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·30 settembre 2024
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Das fünfte Fußball-Wochenende der neuen Bundesliga-Saison liegt hinter uns und das vermeintliche Topspiel zwischen Bayern und Bayer Leverkusen wurde zum Pragmatismus-Manifest. In der Kolumne „Aufreger des Wochenendes“ blickt Julius Eid mit einem Augenzwinkern auf ein Thema der vergangenen Tage.
Eine ganze Woche kam man nicht dran vorbei: Topspiel, vorgezogene Titelentscheidung, der Rekordmeister gegen den amtierenden Meister oder einfach kurz gesagt: Bayern gegen Leverkusen! Überall wurde man beschallt und am Ende hat man sich dann tatsächlich auch ein bisschen mitreißen lassen. Das wird bestimmt ein Spektakel! Immerhin hat Bayer in der letzten Saison nicht nur die Bayern vom Thron gestoßen sondern diese auch im direkten Duell in Schranken gewiesen, von denen die meisten Fußballfans in Deutschland, nach Jahren der Münchner Dominanz, vergessen hatten, dass diese überhaupt existieren. Aber, ich mein wir haben es alle gesehen, das Spektakel blieb aus.
Und das lag vor allem an den hochgelobten Leverkusenern und dem hochgelobten Xabi Alonso, der sich für dieses Spitzenspiel bei seinem ehemaligen Trainer Jose Mourinho bedient zu haben schien. Nicht ganz unverständlich, wirkte die Werkself zuletzt doch defensiv stark anfällig und der Rekordmeister schoss mal so nebenbei 20 Tore in einer Woche, um sich für das Topspiel warmzumachen. Trotzdem tat es weh zu sehen, dass selbst das Team, dass nach über einem Jahrzehnt endlich den Bayern einen Meistertitel abringen konnte, so schnell zurück in die respektvolle Angststarre gegenüber den Münchnern verfiel, die so oft die letzten Jahre in dieser Liga geprägt hatte.
Es ist ein Trend, den man als Taktiknerd ja durchaus gutheißen kann. Zuletzt kassierte Leverkusen zu viele Tore, Bayern schoss viele und strotzte vor Selbstbewusstsein. Trotzdem konnte man einen Punkt aus München mitnehmen, ein guter Ausgang aus Leverkusener Sicht, den so aber natürlich auch in Einzelfällen mal Augsburg aus München entführen könnte. Fokus auf die Defensive und ein Tor nach einem Abpraller nach einer Ecke. Das ist die Bilanz. Auf höchstem taktischen Niveau, und dahin entwickelt sich der moderne Fußball immer weiter, ist auch der absolute Pragmatismus wieder zurückgekehrt. Und das macht es einem eben schwer zuzuschauen, wenn man gerne attraktiven Fußball sieht.
Die letzten Champions-League-Finals lieferten 1:0-Siege und vorsichtige Mannschaften en Masse, und auch die Spitzenduelle in der Premier League haben massiv an Schauwert verloren seit sich dort nicht mehr Klopp sondern Arteta, ein zumindest angeblich taktisch überlegener Trainer, mit Taktik-Guru Pep Guardiola duellieren. In der letzten Saison spielte Artetas Arsenal in der Rückrunde gegen Manchester City so klar auf ein 0:0, man hatte es selten gesehen. Am Ende fehlten den Gunners dann zwei Punkte zum Titel. Ich zumindest musste direkt an diese Partie denken, als ich Bayer Leverkusen am Samstag Abend beim verteidigen zu sah.
Aber noch einmal zurück zu Jürgen Klopp. Der hat mal gesagt, dass die Lust aufs Gewinnen größer sein sollte als die Angst vorm verlieren. Eine Weisheit, von der man sich wünschen würde, dass all die brillanten Trainer der Moderne sie sich als Laptop-Hintergrund einstellen müssen und uns so in Zukunft vielleicht auch mal wieder Spektakel ins Haus stehen.
Julius Eid
Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images
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