Fever Pit'ch
·1 Juli 2024
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·1 Juli 2024
Er ist mit 16 schnell, wendig und aus der spanischen EM-Elf nicht mehr wegzudenken. Eine undankbare Aufgabe für Deutschland im EM-Viertelfinale
Bei jedem Turnier habe ich ein festes Ritual: Sobald der deutsche Gegner feststeht, schaue ich mir die Länderspiel-Bilanz auf der DFB-Website an. Die listet alle Duelle und Anlässe übersichtlich und korrekt auf. Am Sonntag das gleiche Spiel: Spanien 4:1 gegen Georgien, damit Gegner am Freitag im EM-Viertelfinale, also DFB-Website. Was ich sah, machte mir angst und bange.
Der letzte deutsche Sieg über Spanien bei einer Europameisterschaft liegt 36 Jahre zurück. Richtig gelesen: 36! Bei der Heim-EM 2:0 in der Vorrunde. Damit wir den Zeitraum einordnen können: Damals stand noch die Mauer… Blick auf die Bilanz bei Weltmeisterschaften: Der letzte Sieg gelang 1982 in der WM-Vorrunde. Das ist sogar 42 Jahre her.
Jetzt klar, warum ich Schlimmstes befürchte?
Berufsoptimisten werden einwerfen, dass die Sportgeschichte kaum Aussagen auf die Aktualität erlaubt. Das ist richtig. Schauen wir also auf die Aktualität. Spanien bei dieser EM: vier Spiele, vier Siege, 9:1 Tore - kein Gegner erzielte gegen Spanien ein Tor. Der eine Gegentreffer war ein Eigentor. Aber die Statistik ist nicht das Entscheidende.
Ich habe mir die Spanier bei ihrem 4:1 im EM-Achtelfinale gegen Georgien genauer angesehen. Wie Nico Williams und Lamine Yamal über die linke und rechte Außenbahn Druck aufbauen. Wie in der Mitte haufenweise Kollegen das Zuspiel erwarten. Wie der Angriff ständig Positionen rotiert und Gegenspieler ermüdet. Das war: moderner Fußball. Erfrischend, flexibel, erfolgreich.
Ja, die deutsche Bilanz bei diesem Turnier lässt sich sehen: drei Siege und ein Unentschieden, 10:2 Tore. Der Einzug ins EM-Viertelfinale ist der größte Turniererfolg seit acht Jahren. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat ein stabiles Mannschaftsgerüst gebaut, das nicht nur dem Donnerwetter in Dortmund trotzte, sondern auch dem dänischen Sturm. Aber Spanien wird der größte Härtetest.
Manche sagen sogar: das vorgezogene Endspiel. Das ist wohl so. Aber ich möchte meinem Reflex zur Schwarzmalerei keinen Millimeter Freiraum schenken. Schon 2016 hat Deutschland die für sie scheinbar unbesiegbaren Italiener im EM-Viertelfinale geputzt. (Im Elfmeterschießen, wir erinnern uns.) Ich baue mir deshalb eine eigene Liste mit Argumenten pro Nagelsmann-Truppe.
Auf meiner abschließenden Spurensuche stoße ich übrigens auf eine weitere Statistik. Aus deutscher Sicht gingen Spanien-Länderspiele in der Bilanz so aus: neun Siege, neun Niederlagen, acht Unentschieden. Mehr Ausgeglichenheit geht nicht. Ich sehe das jetzt mal positiv und freue mich auf ein gigantisches Duell am Freitag. Ein bisschen bange darf man sein.