MillernTon
·12 Juni 2025
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Der Vertrag von Johannes Eggestein beim FC St. Pauli wird nicht verlängert. Damit endet eine ereignis- und erfolgreiche Beziehung.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Was im Winter wie ein Selbstgänger erschien, wurde im Verlauf des Frühjahrs immer schwieriger. Wer hätte im Winter gedacht, dass der FC St. Pauli irgendwann tatsächlich das Interesse daran verlieren würde, den auslaufenden Vertrag mit Johannes Eggestein zu verlängern. Doch jetzt gibt es Gewissheit: Die Wege von Eggestein und des FCSP werden sich trennen. Zeit also für einen Rückblick auf seine Zeit beim FC St. Pauli, während der er fette Fußspuren hinterlassen hat.
Im Sommer 2022 ist Johannes Eggestein zum FC St. Pauli gewechselt, zusammen mit vielen Vorschusslorbeeren. An Eggestein haftete damals noch das Label „größtes Sturmtalent Deutschlands“, ihm wurde das Potenzial zu einem „15 Tore“-Stürmer nachgesagt. Doch nach unfassbar starken Jahren in der Jugend konnte er dieses Potenzial bei Werder Bremen nicht zeigen und auch nicht bei Royal Antwerpen. Ein richtig gutes Jahr hatte er aber in Österreich, wo er für LASK 20 Treffer in 39 Spielen erzielte.
Zu Beginn seiner Zeit beim FC St. Pauli stand Johannes Eggestein direkt auf dem Platz und im Fokus. Und nach einem Treffer in Hannover und einem Doppelpack gegen Magdeburg schien klar: Eggestein und der FC St. Pauli – das passt! Doch es wurde schwieriger, Timo Schultz sprach unter anderem von einem körperlichen Tief bei Eggestein. Er verlor seinen Stammplatz, ließ aber kurz vor der Winterpause mit drei Torbeteiligungen im Spiel gegen den KSC aufhorchen. Es folgte der Trainerwechsel hin zu Fabian Hürzeler – und die Situation von Johannes Eggestein veränderte sich radikal.
Im zweiten Halbjahr der Saison 22/23 spielte Johannes Eggestein auf dem Platz nämlich so gut wie keine Rolle mehr. Zwar betonte Hürzeler immer wieder, wie professionell der Angreifer mit der Situation umgehe, doch sechs Kurzeinsätze (kein Treffer) waren weit weniger als das, was alle erwartet haben. Und an dieser Situation änderte sich zu Beginn der Saison 23/24 auch wenig: Johannes Eggestein kam in den ersten fünf Ligaspielen lediglich zu einem Kurzeinsatz. Am sechsten Spieltag gab es erneut eine einschneidende Veränderung: Eggestein feierte etwas überraschend sein Startelfdebüt unter Cheftrainer Hürzeler. Er machte seine Sache gut, erspielte sich einen Stammplatz und läutete damit seine wohl stärkste Phase im Trikot des FC St. Pauli ein.
Nimmt man zu den Ligaspielen das Pokalspiel gegen Schalke hinzu, dann traf Johannes Eggestein im Herbst 2023 in sechs aufeinanderfolgenden Spielen das Tor. Plötzlich war er unumstrittener Stammspieler und viele fragten sich, wie es zu dieser Wandlung kam. Er selbst betonte immer die harte Arbeit, dass er in seiner Rolle als Ergänzungsspieler nicht aufgesteckt und sich so für Einsätze empfohlen habe. So erklärte es auch Fabian Hürzeler, der zudem betonte, dass Eggestein die für ihn ungewohnte Rolle als alleinige Spitze mit starkem Hang zum Fallen ins Mittelfeld für sich entdeckt habe.
Johannes Eggestein war für den Rest der Aufstiegssaison nahezu unumstrittener Stammspieler. Einzig beim Spiel in Kiel saß er auf der Bank, Hürzeler erklärte das mit einer notwendigen Pause, damit die benötigte Schärfe wieder zurückkehre. In 29 Ligaspielen brachte es Eggestein auf insgesamt neun Treffer. Das ist eine gute, für die einzige Spitze eines Aufsteigers aber vielleicht noch ausbaufähige Bilanz. Auf die fünf Spiele in Folge mit eigenem Treffer folgten zwölf ohne Torerfolg, ehe Eggestein auswärts in Nürnberg traf, insgesamt kam er in der Rückrunde auf drei Treffer. An seiner Bedeutung am erfolgreichen Aufstieg ändert das aber natürlich nichts. Eggestein hat als mitspielender Stürmer eine Rolle innegehabt, die sich über deutlich mehr als erzielte Tore definierte. Und wichtige Treffer hat er trotzdem erzielt. Denkt mal an das Tor in Hannover, was uns dem Aufstieg einen riesigen Schritt näher brachte.
Auch in die Saison 24/25 ging Johannes Eggestein als Stammspieler. Im Vergleich zur Vorsaison hatte sich die Situation nicht wirklich geändert: Als mitspielender Angreifer schaffte er viele Räume, war extrem wichtig für den FCSP, doch die Torerzielung blieb als Thema bestehen. Bis zum 24. Spieltag war Eggestein Stammspieler, kam auf 22 Einsätze. Drei Treffer erzielte er in dieser Zeit, legte zudem vier Mal auf – er ist damit an einem Viertel aller FCSP-Treffer direkt beteiligt. Am Saisonende verlor er aber seinen Stammplatz: Ausgerechnet am 25. Spieltag, ohne Eggestein in der Startelf, fand der FC St. Pauli mit einem 1:1 in Wolfsburg wieder in die Erfolgsspur.
Johannes Eggestein erzielte im April 2024 das 2:1 für den FC St. Pauli in Hannover. Für viele die Vorentscheidung im Aufstiegskampf. // (c) Peter Boehmer
In der Folge hatte Danel Sinani den Stammplatz vorne inne. Sinani versprühte dabei ein ähnliches Maß an Torgefahr, passte jedoch mit seinen technischen Eigenschaften als fallender Stürmer womöglich etwas besser ins System als Eggestein. Die Situation hatte sich für ihn nun massiv verändert. Statt Stammplatz blieb Eggestein nun einige Male komplett auf der Bank. Bis Saisonende hat sich daran auch nichts mehr geändert. War das Bestreben den Vertrag zu verlängern im Winter noch völlig klar, so gab es ab dem Frühjahr viele Fragezeichen.
Was sich aber trotz dieser unklaren vertraglichen Situation und dem Bankplatz nicht geändert hat: Wie Johannes Eggestein mit dieser Situation umgeht. Man wird wohl niemanden innerhalb des Teams finden, der ein schlechtes Wort in Bezug zur Einstellung des 27-jährigen findet. Auch als klar war, dass Sinani die Nase vorn hat, ordnete Eggestein dem Teamerfolg alles unter. So verwundert es wenig, dass Alexander Blessin kurz vor Saisonende deutlich sagte, wie gerne er mit Johannes Eggestein weiterarbeiten möchte („Ein super Charakter, den ich gerne in der Mannschaft habe.“). Doch daraus wird nichts, das wurde in den letzten Wochen immer deutlicher und ist nun gewiss.
Das ist auch aus ganz persönlicher Sicht total schade. Mit dem 27-jägrigen in der Mixed Zone zu sprechen, hat immer Spaß gemacht. Er hätte ganz sicher eine gute Figur in unserer MillernTon-Monatssendung abgegeben. Bei den Gesprächen in Medienrunden hat sich immer wieder gezeigt, dass Johannes Eggestein ganz gut zum FC St. Pauli passte, jemand ist, der sich Gedanken macht, auch abseits des Fußballplatzes. Das wird fehlen.
Lieber Jojo, wir wünschen Dir für deine sportliche und persönliche Zukunft alles Gute. Vielen Dank für drei Jahre vollen Einsatz, für Aufstieg und Klassenerhalt, tolle Tore und unvergessliche Momente.You’ll never walk alone!// Tim
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