
Miasanrot
·30 Juli 2025
Luis Díaz: Ist er der Schlüssel, den der FC Bayern gesucht hat?

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·30 Juli 2025
Luis Díaz wechselt zum FC Bayern München. Nach wochenlangen Spekulationen wurde der Deal heute offiziell bestätigt. Doch wer ist der kolumbianische Wirbelwind, der nun die bayerischen Flügel beflügeln soll?
Von Andreas und Kasimir
Luis Fernando Díaz Marulanda, kurz Luis Díaz, ist ein 28-jähriger kolumbianischer Nationalspieler, der sich in den letzten Jahren zu einem der spannendsten Flügelspieler im Weltfußball entwickelt hat. Sein Wechsel zum FC Bayern markiert einen weiteren Höhepunkt in einer Karriere, die ihn von bescheidenen Anfängen in Kolumbien bis in die europäische Spitze geführt hat.
Díaz‘ Reise begann bei Barrancas FC in seiner Heimat Kolumbien, wo er schnell sein außergewöhnliches Talent unter Beweis stellte. Von dort wechselte er zu Atlético Junior, einem der größten Vereine des Landes, wo er sich als Stammspieler etablierte und erste Titel gewann. Sein europäisches Abenteuer begann 2019 beim FC Porto.
In Portugal reifte Díaz zu einem Topspieler heran und wurde zu einem der begehrtesten Talente auf dem Kontinent. Seine beeindruckenden Leistungen in der Primeira Liga und der Champions League zogen die Aufmerksamkeit der europäischen Elite auf sich (125 Spiele und 60 Scorerpunkte), und im Januar 2022 sicherte sich der FC Liverpool seine Dienste in einem spektakulären Transfer.
Bei Liverpool eroberte Díaz die Herzen der Fans im Sturm. Seine Energie, sein Dribbling und seine Torgefahr machten ihn schnell zu einem Liebling der Anfield Road (insgesamt 148 Spiele und 64 Scorerpunkte).
In der vergangenen Saison 2024/25 absolvierte Luis Diaz 50 Pflichtspiele für die Reds. Dabei erzielte er 17 Tore und bereitete 8 weitere Treffer vor. Das ist ein durchaus beeindruckender Wert, der seine Klasse und Konstanz unterstreicht.
Díaz ist primär auf dem linken Flügel beheimatet, kann aber auch in der Mitte oder auf der rechten Seite eingesetzt werden. In der abgelaufenen Meistersaison des FC Liverpool stand er aufgrund eines fehlenden Topstürmers in 15 Partien als Mittelstürmer für die Reds auf dem Platz. Mit 8 Toren und 1 Vorlage deutete er durchaus sein Potenzial in dieser Rolle an. Besonders sein Dreierpack beim 4:0-Sieg in der Champions League gegen Bayer Leverkusen diente als Paradebeispiel für seine Qualitäten im Zentrum.
Der FCB verpflichtet mit Díaz somit nicht nur einen möglichen Nachfolger für Leroy Sané, sondern auch einen potenziellen Backup für Harry Kane – eine Rolle, die nach den Abgängen von Thomas Müller und Mathys Tel vakant ist. Vor allem wenn kein weiterer Stürmer (etwa Nick Woltemade) mehr verpflichtet wird.
Díaz’ größte Stärke ist jedoch die linke Flügelposition, wo er mit seinem Dribbling extrem schwer vom Ball zu trennen ist. Er besitzt die Fähigkeit, Gegenspieler im Eins-gegen-Eins auszutanzen, ist beidfüßig und kann sowohl zur Grundlinie durchbrechen, um Flanken zu schlagen, als auch nach innen ziehen, um den Abschluss zu suchen.
Sein Spiel ist geprägt von hoher Intensität, unermüdlichem Einsatz und einem ausgeprägten Offensivdrang. Er ist nicht nur ein Torschütze, sondern auch ein exzellenter Vorbereiter, der mit präzisen Pässen und Übersicht seine Mitspieler in Szene setzen kann. Zudem arbeitet er auch defensiv zuverlässig mit, was ihn zu einem modernen Flügelstürmer macht, der das komplette Paket bieten kann.
Bei Bayern wird er aller Voraussicht nach eine Schlüsselrolle in der Offensive einnehmen. Er dürfte auf dem linken Flügel gesetzt sein und könnte mit seiner Dynamik und seinem Tempo das Spiel der Bayern unberechenbarer machen.
Bei einem Blick auf die 13 Premier-League-Tore von Luis Díaz in der vergangenen Saison (ausgewertet unter anderem von NBCSports) überzeugt der Kolumbianer durch intelligente Laufwege, mit denen er nicht nur sich selbst in Position bringt, sondern auch Räume für Mitspieler schafft. Díaz ist kein Spielmacher im klassischen Sinn, aber sein Spiel lebt von Bewegung und Übersicht.
Insbesondere im hohen Pressing zeigte er sich aggressiv und effektiv, gewinnt viele Zweikämpfe am Boden und denkt auch defensiv mit. Wenn Alphonso Davies (wieder zurück ist) und weit aufrückt, wäre Díaz einer der Ersten, der absichert und konsequent mit zurück arbeitet.
Insgesamt dürften also vor allem Jamal Musiala und Alphonso Davies nach ihrer Rückkehr von seiner Spielweise profitieren, aber auch Harry Kane wird Gefallen daran finden. Denn Díaz bevorzugt direkte Kombinationen, spielt schnelle Ablagen und sucht konsequent die Räume hinter der Abwehr. Coman und Gnabry werden sich – wenn alle fit sind – auf der linken Seite vorerst wohl hinten anstellen müssen. Zu Beginn der Saison sind aber zahlreiche Variationen im Offensiv-Spiel denkbar.
Bis auf eine sechsmonatige Pause aufgrund eines Außenbandrisses im Knie im Jahr 2022 ist der Kolumbianer bislang weitgehend verletzungsfrei geblieben. In sieben Jahren als Profi verpasste er insgesamt lediglich acht Partien. In den vergangenen zwei Saisons kam er in Verein und Nationalteam auf rund 9.000 Einsatzminuten, ein Zeichen für seine Belastbarkeit und Konstanz.
In puncto Verfügbarkeit bringt Díaz zweifellos etwas mit, was bei einem Blick auf die wiederkehrenden Verletzungsausfälle von Spielern wie Serge Gnabry oder Kingsley Coman zuletzt gefehlt hat. Doch kann Díaz auch in seinen Leistungen die erhoffte Stabilität liefern, die anderen Flügelspielern des FC Bayern immer wieder abgesprochen wurde und die Neuzugang Michael Olise zuletzt eindrucksvoll unter Beweis stellte?
Ein Blick auf seine Scorerpunkte in der Premier League und Champions League der vergangenen Saison zeichnet ein differenzierteres Bild: Díaz erzielte 18 seiner insgesamt 24 Scorerpunkte in lediglich 17 von 45 Spielen – das entspricht 75 % seiner Scorer in knapp 38 % der Einsätze. Auffällig sind dabei zwei „heiße Phasen“ in der Liga sowie ein Ausreißerspiel mit drei Treffern gegen Bayer Leverkusen in der Königsklasse.
Unterm Strich bringt Díaz zwar eine starke Anzahl an direkten Torbeteiligungen mit, ob er jedoch auch die in München so dringend gesuchte Konstanz in Hinblick auf Leistungsstabilität über eine gesamte Saison hinweg liefern kann, bleibt eine offene Frage.
Mit 28 Jahren befindet sich Díaz in einem Alter, in dem viele Spieler ihr Topniveau noch über Jahre halten können, trotzdem ist die Ablöse für einen Spieler diesen Alters zu hoch. Zurecht gab es deshalb auch Diskussionen über die Ablöse, allerdings dürfte Díaz aufgrund seiner Fähigkeiten schnell im Team funktionieren. Beim Vertrag gibt es Spekulationen, ob er eines Tages in Richtung Saudi-Arabien wechseln könnte, möglicherweise sogar mit entsprechender Klausel. Doch aktuell gilt er als äußerst teamloyal und dürfte beim Rekordmeister fest mit einem langfristigen Engagement planen.
Kolportiert werden in den Medien eine feste Ablösesumme von 67,5 Millionen Euro, zuzüglich Bonuszahlungen, die den Deal auf bis zu 75 Millionen Euro erhöhen könnten. Teurer waren für den FC Bayern bislang lediglich Harry Kane (95 Mio. Euro Ablöse) und Lucas Hernández (80 Mio.). Laut thisisanfield.com gab es vor dem Wechsel wohl zwei Versuche von Liverpool mit Díaz zu verlängern.
Es berichteten unter anderem Paul Joyce von der Times, dass diese beiden Versuche scheiterten: „Es ist bekannt, dass eine unüberbrückbare Lücke zwischen den Angeboten von Liverpool und den Forderungen von Díaz’ Berater bestand“, erklärte Joyce. Beim FCB war man offensichtlich bereit, diese Forderungen zu erfüllen.
Der Außenstürmer ist vielleicht nicht der absolute Superstar-Transfer, den viele im Umfeld der Münchner zum Beispiel mit dem sehr viel jüngeren Florian Wirtz verbunden hätten. Aber er ist klar mehr als nur ein Lückenfüller. Im Vergleich zu den bisherigen Flügelspielern kann er frische Impulse geben und erweitert zeitgleich die taktischen Möglichkeiten von Vincent Kompany.
Auch wenn seine Spiel-Daten denen eines Leroy Sané aus der letzten Saison sehr ähnlich sind: Leroy Sané erzielte 18 Scorerpunkte (13 Tore, 5 Vorlagen) in 45 Einsätzen und benötigte dafür im Schnitt 132 Minuten pro Scorerpunkt, bei Díaz gab es alle 133 Minuten einen Scorerpunkt. Sané hätte vermutlich in ähnlichen Gehaltsdimensionen (weiter)gespielt, aber durch die Ablöse ist Díaz natürlich insgesamt deutlich teurer.
Dabei ist Sané ziemlich genau ein Jahr älter als Díaz. Es ist Letzterem zu wünschen, dass er eher „seine“ Seite bei den Bayern findet, als Leroy Sané. Und vermutlich ist es auch müßig, ein „was-wäre-wenn“-Szenario zu durchspielen, allerdings hilft das bei der finanziellen Bewertung des Transfers.
Klar ist: Díaz wird dem FCB nicht allein und auf einmal zur europäischen Spitze verhelfen, dazu ist mehr Strategie und Planung notwendig, doch er ist eine sinnvolle und sofort wirksame Verstärkung, die allerdings ihren (hohen) Preis hat. Ob dieser Preis mit dem Alter von 28 Jahren gerechtfertigt ist, muss sich dann zeigen.