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·27 Januari 2025

FC St. Pauli vs. 1. FC Union Berlin 3:0 – Reife Leistung!

Gambar artikel:FC St. Pauli vs. 1. FC Union Berlin 3:0 – Reife Leistung!

Dank einer erst abwartenden und später offensiv immer mutigeren und insgesamt sehr reifen Spielanlage gewinnt der FC St. Pauli verdient gegen den 1. FC Union Berlin.(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Die Partie des FC St. Pauli gegen den 1. FC Union Berlin klang vor Anpfiff nicht unbedingt danach, dass es einen offensiven Schlagabtausch geben würde. Schön war es natürlich trotzdem, wie griffig und gut organisiert der FCSP die unangenehme Spielweise der Berliner aufnahm. Und diese gelungene Arbeit gegen den Ball war dann auch entscheidend, dass der FC St. Pauli dieses Spiel auch in dieser Höhe verdient gewann.


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Die Aufstellung

Das „Bauchgefühl“ von Alexander Blessin hat ihm den Namen „Lars Ritzka“ zugeflüstert. Der gelernte Linksverteidiger kam erneut, wie auch bereits beim Spiel in Stuttgart, als Ersatz für Eric Smith in die Innenverteidigung. Ritzka übernahm den Posten hinten links, David Nemeth rückte dafür auf die rechte Innenverteidiger-Position, von wo Hauke Wahl ins Abwehrzentrum rückte.

Beim 1. FC Union Berlin gab es hingegen keine Veränderungen in der Startelf. Trainer Steffen Baumgart vertraute den gleichen elf Spielern, die in der Vorwoche beim 2:1-Erfolg gegen Mainz gestartet waren. Das Team ordnete sich zu Spielbeginn in einem 3-5-2 an, während der FC St. Pauli im 3-4-3 agierte.

Gambar artikel:FC St. Pauli vs. 1. FC Union Berlin 3:0 – Reife Leistung!

Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen 1. FC Union Berlin

FCSP: Vasilj – Nemeth, Wahl, Ritzka – Saliakas, Irvine, Sands, Treu – Guilavogui, Eggestein, Afolayan

FCU: Schwolow – Doekhi, Querfeld, Leite – Juranovic, Haberer, Kemlein, Skov – Schäfer, Jordan, Hollerbach

Erst anschauen, dann zustechen

Der FC St. Pauli startete gegen den 1. FC Union Berlin abwartend. Das war durchaus ungewohnt am Millerntor, aber ganz genau so gewollt. Alexander Blessin erklärte nach dem Spiel, dass man sich bewusst zum Ziel gesetzt hatte, Union in den Anfangsminuten den Ball zu überlassen. So entwickelte sich in eine Partie, die aus Sicht des FCSP eher den Charakter eines Auswärtsspiels hatte – was sich als genau die richtige Herangehensweise herausstellen sollte.Wie richtig dieser Ansatz war, fasste der gewohnt knurrige FCU-Trainer Steffen Baumgart nach Abpfiff in einem Satz zusammen: „Sie haben uns den Ball überlassen, aber Fußballspielen und kombinieren war heute nicht unser Ding.“

Viel Ballbesitz für Union, keine Torgefahr

Denn der viele Ballbesitz des 1. FC Union Berlin in den Anfangsminuten brachte eigentlich gar nichts. Weil der FC St. Pauli durch gute Positionierung die offensive Einfältigkeit des Gegners offenlegte. Das Aufbauspiel von Union hatte zwar einige Rotationen in vorderer Reihe, aber basierte dann doch auf einem ziemlich simplen Prinzip: Nach einigen Querpässen in der Innenverteidigung, sollte irgendwann ein langer Ball auf einen in die Tiefe startenden Offensivspieler folgen. Ab und an wurde zwar auch versucht, den Ball vor die Kette zu spielen, vor allem Schäfer bewegte sich oft im Zehnerraum. Doch nachdem der FC St. Pauli dem Gegner in wenigen Situationen klar aufzeigte, dass man in diesen Räumen sehr guten Zugriff hat und genau dort ziemlich gefährliche Bälle für eigene Umschaltmomente aufsammeln kann, beließ es Union lieber bei den langen Bällen.

Auf die Pässe hinter die eigene letzte Kette zeigte sich der FC St. Pauli ebenfalls gut vorbereitet. Allerdings war es keineswegs so, dass der FCSP sie auch immer gut verteidigt bekam. In der Erwartung von langen Bällen gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man versucht, Druck auf den Passgeber zu erzeugen, sodass keine kontrollierten langen Bälle gespielt werden können. Oder man versucht, die Tiefe gut zu sichern, am besten, indem man eine Überzahl in letzter Reihe hat und die Verteidiger im richtigen Moment „auf dem Sprung“ sind, um das Laufduell aufzunehmen und vor allem zwischen Angreifer und eigenem Tor positioniert zu sein. Zwar ließ der extrem defensiv eingestellte FC St. Pauli in den ersten 20 Minuten nicht viel anbrennen, doch Alexander Blessin erklärte später, dass es gerade zu Beginn nicht immer gelungen sei, die Räume zu schließen oder Druck zu erzeugen.

St. Pauli wird mutiger …

Der FC St. Pauli stand also die ersten 20 Minuten defensiv kompakt, legte genau darauf auch einen Fokus. Die rund 65 Prozent Ballbesitz von Union Berlin verpufften, die Gäste konnten damit zu wenig anfangen. Mit zunehmender Spieldauer wagte sich das Team dann aber auch immer mehr nach vorne. „Wir wollten aus der Kompaktheit heraus Chancen kreieren“, so Blessin. Das gelang – und wie! Ein erstes Ausrufezeichen setzte Morgan Guilavogui, der nach einer Ecke den Ball aus kurzer Distanz an die Latte setzte – zwar ging die Fahne des Schiedsrichterassistenten hoch, doch der Treffer hätte gezählt, Guilavogui stand nicht im Abseits. Eine Riesenchance.

Es folgten zwei Angriffe des FC St. Pauli, die in ihrer Struktur ähnlich waren. Beide Male agierte Johannes Eggestein in der Rolle als Relais-Station überragend. In der 29. Minute spielte sich der FCSP enorm gut hinten raus. Nach einer feinen Kombination im eigenen Drittel fand Hauke Wahl mit einem langen Ball Eggestein. Der FCSP-Angreifer behauptete den Ball, dribbelte sich von der rechten Seite wieder Richtung Zentrum und fand dann mit einem feinen Pass Jackson Irvine, der an FCU-Torwart Schwolow scheiterte. Es war die allererste gefährliche Aktion der gesamten Partie, der keine Standardsituation vorausging (ja, so arm an Offensivaktionen war das Spiel bis zu diesem Moment).

… und belohnt sich mit der 1:0-Führung

Zwei Minuten nach diesem Schuss von Irvine machte der FC St. Pauli gegen den Ball genau das, was Alexander Blessin von seinem Team sehen wollte: Union Berlin schlug einen langen Ball, den Lars Ritzka abfing. Es folgte ein Kampf um den zweiten Ball (weil Saliakas das Zuspiel von Ritzka etwas zu lässig weiterleiten wollte). Bei diesen Zweikämpfen blieb der FCSP griffig, sodass Saliakas erneut an den Ball kam. War die Situation bis dahin eher chaotisch, wurde es nun extrem strukturiert. Saliakas spielte zu Eggestein nach vorne, der klug mit einem Kontakt zu Irvine ablegte. Der FCSP-Kapitän nutzte seinen ersten Kontakt für ein starkes Zuspiel in den Lauf von Guilavogui, der dann rechts im Strafraum den Ball humorlos und (obwohl ins kurze Eck) unhaltbar ins Tor jagte. Den Pass von Saliakas, die folgende Aktion von Eggestein und die Laufwege von Irvine und Guilavogui – all das sah man nicht nur in dieser Partie, sondern bereits öfter in dieser Saison. Es ist also genauso einstudiert und gegen Union Berlin in Perfektion ausgespielt worden.

Gambar artikel:FC St. Pauli vs. 1. FC Union Berlin 3:0 – Reife Leistung!

Morgan Guilavogui hat gegen Union Berlin seine Saisontreffer vier und fünf erzielt und ist damit der aktuell beste Torschütze des FC St. Pauli.

St. Pauli dominiert Spiel kurz vor der Pause

Der Treffer war so etwas wie ein Wendepunkt in der Partie. Mit der 1:0-Führung im Rücken wurde der FC St. Pauli plötzlich extrem stark. Allerdings gab es kurz nach der Führung eine Situation, in der es im FCSP-Kasten hätte klingeln können. Denn in der 33. Minute gelang es Union das erste Mal, die letzte Kette des FCSP zu überspielen. Hollerbach kam, stark bedrängt von Ritzka, zum Abschluss, scheiterte aber an Nikola Vasilj. Der schnelle Ausgleich gelang also nicht – er wäre auch nicht verdient gewesen.

Nun wurde der FC St. Pauli mutiger, spielte richtig starken Offensiv-Fußball und wurde mehrmals nach Flanken gefährlich. Alleine Johannes Eggestein hatte in den letzten Minuten vor der Pause gleich drei Gelegenheiten. Die Nadelstiche, die der FC St. Pauli in diesem Spiel offensiv setzen wollte, sie kamen kurz vor Ende der ersten Halbzeit stakkato-artig. Über einen 0:2-Rückstand zur Pause hätte sich Union Berlin nicht beschweren dürfen.

Griffiger, abgeklärter, torgefährlicher

Zur zweiten Halbzeit musste der FC St. Pauli wechseln. Für Lars Ritzka ging es leider nicht weiter, ihm droht eine richtige Pause. Blessin erklärte nach Abpfiff, dass Ritzka ein Spannungsgefühl im Oberschenkel gespürt habe, welches sich vor allem bei längeren Sprints (was bei den vielen langen Bällen von Union ja häufiger der Fall war) gezeigt habe. Entsprechend habe ein weiterer Einsatz „keinen Sinn“ gemacht. Der FCSP-Coach erklärte, dass Ritzka diese Probleme aufgrund seiner vorherigen Rückenprobleme entwickelt habe und vermutete am Sonntag, dass nun eine Pause notwendig sein könnte. Total ärgerlich, weil Ritzka in der Innenverteidigung erneut ein richtig, richtig gutes Spiel machte.

Wahl rettet, Guilavogui legt nach

Der zweite Abschnitt startete mit einem Schocker für den FC St. Pauli: Irvine spielte im Sechserraum einen fürchterlichen Fehlpass im Spielaufbau und eröffnete so eine Chance für Jordan. Doch Hauke Wahl hatte etwas dagegen, schmiss sich in den Torschuss des Union-Angreifers und blockte diesen, sodass der Ball über das Tor ging. Diese Rettungsaktion feierte Wahl vor der Südkurve: „Wir Verteidiger schießen selten Tore“, sagte er selbst zu der Situation (vermutlich wohlwissend, dass das für ihn ganz besonders gilt), „das war für mich wie ein geschossenes Tor“. Wahl sagte auch, dass er die „Hauke, Hauke, Hauke“-Rufe von der Gegengerade (nach einer Behandlung gegen Ende des Spiels stand er gerade außerhalb des Feldes) als etwas ganz Besonderes empfunden habe: „Ich habe schon ein paar Jahre gespielt, aber sowas habe ich noch nie erlebt. Das war natürlich ein schöner Moment und hat die Schmerzen schneller wieder weggehen lassen.“

Doch bevor man auch nur irgendwie das Gefühl hätte bekommen können, dass das Team des FC St. Pauli nun Probleme bekommen würde, sorgte es für die Vorentscheidung. Ein langer Ball von Union prallte zu Irvine, der die Situation per Bogenlampe klärte. Erneut ist es Eggestein gewesen, der an der folgenden Kombination entscheidend beteiligt gewesen ist. Der FCSP-Angreifer nahm die Bogenlampe runter, passte zu Treu, der auf Weißhaupt weiterleitete. Der Neuzugang spielte zurück zu Eggestein, der den Ball dann perfekt in den Lauf des startenden Guilavogui spielte. Sein Schuss war zwar etwas zentral, aber Schwolow war vermutlich noch von der Schönheit der Kombination geblendet, reagierte auf den Abschluss in Form einer sich langsam senkenden Bahnschranke – 2:0!

Beste Stimmung auf der PK (und vermutlich auch auf der Heimreise)

Nach dem zweiten Treffer gab es erstmal etwas Leerlauf, das Tor war ein Wirkungstreffer. Dann aber brachte Steffen Baumgart zwei neue Spieler und stellte die Formation auf ein 4-3-3 um. Die Umstellung bot Union die Möglichkeit, die Außenbahnen leichter zu überladen und entsprechend von dort mehr Druck zu erzeugen. Auf eine solche Antwort hatte ich gehofft, als ich Baumgart auf der Pressekonferenz nach dem Spiel eine Frage zu dieser Änderung der Formation stellte. Aber der FCU-Trainer erweckte den Eindruck, er empfinde jede Frage als persönlichen Angriff. Danke jedenfalls für die erhellende Antwort „Ich habe offensiver gewechselt, um dann nochmal Druck auf den Gegner zu machen“, Herr Baumgart! Da wäre ich echt nicht drauf gekommen. Dass der Union-Trainer dann noch verteidigend ergänzte: „Das ist aus meiner Sicht ein normaler Wechsel, dass du nochmal guckst, dass du das Tor attackieren kannst“, lässt darauf schließen, dass die Stimmung auf der Rückfahrt nach Berlin wenig mit dem Vengabus gemein gehabt haben dürfte.

Zurück zum Spiel: Auch wenn sich das 2:0 fast schon wie eine Vorentscheidung anfühlte, gab es durchaus noch ein paar Momente, in denen es im letzten Drittel des FC St. Pauli kribbelte. Denn Union Berlin gelang es nach der Umstellung durchaus, etwas mehr Druck auf den FCSP zu erzeugen, konnte über die Außenbahn vermehrt ins letzte Drittel vordringen. Besonders Boukhalfa und Irvine hatten nun viel zu tun, um die Räume geschlossen zu halten. Was in dieser Phase gefiel, war das starke Zweikampfverhalten des FC St. Pauli. Denn sobald es dann wirklich ernst wurde, konnten die FCSP-Spieler immer wieder klären. Die Folge: Einige Standardsituationen für Union, von denen zwei (Kopfball Leite (81.) und Kopfball Rothe (84.)) gefährlich wurden.

Gambar artikel:FC St. Pauli vs. 1. FC Union Berlin 3:0 – Reife Leistung!

Jackson Irvine und Johannes Eggestein – Keine Torschützen, aber wichtige Impulsgeber für das Spiel des FC St. Pauli gegen den 1. FC Union Berlin.

Sinani stellt angemessenes Ergebnis her

Noch gefährlicher als das, was Union Berlin an Torchancen produzierte, waren die Umschaltmomente des FC St. Pauli. Nachdem Treu den Ball auf links gewann, traf Weißhaupt den Pfosten (67.), später chippte Afolayan den Ball etwas zu hoch, sodass dieser knapp drüber ging (82.). Beim Schlusspunkt der Partie passte dann aber alles: Guilavogui legte per Hacke zum eingewechselten Sinani, der (abgefälscht) zum 3:0 einschoss. Für die drei Punkte war das bereits egal (es lief ja die letzte Minute der Nachspielzeit), aber für das Torverhältnis gegenüber einem direkten Konkurrenten war dieser Treffer natürlich doppelt wertvoll. Außerdem hat diese wirklich starke Leistung des FC St. Pauli auch ein solch deutliches Ergebnis verdient.

Der FC St. Pauli gewinnt also das zweite „Sechs-Punkte-Spiel“ in Folge. In der Tabelle bedeutet das den Sprung auf Platz 13, vorbei an Union Berlin. Da Bochum und Heidenheim ihre Spiele verloren haben (Union ja auch) und Kiel sowie Hoffenheim „nur“ einfach punkteten, ist der FCSP im Tabellenkeller der große Gewinner des Wochenendes. Vielleicht noch wichtiger als die drei Punkte ist die reife Leistung, die der FC St. Pauli zeigte. Denn in der Hinrunde wurden solche Spiele oft verloren (dieser These werden wir uns im Laufe der Woche widmen). Doch ehe man sich nun ein wenig zurücklehnt, sollte man sich lieber die Worte von Alexander Blessin einprägen: „Das 3:0 tut gut – für heute können wir gutes Gefühl haben. Dann geht es aber weiter gegen Augsburg.“

Immer weiter vor!// Tim

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