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·23 Desember 2024

Perfektes Timing

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Mit dem Auswärtssieg in Stuttgart holte der FC St. Pauli Big Points zum bestmöglichen Zeitpunkt. (Foto: Stefan Groenveld)

Ein Kommentar von Tim


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Klar, drei Punkte für den FC St. Pauli in der Bundesliga sind immer wichtig, egal wann sie kommen. Doch es gibt so Momente in einer Saison, da dürften sie besonders wichtig und mehr als drei Punkte wert sein. Wenn es gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf geht zum Beispiel. Oder aber kurz vor einer längeren Pause, so wie es dem FCSP nun in Stuttgart gelang.

Wäre die Bundesligasaison ein einziges Fußballspiel, dann wäre der Erfolg in Stuttgart so etwas wie ein Treffer kurz vor der Halbzeitpause. Zu einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt also. Weil man nun ein Erfolgserlebnis mit in die Pause nimmt. FCSP-Cheftrainer Alexander Blessin betont zwar immer wieder, dass Siege viel kürzer nachwirken als Niederlagen. Aber vor einer Winterpause dürfte diese Aussage nicht mehr ganz so standhaft sein. Vielmehr wird der FC St. Pauli durch diesen Sieg viel Positives mit in die kurze Winterpause nehmen. Perfektes Timing also.

Leistung muss sich lohnen

Perfektes Timing ist es auch deshalb, weil sich der FC St. Pauli endlich mal belohnt hat. Ein weiteres Spiel, in dem das Team zwar mithalten kann, dann am Ende aber doch mit leeren Händen dasteht, hätte so langsam aber sicher am Selbstbewusstsein nagen können. Zu vielzählig waren diese Saison Partien, bei denen es nach Spielende Lob für eine eigentlich gute Leistung gab, die aber keine Punkte einbrachte. Passiert das zu oft, würde irgendwann im und um den gesamten Verein der Glaube fehlen, dass diese Leistungen wirklich auch gut genug für Punkte sind. Der Sieg in Stuttgart aber zeigte: Ja, dieser Einsatz und diese extreme Bereitschaft des Teams, an seine Grenzen zu gehen, sie zahlen sich aus. Und diese Leistungen sind gut genug, um Spiele in der Bundesliga zu gewinnen – und das nicht gegen Kiel, sondern gegen das Powerhouse VfB Stuttgart.

Perfektes Timing ist der Auswärtssieg in Stuttgart für den FC St. Pauli auch deshalb, weil sich die Tabellensituation andernfalls deutlich verschlechtert hätte. Der FCSP hätte zwar, wie vor dem Spieltag, auch nach einer Niederlage weiterhin auf Platz 15 gestanden. Doch die Siege von Holstein Kiel und dem VfL Bochum wären deutlich schmerzhafter gewesen. So bleibt nun aber der Punkteabstand auf die direkten Abstiegsplätze unverändert. Mehr noch: Der FCSP machte einen Platz gut, überwintert auf Platz 14.

Diskussion um Transfers wird versachlicht

Dieser Erfolg ist auch perfektes Timing, weil es einer Diskussion Wind aus den Segeln nimmt, die andernfalls die Winterpause auf wohl unangenehme Weise dominiert hätte (und es leider trotzdem noch tun kann): Der Ruf nach Verstärkungen, nach Transferaktivitäten, wäre wohl ohrenbetäubend geworden und hätte die rationale Ebene komplett verlassen. Nun hat man aber zeigen können, dass der FC St. Pauli selbst mit einem von Verletzungen gebeutelten Kader Spiele gewinnen kann. Auch wenn dem Team zentrale Spieler fehlen, kann man mehr als nur mithalten in der Bundesliga.

Diese Erkenntnis ist wichtig, weil sie die Diskussion um mögliche Kaderveränderungen versachlicht. Das bedeutet nicht, dass Aktivitäten auf dem Transfermarkt ausgeschlossen sind und werden sollten. Aber das Wissen um die Konkurrenzfähigkeit des Kaders dürfte dazu führen, dass es keine verzweifelten Taten des FC St. Pauli auf dem Transfermarkt geben wird. Klar gibt es Positionen im Kader, bei denen man personell nachlegen könnte. Aber es besteht keine absolute Notwendigkeit, die berühmten und selten erfolgreichen „SOS-Transfers“ wird es beim FCSP diesen Winter nicht geben.

Drei Punkte und ein gutes Gefühl

Zurück zur Tabelle: Nach 15 Spielen stehen 14 Punkte zu Buche. Das ist etwas weniger, als sich der FC St. Pauli aufgrund seiner Leistungen verdient hätte. Aber die Punkteausbeute ist alles andere als enttäuschend. Den Tabellenplatz 14 unterm Weihnachtsbaum hätten wohl viele im Sommer unterschrieben. Der FC St. Pauli ist im Soll. Geht man davon aus, dass sich das Team mit jedem Spiel etwas besser an Tempo und Spielweise(n) in der Bundesliga gewöhnt und somit in der zweiten Saisonhälfte (noch) etwas besser zurechtkommt, dann liegt man in Sachen Klassenerhalt ziemlich gut auf Kurs.

Der Sieg des FC St. Pauli in Stuttgart kommt also zur rechten Zeit. Er entlässt Spieler und Funktionsteam mit dem Gefühl in die Winterpause, dass man sich diese verdient hat. Nach einem körperlich fordernden Fußballjahr hat man sich eine Pause sowieso verdient, klar. Aber das Gefühl ist ein anderes, wenn man sich mit einer Niederlage im Gepäck in die Winterpause begibt. Fragt mal nach, wie die Stimmung in Hoffenheim und Heidenheim in dieser Pause ist. So ist dieser Erfolg für das Gefühl vielleicht sogar noch ein bisschen wichtiger als für die Tabelle: Das Spiel um den Klassenerhalt ist gerade in der Pause – und der FC St. Pauli ist kurz zuvor mit 1:0 in Führung gegangen.

// Tim

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