweise für eine solche Position in Frage kommt.
30. Januar 2009: Michael Parensen fängt als Spieler beim 1. FC Union Berlin an, Foto: Matthias Koch
Mich nervt an der ganzen Thematik nicht die Tatsache, dass Michael Parensen Union verlässt. Ich mochte ihn als Spieler und kam in den Berührungspunkten, die wir miteinander hatten, super mit ihm zurecht. Aber ich kenne seine Arbeit als Funktionär überhaupt nicht. Deshalb ist das eine Entscheidung, die ich gleichzeitig hinnehmen und schade finden kann.
Doch mich nervt, dass zwischen den Zeilen eine persönliche Enttäuschung oder Verwerfung spürbar ist. Denn normalerweise gibt es in solchen Mitteilungen ein Zitat der sich verabschiedenden Person und vor allem arbeitet sie noch bis Saisonende. Beides ist hier nicht der Fall. Wer auch immer hier wie auf wen zugehen muss: Ich hoffe, dass das bis Saisonende passiert und wir am letzten Heimspieltag Michael Parensen würdig verabschieden können. Denn bei aller Enttäuschung: 15 Jahre wischt man nicht so einfach weg.