
Miasanrot
·4 giugno 2025
Der FC Bayern kann einen Scheiß von PSG lernen – ein (Rant-)Kommentar

In partnership with
Yahoo sportsMiasanrot
·4 giugno 2025
Paris Saint-Germain hat die Champions League gewonnen. Seitdem etabliert sich das gefährliche Narrativ, der FC Bayern könne viel von PSG lernen. Das ist Unsinn. Ein Rant-Kommentar.
Nach Jahren der Geldverbrennung hat Katar endlich, was Katar immer wollte: Einen Champions-League-Titel. Gut, streng genommen konnte man auch 2020 schon feiern, als der FC Bayern im Katarico PSG besiegte. Aber das war eine andere Ebene.
Die Bayern wurden gesponsert. Mit Blick auf viele Aspekte verwerflich genug, aber Paris Saint-Germain ist im Besitz von Katar. Auf dem französischen Hauptstadtclub lag der ganze Fokus seit der Übernahme. Jetzt mit Happy-End aus deren Sicht.
In Deutschland überschlagen sich Expert*innen und Medien seitdem mit überschwänglichem Lob. Es werden Narrative etabliert, bei denen – bei allem Respekt – die Frage erlaubt sein muss: Geht’s noch? Wo wart ihr die letzten zehn Jahre über? Der FC Bayern München kann sich von PSG eine Scheibe abschneiden? Paris ist endlich ein Team ohne Stars?
Um solche Thesen aufzustellen, muss man schon sehr viel ausblenden. Oder kurz: Der FCB kann einen Scheiß von Paris Saint-Germain lernen – zumindest, wenn es um das Finanzielle geht.
Doch nehmen wir uns erstmal die Erzählung vor, dass Paris ohne Kylian Mbappé endlich ein Team ohne Stars sei. Zweifelsfrei gibt es hier einen wahren Kern. Wie schön waren aus Sicht eines Fußball-Romantikers die Jahre, in denen mit Neymar, Lionel Messi und Mbappé die absoluten Superstars des europäischen Fußballs dramatisch an der Aufgabe scheiterten, gemeinsam guten Fußball aufs Feld zu bringen?
Geld schießt eben doch keine Tore, könnte man meinen. Aber das ist falsch. Es ist auch falsch, den Schluss zu ziehen, PSG hätte jetzt gelernt, mit Geld umzugehen. Schauen wir doch nur mal auf die letzten drei Transferperioden, in denen der Großteil des aktuellen Erfolgskaders zusammengekauft wurde. In dieser Zeit hat sich Katar ein Transferminus von 438,87 Millionen Euro geleistet.
Damit der FC Bayern diesen Wert erreicht, muss man bis in die Saison 2012/13 zurückrechnen. Seit dieser Spielzeit kommen die Münchner auf ein Minus von 471,98 Millionen Euro. Oder anders formuliert: Paris hat den von allen so hochgelobten Umbruch hin zu einer neuen Generation an Spielern in drei Jahren bewerkstelligt, während viele andere Clubs und vor allem der FCB solche Phasen Schritt für Schritt absolvieren müssen und es oft deutlich länger dauert, bis ein Generationenwechsel abgeschlossen ist.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
PSG konnte es sich in den letzten Jahren leisten, 95 Millionen Euro für Randal Kolo Muani, 65 Millionen Euro für Gonçalo Ramos, 60 Millionen Euro für Manuel Ugarte, 45 Millionen Euro für Lucas Hernández, 15 Millionen Euro für Renato Sanches, 12 Millionen Euro für Nordi Mukiele, 16 Millionen Euro für Danilo, 20 Millionen Euro für Lucas Beraldo und ebenfalls 20 Millionen Euro für Gabriel Moscardo auszugeben.
Wie viele dieser Spieler haben eine tragende Rolle auf dem Weg zum Champions-League-Sieg gespielt? Wer von denen sind Talente, die erstmal verliehen wurde und wer gehört in die Kategorie „Flops“? Paris kann es sich weiterhin leisten, Unmengen an Geld auszugeben, weil die Quelle nahezu unendlich ist. Es ist schlichtweg falsch, ihnen jetzt zu unterstellen, sie würden richtig gut wirtschaften und einkaufen. Vielleicht haben sie tatsächlich gelernt, dass es besser ist, das Geld in eine größere Streuung zu investieren, als sich bei einem Superstar zu verzocken – aber für wen soll das bitte ein Vorbild sein?
Vielleicht für Manchester City. Aber der FC Bayern kommt ja schon ins Schwimmen und ins Kreuzfeuer der Kritik, wenn auch nur ein Transfer in der Kategorie von 50 Millionen Euro nicht zündet. Während die Verantwortlichen des Rekordmeisters seit Monaten darüber philosophieren, wie man am sparsamsten zum Titel der Königsklasse kommt, stellen sich Experten wie Lothar Matthäus hin und sprechen davon, dass man mal nach Paris schauen müsse.
Das ist an Absurdität kaum zu überbieten. Im Übrigen schmälert das nicht die sportlichen Errungenschaften von PSG in dieser Saison. Natürlich treten sie geschlossener als Team auf, natürlich hat Luis Enrique unglaubliche Arbeit geleistet und es ist gerechtfertigt, sich trotz der Kritik vom Fußball begeistern zu lassen, den sie gespielt haben. Dass dem Ganzen auch ein Lerneffekt unterliegt, ist kaum zu bestreiten.
Allerdings einer, der so nur bei Clubs funktioniert, die das Geld haben, sich mehrere Fehleinkäufe leisten zu können. Während man in Paris die 50 Millionen Euro für Désiré Doué inklusive gutem Gehaltspaket ohne Zögern auf den Tisch legt, wird in München eben zu Recht darüber diskutiert, wie hoch die Ausgaben in einem Transfersommer sein sollten. Und während man bei PSG im Jahr 2020 das Geld locker gemacht hat, um den Vertrag mit Jesé aufzulösen, lässt man bei den Bayern verständlicherweise Verträge auslaufen, die man nicht verlängern möchte.
Wenn zudem behauptet wird, dass PSG keine Stars mehr habe, ist das einfach falsch. Sie haben vielleicht nicht mehr die Kategorie Neymar, Messi, Mbappé, aber sie haben auf allen Positionen sehr teure Spieler, die sich in Europa nur wenige leisten könnten. Vielleicht ist das der größte Unterschied zu vorher: Qualität auf allen Positionen statt nur punktuell. Aber das kostet nicht weniger Geld.
Ja, der FC Bayern kann sportlich und taktisch einiges von den Halbfinalisten und damit auch von PSG lernen. Auch wir haben uns hier und da damit befasst. Aber wenn Paris jetzt nahezu kritiklos als Speerspitze der wirtschaftlich effizienten und guten Arbeit in Europa auserkoren wird, dann läuft gewiss einiges falsch. Dieser Club ist einfach nur zu reich, um daran zu scheitern, irgendwann diesen Titel nach Frankreich zu holen.
Dass sie mit diesen Ressourcen irgendwann ein Fenster erwischen würden, in dem sie gut arbeiten, war absehbar. Die dazu passende Frage begann mit „Wann“ und nicht mit „Ob“. Der größte Unterschied zu Clubs wie dem FC Bayern ist, dass die Münchner bei diesen Ausgaben schon längst weg vom Fenster wären. In Paris hingegen wird fleißig nachinvestiert.
Also nein, der FC Bayern kann sich auf dem Transfermarkt nicht sehr viel von PSG abschauen. Er muss den Umbruch hin zu einer jüngeren und neuen Generation mit mehr Vernunft, Bedacht und in einem viel langsameren Tempo gehen – und dabei seinen eigenen Weg finden.