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·30 Juli 2025
Neuer-Comeback? Neue Kimmich-Rolle! - Bundestrainer lässt mit WM-Plänen aufhorchen

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·30 Juli 2025
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat gegenüber Sky auf die Weltmeisterschaft 2026 in der USA, Kanada und Mexiko vorausgeschaut. Im Interview am Rande eines Trainer-Workshops vom DFB erklärte Nagelsmann, dass der Zyklus nach der Heim-EM und der Nations League nun abgeschlossen sei. Diesen habe er noch mit dem Großteil des Kaders spielen wollen, den er bei der EM 2024 zur Verfügung hatte. Mit Blick auf die kommende WM-Quali und das Turnier im kommenden Sommer wolle er das Aufgebot nun verjüngen.Dafür schaute er auch auf andere Nationen und wolle in der Kaderzusammenstellung auch einige Veränderungen vornehmen. Als Beispiel nannte er die Position im defensiven Mittelfeld. "Wenn wir Aleksandar Pavlovic ausgewechselt haben und Robert Andrich für ihn gebracht haben, hat sich unsere Struktur komplett verändert", so Nagelsmann. "Wir brauchen mehr ähnliche Spielertypen", schloss er daraus.
"Stand jetzt, kehrt er auf die Sechs zurück."
Der Bundestrainer erklärte auch, dass er die Struktur der Mannschaft für die WM anpassen wolle. Eine zentrale Rolle wird dabei Joshua Kimmich einnehmen. Unter Nagelsmann spielte Kimmich im DFB-Team hinten rechts - vor allem, weil es auf dieser Position an Alternativen mangelt. Beim FC Bayern ist Kimmich unter Vincent Kompany aber wieder unumstritten im zentralen Mittelfeld gesetzt.Und auch Nagelsmann will Kimmich künftig wieder auf seiner Lieblingsposition einsetzen. "Stand jetzt, kehrt er auf die Sechs zurück. Weil er regelmäßig im Klub auf dieser Position spielt. Wir haben einfach zu wenig Zeit, um zu gambeln auf dieser Position", verriet Nagelsmann.
"Wir können uns nicht leisten, auf Spieler zu setzen, die im Klub nur 20 bis 30 Prozent der Spiele eingesetzt werden. Diese Gefahr besteht bei vielen anderen Sechsern leider. Da müssen wir einfach schauen, dass wir auf Spieler setzen, die auf dieser Position im Rhythmus sind", mahnte der Bundestrainer. Auf der anderen Seite habe er einige Kandidaten für die Position hinten rechts im Blick. Nagelsmann ließ durchblicken, dass dafür durchaus auch defensiver ausgerichtete Optionen - also auch gelernte Innenverteidiger - infrage kommen. Namen nannte er für diese "Problemposition" aber nicht.
"Jetzt gibt es die Überlegung nicht."- Nagelsmann über ein Neuer-Comeback
Für Diskussionen sorgt derzeit auch die Frage nach der Nummer eins zwischen den Pfosten. Weil Marc-André ter Stegen beim FC Barcelona degradiert wurde und nach einer Rücken-OP erneut lange ausfällt, ist fraglich, ob er bei der WM 2026 endlich sein erstes großes Turnier als Stammkeeper spielen kann. "Für Marc ist es total bitter gelaufen. Ich habe einen super Austausch mit ihm, er kann die Situation richtig einschätzen", so der Bundestrainer.
Nagelsmann gab sich optimistisch, dass er mit ter Stegen kommenden Sommer als Nummer eins planen kann. "Am Ende ist er unsere Nummer eins, wenn er gesund ist und wenn er im Verein die Nummer eins ist. Natürlich muss Marc, wenn er wieder gesund ist, auch im Verein wieder eingesetzt werden und die Nummer eins sein. Das weiß er", schränkte der Bundestrainer jedoch ein.
In die WM-Qualifikation wolle er vorerst mit einem anderen Stammkeeper gehen: "Stand jetzt ist er nicht unsere Nummer eins, weil er nicht spielen kann. Das ist ein anderer, den will ich aber jetzt nicht verraten." Eine Überraschung sei die Nummer eins für die WM-Quali aber nicht. Vieles spricht hier für Hoffenheims Oliver Baumann.
Oder könnte Manuel Neuer für die WM doch noch zum ernsthaften Thema werden? "Manuel hat eine sehr gute Klub-WM gespielt. Es gab eine Entscheidung, die im Gespräch mit ihm getroffen wurde. Jetzt gibt es die Überlegung nicht. Meine Gedanken sind, dass Marc im März zurückkommt und die WM spielen kann. Sollte das nicht funktionieren, haben wir noch viele andere Ideen im Kopf. Für uns sind die Torhüter kein Problemfeld", betonte Nagelsmann.
Sky-Reporter Michael Leopold sprach den Bundestrainer im Gespräch auch auf die jüngsten Aussagen von Matthias Sammer an. Sammer hatte die Bewertung der Heim-EM mit dem Viertelfinal-Aus gegen Spanien kritisiert, weil die Leistung des DFB-Teams als zu gut erachtet worden sei.
Nagelsmann habe mit Sammer über dieses Thema am Telefon gesprochen, verriet der Bundestrainer. "Generell fand ich extrem viele Dinge gut, über die er gesprochen hat, auch als Denkanstoß. Matthias wusste aber nicht, wie wir die EM intern bewertet haben. Er meinte auch mehr die mediale Betrachtungsweise", so Nagelsmann.
Ein Thema für Sammer war auch die Rückkehr zur "eigenen DNA" - also für das, wofür der deutsche Fußball überhaupt steht. Im Fokus dabei steht auch eine stabilere Defensive und die Bereitschaft, das eigene Tor zu verteidigen. Nagelsmann stimmte durchaus zu und meinte, er wünsche sich in manchen Teilen eine "altmodischere Betrachtungsweise". Als Beispiel nannte er das Thema Videoanalyse, bei der häufig mehr offensive Atkionen im Fokus stehen.
"Haben wir das Verteidigen verlernt?", fragte Leopold. "Verlernt haben wir es nicht", meinte Nagelsmann. "Was die fußballerische Qualität angeht, haben wir nicht die Breite wie die Franzosen, Spanier oder Portugiesen", erklärte der Bundestrainer. "Dennoch haben wir schon viele Spieler auf sehr hohem Niveau. [...] So ein Spieler wie Antonio Rüdiger, der einfach Bock hat zu verteidigen, von denen brauchen wir mehr als einen. Am Ende geht es auch darum, beide Dinge zu vereinen [defensive Stabilität und offensive Spielweise]."
"Finden wir genügend, die Lust aufs Verteidigen haben und das auch qualitativ liefern können, bis zur WM?", fragte Leopold. "Ja, die finden wir", gab sich Nagelsmann optimistisch. Mit Blick auf die WM gelte es, nicht "die 23 besten Spieler zu finden", sondern die Spieler, die am besten ins Teamgefüge passen und "den nötigen Hunger" haben. "Wir versuchen die Rosinen rauszupicken und die Spieler zu finden, die auch die nötige Resilienz haben", führte der Bundestrainer aus. Entwickeln könne er diese Spieler aber beim DFB-Team nur bedingt, die Grundlage müsse in den Klubs gelegt werden, wo sie auch die nötige Spielzeit brauchen. Einmal mehr appellierte Nagelsmann an die Klubs, auch jüngeren Spielern die nötigen Einsatz-Chancen zu geben.