MillernTon
·19 Februari 2025
So geht es weiter mit „Das Herz von St. Pauli“
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·19 Februari 2025
Das „Herz von St. Pauli“ wird vorerst weiterhin nicht am Millerntor laufen. Der FC St. Pauli hat nun erklärt, wie das weitere Vorgehen aussieht.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Es ist eine sehr emotionale Diskussion die seit Veröffentlichung des Podcasts des FC St Pauli-Museums geführt wird. Vor dem Heimspiel gegen Freiburg hatte der Verein entschieden, das Spielen des Liedes „Das Herz von St Pauli“ auszusetzen. Und das wird vorerst auch so bleiben.
Nachdem bei Recherchen des FC St Pauli-Museums herausgekommen ist, dass Josef Ollig, der Texter des Liedes „Das Herz von St Pauli“, während der NS-Zeit menschenverachtende Texte verfasst hat und bereits davor für ein nationalistisches Medium aktiv war, wurde darüber diskutiert, ob das Lied als inoffizielle Vereinshymne, die vor jedem Heimspiel im Stadion gespielt und mitgesungen wird, weiterhin tragbar ist.
Bereits kurz nach Veröffentlichung des Podcasts wurde die Wucht deutlich, mit der dieses Thema bei der Anhängerschaft des FC St. Pauli eingeschlagen hat. Seitdem wird viel über das Vorgehen diskutiert. Auf der einen Seite befinden sich jene, die das Lied lieber nicht mehr am Millerntor hören möchten, weil sie keine Textzeilen aus der Feder und dem Kopf einer Person mit dieser Biographie singen möchten (und jenen, die sich solidarisch damit zeigen). Auf der anderen Seite gibt es jene, die Werk und Künstler voneinander trennen möchten, auch weil das Lied in einer anderen Version am Millerntor gespielt wird und es durch die Nutzung für etwas anderes steht als für das, was Josef Ollig früher tat. Extreme Töne auf beiden Seiten inklusive.
Der FC St. Pauli hat – nicht allein, sondern unter Einbeziehung verschiedener Personen und Gremien – aufgrund der Recherchen des FC St. Pauli-Museums entschieden, dass das Abspielen von „Das Herz von St. Pauli“ vorerst ausgesetzt wird. Als Oke Göttlich am vergangenen Samstag die Beweggründe dieser Entscheidung erklärte, gab es vernehmbare Pfiffe, aber auch Applaus im Stadion zu hören. Wer mal einen Blick in die Kommentarspalten hier beim MillernTon, beim Blog des Vereins oder in den Sozialen Medien geworfen hat, der/dem dürfte klar geworden sein: Die Diskussion wird extrem emotional geführt. Und nicht wenige würden sich wünschen, dass die Personen, die viel Zeit in dieses Thema investieren sich mit ähnlich viel Elan um die Sicherung der Demokratie kümmern würden.
Nun erklärte der FC St. Pauli das weitere Vorgehen bei diesem das FCSP-Umfeld sehr bewegenden Thema:Das Museum und ein Historiker (der auf das Thema NS- und Nachkriegszeit spezialisiert ist) werden weiter zur Biographie von Ollig recherchieren. Diese erweiterte Dokumentation benötige Zeit, erklärt der FCSP, Ende März soll sie vorliegen. Nach Erscheinen dieser Dokumentation soll eine Diskussionsveranstaltung im Ballsaal stattfinden, zu der Mitglieder und Fans eingeladen sind. Angesichts der Anzahl an Rückmeldungen zu dem Thema dürfte der Ballsaal schnell an seine Grenzen kommen. Daher prüft der Verein, ob eine solche Veranstaltung auch live übertragen werden kann. Wann genau diese Diskussionsveranstaltung stattfinden wird, steht noch nicht genau fest. Der Zeitraum ist mit April bis Mai aber schon angekündigt.
Eine Entscheidung zum weiteren Umgang mit „Das Herz von St. Pauli“ wird es dann erst nach der Diskussionsveranstaltung geben. Das bedeutet auch: Mindestens bis April wird dieses Lied nicht am Millerntor laufen. Der Verein erklärte, dass es während dieser Zeit auch keinen Ersatzsong geben wird. Was noch nicht kommuniziert wurde und vielleicht auch noch gar nicht feststeht: Wie und von wem wird nach Veröffentlichung der erweiterten Dokumentation und der Diskussionsveranstaltung darüber entschieden, ob „Das Herz von St. Pauli“ wieder am Millerntor gespielt wird oder ob es einen anderen Song zu hören geben wird?
Das Thema wird uns alle also noch eine Weile begleiten. Eines ist aber bereits jetzt deutlich geworden: Wenn man sich wünschen könnte, wie ein Verein mit so einem Thema umzugehen hat, so würde man vermutlich genau diesen Weg aufzeichnen. Es gibt sicher nicht wenige Proficlubs, bei denen so ein Thema entweder wortlos ignoriert oder eine intransparente Entscheidung getroffen werden würde. Der FC St. Pauli hingegen ruft zur Diskussion auf, schafft Raum dafür und arbeitet das Thema gewissenhaft auf, liefert also den Inhalt für die Diskussion. Daher gilt weiterhin: Bringt Euch ein!// Tim
Podcast:FCSP-Geschichte(n)FCSP-Blog:FCSP führt Austausch mit Fans fortBei uns erschienen:Wie problematisch ist „Das Herz von St. Pauli“?Weg damit! Oder?Logische Entscheidung, wichtige DiskussionHerz zerbrochen
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