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·19 Mei 2025
Schalke-Saisonfazit: Der Drittliga-Abstieg wäre verdient gewesen

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·19 Mei 2025
Die Saison 2024/25 ist vorbei – endlich, möchte man auf Schalke womöglich sagen. Seit einem Tag steht es schwarz auf weiß in den Geschichtsbüchern: Königsblau beendet die Spielzeit mit ernüchternden 38 Punkten auf Rang 14 der 2. Bundesliga. Das ist die schlechteste Platzierung der Vereinsgeschichte!
Dabei hat man nur um ein Haar die Relegation umgangen. Naja, eher profitierte man von den Konkurrenten, die selbst nicht mehr den großen Druck ausübten. Schalke 04 hat es in der zurückliegenden Saison nämlich nicht aus eigener Kraft geschafft, den Zweitliga-Klassenerhalt zu besiegeln. Das ist einen eigenen Absatz wert.
Der Abstieg in die dritte Liga hätte also definitiv eintreten können. Sportlich gesehen wäre er keinesfalls unverdient gewesen. In den letzten Minuten der Saison hat der SSV Ulm die Schalker vor dem Amateurtopf im DFB-Pokal bewahrt. Eine solche in allen Belangen unterirdische Saison bedarf eines kritischen Fazits.
Fangen wir einmal vorne an: Im Sommer 2024 hat der FC Schalke 04 eine vermeintliche Ausrutscher-Saison hinter sich. Der Bundesliga-Absteiger musste sich entgegen den eigenen Ambitionen lange um den Klassenerhalt im Unterhaus sorgen. Erst am 32. Spieltag bestand Klarheit über die Ligazugehörigkeit für das kommende Jahr. Letztendlich fand man sich mit 43 Punkten auf einem täuschend gutaussehenden zehnten Tabellenplatz wieder.
Foto: Getty Images
Klar war, dass es so nicht weitergehen konnte. Schalke musste und sollte vollumfänglich renoviert werden – und zwar vom Heilsbringer Ben Manga. Der Mann, der einst den glorreichen Europa-League-Kader von Eintracht Frankfurt zusammenstellte, nahm sich der Sache an. Er holte junge, unbekannte Spieler aus jeglichen Ligen dieser Welt und schaffte somit einen Kader mit vermeintlich großer Perspektive. Die Summe der Zu- und Abgänge belief sich auf 28 Transferbewegungen.
Bei vielen Anhängern der Knappen sorgte dieser XXL-Umbruch für Zuversicht. Die Arbeit von Manga aber auch das Handeln des Vorstandsvorsitzenden Matthias Tillmann wirkte innovativ und zukunftsorientiert. Ein fulminanter 5:1-Sieg zum Saisonauftakt gegen Eintracht Braunschweig entflammte endgültig wieder Leben am Berger Feld. Eines stand fest: „Schlimmer als letztes Jahr kann es ja eh nicht mehr werden.“
Doch schon bald kam das neue Schalke wieder ins Stocken. Den Rückenwind des Saisonstarts konnte man nicht nutzen, stattdessen gab es holprige Wochen mit enttäuschenden Ergebnissen. Auf die Spitze getrieben durch ein 3:5-Heimdebakel nach 3:0-Führung gegen den SV Darmstadt 98 fuhr Königsblau nur vier Punkte aus den ersten sechs Ligaspielen ein, was das Aus von Cheftrainer Karel Geraerts (43) bedeutete. Es brauchte also den nächsten Feuerwehrmann, der die Knappen aus dieser misslichen Lage führen sollte. Die gewünschte und versprochene Konstanz wich im Umkehrschluss wieder S04-typischen Mustern.
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Kees van Wonderen (56) hieß der neue Mann, der ab jetzt das Zepter – nicht aber den Zauberstab – übernahm. Dass er keine magischen Kräfte wie Harry Potter besaß, das wurde in seinen ersten Wochen allen Schalkern klar. Auch der Niederländer schien zunächst mit seinem Latein am Ende zu sein. Im direkten Duell gegen den SSV Jahn Regensburg wäre es sogar möglich gewesen, auf den letzten Tabellenplatz abzurutschen.
Spätestens hier zeigte sich die in Teilen mangelhafte Qualität des Kaders. Felipe Sanchez, Emil Hojlund und Co. – viele der Perspektivspieler aber auch einige Routiniers erreichten nur selten oder nie das gewünschte Niveau. Bezeichnend ist, dass Akteure aus der eigenen Jugend wie Taylan Bulut oder Soforthilfen wie Loris Karius zu Säulen der Mannschaft wurden. Der Kader war 2024/25 individuell auf vielen Position schlichtweg zu schlecht besetzt.
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Hinzu kam dann noch, dass die gewünschte und notwendige Entwicklung des Mannschaftsgefüges vollumfänglich ausblieb. Vereinzelt haben Spieler wie Moussa Sylla oder wieder Bulut definitiv einen Sprung nach vorne gemacht – aber das Team auf dem Platz wirkte im letzten Saisonspiel gegen Elversberg noch immer genauso wie zu Beginn dieser Spielzeit.
Und doch sollte man mit einem solchen Aufgebot in der 2. Bundesliga nicht um den Klassenerhalt zittern müssen. Vielmehr war es wohl die Dynamik vieler einzelner Faktoren, die den S04 im Gesamten zu einem der schlechtesten Teams der Saison machte. Hier sind an erster Stelle die Männer an der Seitenlinie zu nennen: Weder Geraerts noch van Wonderen haben es geschafft, eine ernstzunehmende Spielidee zu entwickeln. Zuletzt beschränkte sie sich größtenteils auf Flanken. Und Flanken. Und noch mehr Flanken.
Hinzu kommen etliche Nebenkriegsschauplätze, die am Berger Feld natürlich nicht fehlen dürfen. Erst eine in den Medien ausgetragene Diskussion zwischen Manga und Geraerts über die Qualität der Perspektivspieler, dann der große Knall mit Ralf Fährmann. Allgemein ist die Kommunikation zwischen Führungsetage und Mitarbeitern auf Schalke katastrophal. Das zeigte die Art und Weise der Entlassung von van Wonderen abermals. Und dann benahm Aymen Barkok sich auf Snapchat – das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen – noch völlig daneben. Es sind so viele Kontroversen, die dem Klub im ohnehin schon unruhigen Umfeld schaden.
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Die Fördergenossenschaft darf in einem solchen Fazit auch nicht zu kurz kommen. Eigentlich eine nette und innovative Idee: Man ermöglicht Fans, Firmen und Co., eine einmalige Investition in den Verein zu tätigen. Es werden Schulden abgebaut, gleichzeitig bleibt der eingetragene Verein bestehen. Nach aktuellem Stand erwirtschaftete der Klub damit rund 7,7 Millionen Euro – eine schöne Summe, aber auch nicht mehr. Wahrscheinlich hat man sich deutlich mehr erhofft.
Die Saison 2024/25 war ein letzter Warnschuss für den FC Schalke 04. Knapper geht es nämlich nicht mehr. Sollte sich der Abwärtstrend auch im nächsten Jahr fortsetzen, winkt eine ganz düstere Zukunft. Dann ist ein Abstieg in die dritte Liga nicht nur verdient, sondern auch vollkommen realistisch. Man würde endgültig in der sportlichen Bedeutungslosigkeit versinken.
Daher muss es jetzt die Aufgabe aller Schalker – Spieler, Verantwortliche und Fans – sein, diese letzte Warnung todernst zu nehmen. Die negative Entwicklung, die durch alle aufgeführten Aspekte angeheizt wurde, muss gestoppt werden. Darüber hinaus darf der Prozess nicht stagnieren. Es muss aufwärts gehen, nicht aber in Form von utopischen Aufstiegsambitionen oder Sonstigem. Ansonsten spielt man erneut mit den Tausend Feuern. Das wäre fatal, denn es geht um bedeutend mehr als nur um einen Fußballverein.
Langsung