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·28 November 2024
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Kylian Mbappé liegt am Boden, muss sich aber schnellstmöglich aufrappeln und aufstehen – Foto: Denis Doyle/Getty Images
Während direkt nach dem Abpfiff beinahe alle Spieler von Real Madrid zum Gästeblock liefen, um sich bei den Fans für die Unterstützung bei der Champions-League-Niederlage in Liverpool zu bedanken, ging Kylian Mbappé schnurstracks in Richtung Kabine. Eine Szene mit Symbolcharakter – der französische Stürmerstar gibt derzeit kein gutes Bild ab und ist vor allem mit sich selbst beshäftigt. Zuvor gelang dem 25-Jährigen während der 90 Minuten in Anfield schlicht und ergreifend nichts – kein Tor, kein Assist, kein Key-Pass, kein Abschluss aus dem Spiel heraus, 15 Ballverluste und zu allem Übel verschoss er den Elfmeter, der den Blancos das 1:1 gebracht hätte (61.). Der rabenschwarze Auftritt am Mittwochabend steht stellvertretend für den bisher völlig verunglückten Saisonverlauf des Franzosen in Madrid.
Szenen nach Abpfiff
Kommentare des filmenden Fans, Youtuber Javier Caireta-Serra:
Dabei war Mbappés direkter Start bei Real überhaupt nicht schlecht, ja sogar vielversprechend. Er traf in seinem allerersten Auftritt im weißen Trikot und holte mit dem UEFA Super Cup auch gleich den ersten Titel mit den Blancos. In den ersten Ligaspielen stotterte es zwar etwas, doch anschließend erzielte der Weltmeister von 2018 ab dem 1. September acht Treffer und lieferte zwei Torvorlagen – er schien halbwegs angekommen zu sein. Doch dann kam der 26. Oktober und der erste Clásico der Saison, der scheinbar alles veränderte. Bei der 0:4-Blamage gegen den Erzrivalen aus Katalonien hätte Mbappé allein in der ersten Hälfte das Spiel zu Gunsten der Königlichen entscheiden können, doch entweder stand er im Abseits – ganze acht Male – oder verschoss reihenweise aus besten Abschlusspositionen. Nur wenige Tage später wiederholte sich das Muster beim CL-Spiel gegen Milan, wo Reals neuer Stürmerstar ebenfalls etliche Großchancen nicht verwandeln konnte. Seitdem konnte der französische Nationalspieler nur noch ein einziges Tor erzielen, tauchte immer mehr ab, wobei die desaströse Vorstellung in Liverpool den vorläufigen negativen Höhepunkt der Misere darstellt. Dabei sind seine Saisonzahlen alles andere als desaströs und zumindest solide, doch der Eindruck der letzten Wochen überlagert alles.
Mbappés Zahlen 2024/25
Real Madrid steht weiterhin geschlossen hinter seinem neuen Star. So betonte Präsident Florentino Pérez auf der Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag wiederholt, welche Mühen und Anstrengungen Mbappé unternommen hatte, um endlich nach Madrid wechseln zu können, während sich Carlo Ancelotti nach der Niederlage in Anfield demonstrativ hinter seinen Spieler stellte: „Die Medizin lautet Geduld (…). Er hat die Unterstützung aller. Wir müssen nach vorne blicken, bald wird es besser klappen und dieser Moment wird offensichtlich vorübergehen.“ In die gleiche Kerbe schlug auch Kapitän Luka Modrić, der Mbappé im Namen der Mannschaft öffentlich uneingeschränktes Vertrauen sowie die Zuversicht aussprach, dass der Stürmer bald das sein werde, was von ihm erwatet wird. Real Madrid macht es genau richtig!
Dieser demonstrative Schulterschluss des Klubs mit dem kriselnden Superstar ist aus meiner Sicht das einzig richtige Vorgehen in der jetzigen Situation, denn es ist offensichtlich, dass es sich bei Mbappé derzeit ausschließlich um eine mentale Krise handelt. Kein absägen, anzählen oder degradieren auf die Bank! Scheinbar hat vor allem der glücklose Clásico Spuren bei ihm hinterlassen, denn seitdem hadert er immer mehr mit sich selbst und das Selbstvertrauen scheint inzwischen auf dem Nullpunkt angelangt zu sein, was am deutlichsten in Liverpool – nicht nur beim verschossenen Strafstoß – zu beobachten war. Ihn jetzt von der Vereinsseite anzuzählen, wäre vollkommen kontraproduktiv, zumal es auch einfach viel zu früh ist, irgendwelche abschließenden Urteile zu fällen. Dass dem Franzosen momentan so gut wie nichts gelingen will, liegt mit Sicherheit nicht am Mangel an Talent und Qualität, denn dafür hat der gebürtige Pariser in den vergangenen Jahren viel zu häufig auf höchstem Niveau und auf allergrößten Bühnen bewiesen, was er kann – und er kann bekanntlich außergewöhnlich viel, mehr als die meisten anderen Spieler auf dem Planeten. Solche Fähigkeiten verschwinden nicht über Nacht, sodass versprungene Bälle, missglückte Dribblings und hektische Abschlüsse nur einer mentalen Krise geschuldet sein können.
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Etwaige Parallelen mit Eden Hazard, dem größten Fehleinkauf in Real Madrids Historie, verbieten sich und sind völlig fehl am Platz – noch! Denn im Gegensatz zum Belgier, der als satter Endzwanziger in einer miserablen körperlichen Verfassung an die Concha Espina wechselte, ist Kylian Mbappé nachweislich ein Vollprofi im allerbesten Fußballeralter, dem es sicherlich nicht an Ehrgeiz, Ambition und Trainingsarbeit mangelt. Selbst in diesen mehr oder weniger glücklosen vier Monaten hat der ehemalige PSG-Spieler mehr gezeigt und mehr Tore erzielt, als es Hazard in vier Jahren getan hatte. Ebenso wenig hilfreich sind Vergleiche mit Cristiano Ronaldo, der 2009 in einem ähnlichen Alter wie der Franzose zu den Blancos kam, und mehr oder weniger auf Anhieb funktionierte. Es sind unterschiedliche Situationen und Umstände, unterschiedliche Charaktere, vor allem ist es aber schlicht unfair, irgendjemanden an Cristiano Ronaldos Ära bei den Königlichen zu messen – dem Vergleich kann kein Spieler der Welt standhalten.
Gleichzeitig ist Mbappé selbst allerdings jetzt in der Bringschuld. Über mangelnde Unterstützung seitens des Vereins kann er sich nicht beklagen, und auch der Madridismo geht immer noch ziemlich gnädig mit ihm um. Nun muss er es aber schaffen, sich aufzurappeln und sich selbst zu helfen, um der Mannschaft helfen zu können, die ihn gerade in den kommenden Wochen so dringend brachen wird. Nach dem Ausfall von Vinícius Júnior muss Mbappé derjenige sein, der die Offensive der Königlichen in einer entscheidenden Phase der Saison – vor allem in der Champions League – auf seinen Schultern trägt. Das Team braucht jetzt seine Tore, seinen alten Esprit und seine Führungsqualitäten. Persönlich habe ich keinen Zweifel daran, dass Mbappé das auch schaffen wird. Er benötigt ein paar Erfolgserlebnisse in Form von Toren und gelungenen Aktionen, und dann kann es sehr schnell gehen, dass wir endlich den alten Kylian Mbappé im weißen Trikot sehen. Das Liga-Heimspiel gegen Getafe am Sonntag wäre dafür ein guter Anfang. Klar ist aber: Es liegt vor allem an ihm – er muss jetzt bedingungslos liefern!
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