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·12 Agustus 2025
PSG 2.0: Wie Luis Enrique Paris noch dominanter machen will

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·12 Agustus 2025
Champions-League- und Double-Sieger in der Saison 2024/25 – geht es überhaupt noch besser? Wie PSG-Trainer Luis Enrique sein Team sogar noch stärker machen will.
Die Saison 2024/25 wird in der Vereinsgeschichte von Paris Saint-Germain stets eine besondere Rolle einnehmen. Nach jahrelangem Leiden konnte PSG erstmals die langersehnte Champions League gewinnen, dazu wurde auch die Coupe de France geholt, sowie abermals der Titel in der Ligue 1 frühzeitig gesichert.
Abgerundet wurde die erfolgreichste Saison der Vereinshistorie damit, dass ganze neun Spieler aus dem Ensemble von Luis Enrique auf der Shortlist des Ballon D’Or stehen, kein Verein stellt mehr Spieler. Endlich kann PSG nicht nur die besten Spieler, sondern auch die beste Mannschaft Europas sein Eigen nennen. Doch gibt es für ein Team wie PSG überhaupt noch Luft nach oben?
Wenn es nach PSG-Trainer Luis Enrique geht, kann diese Frage eindeutig mit „Ja!“ beantwortet werden. Gerade auf dem Weg ins Champions-League-Finale können dem spanischen Erfolgscoach, trotz des Weiterkommens, einige Spielphasen nicht gefallen haben. So gab es in den Rückspielen gegen Liverpool, Aston Villa und Arsenal jeweils längere Episoden, in denen seinem Team die Kontrolle über das Spiel fast komplett entglitt. Immer wieder konnten die Pariser sich nur bei ihrem Torwart Gianluigi Donnarumma bedanken, der sie überragend im Spiel hielt.
Ironischerweise ist der Torwartposten allerdings genau die Position, auf der Luis Enrique den größten Optimierungsbedarf sieht. Bereits direkt nach seinem Amtsantritt im Sommer 2023 war klar, dass Donnarumma eigentlich nicht zum Spielstil des 55-Jährigen passt. Bei allen Stärken im klassischen Torwartspiel, ist der italienische Nationalkeeper mit dem Ball am Fuß einfach nicht gut genug.
Trotz einiger Verbesserungen landen weiterhin viele lange Bälle im Seitenaus und gerade bei kurzen Pässen unter Gegnerdruck wackelt Donnarumma immer wieder bedenklich. Diesen Sommer ist es nun an der Zeit für eine Wachablösung, mit Lucas Chevalier wurde der designierte Nachfolger bereits verpflichtet. Chevalier gilt als kommende Nummer 1 in der französischen Nationalmannschaft und ist im Gesamtpaket deutlich kompletter als Donnarumma, vor allem aber eben enorm spielstark.
Gerade in Druckszenarien, wie den erwähnten Champions-League-Spielen, ist es von großer Bedeutung, einen Torwart zu haben, der mit dem Ball am Fuß sicher ist. Der Keeper muss in der Lage sein auch auf engstem Raum mit genauen, kurzen Pässen den Mitspieler zu finden, um den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Andererseits kann auch ein präziser langer Ball dabei helfen das Pressing zu überspielen. Beide Disziplinen beherrscht Neuzugang Chevalier deutlich besser als Donnarumma.
(Foto: Getty Images)
Zusätzlich zu Chevalier kam mit Innenverteidiger Ilya Zabarnyi ein weiterer Neuzugang für die Defensive aus Bournemouth. Auch der ukrainische Nationalspieler ist neben seinen Qualitäten im Zweikampf vor allem sehr spielstark. Damit steht Luis Enrique neben den beiden Stammspielern Marquinhos und Willian Pacho, sowie Lucas Beraldo eine dringend benötigte weitere Option für die Innenverteidigung zur Verfügung. Gerade das Fehlen von Marquinhos war in der Vergangenheit sehr schmerzhaft, da Lucas Beraldo den Kapitän zwar ordentlich ersetzte, allerdings als Linksfuß im Aufbau keine optimale Lösung für die rechte IV-Position darstellt.
Mit diesen beiden Neuzugängen ist PSG in der Defensive besser aufgestellt, um Luis Enrique von Ballbesitzfußball und totaler Spielkontrolle zu jedem Zeitpunkt umzusetzen. Chevalier und Zabarnyi sollen dazu beitragen, dass der Ball auch unter Druck besser in den eigenen Reihen gehalten werden kann. Die zeitweilige Anfälligkeit in der Defensive und der Kontrollverlust in einigen Spielphasen soll nach den Vorstellungen des ehemaligen Barcelona-Trainers der Vergangenheit angehören.
Darüber hinaus gelang es PSG den bereits vorhandenen Kader komplett zusammenzuhalten. Viele Spieler, wie Joao Neves, Bradley Barcola oder Désiré Doué sind noch längst nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen. Marquinhos ist der einzige Spieler im Kader über 30, ein Leistungseinbruch ist also bei niemandem zu erwarten. Ganz im Gegenteil, mit Warren Zaire-Emery spielte eines der größten Mittelfeld-Talente in der letzten Saison eher eine Nebenrolle und kann dem etablierten Trio aus Joao Neves, Vitinha und Fabian Ruiz ordentlich Druck machen.
In der Offensive stehen Luis Enrique auch ohne noch mögliche Neuzugänge bereits zahlreiche hochkarätige Alternativen zur Verfügung. Khvicha Kvaratskhelia stieß erst im Winter zum Team und kam erst im Laufe der Rückrunde überhaupt so richtig ins Rollen. Sein Verständnis im Zusammenspiel mit Ousmane Dembélé, Doué und Co. sollte sogar noch besser werden. Auch aus der eigenen Akademie drängen mit Senny Mayulu und Ibrahim Mbaye zwei hochtalentierte Spieler auf mehr Einsatzzeiten. In der vergangenen Saison deuteten beide bereits an, wie wertvoll sie für PSG noch werden können.
(Foto: Getty Images)
Ein potenzieller Stolperstein ist der sehr späte Vorbereitungsstart. Erst am 06. August, und somit nur eine Woche vor dem Pflichtspielstart am Mittwoch gegen Tottenham Hotspur im UEFA-Supercup, nahmen die PSG-Spieler die Vorbereitung auf. Durch den Finaleinzug bei der Klub-WM bleibt für Training, physischen Aufbau oder das Einstudieren neuer Abläufe kaum Zeit, noch nicht mal ein Testspiel absolviert PSG.
Allerdings beginnt die Ligaphase in der Champions League erst im September und in der Ligue 1 wartet erst am 5. Spieltag mit Olympique Marseille eines der Teams, die PSG noch am ehesten gefährlich werden könnten. Gerade die Dominanz in der heimischen Liga sorgt dafür, dass Luis Enrique die ersten Saisonwochen als eine Art Ersatzvorbereitung nutzen kann, um die angestrebten Verbesserungen zu implementieren.
Wenn dieser Plan aufgeht, könnte Luis Enrique es tatsächlich schaffen, sein Team noch stabiler zu machen. PSG wäre, durch Verstärkungen in der Defensive, mit einer neuen Nummer Eins, einer noch eingespielteren Offensive und einem nochmals verschärften internen Konkurrenzkampf, in der Lage Spiele noch besser zu kontrollieren. Sollte dies gelingen, könnte Luis Enriques Mannschaft in der Saison 2025/26 sogar noch einen weiteren Schritt in der Entwicklung gehen.