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·8 febbraio 2025
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·8 febbraio 2025
So viel ist klar: Ein Totalausfall in der Abwehr ist nie gut. Es gibt dabei allerdings zwei Sorten von Totalausfall zwischen denen man unterscheiden muss. Einmal ist da der sich in klar erkennbaren Mustern wiederholende Totalausfall, der zum Beispiel dafür gesorgt hat, dass Niko Kovač jetzt Trainer von Borussia Dortmund ist.
📸 Alessandro Sabattini - 2025 Getty Images
Dann gibt es aber noch den etwas übleren Totalausfall, bei dem ganz tatsächlich die gesamte Abwehr ausfällt und nicht spielen kann.
Auch davon kann man beim BVB ein gewissermaßen Liedchen singen (Grüße gehen raus an den zwischenzeitlichen Innenverteidiger Julian Ryerson), jetzt gerade sehen wir einen solchen personellen Totalausfall aber bei Real Madrid.
Dort fehlen vor dem heutigen Lokalderby mit Atlético Madrid nämlich gleich vier eigentliche Stammverteidiger: Dani Carvajal, Éder Milião, Antonio Rüdiger und David Alaba müssen verletzt passen, wobei Carvajal und Militão ohne medizinische Wunder wegen Kreuzbandrissen sogar für den gesamten Rest der Saison ausfallen.
Weil zumindest die Verletzungen von Carvajal, Militão und Rüdiger schon vor Transferschluss feststanden, stellt sich natürlich die Frage, warum Real da nicht personell noch mal nachgelegt hat. Wir hätten da nämlich eine Lösung gehabt, mit der man nicht nur den personellen Totalausfall beheben könnte, sondern auch direkt dem fußballerischen Totalausfall so sicher vorbeugen kann, dass es fast schon ein wenig lächerlich ist.
Das Beste an unserer Lösung: Man hätte mit nur einem einzigen Sportdirektor verhandeln müssen. Und zwar dem vom FC Burnley. Denn der im letzten Jahr noch mit Vincent Kompany aus der Premier League abgestiegene Klub aus Nordengland hat aktuell die beste Defensive Europas.
📸 Gareth Copley - 2025 Getty Images
In 31 Ligaspielen haben die Clarets unter Trainer Scott Parker erst neun Gegentore kassiert. Wem neun Gegentore in 31 Partien dabei noch nicht lächerlich gut genug sind, ordnen wir das direkt mal ein: Den Rekord für die beste Defensive einer ganzen Spielzeit in England hält seit bald 20 Jahren José Mourinhos Chelsea-Team, das in in der Saison 2004/05 in 38 Partien nur 15 Gegentore kassierte. Nach 31 Partien hatten Mourinhos Blues, die für die Redewendung “Park the bus” verantwortlich sind, allerdings sogar ein Gegentor mehr auf dem Konto als Burnley heute. Was den Durchschnitt angeht, ist Burnley nach aktuellem Stand sogar ein ganzes Stück besser als Chelsea am Ende der Saison 2004/05. Nur 0,29 Treffer kassiert man pro Spiel, bei Chelsea waren es damals 0,38.
Der wesentliche Faktor ist dabei die in ihren Abläufen sehr eingespielte Viererkette aus Connor Roberts, CJ Egan-Riley, Maxime Estève und Lucas Pires, die eine Spezialität hat: Den Fünfer zu verteidigen.
Das ist nämlich das Erstaunliche an Burnleys starker Abwehr. Sie lässt verhältnismäßig viele Schüsse im Sechzehner zu. Laut ‘Opta’ kommen 67,9 Prozent der abgegeben Schüsse auf das Tor der Clarets von innerhalb des Strafraums. Eigentlich ein Wert eines schlechteren Mittelfeldteams. Weil sich aber oft die gesamte Abwehrkette ausschließlich um die Verteidigung des Fünferraums kümmert, kommen fast alle dieser Schüsse im Sechzehner aus ungefährlichen, seitlichen Positionen. Und davon war jetzt seit mittlerweile neun Spielen kein einziger mehr drin.
📸 Alex Davidson - 2024 Getty Images
Nun könnte man natürlich einwenden, dass wir nicht mehr das Jahr 2005 haben und so eine Herangehensweise bei Topklubs heutzutage schlicht nicht mehr funktionieren würde. Unter Scott Parker ist Burnley aber keineswegs ein Team, dass sich einfach nur hinten reinstellt und den Ball dann lang nach vorn schlägt. Was das Auslösen des Pressings angeht, beginnt Burnley im Ligavergleich laut ‘Opta’ immerhin am siebthöchsten, ist dazu das nach Ballgewinn am wenigsten direkt spielende Team der Liga und hat oft Ballbesitzwerte in Richtung 70 Prozent.
Der Schlüssel zur stabilen Defensive liegt schlicht darin, dass Roberts, Egan-Riley, Estève und Pires zusammen das Verteidigen des Zentrums perfektioniert haben und deshalb die seitlichen Bereiche vernachlässigen können. Den Bus parken und den Bus parkern ist also keineswegs das Gleiche.
Natürlich müssen die vier, die ja auch erst durch Parkers unkonventionellen Verteidigungsansatz so stark wurden, erst noch beweisen, dass sie das auch auf Topnieveau hinbekommen würden. Allerdings gibt es in der Championship durchaus ein paar Offensivspieler von Premier-League-Format, die sich an Burnleys Block schon die Zähne ausgebissen haben.
An Real Madrids Stelle hätte es in einer so prekären Situation also eine Überlegung wert gewesen sein müssen, einfach mal alle vier zusammen einzusacken. Rechnet man die Marktwerte der gesamten Kette zusammen, kommt man nicht einmal auf 20 Millionen Euro, das finanzielle Risiko wäre entsprechen nicht allzu groß.
Und selbst, wenn es auf Topniveau nicht ganz so hinhaut, wie in der Championship: Ein Totalausfall wird es schon nicht werden.
📸 Angel Martinez - 2025 Getty Images