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Moritz Oppermann·11 Maret 2025
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Moritz Oppermann·11 Maret 2025
Es gibt Stürmer, die einen wahnsinnigen Schuss draufhaben. Kopfballmonster, die jede Flanke verwerten. Und solche, die freie Räume erspähen, noch bevor die Abwehr überhaupt checkt, was abgeht. Dann gibt es da aber noch die Ausnahmeangreifer.
Die sind so sexy, dass sie gleich mehrere Dinge vor dem Tor besonders gut können. Glaubst nicht? Dann hast du noch nie von Anthony Yeboah gehört.
„Tony war ein kompletter Stürmer, er hat alles gehabt. Seine Dynamik und sein Kopfballspiel waren überragend. Er war unglaublich zweikampfstark, konnte auch im hohen Tempo seinen Körper geschickt einsetzen. Dazu war er mannschaftsdienlich, wollte nie mit dem Kopf durch die Wand“, erklärte Ralf Weber einst gegenüber Eintracht Frankfurt, angesprochen auf seinen ehemaligen Mitspieler.
Weber muss es wissen. Immerhin hat er von 1990 bis 1995 mit Yeboah bei der Eintracht gespielt. In der wohl besten Zeit seiner Karriere avancierte der Stürmer zum absoluten Publikumsliebling und gleichzeitig zu einem Vorreiter für ganz Afrika.
Yeboah sollte für seinen Heimatkontinent gleich doppelt Geschichte schreiben. Zum Einen ging er als erster Afrikaner in die Bundesliga-Geschichte ein, der ein Team als Kapitän auf den Platz führte.
Doch nicht nur das: Als wäre es das Normalste der Welt, krallte er sich sowohl in der Saison 1992/93 als auch 1993/94 die Bundesliga-Torjägerkanone. Ein Kunststück, das vor und nach Yeboah keinem Afrikaner im deutschen Fußball-Oberhaus gelang. Besonders im zweiten Kanonen-Jahr war Frankfurt quasi komplett abhängig von seiner heutigen Vereinslegende. In elf Spielen, die Yeboah aufgrund einer Sprunggelenksverletzung verpasste, gelangen der SGE gerade einmal drei Siege.
Jetzt aber nochmal zurück zu seinen Kunststücken. Der Angreifer schaffte es ebenfalls, binnen einer Winterpause bei der Eintracht um zwei Jahre jünger zu werden. Kein Witz. Im Jahr 1992 tauchten plötzlich Zweifel am wirklichen Alter des heute 58-Jährigen auf. Konnte Yeboah also nicht nur verdammt gut Fußball spielen, er hatte Harry Potter auch kurz mal den Stein der Weisen abgeluchst? Zweiteres müssen wir leider verneinen.
Die Verjüngungskur Yeboahs war nämlich ein kleiner Trick, den er selbst erst im Jahr 2012 auflöste:
„Als ich nach Deutschland kam, hatte ich einen Pass, in dem als Geburtsjahr 1964 stand. Das Geheimnis war: Als 17-Jähriger hätte ich in Ghana nicht bei den Herren spielen dürfen. Also hat man mein Geburtsjahr um zwei Jahre auf 1964 geändert“, bestätigte der offensichtlich gewiefte Angreifer, der heimlich bereits mit 15 Jahren in der ersten ghanaischen Liga zockte – und auch dort zweimal in Folge die Torjägerkanone holte.
Okay, die Karriere klingt wie ein fetter Streifen aus Hollywood. Doch für den perfekten Kassenschlager hätten Steven Spielberg und Co. das Drehbuch vermutlich leicht fälschen müssen. Denn trotz seiner Ausnahmeklasse gewann Yeboah nie einen Vereinstitel. Nach seiner Zeit bei Frankfurt ging es unter anderem noch zu Leeds United und dem HSV. Vor allem in England brillierte der beidfüßig begabte Mittelstürmer weiterhin vor dem Tor.
📸 Thomas Lohnes - 2017 Getty Images
Für den damaligen Premier-League-Klub schoss Yeboah in 66 Spielen 32 Tore und wurde 1996 zum Leeds-Spieler der Saison gewählt.
Während sich daran wahrscheinlich nur noch eingefleischte Yeboah-Fans erinnern, bleibt er vor allem in Frankfurt bis heute unvergessen. In der Börsenstadt steht der Wahl-Frankfurter als Symbol für Vielfalt – und wenn du einen älteren SGE-Fan fragst, wie sexy Anthony Yeboah eigentlich Fußball spielen konnte, können wir dir versichern: Er wird aus dem Lächeln nicht mehr rauskommen.
📸 Beate Mueller - Bongarts
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