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·7 Juli 2025
In diesem Bayern-Kader steckt der Wurm drin

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·7 Juli 2025
Ja, Bayern München und Borussia Dortmund sind im WM-Viertelfinale ausgeschieden. Aber die Klub-WM entschädigt die zwei Bundesligisten großzügig: Umgerechnet um die 50 Mio. Euro hat ihnen die Teilnahme am US-Turnier gebracht. Mit der Finanzspritze bekommen ihre Kader die offenbar notwendige Injektion in der Transferperiode. Indes: Eines ist nicht käuflich.
Und das ist: Killer-Instinkt. Wenn das Spiel Spitz auf Knopf steht, fehlt beiden Mannschaften eine Eigenschaft, die große Teams von großartigen Teams unterscheidet. In der Fußballersprache redet man dann von den „letzten zehn Prozent, die man rauskitzeln muss“. Als Bayern am Samstag gegen PSG gekitzelt wurde, kam da nicht mehr viel. Und schon gar keine zehn Prozent.
Zugegeben, die Bayern spielten gut und etliche Torchancen gegen Paris Saint-Germain heraus. Aber in entscheidenden Momenten verdaddelt Harry Kane im Mittelfeld den Ball (vorm 0:1) oder wackelt Serge Gnabry orientierungslos durch den eigenen Strafraum (vorm 0:2). Mit solchen Schnitzern hat man gegen den aktuellen Champions-League-Sieger keine Chance.
So bleibt Bayern trotz Top-Prämie nur eine deprimierende Bilanz. In fünf WM-Spielen gelang nur ein einziges zu Null, und das beim 10:0 gegen die Halbprofis von Auckland City. Den einen Kantersieg abgezogen, bedeutet das: im Schnitt 1,5 Gegentore pro Spiel. 40 Prozent aller Spiele gingen verloren. Das ist nicht Bayern-like und passt zur jahrelangen Tendenz.
Seit dem Champions-League-Sieg 2020 kein Halbfinale im DFB-Pokal mehr und nur ein einziges in der Königsklasse: Das ist beschämend für einen Kader mit dem Marktwert von fast einer Milliarde Euro (exakt 892 Mio. Euro) und mit Personalkosten jenseits des Vorstellbaren. Vier Deutsche Meisterschaften können den ambitionierten Klubbosse nur ein schwacher Trost sein.
Zu viele Ergebnisse, die vorige Saison zwischendurch passierten, zeichnen ein erschreckendes Bild: 0:3 gegen Feyenoord Rotterdam, 1:1 gegen Celtic Glasgow, 1:2 und 2:2 gegen Inter Mailand – sogar der brave Kicker verlangt „zwingend eine rigorose Aufarbeitung“. Sportvorstand Max Eberl dürfe mit seiner Schönrednerei („fehlten nur Details“) nicht durchkommen.
Dortmund ist da nicht besser. Der Erfolg erschöpft sich in der permanenten Qualifikation zur Champions League, zuletzt dank Schlussspurt mit dem neuen Trainer Niko Kovac. Als ein Sieg 2023 zur Meisterschaft reichte, versagten die Nerven am letzten Spieltag gegen Mainz. Als Real Madrid im Champions-League-Finale 2024 besiegbar schien, fiele die Gegentore zum 0:2.
Bayern aber kann sich nicht damit herausreden, dass Borussia Dortmund jetzt im WM-Viertelfinale (2:3 gegen Real Madrid) ebenfalls ausgeschieden ist. Wenn sich der Rekordmeister immer als eine Klasse für sich definiert, muss er den Befund in seiner Absolutheit schlucken: Der aktuelle Kader reicht nicht für die Spitze im europäischen Fußball. Die Mannschaft ist zu schwach.
Dass Jamal Musiala mit seiner erneuten Verletzung (Wadenbein gebrochen) monatelang ausfällt, verschlimmert die Situation doch. Serge Gnabry ist kein adäquater Ersatz. Wo andere Top-Teams wettbewerbsfähige B- und C-Spieler ins Rennen schicken, pfeift Bayern aus dem letzten Loch. Und es ist kein Plan erkennbar, dass sich der Missstand in absehbarer Zeit ändert.
Es ist fatal, wenn Eberl nach dem WM-Aus zum Besten gibt: „Wir haben das Gefühl bei der Kaderplanung, dass wir nicht so viel machen müssen.“ Ein „Anpassen“, wie er sagt, reicht aber nicht. Er wolle „nicht auf jede Verletzung reagieren“. Für diese Haltung gibt es zwei Erklärungen: Entweder ist das eine Durchhalteparole, weil kein Geld da ist, oder Realitätsverweigerung.