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Selina Eckstein·20 Maret 2025
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Selina Eckstein·20 Maret 2025
"Ich suche für Alex einen neuen Klub – und zwar einen, der ihn möglichst weiterbringt." Wenn sich ein Berater bewusst gegen Bayern München entscheidet, obwohl es der langjährige Traum des Spielers ist, muss etwas vorgefallen sein. Dieses "etwas" ist in dem Fall eine Person und trägt den Namen Manuel Neuer. Denn der sorgte im Sommer 2023 dafür, dass der Berater von Alexander Nübel eben genau diese Worte gegenüber 't-online' aussprach: "Wir haben immer gesagt, dass es keinen Sinn für Alex ergibt, zu Bayern zurückzukommen, solange Manuel Neuer noch da ist."
Nübel verfolgte damals ein Ziel: Die Nummer eins bei Bayern werden. Dieser Traum hält bis heute an, wie er kürzlich in einem Interview mit 'Welt am Sonntag' unterstrich. Wenn er nach München zurückkehren werde, werde er auch darum kämpfen, die Nummer eins zu sein.
Denn aktuell ist der 28-Jährige Keeper an den VfB Stuttgart ausgeliehen. Aus der Ferne muss er nun beobachten, wie ein anderer eben genau in die Rolle hinein wächst, die er sich gewünscht hätte. Die Chance auf Einsatzminuten erhielt Jonas Urbig zwar ein wenig notgedrungen, weil sich Bayerns etatmäßige Nummer eins verletzte. Doch auch so steht Neuer dem Job-Sharing nun viel offner gegenüber als 2023. "Es ist schon so, dass es eine gewisse Absprache gibt und wir versuchen, dass sich Jonas weiterentwickeln kann. Das kann er ja nur, wenn er auch spielt", sagte der Münchner kurz nach der Verpflichtung des Torwarttalentes.
Ein Stich in Nübels Herz? Eher nicht. Stattdessen sieht er es entspannt: "Es war klar, dass etwas passieren würde, da sich Daniel Peretz unglücklich verletzt hatte. Doch die Bayern hätten holen können, wen sie wollen, oder in ein noch höheres Regal greifen können, es sind die Bayern." Trotzdem erweckt es den Eindruck, dass eben jene Bayern auch in der langfristigen Zukunft auf Urbig vertrauen.
Wie kann Nübel also dafür sorgen, doch noch mal an der Säbener Straße zu landen? Vielleicht über die Nationalmannschaft? Auch dort droht ihm die Bank und er muss sich hinten anstellen. Nach der Verletzung von ter Stegen setzt Julian Nagelsmann gegen Italien mit Oliver Baumann auf einen Keeper, den er schon kennt. Der Hoffenheimer hat zwar nach seiner Verletzung erst drei Bundesliga-Spiele absolviert, doch es scheint zu reichen, um Nübel auf die Bank zu verdrängen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Nübel einen Korb vom Bundestrainer kassiert. Eigentlich sollte der Torhüter im EM-Kader im eigenen Land stehen. Nagelsmann hatte zunächst angekündigt, er wolle vier Keeper mitnehmen, doch am Ende blieb der Stuttgarter zuhause. Es wurde eine weitere Option in der Offensive benötigt. Maultaschen essen also ohne Musiala.
Als ter Stegen nach der EM verletzt ausfiel, stand Nübel zumindest in der Nations League gegen Ungarn im Kasten. Baumann feierte gegen die Niederlande sein DFB-Debüt. Gegen Italien heute Abend und am Sonntag wollte der Bundestrainer diese Rotation allerdings nicht mehr und entschied sich gegen Nübel.
Nagelsmann sprach von einer "Millimeter-Entscheidung", um dann zu erklären, was den Ausschlag gab: "Oli ist einen kleinen Tick konstanter auf diesem Niveau." Kann Nübel also seine DFB-Karriere knicken? Nicht unbedingt. Der Torhüter habe eine Zukunft im Nationalteam, hatte Nagelsmann im Sommer 2024 nach der Ausbootung gesagt, "solange ich im Amt bin."
Doch die Lage um die deutsche Nummer eins hat sich verändert. Vor wenigen Jahren sah Nübel noch als der Nachfolger von Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen aus. Nun gibt es auf einmal gleich mehrere heiße Kandidaten.
Urbig dürfte Nübel nicht nur bei den Bayern das Leben schwer machen wollen, sondern auch im Nationalteam. Hinzu kommen mit Finn Dahmen und Noah Atubolu zwei vielversprechende Talente, die mit ihren Zu-Null-Serien in der Bundesliga die Mathekenntnisse der Kommentatoren ausreizen. Wie viele Minuten war er nun noch mal torlos? Beim Augsburger sind es 613 Minuten und er soll laut 'Sky' für das DFB-Team sogar auf Abruf sein, sollte sich während der Länderspielpause einer der DFB-Keeper verletzen.
Verliert Alexander Nübel also auch in Zukunft die Konkurrenzkämpfe beim DFB, könnte er ter Stegen als ewige Nummer zwei ablösen. Wobei sich irgendwann auch die Frage stellen könnte, wie viele Körbe vom Bundestrainer der Mann noch ertragen kann. Womöglich muss sein Berater aber jetzt auch einfach nur Kreativität beweisen, und mal wieder einen Klub finden, der seinen Keeper "möglichst weiterbringt".
📸 Alexander Hassenstein - 2024 Getty Images