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·26 Agustus 2025

Kommentar nach Oviedo: Real muss Vinícius schützen

Gambar artikel:Kommentar nach Oviedo: Real muss Vinícius schützen

Vinícius Júnior wurde auch in Oviedo permanent ausgebuht und beleidigt, ohne konkreten Anlass – Foto: Getty Images

Ein Einsatz, auf den ich mich lange und besonders gefreut hatte: Real Madrids erstes Auswärtsspiel der neuen Saison und Real Oviedos erstes LaLiga-Heimspiel nach über 24 Jahren – passenderweise ging es auch am 10. Juni 2021 gegen die Königlichen aus Madrid. Um so viele Eindrücke wie möglich einzufangen, war ich schon am  vergangenen Sonntagmittag in die Hauptstadt Asturiens angereist und wurde nicht enttäuscht. In der ganzen Stadt waren eine enorme Euphorie ob der Rückkehr des Traditionsvereins ins Oberhaus sowie große Vorfreude auf das Spiel gegen den Rekordmeister zu beobachten. Besonders auffällig: Man ist in Oviedo Real Madrid gegenüber grundsätzlich sehr wohlgesonnen, beinahe freundschaftlich eingestellt. Nicht zuletzt, weil die Blancos sich 2012 mit 100.000 Euro an der Rettung des damals vor dem finanziellen Kollaps stehenden Klubs beteiligten.


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Im Stadion selbst wurde dieser Eindruck zusätzlich bestätigt, denn es waren weder Anti-Real-Gesänge noch etwaige Beleidigungen in Richtung des Hauptstadtklubs zu vernehmen, wie es ansonsten bei beinahe jedem LaLiga-Auswärtsspiel der Blancos der Fall ist. Umso überraschter war ich, als kurz vor Spielbeginn die Aufstellung der Königlichen vom Stadionsprecher vorgelesen wurde – die Madrid-Startelf wurde seitens des Oviedo-Anhangs teilnahmslos zur Kenntnis genommen, als aber die Auswechselspieler genannt wurden, pfiff beim Namen Vinícius Júnior urplötzlich das ganze Stadion lautstark. Als der Brasilianer dann in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, gab es nicht nur Pfiffe, sondern die ganze Arena flippte regelrecht aus und belegte den Real-Spieler mit übelsten Beleidigungen. Erstaunlich, nicht nur aufgrund der bereits erwähnten Sympathien der Hausherren gegenüber Real, sondern vor allem auch deshalb, weil Vinícius noch nie zuvor gegen, geschweige denn in Oviedo gespielt hatte. Es gab also keine Vorgeschichte und auch keinerlei Provokationen seitens des Brasilianers vor oder während des Spiels bis zur Einwechslung. Die Beleidigungsorgie – ohne rassistische Hintergründe – setzte sich anschließend bei jedem Ballkontakt Vinís fort, und dabei waren die inzwischen aus anderen Stadien bekannten Strandbälle und die „Balón de Playa“-Gesänge noch das Freundlichste. Als Reals Nummer 7 kurz vor Schluss erst das zweite Mbappé-Tor vorbereitete und dann selbst zum 3:0 traf, überschlugen sich nochmals die Ereignisse: Zunächst flog nach dem 2:0 von den Rängen eine Flasche in Richtung des jubelnden Vinícius, der den Schiedrichter explizit darauf hinwies, und der es sich dann nach seinem Tor in der Nachspielzeit nicht nehmen ließ, ein wenig provokativ darauf und die zuvor anhaltenden Beleidigungen zu reagieren.

Diese etwas ausführliche Schilderung der Geschehnisse ist im Gesamtkontext der (nicht nur) aktuellen Debatten um Vinícius Júnior, die in der spanischen Öffentlichkeit stattfinden, sehr wichtig. Denn einen Tag nach dem Spiel überschlugen sich Zeitungen, Zeitschriften, Portale und Fernsehformate in Kritik – nicht etwa an Oviedo-Fans, sondern ausschließlich am angeblich inakzeptablen Verhalten des Brasilianers. Die Rede ist von „erneuten Provokationen des Unbelehrbaren“, teilweise wird dem 25-Jährigen sogar „soziale Inkompetenz“ unterstellt. Von den zahlreichen, durch absolut nichts ausgelösten Beleidigungen von den Rängen, die einer kleinen, provokativen Geste – Vinícius formte nach dem Torjubel mit seinen fingern eine Zwei, mit der er Oviedos Fans symbolisch zurück in die Zweite Liga schicken wollte – vorausgingen, ist in spanischen Medien hingegen nichts zu lesen oder hören. Jemand, der das Spiel und diese Vorfälle nicht gesehen hatte, könnte den Eindruck gewinnen, dass der Oviedo-Anhang nur auf Provokationen seitens des Spielers reagiert hatte. Dabei war es genau umgekehrt.

Dieses traurige öffentliche Schauspiel findet im Land des Europameisters bereits seit geraumer Zeit statt, oder um es beim Namen zu nennen: Gegen Vinícius läuft eine widerwärtige mediale Kampagne! Als es vor einigen Jahren die ersten üblen Beleidigungen auf rassistischer Basis gegen Reals Brasilianer in Valencia oder bei Stadtrivale Atlético gab, wurde das von den meisten spanischen Medien im besten Fall zunächst verharmlost, in manchen Fällen sogar totgeschwiegen, während der Spieler selbst regelmäßig als Hitzkopf und unkontrollierbar dargestellt wurde. Welche langfristigen Auswirkungen diese vereinfachte, einseitige, ja verfälschte Darstellung der Dinge haben kann, spiegeln am besten die Vorfälle vom Sonntag aus Oviedo wider, wo das einheimische Publikum, das keinerlei Rivalität oder Antipathie Real Madrid gegenüber hegt, das Vinícius Júnior noch nie hat live spielen sehen, dem allgemeinen Narrativ vom „Provokateur“ Vinícius erlag und diesen über zwei Stunden ohne jeden Anlass aufs Übelste beschimpfte und beleidigte. Ist es nicht komisch und indikativ, dass es diese Probleme nur in Spanien selbst gibt? Bei Champions-League-Auswärtsspielen wird Viní in der Regel wie jeder andere gegnerische Spieler auch behandelt, natürlich auch ausgepfiffen, wenn er das entscheidende Tor schießt – nicht mehr, nicht weniger.

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Und hier jetzt ist aus meiner Sicht der Verein Real Madrid erneut gefragt: Im Falle der bereits bekannten rassistischen Vorfälle stellten sich die Königlichen in der Vergangenheit uneingeschränkt vor den eigenen Spieler, wurden auch juristisch tätig, was schließlich in mehreren Gerichtsurteilen gegen diverse Valencia- und Atlético-Anhänger mündete, die mit Stadionverboten, Geld- und sogar Gefängnisstrafen belegt wurden. Natürlich sind die aktuellen Geschehnisse kein Fall für die Justiz, doch der Verein könnte und sollte seine mediale Reichweite nutzen, um darauf hinzuweisen, dass Vinícius Júnior seit geraumer Zeit Opfer einer widerwärtigen Hetzjagd ist, die weder durch seine unnötigen Schwalben oder provokative Torjubelszenen zu rechtfertigen ist. Das eine hat mit dem anderen schlicht und ergreifend nichts zu tun, es geht vor allem um das Wirken eines Großteils der Medien, die durch einseitige und voreingenommene Berichterstattung aus dem Brasilianer eine Art Monster erschaffen haben, was primär menschlich nur zu verurteilen und in meinen Augen völlig inakzeptabel ist. Anstatt die eigenen medialen Ressourcen fast ausschließlich darauf zu verwenden, die mittlerweile unnötigen und ziemlich kontraproduktiven Schiedsrichter-Videos zu verbreiten, könnte und sollte Real Madrid sachlich und argumentativ auf das verfälschte öffentliche Bild des eigenen Starts hinweisen und dagegen steuern. Das würde in meinen Augen Vinícius nur stärken und ihm – wie schon in der Vergangenheit – das Gefühl der uneingeschränkten Solidarität durch den Verein geben. Und für Viní selbst wünsche ich mir, dass er auf alles, was ihn noch im Laufe der Saison in gegnerischen Stadien erwartet, auf die einzig richtige Art und Weise antwortet – mit Toren und Vorlagen. Und dann darf er gerne auch tanzen und den Finger heben. Oder zwei, wie am vergangenen Sonntag.

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