Vertikalpass
·13 Januari 2025
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·13 Januari 2025
Individuelle Qualität entscheidet das Auswärtsspiel in Augsburg: Einen genialer Lupfer von Angelo Stiller verwertet Deniz Undav im zweiten Versuch wundavbar. Der lehnt jedes Lob für sein Comeback ab und verweist auf die Viererkette, die alles hervorragend „wegverteidigt“ hätte. Was keine große Kunst war bei den hilflosen Angriffbemühungen der Fuggerstädter.
Ein schönes Spiel war es nicht. Dabei hatte der VfB sehr gut angefangen, zwischenzeitlich hatte der Gast 80 Prozent Ballbesitz und einige Chancen von Ermedin Demirovic. Mindestens eine davon hätte er machen müssen. Aber nach rund 30 Minuten kam der Bruch durch die Verletzungsunterbrechung und Auswechslung von Augsburgs Maximilian Bauer. Ein Muster, das uns aus dem Sommer bekannt ist: Hier fiel der VfB oft nach Trinkpausen ab. Was auch immer in diesen Spielunterbrechungen mit der Mannschaft passiert, sollte analysiert werden. An der Müdigkeit, einigen Verletzten und der großen Belastung, sonst immer gerne vorgebrachte Erklärungen, kann es nicht gelegen haben.
Der VfB fährt drei Punkte ein, das ist wundavbar und auch verdient. Aber es war ein fahriger Auftritt. Mal trat der VfB total dominant auf, dann war es ein komplettes Durcheinander. Bälle wurden halbherzig geklärt und sofort wieder verloren. Es wurde geflippert, es gab individuelle Blackouts (u.a. von Atakan Karazor), es wurden Bälle einfach in die Mitte gekloppt (Nübel, Rouault, Chabot). Die Chancenverwertung wieder nicht gut, die Offensivstandards erneut haarsträubend. Neun ungefährliche Ecken, und das bei einem gegnerischen Torhüter, der nicht für seine Strafraumbehrrschung bekannt ist. Neun unverschämte Ecken, manche auf Kniehöhe geschlagen, nur die kurzen Ecken waren gegen Ende des Spiels ein bisschen besser.
Ein echtes Ochsenduell: Jeff Chabot gegen Samuel Essende. Punktsieger? Chabot!
Augsburg ein harmloser Gegner, den der VfB mit seinen Ansprüchen schlagen muss. Wie schon beim Spiel im Mai 2024 machte letztlich die individuelle Qualität den Unterschied. Am 33. Spieltag der letzten Saison war es Serhou Guirassy nach spektakulärer Vorarbeit von Enzo Millot, jetzt Undav im Zusammenspiel mit Stiller. Darauf sollte sich der VfB bei diesen Gegnern nicht verlassen. Denn durch irgendeine Schusseligkeit kann wie gegen Sankt Pauli der Ball schnell mal im eigenen Tor liegen – und dann fehlen dem VfB im Moment die Sicherheit, die Intensität und die Konsequenz, einen defensiven und aggressiven Gegner zu bespielen.
Aber was solls? Drei Punkte sind drei Punkte. Und den Punkten sieht man in der Tabelle nicht an, ob sie schön, dreckig oder glücklich erzielt wurden. Gleichwohl der VfB mit der Leistung in Augsburg gegen Leipzig am Mittwoch nicht gut aussehen wird. Gut ausgesehen hat es allerdings, als Jakob Bruun Larsen eingewechselt wurde. Tempo und Tiefe brachte er ins Spiel. Er besetzte konsequent die rechte Angriffseite, die Millot eher links liegen ließ (sorry), weil er meistens in die Mitte zog. Oder überhaupt nicht am Spiel beteiligt war. Dadurch war das Spiel des VfB zu linkslastig (Ausnahme Vagnomans Flanke auf Demirovic). Nach 30 Minuten hatten sich die Augsburger darauf eingestellt und dem VfB fiel in der Folge viel zu wenig ein.
Ob Schiedsrichter Daniel Schlager je ein gutes Spiel mit VfB-Beteiligung hinlegt? Mit ihm hat der VfB so seine Erfahrungen gemacht (u.a. Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt). Gegen Augsburg eigentlich nie souverän, griff er jedoch nicht entscheidend ein. Wobei er eine rote Karte gegen Frank Onyeka übersah – trotz bester Sicht. Die dann fällige gelb-rote Karte in der zweiten Halbzeit ließ er auch stecken, als Millot von Onyeka gestempelt wurde. Der Einfachheit halber pfiff er ein Foul von Millot. Kann er so machen und ist sinnbildlich für das Niveau der Schiedsrichter in Deutschland
Zum Weiterlesen: Unser VertikalGIF erinnert daran, dass “Niederlagen bei den bayerischen Schwaben nicht selten das letzte Spiel für einen VfB-Trainer waren.“ Aber Undav machte einfach mal wieder ein Undav-Ding!
Rund um den Brustring ist ähnlich unzufrieden wie ich, aber ebenso nachsichtig: “Vielleicht hatte der Spannungsabfall auch wirklich etwas mit der Qualität des Gegners zu tun, vielleicht sind die Sinne gegen Xavi Simons und Vincenzo Grifo wieder schärfer.”
Zum Weiterschauen: Parallel zum Auswärtssieg in Augsburg gewann die VfB U19 den Hallentitel beim Mercedes Benz Junior Cup in Sindelfingen. In einem dramatischen Finale gegen Bayern München verteidigten die VfB-Junioren ihren Titel in buchstäblich allerletzter Sekunde. War der Gewinn des Mercedes-Benz-Junior Cups 2024 noch eine kleine Sensation, gehört die VfB U19 mitterweile zur europäischen Spitze, hat Spiele gegen Juve, Atalanta, Sparta Brag und die Young Boys Bern gewonnen (hier geht’s zu unserem Text).
Bilder: Sebastian Widmann/Getty Images